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Holzpellet-Marketing

Belebungsversuche

So spektakulär wie der Boom in 2006, ist in diesem Jahr der Absatzrückgang von Pellet-Heizkesseln. Per August 2007 weist die Absatzstatistik der Kesselhersteller gerade einmal 2900 verkaufte Anlagen aus – ein Minus von 75 % gegenüber dem Vorjahr. Einzelne in Deutschland produzierende Hersteller verfügen über ein Mehrfaches der Fertigungskapazität. Ursachen für die Flaute gibt es viele: Eine massive Verunsicherung der Verbraucher, der heiztechnisch weitgehend ausgefallene Winter 2006/07, deutlich steigende Pelletpreise bei gleichzeitig sinkenden Preisen für Heizöl und Erdgas Ende letzten Jahres, Vorzieheffekte durch die Mehrwertsteuererhöhung, unstete Förderung und eine unsachgemäße und inszenierte Diskussion über Feinstaubemissionen.

Des Weiteren wird sich die Branche auch fragen müssen, wie viele Jahre noch bis zu einer langfristig wirksamen, sachgerechten Vorteilsargumentation gegenüber den Marktteilnehmern vergehen wird. Positionierte man sich in den Vorjahren gegenüber der Ölheizung, hat man jetzt als neuen Feind die Wärmepumpe ausgemacht. Manch einer schreibt es ganz offen als Recherchehinweis in seine Pressemitteilungen, während sich andere im Subtilen verheddern: „Damit wirkt der Energieträger Holz klimaneutral und trägt nicht zur Verstärkung des Treibhauseffekts bei, sondern schont stattdessen die Ozonschicht.1)“

Pelletpreishoch: Vertrauen verzockt

Der warme Winter und die Mehrwertsteuererhöhung sind vergessen, die Preise für Heizöl so hoch wie nie zuvor, Gaspreiserhöhungen im zweistelligen Prozentbereich angekündigt, die Förderung für Pellet-Heizkessel im Marktanreizprogramm wurde um 50 % erhöht, die Förderkriterien wurden vereinfacht, die Diskussion über Feinstaub versachlicht – doch die Kaufzurückhaltung ist nicht gewichen. Zwar trifft sie auch nahezu alle anderen Wärmeerzeuger, doch das Vertrauen in langfristig stabile Pelletpreise ist bisher nicht zurückgekehrt, obwohl sie sich seit Monaten wieder „normalisiert“ haben. Das von den Lieferanten völlig überreizte Pelletpreishoch von September 2006 bis Januar 2007 hat ins Mark getroffen.

Heizölkunden kennen das Spiel: Saisonal und vom Weltmarkt und Weltgeschehen abhängige Brennstoffpreise. Für die einen mag es ein spannendes Spiel sein, vielen bereitet es schlaflose Nächte. Doch zuletzt wurde das Bild – dass man mit Holzpellets besser schlafen kann – arg in Mitleidenschaft gezogen. Um das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen, bieten mehrere Pellet-Heizkesselhersteller in Kooperationen mit Pelletlieferanten jetzt die gewünschte Preisstabilität an:

Paradigma

verspricht Neukunden seit Juni noch bis zum Jahresende einen garantierten Maximalpreis in Höhe von 220 Euro/t Holzpellets (inkl. MwSt., zzgl. Logistikpauschale) für fünf Jahre. Mit der „Aktion Wintersonne“ erhalten Endkunden zudem bei der Bestellung eines Paradigma-Pellet-Heizkessels bei einem teilnehmenden Paradigma-Systempartner im Zeitraum vom 1. November bis zum 31. Januar 2008 eine direkte Zusatzförderung von 500 Euro. Auch eine deutschlandweite Preis- und Liefergarantie für Bestandskunden ab Anfang 2008 wird geprüft.

