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RETech-Konferenz

Entsorgungsbranche sucht Schulterschluss

Kompakt informieren

  • Die Abfallentsorgung steht bisher nicht im Fokus der Gebäudeplanung, auch nicht bei Projekten, die auf Ressourcen- und Energieeffizienz ausgelegt werden oder besonders smart sein wollen.
  • Dabei besteht weltweit ein riesiger Bedarf an Konzepten, Lösungen und Know-how-Transfer, um die Abfallentsorgung smart und zukunftsfähig zu machen.
  • Handlungsbedarf für Architekten und TGA-Planer werden sich aus der Einführung von BIM und Nachhaltigkeitskriterien ergeben.

Die zukünftige Entwicklung von Megacities wird in der vertikalen Ausrichtung liegen. Abfallwirtschaftliche Lösungskonzepte in Gebäudeplanung und Städtebau hinken dabei jedoch hinterher. Ohne Know-how-Transfer und Innovationsschübe aus der Gebäudeautomation, TGA-Fachplanung und Architektur sei eine Umsetzung der Abfallbewirtschaftung in Hochhäusern und Megacities bald nicht mehr realisierbar.

Mögliche Lösungskonzepte standen im November 2016 im Fokus der RETech-Konferenz, die im Rahmen der „Exportinitiative Umwelttechnologien“ vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wurde. Auf der Konferenz in Berlin berichteten Referenten aus internationalen Megacities, wie Hong Kong, Sao Paulo, Dubai, Singapur und New York, über ihre Erfahrungen und Konzepte und diskutierten gemeinsam mit 150 in- und ausländischen Gästen mögliche Lösungsansätze.

Planung ohne Abfall-Experten

Bei der Planung von Hochhäusern rücken Themen zum nachhaltigen und energiearmen Bauen verstärkt in den Fokus. Die Einbindung wirksamer Entsorgungs- und Recyclingprozesse in auf Ressourcen- und Energieeffizienz ausgelegten Smart-City-Konzepten ist demgegenüber bisher kaum erfolgt. In Deutschland geschieht dies allenfalls über Vorgaben zur Gestaltung von Abfallbehälterstandplätzen, die zum Beispiel in speziellen Abschnitten der Abfallentsorgungssatzung enthalten sein können.

Das German RETech Partnership, ein Netzwerk deutscher Unternehmen und Institutionen der Entsorgungs- und Recyclingbranche für den Export innovativer Technologien und für den Know-how-Transfer, sieht mit dem steigenden Bedarf an innovativen Abfallkonzepten einen großen Wachstumsmarkt.

Selten werden im Planungsprozess von Hochhäusern Experten der Abfallwirtschaft konsultiert und einbezogen, sodass später die für die Entsorgung vorgesehenen Einrichtungen ihren Zweck nicht vollumfänglich erfüllen können. Im Baurecht gibt es ebenfalls nur wenige Hinweise zum Abfallrecht. Handlungsbedarf bestehe demnach bei allen Marktbeteiligten, die das Problem der Einbindung von Entsorgungsstrukturen in die Architektur von Hochhäusern und in die Stadtplanung angehen. Somit wird die Entwicklung von Smart-City-Konzepten um das zukunftsträchtige Thema der Entsorgung, Kreislaufwirtschaft und sortenreinen Trennung erweitert.

„Es ist an der Zeit, die für das Abfallmanagement und das Recycling im Gebäude verantwortlichen Akteure (Gebäudemanager, Entsorgungsfirmen) mit Fachplanern und Architekten zusammenzubringen“, so Prof. Dr. Martin Faulstich, Technische Universität Clausthal und Geschäftsführer der Cutec GmbH. „Bereits bei der Planung von Hochhäusern und Megacities müssen neue Ansätze gefunden werden.“

Dazu könnte künftig die für öffentliche Gebäude vorgegebene Planung nach der BIM-Methode gehören. Der zwingende Hintergrund ist dabei nicht nur die Nachweisführung über den Lebenszyklus des Gebäudes, sondern auch die Realisierung einer nachhaltigen Verwertung und Entsorgung der Abfallströme mittels intelligenter Gebäudeplanung“, beschreibt Faulstich die Herausforderung aller Marktteilnehmer.

Innovationen verbinden

Im Wettbewerb innovativer Entsorgungskonzepte werden mit steigender Höhe von Gebäuden, der Khalifa Tower hält gerade mit 828 m den Weltrekord, neue Geschäftsmodelle und technische Umsetzungen notwendig, beschreibt Jamal Abdulla Lootah, CEO Imdaad LLC, Dubai, die Herausforderungen. Mehrfach für FM-Konzepte auf der FM Expo ausgezeichnet, hat sein Unternehmen für den Tower eine Fallstudie entwickelt. Dazu zählen unter anderem ein spezielles Transportsystem für Tücher und die Installation einer Abfallstation mit Schachtzugang je Etage.

In Zukunft könnte die Abfallentsorgung mit geschlossenen Shuttlesystemen auch über die Kanalisation erfolgen, so Szenarien der Berliner Stadtreinigungsbetriebe Abb. 2. Über Praxiserfahrungen mit pneumatischen Sammelsystemen berichtete Jonas Törnblom, Senior Vice President Envac Group, Schweden. Über 700 000 Apartments nutzen demnach das pneumatische Untergrund-Abfallsystem von Envac. Basierend auf einem automatischen System sei eine 24/7-Entsorgung am Ort gewährleistet. Als hermetisch geschlossenes Anlagensystem mit Rohren und Behältern sei es brandsicher und auch bei Hochwasser und Sturm geschützt. Im Brandfall könne zusätzlich Rauch über das System abgeführt werden Abb. 1.

Wolfram Spehr, spehrarchitekten, bestätigte in seinem Vortrag „Nachhaltige Gestaltung von Hochhäusern und Integration von Entsorgungseinrichtungen“, dass konzeptionelle Entwicklungen bei der planerischen Betrachtung derzeit noch fehlen. Wie bei der energetischen Berechnung und Planung müsse eine Integration der Entsorgungskonzepte in Hochhäusern und Megacities mit einer dynamischen Simulation geplant werden.Uwe Manzke, Berlin

RETech

German RETech Partnership vereint Unternehmen und Institutionen aus dem gesamten Bereich der Entsorgungs- und Recyclingbranche von der Sammlung und Logistik über die Behandlung bis zur Vermarktung sowie der Beratung, Planung, Forschung und Lehre. www.retech-germany.net

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