Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Entwässerungstechnik

Regen per Unterdruck vom Dach

Hoch über Dietenhofen im Landkreis Ansbach erhebt sich auf über 25 ha firmeneigenem Gelände der Playmobil-Produktionsbetrieb. Das 1969 entstandene Fertigungs- und Lagergebäude wurde in den vergangenen Jahrzehnten mit enormen Investitionen ständig ausgebaut und den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Seit Fertigstellung der jüngsten Baumaßnahmen im Bereich Playmobil im Frühjahr 2006 beträgt die überbaute Fläche ca. 80000 m2. Rund 800 Personen haben hier ihren Arbeitsplatz.

Über 150 Mio. Euro investierte die geobra Brandstätter GmbH & Co KG, Zirndorf, in den vergangenen fünf Jahren in die Stärkung des deutschen Stammwerkes in Dietenhofen. Hier sind der Hauptteil der Produktion und der weltweite Versand der beiden Marken Playmobil und Lechuza angesiedelt. Lechuza konnte seit Markteinführung seinen Umsatz jährlich verdoppeln, ist zwischenzeitlich Weltmarktführer in der Innenraumbegrünung. Mit dem Neubau einer Hightech-Produk­tionsstätte, die im Frühjahr 2008 in Betrieb genommen werden soll, stehen für die edlen Lechuza-Pflanzbehälter aus Kunststoff deutlich höhere Kapazitäten zur Verfügung.

Optimale Hallen-Raumausnutzung

Bei der Gesamtfläche der Dächer spielte das Thema Dachentwässerung eine besonders große Rolle. Herkömmliche Entwässerungssysteme mit vielen Dacheinläufen und ebenso vielen Fallleitungen schränken nicht nur die Gestaltung des Gebäudes sowie die Nutzung stark ein, sie erschweren auch die Bauausführung und verzögern durch das komplexe Grundleitungssystem den Bauablauf. Darüber hinaus sind sie aufwendig im Material, unnötig kostenintensiv in der Verlegung und bei verschiedenen Dachkonstruktionen oftmals nicht einzusetzen.

Deshalb entschied man sich bei Brandstätter für das Dachentwässerungssystem Pluvia (Geberit). Verantwortlich für die Planung ist Dipl.-Ing. Wolfgang Schirmer vom Ingenieurbüro Schirmer aus Sugenheim/Bad Windsheim. Das aufstrebende Ingenieurbüro, das sich auf die Beratung, Planung und Bauüberwachung für sämtliche Anlagen der Technischen Gebäudeausrüstung sowie die Erstellung von Studien, z.B. für solare und Biomasse-Nahwärme, spezialisiert hat. Für die Ausführung war die Capito Haustechnik GmbH & Co KG aus Dietenhofen verantwortlich.

Keine Qual bei der Materialwahl

Insgesamt 115 Dacheinläufe wurden im Abstand von 8 bis 12 m gesetzt und 2600 m PE-Rohre verlegt. Die ausgezeichneten Materialeigenschaften und die absolut dichten Schweißverbindungen des Pluvia-Systems eignen sich ideal für Industrie- und Unterdruckregenent­wässerungen sowie erdverlegte Leitungen. Statisch belasten die Leitungen aus dem leichten HDPE-Kunststoff die Dächer im Gegensatz zu ­anderen Lösungen kaum und vereinfachen auch die Montage.

Die Pluvia-Dachwassereinläufe wurden direkt unter dem Dach mit einer Sammelleitung ohne Gefälle zusammengeführt. Große Dachflächen können somit über eine einzige Fallleitung entwässert werden. Die Planung wurde dadurch ­einfacher und die Bauzeit reduziert. Kostenintensive Grundleitungen entfielen, die planerischen Möglichkeiten und die Nutzung des Gebäudes wurden um ein Vielfaches erhöht. Schirmer wurde dabei von Geberit bei der Planung unterstützt: Fachkundige Beratung und Betreuung gab es durch die Verkaufsberater vor Ort und Spezialisten aus der Geberit-Objektbearbeitung in ­Pfullendorf arbeiteten die Berechnungen und viele Details aus.

