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AHR Expo in Chicago

Europäer punkten mit Hocheffizienz

Von offizieller Seite hieß es zunächst, die AHR Expo in Chicago, Internationale Air-Conditioning, Heating, Refrigerating Exposition (26. bis 28. Januar 2009), könnte alle bisherigen Rekorde hinsichtlich Ausstellerzahlen und Besucher brechen. Immerhin hatten sich trotz widriger wirtschaftlicher Umstände über 1900 Aussteller zum – eigenen Angaben zufolge – „weltweit größten Event für Klima-, Heizungs- und Kältetechnik“ angemeldet. War der erste Messetag mit über 35000 Besuchern noch rekordverdächtig, so ließ der Besucherandrang am zweiten Messetag merklich nach und am dritten Tag waren Gänge und Stände teilweise gähnend leer.

Während die einen die Wetterkapriolen (wegen eines Eisregens waren über 2 Mio. Menschen ohne Strom) für den Publikumsschwund verantwortlich machten, sahen andere die Besucherabstinenz eher als eine Reaktion auf die aktuelle wirtschaftliche Lage. Dabei geht es in den USA weniger um die Frage des Auftragspotenzials, sondern weitgehend um Finanzierungsfragen. „Wir müssen zunächst unser Bankenproblem lösen und erst dann können wir wieder mit normalen Geschäftsabläufen rechnen“, erklärt ein Aussteller die Situation. Der „Obama-Effekt“ – sprich staatliche Hilfen in Form von Steuersenkungen und Förderprogrammen – würde in der HLK-Branche erst in ein bis zwei Jahren greifen.

ASHRAE-Präsident William H. Harrison beschreibt die wirtschaftliche Situation der HLK-Branche so: „In den US-Staaten mit bisher niedrigem wirtschaftlichen Wachstum verläuft die Konjunktur weiterhin stabil, allerdings auf niedrigem Niveau. Ein Beispiel dafür sei Texas. In den ehemaligen Boomregionen Florida, Kalifornien und Las Vegas sei nun die Bautätigkeit überdurchschnittlich eingebrochen.“

Harrison sieht das künftige Tätigkeitsgebiet der Branche primär in der Effizienzverbesserung im Gebäudebestand und in einem ganzheitlichen „grünen“ Ansatz bei der Planung, beim Bau und beim Betrieb von Gebäuden. Seine Botschaft: Künftig reiche es nicht mehr aus, einzelne Komponenten oder Subsysteme zu optimieren. Vielmehr müsse das Gebäude als Gesamtsystem betrachtet werden. Dabei müsse auch ein stärkeres Augenmerk auf die Ausführungsqualität gelegt werden.

Mindestens zehn Jahre Vorsprung

Bei Gesprächen mit Ausstellern aus Europa und den USA zeichnet sich recht schnell ein übereinstimmendes Bild ab: Die europäischen Hersteller sind ihren US-Wettbewerbern hinsichtlich Energieeffizienz, Systemorientierung, Nachhaltigkeit und Kundenfortbildung um 10 bis 15 Jahre voraus. Beim funktionalen Produktdesign dürfte der Abstand noch größer sein.

Wer hier allerdings aufgrund der Größe des Marktes und rückständiger Produkte das schnelle Geld wittert, wird größtenteils enttäuscht, denn der Einstieg in den US-HLK-Markt gestaltet sich für Europäer nicht immer ganz einfach, da viele US-Hersteller mit langfristigen Verträgen an Großhändler und Generalunternehmer gebunden sind. Auch führten viele Generalunternehmen sowie große Anlagenbauer eigene Marken. Der einfachste Einstieg in den US-Markt sei deshalb der Erwerb eines Unternehmens mit Großhandelsstrukturen, so ein deutscher Aussteller. Me-too-Produkte hätten kaum eine Chance auf dem US-Markt, vielmehr erwarte man von den Europäern High End-Produkte sowie kostensparende Systemangebote.

