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Installationstechnik

Damit Trinkwasser Trinkwasser bleibt

„Wasser für den menschlichen Gebrauch muss frei von Krankheitserregern, genusstauglich und rein sein. Dieses Erfordernis gilt als erfüllt, wenn bei der Wassergewinnung, der Wasseraufbereitung und der Verteilung die allgemein anerkannten Regeln der Technik eingehalten werden und das Wasser für den menschlichen Gebrauch den Anforderungen der §§ 5 bis 7 [Anm.: mikrobio­logische und chemische Anforderungen, Indikatorparameter] entspricht.“ Eigentlich sagt § 4 Abs. (1) der Trinkwasserverordnung alles was zu sagen ist. Doch die Tücke liegt wie so oft im Detail.

Dabei geht es in der meisten deutschen Rohrnetzen geordnet zu. Ab dem Hauswasseranschluss legen Planer und Installateur auf der Basis vieler hundert Seiten Regelwerk fest, wie das wichtigste Lebensmittel zu den einzelnen Zapfstellen und damit zum Verbraucher gelangt. Doch mit dieser Ordnung entstehen Probleme: Als Transportsystem aus „Einbahnstraßen“ konstruiert, wird die Hygiene in einer Trinkwasserinstallation nicht mehr allein von den richtigen Werkstoffen, Verbindungen, Armaturen und einem minimalen Rohrinnendurchmesser bestimmt, sondern auch vom Nutzer. Und der lässt sich nicht so einfach Vorschriften machen, wenn diese seine kontinuierliche Aufmerksamkeit erfordern.

So wie Trinkwasserinstallationen heute gebaut werden, haben sie den unakzeptablen Nachteil, dass der Nutzer zur Abhilfe genau das tun muss, was das Problem verursacht, nämlich für einen regelmäßigen Wasser­austausch zu sorgen. Intelligent(er) gebaute Rohrnetze vermeiden dies.

Das bleibt nicht ohne Folgen: So wie Trinkwasserinstallationen heute in der Mehrzahl in Betrieb sind und neu gebaut werden, haben sie den unangenehmen – eigentlich den unakzeptablen – Nachteil, dass der Wartungsaufwand steigt, wenn man sie nicht regelmäßig benutzt. Weil der durch nicht regelmäßige Benutzung erforderliche Wartungsaufwand (im ersten Schritt) identisch mit einer regelmäßigen (Be-)Nutzung ist, taugen diese normativen Verpflichtungen bestenfalls, um bei einem Schaden einen formal Schuldigen einzukreisen.

Durchaus berechtigt ist deswegen die Frage, ob die Branche den Kunden bei ihrem Produkt Trinkwasserinstallation eigentlich ausreichend „aufs Maul geschaut hat“. Klar, wo immer der Kunde gerne einen Wasseranschluss haben möchte, bekommt er ihn. Daran ist auch wenig auszusetzen. Aber muss dann nicht sofort eine übergeordnete Sorgfaltspflicht greifen, die dem Kunden mit entwaffnender Aufklärung das Risiko bei nicht regelmäßiger Benutzung sowie die Lösung des Problems aufzeigt? Trotzdem erfolgt selbst beim Klassiker „Außenwasserzapfstelle“ die Rohrverlegung nur selten so, dass keine „tote“ Stichleitung entsteht.

Geänderte Gebäudenutzung, geringe Auslastung, Leerstand, Urlaubsabwesenheit, selten benutzte Stichleitungen… kaum eine Veranstaltung zur Trinkwasserhygiene hat in den letzten Jahren diese in fast allen Gebäuden vorkommenden Probleme nicht genannt. Doch die Sensibilisierung von Planern und Ausführenden nutzt wenig, wenn die Regelwerke die Probleme nicht stärker angehen. Die „Feinde“ der Trinkwasserhygiene sind bekannt: Stagnation und Temperatur. Dass sie der Nutzer durch sein Verhalten in Schach halten soll, ist weder kundenfreundlich noch realistisch.

Zwei Artikel dieser TGA-Ausgabe greifen ab Seite 46 das Problem auf und regen eine aus meiner Sicht wichtige Diskussion an. Beide Artikel brechen damit, dass Wasser bei einem Zapfvorgang nur auf einem Weg zur Zapfstelle strömt. Das ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, bietet aber enor­me Chancen und hat nichts mit Chaos zu tun, denn auch bei vermaschten Rohrnetzen erfolgt der Wassertransport physikalischen Grundbedingungen und damit genau definiert. Und wenn man eine nach heutigen Regelwerken gebaute Warmwasseranlage mit Zirkulation genau unter die Lupe nimmt, wird man feststellen, dass diese bei einem Zapfvorgang bereits vermascht betrieben wird: Ist bei einer Installation mit mehreren Strängen der Druckverlust in der Warmwasserleitung zwischen Trinkwassererwärmer und Zirkulationsanschluss höher als die Nullförderhöhe der Zirkulationspumpe, erfolgt über den Zirkula­tionsanschluss eine Zumischung aus den anderen Strängen. Ist die Zirkulationspumpe ausgeschaltet, tritt dieser Zumischvorgang sogar bei jedem Warmwasserzapfvorgang auf.

Ihr


Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de