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Chillventa 2008

Von null auf hundert

Was man für den Erfolg einer neuen Messe leisten kann, war bis zum 14. Oktober von den vielen Unterstützern und Managern der Chillventa – Internationale Fachmesse Kälte, Raumluft, Wärmepumpen – mit Bravour erledigt worden. Lampenfieber, ob die Fachbesucher den enormen Einsatz honorieren, blieb aber bis zur Eröffnung. Es war unbegründet. Die in den letzten Monaten sogar noch nach oben korrigierte erwartete Fachbesucherzahl von etwa 30000 wurde erreicht und damit ein imponierendes Ergebnis erzielt.

Walter Hufnagel, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse: „Es ist absolut ungewöhnlich, dass eine neu angekündigte Messeveranstaltung innerhalb von knapp zwei Jahren quasi von null auf hundert katapultiert werden kann. Dies ist nur möglich, wenn sich eine Branche umfassend mit einer neuen Messe identifiziert.“ Hohe Zufriedenheit war deswegen der Grundtenor der Aussteller und Besucher: „Die Branche hat sich selbstbewusst auf der ersten Chillventa gezeigt, das wurde durch die Größe und Präsentationsqualität vieler Messestände deutlich“, freut sich Gabriele Hannwacker, Projektleiterin der Chillventa. „Es ist jetzt das geschaffen worden, was viele engagierte Organisationen und Einzelpersönlichkeiten gewollt haben, nämlich eine Messe ihres Faches, in welcher sie ihre Ideen und Vorstellungen in hohem Maße und in hoher Qualität wieder finden.“

Ein Erfolg, wie ihn jetzt die Chillventa feiern durfte, ist zwar immer die Leistung vieler Akteure, Unterstützer und in diesem Fall auch vieler Branchenorganisationen. Es gibt aber auch immer Menschen, die in besonderer Weise verantwortlich zeichnen. Neben Gabriele Hannwacker und Walter Hufnagel sind dies vor allem: Die beiden Koordinatoren des Ausstellerkreises und des Messebeirats der Chillventa Werner Rolles, Chairman von Daikin Airconditioning Germany, und Thomas Ernst, Leiter Corporate Communication von Bitzer Kühlmaschinenbau sowie Dr. Rainer M. Jakobs, Mitglied im Vorstand des Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Vereins (DKV) und Koordinator des fachlichen Begleitprogramms der Chillventa.

Doch nach der Messe ist vor der Messe. Zum neuen Messekonzept der Chillventa gehört neben dem festen Standort Nürnberg der von der Branche seit längerem geforderte Zweijahresrhythmus. Er lässt zwar Zeit zum Durchschnaufen, mehr aber nicht. Es müssen noch weitere Herausforderungen gemeistert werden, um die einst von der „Ausstellerinitiative PRO IKK“ (die sich später in den Ausstellerkreis Chillventa umbenannt hat) gesteckten Ziele mit den kommenden Veranstaltungen zu erreichen. So wird beispielsweise in der Ausstellerresolution vom 26. April 2006 auf die gefährliche Problematik einer Fokussierung auf handwerksrechtliche Gewerkegrenzen hingewiesen und eine Verdoppelung der Besucherzahl in fünf Jahren auf bis zu 60000 genannt.

Viele der vor zweieinhalb Jahren aufgestellten Forderungen gelten heute mehr denn je, auch wenn die IKK wegen anderer Defizite untergegangen und kein Maßstab mehr ist. Jetzt gilt es, sich gegen andere Kaliber im internationalen und nationalen Wettbewerb zu behaupten bzw. bei letzteren etwas abzujagen. Für die reine Kältetechnik hat die Chillventa die Weltleitfunktion nahtlos übernommen, für Direktexpansions-Systeme repräsentierte sie 2008 fast das gesamte weltweite Angebot. Durch den internationalen Wettbewerb mit den eher klimatechnisch geprägten Messen Climatización (Spanien), Interclima (Frankreich), Mostra Convegno (Italien), Ahrexpo (USA), Sodex (Türkei) und China Refrigeration (China) sind die Wachstumspotenziale beim internationalen Fachpublikum in diesen Segmenten also limitiert.

Wo die Wachstumspotenziale auf der Ausstellerseite und der Fachbesucherseite liegen, steht bei der Chillventa im Untertitel: Raumluft und Wärmepumpen. Für die klassische Raumlufttechnik existieren sie bei Ausstellerzahl, Ausstellungsfläche und vermutlich auch beim Fachpublikum. Größte Wettbewerber sind die ISH/Aircontec (Frankfurt) sowie die Regionalmessen SHK Essen und IFH/Intherm (Nürnberg).

Die größten Wachstumschancen bezogen auf Fachpublikum (und Ausstellungsfläche) liegt für die nächsten zwei bis drei Veranstaltungen aber im Bereich Wärmepumpen und hier mit Schwerpunkt der Heizungsanwendung in Wohngebäuden. Dazu müssen allerdings tatsächlich Gewerkegrenzen – überwiegend in den Köpfen – überwunden werden. Dafür sprechen nicht nur die Wachstumsambitionen der Chillventa, sondern auch die vieler Aussteller im Segment Wärmepumpe zur Gebäudebeheizung. 2008 konnten viele Anbieter zwar markttaugliche Technik, aber oft nur ganz geringe Stückzahlen und in Deutschland wenig erfolgversprechende Vertriebskonzepte vorweisen. Und wenn alle Anbieter der Klimabranche weiter nur um die Gunst der Kälte-Klima-Fachbetriebe für den Absatz kleiner Heizungswärmepumpen buhlen, dürften einige Vorstandsetagen bald ungehalten auf die Verkaufszahlen reagieren.

Die einfachen Auswege „Verkauf über den SHK-Großhandel“ und „OEM für etablierte Heiztechnikhersteller“ dürften einen Großteil der Kostenvorteile der Massenfertigung und die Gewinne auffressen. Plausibel ist deswegen, dass sich zunächst Partnerkonzepte mit mehr oder weniger ausgeprägtem Gebietsschutz durchsetzen. Dabei müssen zwangsläufig auch SHK-Betriebe angeworben werden, weil es gar nicht ausreichend Kälte-Klima-Fachbetriebe gibt, die im Privatmarkt agieren wollen. Gleichzeitig lassen sich die Serviceerwartungen der verwöhnten SHK-Betriebe am einfachsten über Partnerkonzepte und gezielte Schulungen begrenzen. Setzt die Chillventa nicht auf diese Entwicklung, könnten es die Wettbewerber tun. Allerdings existiert hier das Problem, dass die „Heizungshallen“ bereits überfüllt sind.

Nicht nur nebenbei: An dem einen oder anderen Stand wurde bereits darüber philosophiert, ob drei Messetage im zweijährigen Rhythmus der Innovationskraft und dem Informationsbedürfnis der Branche eigentlich angemessen sind. Eine Verlängerung wäre gegen den Trend: SHK Essen, SHKG Leipzig und GET Nord haben in diesem Jahr auf Wunsch der Industrie je einen Messetag gestrichen, nur die Light+Building (Frankfurt) hat 2007 um einen Tag verlängert. Wie dem auch sei: 60000 Besucher an drei Tagen auf einer Chillventa mit dem Hallenplan 2008 würde Besuchern und Ausstellern nicht gut tun. Es bleibt also spannend, bis zur nächsten Chillventa vom 13. bis 15. Oktober 2010 in Nürnberg.Jochen Vorländer

https://www.chillventa.de/

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