Als wichtigste Markteinführungsmaßnahme sehen die europäischen Hersteller die Fortbildung der Kunden in firmeneigenen „Academies“, da sowohl die theoretischen als auch die praktischen Fachkenntnisse von US-Installateuren und Monteuren auf sehr niedrigem Niveau lägen. Manche europäische Firmen gehen so weit, dass sie bestimmte Produkte ohne Schulungsnachweis gar nicht an US-Installateure verkaufen. Einen Öl-Brennwertheizkessel von Buderus bekommt der Installateur beispielsweise nur dann, wenn er zuvor bestimmte Kurse absolviert hat. Um ganz sicherzugehen, muss er auch bestimmte Messgeräte zur Inbetriebnahme und Wartung erwerben. „Unser Problem ist weniger das Interesse an unseren Heizkesseln, sondern genug Installateure zu finden, die in der Lage sind, unserer Produkte richtig zu installieren“, so die Auskunft auf dem Buderus-Messestand.

Allerdings seien die meisten amerikanischen Endverbraucher an Hocheffizienz-Heizkesseln aus Europa nur so lange interessiert, wie der Ölpreis hoch ist. „Unsere Absatzkurven folgen dem Ölpreis. Sobald das Öl billiger wird, gehen auch die Verkaufszahlen zurück“, war auf dem Viessmann-Stand zu hören.

Die Ignoranz gegenüber der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und dem Klimaschutz spiegelt sich auch auf dem US-Automarkt wider. So meldet Spiegel-online am 7. Januar 2009 unter der Überschrift „Spritfresser immer noch beliebt“, dass trotz Wirtschaftskrise und teilweise extrem hohen Benzinpreisen Sprit-schluckende Pick-ups immer noch die Bestseller-Liste der amerikanischen Zulassungsstatistik anführen. Im Januar 2009 kostete die Gallone Benzin in ländlichen Gegenden wie beispielsweise in Kansas praktisch nur noch halb so viel wie während der Hochpreisphase im Herbst 2008.

Homeowner wollen Hocheffizienz

Obwohl die Amerikaner die hocheffizienten HLK-Komponenten der Europäer bewundern und den Innovationsvorsprung der „Alten Welt“ auch gerne bestätigen, finden die Produkte aus Europa nur selten den Weg in amerikanische Großprojekte. Neben dem Aufruf „Buy American“ sind es aus Sicht der betroffenen Kreise jedoch die besonderen Marktspielregeln in den USA mit General-Über- und -Unternehmen bzw. ihren unzähligen Sub-Unternehmen und weiteren Unterauftragnehmern, die für die oft mangelhafte Energieeffizienz von Gebäuden verantwortlich sind.

„Das sind geschlossene Kreise, da gelten ganz andere Regeln als bei uns in Europa“, erklärt Fritz Spielauer von Güntner, Fürstenfeldbruck, die Lage. Er empfiehlt, mit Hocheffizienzprodukten direkt bei den sogenannten „Homeownern“, das heißt in den USA bei den Investitionsentscheidern, vorzusprechen, da dort die Betriebskosten und die Werterhaltung einer Immobilie inzwischen oft höher bewertet werden als die Investitionskosten. Auch sei es sinnvoll, in Normen- und Richtlinienausschüssen mitzuarbeiten, um über diesen Weg höhere Standards durchzusetzen. Nur so ließe sich Druck auf die einseitig an Investitionskosten orientierten Contractoren ausüben.

Selbst Gebäudezertifikate wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design, ein Green Building Rating System) werden durch die „Versubbung“ der Aufträge unterlaufen. Ein Insider: „Viele Produktgruppen werden nur für die LEED-Zertifizierung produziert und für ein Projekt auch bemustert. Zum Einbau kommen dann aber Standardkomponenten. Der große Interpretationsspielraum beim LEED-Gebäudezertifikat lasse solche Winkelzüge durchaus zu. Große Hoffnungen setze die Branche deshalb auf das neue ASHRAE-Gebäudelabel 189.1. Es sei verbindlicher und böte weniger Interpretationsspielraum bei der Komponentenauswahl und bei der Nachzertifizierung. ASHRAE 189.1 garantiere insbesondere, dass die Effizienz- und Materialvorgaben auch beim Einbau und im laufenden Betrieb überprüft werden.