Viessmann,

seit diesem Jahr mit eigenen Pellet-Heizkesseln am Markt, bietet seit September mit der Partner-Aktion „Pellet-Heizkessel Vitolig 300 plus Pelletlieferung“ eine Preisgarantie von maximal 190 Euro/t (inkl. MwSt. plus 30 Euro Einblaspauschale pro Lieferung) bis September 2009, danach erhält der Kunde eine Liefergarantie mit Preisbindung für die gesamte Nutzungsdauer des Pellet-Heizkessels. Ein weiteres Angebot ist eine 0-%-Finanzierung des Pellet-Heizkessels über 24 Monate.

Biotech Energietechnik

geht noch einen Schritt weiter. Mit einer fünf Jahre geltenden Aktion wird Pellet-Heizungskunden in Deutschland und Österreich die monatliche Abrechnung – ähnlich wie bei Gas und Strom – zum Preis von 4,4 ct/kWh (inkl. Kesselverlusten) angeboten. Ein geeichter Wärmemengenzähler ist Basis für die Abrechnung, der spezifische Wärmepreis bleibt in den nächsten fünf Jahren konstant.

DEPV: 500000 Anlagen bis 2015

Der Boom in 2006 dürfte maßgeblich vom Ölpreisanstieg im Herbst 2005 getragen gewesen sein und führte im Jahr 2006 zu einem Verkauf von 26000 Pellet-Heizkesseln, wodurch der Bestand auf 70000 hochschnellte. Ob 2007 später nur als Anomalie in der langjährigen Absatzstatistik auftauchen wird, bleibt abzuwarten. Der Deutsche Energie-Pellet Verband (DEPV) hält jedenfalls künftig einen vergleichbaren Aufschwung wie im Jahr 2006 oder sogar ein noch stärkeres Wachstum für möglich. 500000 Anlagen im Bestand im Jahr 2015 seien durchaus realistisch.

Die Pelletproduzenten scheinen auch mit deutlichen Wachstumsszenarien zu arbeiten, 2007 soll die Produktionskapazität in Deutschland noch die 2-Mio-Tonnen-Marke überspringen, die tatsächliche Produktion mit bereits über 1 Mio. Tonnen ging aber wegen des milden Winters ungefähr zur Hälfte in den Export – in niederländische Kraftwerke, nach Belgien und in den angelsächsischen Raum.

Was sich von den Prognosen erfüllen lässt, wird allerdings sehr stark von Faktoren bestimmt, die die Pelletbranche kaum beeinflussen kann. Den größten Einfluss wird dabei der Ölpreis haben, wenngleich rigorose politische Entscheidungen auch sehr gewichtig ausfallen können. Denn bei einem starken Zubau kommt sehr schnell der Punkt, bei dem die Versorgung mit deutschen Sägenebenprodukten die Pelletproduktion nicht mehr allein speisen kann.

Zwangsläufig wird die Branche dann mit dem „Nutzungskonflikt“ konfrontiert werden. Und wie darüber an Schaltstellen der Politik gedacht wird, verdeutlicht eine Begründung im Entwurf zum EEWärmeG: „Angesichts des Umstandes, dass bei gasförmiger und flüssiger Biomasse grundsätzlich eine Nutzungskonkurrenz zu dem wichtigen Strom- und Verkehrsbereich sowie zur Nahrungsmittelproduktion besteht, dürfen durch das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz keine gezielten Anreize zur verstärkten direkten Nutzung von flüssiger und gasförmiger Biomasse im Wärmebereich gesetzt werden.“ Ob flüssig oder gasförmig, wenn es um speziell angebaute Biomasse geht, spitzt sich der Nutzungskonflikt auf die Anbaufläche zu und wird dann auch die Pelletbranche treffen. Jochen Vorländer

http://www.paradigma.de http://www.viessmann.de https://www.biotech-heizung.com/ https://depv.de/

1) Aus einer Pressemitteilung der „Initiative Holz und Pellets“ vom Deutschen Energie-Pellet-Verband (DEPV) und dem Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) im Oktober 2007.

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