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Heizungsbaubetrieb geht neue Wege

Mit Stroh gebaut

Bis zur Oberkante der Betonbodenplatte hebt sich das Wohn- und Geschäftshaus von Bernhard Späth, Hausherr und zugleich Planer sowie Ausführender der haustechnischen Anlagen kaum von anderen Gebäuden ab. Lediglich eine Vertiefung in der Bodenplatte deutet schon in dieser Bauphase Ungewöhnliches an (Bild 1). In ihr wurde später ein 15-m3-Pufferspeicher aufgestellt. Ohne die Vertiefung war die Höhe des Speichers nicht unterzubringen. Ab der Bodenplatte wurde bei dem Gebäude allerdings im Vergleich zu heute üblichen Bauweisen vieles grundsätzlich anders und nachahmenswert gemacht.

Stroh-Außenwände und Lehmputz

Generell werden bei Strohhäusern zwei Konzepte unterschieden: Lasttragende und nichtlasttragende Stroh-Außenwände. Im ersten Fall werden die statisch belasteten Elemente ausschließlich ähnlich einem Mauerwerk aus Stroh gebaut, im zweiten Fall besteht die Konstruktion aus Bauholz mit Stroh als Füll- und Isoliermaterial. Bei dem Objekt in Niedersüßbach wurde diese Elementbautechnik verwendet (Bild 2). Hier dienen die extrem stark gepressten Weizenstrohballen, bei deren Herstellung auf einen möglichst geringen Anteil an Fremdkräutern sowie auf eine trockene Herstellung und Einbringung zu achten ist, als Wärme- und Schallschutz.

Die Strohballen erreichen bei einer Größe von 50 × 70 × 36 cm eine Dämmstärke von 36 cm mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,05 W/(m K). Aufgrund der hohen Verdichtung wird gemäß einem Brandschutzgutachten die Brandschutzklasse B2 erreicht. Das führt zur gleichen Einstufung bei der Brandversicherung wie bei handelsüblichen Fertighäusern. In Verbindung mit einer hinterlüfteten Fassade, zweilagig aufgebrachtem Lehmputz innen und äußerem Kalkputz, ergibt sich eine Gesamtwandstärke von 55 cm und ein U-Wert von 0,1 W/(m2K).

Aufgrund der extrem atmungsaktiven Bauweise wurde auf eine kontrollierte Lüftungsanlage verzichtet. Die Feuchteregulierung erfolgt über zwei- bis dreimaliges Stoßlüften pro Tag. Das wird durch den Lehmputz möglich, der sowohl Feuchte speichern und zeitversetzt wieder abgeben kann als auch in der Lage ist, Giftstoffe wie Nikotin aus der Raumluft zu entfernen , erläutert Späth.

Regenerative Heizungstechnik

Mit der hochwärmegedämmten Außenfassade, der süd- bis westlichen Ausrichtung der Wohnräume und der Nord- bis Ostorientierung der untergeordneten Räume als geringer beheizte Pufferzone, wurde die Gesamtheizlast des Gebäudes auf ca. 5 kW begrenzt. Der Jahresheizwärmebedarf wird zu etwa 90 % über die auf der südlichen Dachhälfte installierte thermische Solaranlage mit 63 m2Kollektorfläche gedeckt. Dreh- und Angelpunkt der Heizungstechnik ist allerdings ein 15-m3-Pufferspeicher (Bild 3).

Die Trinkwassererwärmung erfolgt über eine 200 l fassende, im Innern des Pufferspeichers installierte Edelstahlblase. Wie aus dem Schaltschema (Bild 4) ersichtlich, erreicht der Trinkwasserbehälter alle Schichten des Pufferwassers. Der Speicher wird von Jenni Energietechnik (Oberburg bei Burgdorf, Schweiz, http://www.jenni.ch) als Serienprodukt inklusive Anlagensteuerung angeboten.

Neben der Solaranlage erweitert ein 12-kW-Holzgrundofen mit Wassertaschen die Wärmeerzeugung. Er speist seine Wärmeenergie ebenfalls in den Pufferspeicher ein und deckt den rechnerisch vorhandenen 10-%-Rest des Jahresheizwärmebedarfs bei anhaltend ungünstiger Witterung.

Die Wärmeabgabe erfolgt über eine Fußbodenheizung im Eingangsbereich und über Wandflächenheizungen, die durch ihren hohen Strahlungsanteil die Thermische Behaglichkeit auch bei geringeren Lufttemperaturen gewährleisten (Bild 5). Die für ein ganzjährig behagliches Raumklima wichtige Speichermasse wird über Innenwände aus Ziegeln erreicht. Die Zwischendecke als Holzkonstruktion und die Außenwände erhöhen die Speichermasse nur sehr eingeschränkt. Positiv wirkt sich aber die Feuchteregulierung des Lehmputzes aus.

Fazit

Da das errichtete Wohn- und Gewerbeobjekt aufgrund seines hohen Dämmstandards und seiner ausschließlich regenerativen Wärmeproduktion nicht nur die Vorgaben für ein KfW-40-Haus erreicht, sondern mit einem errechneten Primärenergiebedarf von 29 kWh/(m2a) sogar bei weitem unterschreitet, dürfte und sollte das Konzept weitere Verbreitung finden (zusätzliche Informationen zum Strohhaus bieten an: http://www.solar-heizen.com­ und http://www.landshuterenergieagentur.de).

Zur Abrundung des nachhaltigen Baukonzepts wurde für die Gartenbewässerung und für die WC-Spülungen eine Regenwassernutzungsanlage installiert. Interessant ist auch die Separationstoilette. Sie benötigt nur eine minimale Wassermenge für die Urinspülung (http://www.berger-biotechnik.de). Außerdem werden in dem Objekt menschliche Abfälle sowie organische Küchen- und Gartenabfälle sowie Urin zur gartenwirtschaftlichen Verwertung kompostiert.

Heike Ziegler

Dipl.-Ing. (FH), Ingenieurbüro Heike Ziegler, Telefon (08 71) 4 29 61, Telefax (08 71) 4 45 31, E-Mail: info@ib-ziegler-energietechnik.de

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