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Energie

Energiekosten der Industrie seit 2010 deutlich gesunken

© zhengzaishuru / iStock / Thinkstock
Kaum jemand klagt lauter über steigende Strompreise als die Verbände der Industrie, insbesondere die Interessenvertreter der energieintensiven Sektoren. Denn die Strompreise werden zu einem großen Teil nicht auf dem Markt, sondern in Berlin gemacht. Schnell drohen die Industrievertreter mit Abwanderung und Arbeitsplatzverlust und finden in zahlreichen Medien und in Berlin damit Gehör. Denn ohne Zweifel sind die Energiekosten der Industrie in Deutschland von großem wirtschafts- und energiepolitischem Interesse. Dies gilt insbesondere für die energieintensiven Sektoren der Industrie.

Trotz der Bedeutung muss man sich wundern: Zu den Energiekosten der Industrie existierten bisher keine zeitnahen Informationen. Im Rahmen der Kostenstrukturerhebung des Statistischen Bundesamtes wird zwar jährlich eine umfangreiche Erhebung im Verarbeitenden Gewerbe durchgeführt, deren Ergebnisse sind jedoch immer nur mit einer zeitlichen Verzögerung von rund zwei Jahren verfügbar. Offensichtlich war die Industrie auch nicht bemüht, ihre tatsächliche Situation mit einer eigenen Auswertung transparent zu machen.

Nun haben das Öko-Institut und das DIW Berlin im Auftrag der European Climate Foundation (ECF) einen Energiekostenindex für die deutsche Industrie entwickelt. Er ermöglicht eine Schätzung der aktuellen Energiekosten der Industrie mit einem Zeitverzug von nur etwa zwei Monaten. Der Index ist bis Juli 2016 gegenüber dem Jahr 2010 um 22 % gefallen. Diese Entwicklung geht in ungefähr gleichem Maße auf gesunkene Energiekosten und gestiegene Bruttoproduktionswerte zurück. Auch die absoluten Energiekosten sind gesunken, um rund 13 %.

Mit der Datengrundlage des Index können auch die Ursachen von Veränderungen in den Energiekosten analysiert werden. Hier zeigt sich beispielsweise, dass der zunehmende Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix in den letzten Jahren zu einer Senkung der Stromkosten der energieintensiven Industrie beigetragen hat. Dies erklärt sich dadurch, dass diese Sektoren vom preissenkenden Effekt der erneuerbaren Energien auf dem Großhandelsmarkt profitieren und größtenteils von der Zahlung der EEG-Umlage ausgenommen sind.

Es gibt sogar das folgende Ergebnis: „Der Energiekostenindex für die Sektorgruppe mit einer hohen Energieintensität ist seit dem Jahr 2010 am stärksten gesunken. Betrug der Indexwert im Jahresdurchschnitt 2010 definitionsgemäß 100 Punkte, so fiel er bis Juli 2016 auf 67,2 Punkte. Dies entspricht einer Reduktion von 32,8 %. […] Der Mittelwert des Anteils der Energiekosten an der Bruttowertschöpfung betrug im Januar 2010 rund 5,94 % in der energieintensivsten Gruppe. Dieser Anteil sank auf rund 4,03 % im Juli 2016.“

Der DIW-Wochenbericht 41/2016 mit der Veröffentlichung zum Energiekostenindex schließt so: „Sie [Anm.: die energieintensiven Industrien] profitieren somit davon, dass erneuerbare Energien einen senkenden Einfluss auf den Börsenpreis für Strom ausüben; gleichzeitig tragen die energieintensiven Industrien nur in geringem Maße zur Förderung der erneuerbaren Energien bei. Den Analysen im Rahmen des EKI zufolge haben sie demnach in den letzten Jahren vom Ausbau erneuerbarer Energien im Strombereich insgesamt profitiert.“ ■