Es grünt so grün

Eher irritiert ist der europäische Besucher über die inflationäre Vergabe von IAQ-(Indoor Air Quality) und Green-Building-Auszeichnungen für vergleichsweise banale Produkte, wie Abdichtungsmate­rialien, Wärmedämmungen für Lüftungsleitungen, Niedertemperatur-Heizkessel oder Standard-Ventilatoren. So wurde auf der AHR Expo alles, was irgendwie zur Senkung des Energieverbrauchs beiträgt oder beim LEED-Label punktet, als „green“ bezeichnet oder als Neuheit präsentiert. Irritierend ist auch der hohe Stellenwert von IAQ-Hinweisen, also auf lufthygienisch besonders wirkungsvolle Komponenten und Systeme.

Hintergrund dieser Hervorhebung sind die offenbar immer noch gravierenden Hygieneprobleme in US-Bürogebäuden aufgrund mangelhaften Anlagendesigns und Wartungsdefiziten. Wie sorglos in der Praxis mit dem Thema Innenluftqualität und Wartung umgegangen wird, verdeutlicht unter anderem das Verwaltungsgebäude des Amerikanischen Verbandes der Heizungs-, Kälte- und Klima-Ingenieure (ASHRAE) in Atlanta, des Verbandes, der maßgeblich an der Konzeption von Normen und Richtlinien für die HLKK-Branche beteiligt ist und alljährlich den weltweit größten HLK-Kongress ausrichtet. Vor der Renovierung des jetzt zu „grün“ konvertierten Gebäudes kam es immer wieder zu Klagen von Beschäftigten über schlechte Luftqualität und üble Gerüche, die u.a. auf Wartungsdefizite zurückgeführt wurden.

Im Zusammenhang mit der Gebäudezertifizierung nach LEED warnen Fachleute jedoch vor zu hohen Erwartungen, da mit der Zertifizierung weder ein energetisch effizienter noch ein lufthygienisch einwandfreier Gebäudebetrieb gesichert sei. Viele grün gebaute Gebäude würden sich im Betrieb leider grau verfärben, bestätigt auch ASHRAE-Präsident William H. Harrison. Bis zu einem nachhaltigen Gebäudebetrieb sei es noch ein langer Weg.

Big is beautiful

Wie schwer sich amerikanische Installateure mit smarten Komponenten aus Europa tun, verdeutlicht das Beispiel der Hocheffizienzpumpen von Wilo. Da bisher auf amerikanischen Baustellen die Einstellung vorherrschte, lieber etwas größer und robuster als schlank und effizient, tat sich Wilo mit ihren kleinen Hocheffizienzpumpen anfangs etwas schwer am US-Markt. Für eingefleischte US-Heizungsbauer war es zunächst unbegreiflich, warum die kleinen grünen „Pümpchen“ besser sein sollten als die brachialen Umwälzpumpen aus US-Produktion.

„Es bedurfte einiges an Überzeugungsarbeit, bis unsere kompakt gebauten Hocheffizienzpumpen akzeptiert wurden“, so ein Wilo-Mitarbeiter. Downsizing sei ein schwieriges Thema, da müsse die gesamte Hydraulik eines Gebäudes auf den Prüfstand. Auch gebe es Wissenslücken bei Planern, Contractoren und Installateuren und damit einen enormen Schulungsbedarf. Aber der Aufwand, auch die strengen Prüfvorgaben von „UL“ – Underwriters Laboratories, eine Art amerikanischer TÜV – hätten sich gelohnt. Die grünen Pumpen seien inzwischen in der Branche ein Symbol für wahrhaft grüne Technik. Insbesondere die viel zitierten Homeowner hätten das Kostensenkungspotenzial der FU-geregelten Umwälzpumpen erkannt.