Topleistung durch Unterdrucksystem

Nach DIN 1986-100 darf der Füllungsgrad ­einer Regenwasserleitung innerhalb eines Ge­bäudes maximal 0,7 (h/d = 0,7) betragen. Dieser Füllungsgrad sorgt bei der Freispiegelentwässerung für eine ausreichende Be- und Entlüftung der Rohrleitung. Beim Pluvia-Dachentwässerungssystem wird gezielt die Vollfüllung des Leitungssystems und somit eine Selbstabsaugung durch eine Unterdruckbildung angestrebt (h/d = 1,0). Die Vollfüllung wird durch die speziell ausgebildeten Dachwassereinläufe und durch den hydraulischen Abgleich (Dimensionierung) des Abwassersystems erreicht.

Die Energie für den Unterdruck ergibt sich aus dem Höhenunterschied zwischen Dach­wassereinlauf und dem Übergang zur Frei­spiegelentwässerung. Durch die Vollfüllung der Rohre entsteht am oberen Ende der Fallleitung ein Unterdruck. Dieser steht den nachfolgenden ­horizontalen Leitungen zur Verfügung. Mit dem Pluvia-Notüberlauf entfallen große sichtbare Not­überlauföffnungen an der Fassade. Das Über­laufwasser läuft nicht an der Fassade herunter, sondern durch ein Entwässerungssystem im Gebäude nach unten und dann über der Geländeoberkante ins Freie. Der Notüberlauf wird dazu auf der gleichen Dichtungsebene eingebaut wie die Dachentwässerung. DR

http://www.playmobil.de

http://www.ib-schirmer.de

https://www.capito-haustechnik.de/

https://www.geberit.de/home/

Nachgefragt: Dachentwässerung mit Pluvia

Vier Fragen an Arnd Römer, Leiter Objektbearbeitung bei Geberit, zur Planung und Berechnung von Pluvia-Dachentwässerungssystemen.

TGA: Welche Daten muss der Planer liefern, damit Sie eine Berechnung durchführen können?

Römer: Der Planer muss uns den Grundrissplan mit der Lage der Grundleitungsanschlüsse und die dazu gehörenden Schnitte liefern. Alles Weitere erledigen wir. Grundlage der Berechnung und Dimensionierung der Dachentwässerung sind VDI 38061) und DIN 1986-1002).

TGA: Kann ein Ing.-Büro für Haustechnik die Berechnungen auch selbst durchführen?

Römer: Ja, mit der passenden Software und den notwendigen Grundkenntnissen der Software sowie der einschlägigen Normen. Über den Dachaufbau, die Grundrisspläne und die Gebäudeschnitte kann der Planer die Anzahl der Dachwassereinläufe selbst festlegen. Anschließend muss er noch eine Isometrie und eine norm­gerechte hydraulische Berechnung erstellen.

TGA: Welche Software ist das?

Römer: Wir bieten dazu Geberit ProPlanner an. Mit der Software planen Sie zeitsparend und ­exakt. Offerten sind immer genau und präzise. Informationen und Preise für das Pluvia-Modul für die Dachentwässerung zu ProPlanner gibt es bei der ProPlanner-Hotline (0 75 52) 93 48 88 oder per E-Mail: technik-telefon@geberit.com

TGA: Und wer führt in den meisten Fällen die Berechnung aus, das Ing.-Büro oder Geberit?

Arnd Römer: Das ist die Objektbearbeitung von Geberit. Wir bieten hier eine erstklassigen Service. Dieser reicht von der Erstellung der Isometrie bis zum Ausschreibungstext. Das wissen die Planer zu schätzen.

TGA Vielen Dank für das Gespräch.

1) VDI 3806 Dachentwässerung mit Druckströmung. Berlin: Beuth Verlag, April 2000

2) DIN 1986-100 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2008

Arnd Römer

„Wenn uns der Planer einen Grundrissplan mit Grundleitungs­anschlüssen und die dazugehörigen Schnitte liefert, übernehmen wir die Dimensionierung.“

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ TGA+E-ePaper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus TGA: Sonderhefte (PDF)
+ Weiterbildungsdatenbank mit Rabatten
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen