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Brennstoffzellen-Heizgeräte

Japan plant 1 Millionen BZH bis 2010

Hinter dieser verschlüsselten Botschaft von Michael Bode stecken Erkenntnisse, wonach japanische Hersteller schon bald mit wirtschaftlich interessanten BZ-Heizgeräten nach Europa kommen werden. Die Rede ist z.B. von „lichtgrauen futuristischen Objekten, die bereits in Hunderten von Tokioter Vorgärten den Anspruch Japans auf die Marktführerschaft bei Brenn­stoffzellen-Heizgeräten ankündigen sollen“, ­orakelte die Financial Times Deutschland Ende Februar.

Der japanische Kraftzwerg mit dem Namen „Lifuel“ soll bis zu 70 % des Strombedarfs in einem Einfamilienhaus decken und „nur“ etwa 6400 Euro kosten. Für die japanischen Verbraucher sei der Gaspreis zunächst auf umgerechnet 60 Euro im Monat gedeckelt. „Sponsor“ dieser Aktion ist der Gasversorger Tokyo Gas, der sich durch den monetären Anreiz eine Energieträger-Umverteilung von Strom zu Gas ausrechnet. Das Exempel funktioniert aber nur, weil das japanische Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) längst über die Landesgrenzen hinausschaut und jede der 400 geplanten Anlagen mit bis zu 40000 Euro (!) subventioniert.

Japankenner sehen darin ein gewaltiges Felderprobungsprogramm, um die Geräte im eigenen Land fit für den Weltmarkt zu machen. Laut METI sollen bis zum Jahr 2010 (!) bereits mehr als eine Million Einfamilienhäuser in Japan ihren Strom- und Warmwasserbedarf mittels BZ-Gerät decken.

Die deutschen Hersteller sind da vorsichtiger: Nur ganz langsam wolle man nach der Erprobung der Gamma-Version die Stückzahlen erhöhen. Realistisches Ziel für die Marktfähigkeit des BZ-Heizgerätes von Baxi Innotech (ehemals European Fuel Cells) sei das Jahr 2015, so Geschäftsführer Guido Gummert in einem Interview mit TGA Fachplaner (6-2007, Seite 30–33). Andere deutsche Entwickler äußerten sich ähnlich zurückhaltend.

Unruhe bei deutschen Herstellern

Dass die deutschen Hersteller gegenüber der japanischen Konkurrenz schnell ins Hintertreffen geraten könnten, liegt nunmehr auch schriftlich vor. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hatte bereits im Dezember 2005 der IZES GmbH, Institut für Zukunftssysteme, Saarbrücken, den Auftrag erteilt, ein Gutachten zum Thema „Analyse und Bewertung von Instrumenten zur Markteinführung stationärer Brennstoffzellen1)“ zu erstellen. Das Ergebnis ist eher ernüchternd; Auszug:

• japanische Produkte stehen kurz vor der Markteinführung • japanische Produkte für Ein- und Zweifamilienhäuser weisen gegenüber den deutschen Entwicklungen Vorteile auf• ohne Markteintrittsbeihilfen ist ein Markteintritt innerhalb realistischer Zeiträume für deutsche Hersteller kaum möglich• das Fördervolumen für Brennstoffzellen liegt in Japan etwa 10fach über dem deutschen, 4,5fach über dem europäischen und 1,5fach über dem US-amerikanischen Volumen.

Auch wenn die ersten marktfähigen BZH-Geräte aus Japan offenbar noch nicht für den deutschen bzw. europäischen Markt ausgelegt sind – es handelt sich fast ausschließlich um Geräte für die Außenaufstellung – so werde der Druck auf die Europäer dennoch wachsen. Durch ein effizientes Markteinführungsinstrument für stationäre Brennstoffzellen bei gleichzeitiger Kostendegression durch die Nutzung von Standardkomponenten könne die Wirtschaftlichkeit in wenigen Jahren erreicht werden, so die IZES-Studie.

Empfohlen wird die Kombination aus den beiden Förderinstrumenten erhöhte Einspeisevergütung nach dem KWK-Gesetz und eine Festpreisvergütung pro verkaufter bzw. installierter Anlage. Aus Sicht der Marktforscher ist dazu ein Volumen von 540 Mio. Euro an Festpreisförderung und eine zusätzliche Einspeisevergütung, zusätzlich zur bestehenden Vergütung von 5,11 ct/kWh aus dem KWK-Gesetz, notwendig. Inwieweit auch die ebenfalls marktreifen Mikro-KWK in den Genuss der zusätzlichen Einspeisevergütung bzw. Einmalzahlungen kommen könnten, geht aus der Studie nicht hervor.

Stunde der Zulieferer

Für die deutschen Entwickler von BZH stellt sich vermehrt die Frage, ob spezifische Komponenten künftig selbst entwickelt und selbst produziert werden müssen oder ob sich ein Markt für OEM-Komponenten entwickelt. Große Hoffnungen werden dabei auf den VDMA-Arbeitskreis Brennstoffzellen gesetzt, der die Standardisierung von Zulieferteilen und Komponenten vorantreiben soll. Nur damit ließen sich die enormen Kostensenkungspotenziale realisieren, die für wettbewerbsfähige Geräte notwendig seien, so die Aussagen verschiedener Aussteller auf der Hannover Messe. Bei den Stacks sei die Tendenz eher umgekehrt: Schlechte Erfahrungen mit Zulieferern – insbesondere aus den USA – haben einige Entwickler dazu bewogen, die Herstellung in die eigene Hand zu nehmen. Nur so könne die Leistung der Stacks im Vorfeld geprüft werden und nicht– wie bisher – erst im eingebauten Zustand.

Auch der neue Player bei den Brennstoffzellen-Heizgeräten, die australische Ceramic Fuel Cells Limited (CFCL), will künftig seine Stacks in Deutschland produzieren. Dazu wurde mit dem Heizgerätehersteller Bruns, Suterland, und dem Energieversorger EWE Oldenburg, die Entwicklung eines Mini-Blockheizkraftwerks für den deutschen Markt vereinbart. Geplant ist eine Fabrikation mit einer Kapazität von zunächst 10000 1-kW-Stacks, die in einem voll integrierten BZH zum Einsatz kommen sollen. Ziel sei ein Preis, der etwa 2500 Euro über dem einer Heizgeräte-Speicher-Kombination liegen könnte.

Neu im Reigen der deutschen BZ-Geräteentwickler ist die Riesaer Brennstoffzellentechnik GmbH, Glaubitz, die zusammen mit einem Konsortium mit Geldern aus Sachsen, vom Bund und der EU sowie sächsischen Energieversorgern das BZ-Mini-BHKW „inhouse 5000“ in Hannover vorstellte.

Noch einige Zeit von der Markteinführung entfernt ist das Diesel-Brennstoffzellen-Aggregat von Nordic Power Systems, Snavoya, Norwegen, das neben Diesel und Biodiesel auch Bioöle in einem Cold Flame Reformer für die Stromerzeugung in einer Hochtemperatur-PEM-Brennstoffzelle aufbereiten kann. Die Marktreife soll in drei bis vier Jahren erreicht sein.

Wenig Neues war auf dem Gemeinschaftsstand der Initiative Brennstoffzelle zu entdecken. Den dort zusammengeschlossenen Unternehmen geht es in der nächsten Entwicklungsrunde hauptsächlich darum, Kosten zu senken, die Effizienz zu erhöhen und die Zeitstandsfestigkeit der Zellen zu verbessern.

Äußeres Zeichen, dass die Entwicklung nunmehr beschleunigt wird, war die stärkere Präsenz von Anbietern von Zubehör und Komponenten, Testausstattungen (Prüfstandausstattern) und Fabrikausrüstern. Insider sehen darin ein positives Zeichen. Während sich für viele BZ-Geräte-Entwickler der Einstieg in die futuristische Energiegewinnung bisher als teures Entwicklungsabenteuer herausstellte, gab es auf der Hannover Messe aber auch Erfolgsmeldungen. So konnte Plug Power bisher rund 1000 5-kW-Notstrom-Brennstoffzellengeräte vom Typ GenCore für Telekommunikationseinrichtungen verkaufen.

In Deutschland setzt die Zebotec GmbH, Konstanz, die PEM-Geräte als Stromerzeuger für au­tarke auf Photovoltaik und Elektrolyse basierende Energiesysteme ein. Vom Börsenkandidaten Smart Fuel Cell (SFC), Brunnthal bei München, weiß man, dass er inzwischen rund 4000 Methanol-Brennstoffzellengeneratoren mit einer elektrischen Tagesleistung von 0,6 bis 1,6 kWh ausgeliefert hat. Die als Batterieersatz fungierenden Generatoren sorgen für Strom in Berghütten, Segelbooten, Wohnmobilen und beim Militär. Aktuell wird ein Aggregat mit 250 W für den militärischen Einsatz entwickelt.

Fazit

Durch die Subventionspolitik der Japaner muss ab etwa 2010 mit einer Exportinitiative bei Brennstoffzellen-Heizgeräten gerechnet werden. Die Bundesregierung reagiert darauf mit einem Markteinführungsprogramm, basierend auf Einmalzahlungen und einer zusätzlichen Einspeisevergütung. Durch den Einsatz von Standardkomponenten sowie – zumindest teilweise – der Eigen­fertigung von Stacks, wollen die Hersteller die Effizienz und Verfügbarkeit der Geräte verbessern und gleichzeitig die Kosten senken. Trotz ­Verzögerungen und Rückschlägen beginnt jetzt die Kommerzialisierung der Brennstoffzelle in ­Nischenanwendungen.

1) Download auf https://www.tga-fachplaner.de/ unter <Infothek – Downloads>

Wolfgang Schmid

ist Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München, E-Mail: wsm@netsurf.de

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