Ganz eigene Erfahrungen machten auch die Hersteller von EC-Ventilatoren, die von der US-Branche zunächst mit dem Etikett „klein und effi­zient, aber zu teuer“ versehen wurden. Erst als es vor etwa sechs Jahren in Kalifornien aufgrund von Wassermangel zu gravierenden Engpässen in der Stromversorgung kam – die kWh Spitzenstrom kos­tete zeitweise über 1 $-US – entdeckten die „Homeowner“ die Vorzüge der kompakten EC-Ventilatoren. Für ebm-Papst war dies der Durchbruch auf dem US-Markt, zumal der Staat Kalifornien als einziger Bundesstaat seither EC-Ventilatoren zwingend vorschreibt. Mit der Tendenz zur Gebäudezertifizierung sei mit weiteren positiven Marktimpulsen für dieses Marktsegment zu rechnen.

Staunen über Bauteiltemperierung

Die weiter steigende Präsenz europäischer Systemanbieter von Warmwasserheizsystemen, Fußbodenheizungen und Bauteiltemperiersystemen kann als ein deutliches Zeichen gewertet werden, dass die europäische Art zu heizen und zu kühlen inzwischen in der „Neuen Welt“ angekommen ist. Typische Käufer von „radiant heating systems“ seien junge Leute mit Geld, wohlhabende Rentner und neuerdings grün-orientierte „Homeowner“, die den höheren Investitionskosten die niedrigeren Betriebskosten gegenrechnen. Die Werbung für „radiant heating“ liest sich oft wie ein Strategiepapier gegen die in den USA übliche Luftheizung: Kein lästiges Ventilatorengeräusch, kein aufgewirbelter Dreck und Staub, keine Pollen und Allergene, mehr Komfort in jedem Winkel des Hauses und das zu „dramatisch“ niedrigeren Energiekosten.

Ähnlich wirkungsvoll wird auch „radiant cooling“ angepriesen, also die Kühlung per Bauteiltemperierung. Auch helfen die offensichtlichen Probleme mit Lüftungs- und Klimaanlagen, die Vorteile der Strahlungskühlung herauszustellen.

Für Furore sorgt in den USA derzeit das neue LEED-zertifizierte Wal-Mart Supercenter in Las Vegas, Nevada, das von Viega mit sogenannten Climate Mats – konfektionierte und druckgeprüfte Roll-Matten – zur Fußbodentemperierung ausgestattet worden ist. Vorteil der Rollenware soll eine Arbeitszeitreduktion von rund 80 % im Vergleich zu einzeln verlegten Rohren sein. Die Energieeinsparung im Kühlmodus wird – gegenüber den sonst bei Wal-Mart üblichen Nur-Luft-Heiz-/Kühlsystemen – mit rund 50 % angegeben, ein für US-Verhältnisse sensationelles Ergebnis. Besonders hervorgehoben werden die in den USA wichtigen „first costs“, also die Investitionskosten, die beim Climate Mats System um 60 bis 75 % unter denen von vergleichbaren Radiant-Systemen liegen sollen.

Auch Rehau sieht in der Niedertemperatur-Warmwasserheizung, der Fußbodenheizung sowie bei geothermischen Heiz- und Kühlsystemen mit Erdsonden und Erdkollektoren ein zukunftsträchtiges Marktsegment in den USA. Das Engagement von Rehau geht dabei weit über das übliche Systemangebot hinaus und beinhaltet neben der obligatorischen „Academy“ auch eine Mitgliedschaft im „Club“ für Heizungsinstallateure. Marketingmaßnahmen, Rechenprogramme, Lernvideos, verkaufsfördernde Zertifizierungen sowie umfangreiche ­Informationen über steuerlich begünstigte Förderprogramme ergänzen das Systemangebot. Mit diesem Rund-um-Service setzt sich Rehau deutlich von den US-Rohrherstellern ab, die meist nur Komponenten, aber kein Gesamtsystem anbieten.

Weißwurst…

Für europäische Verhältnisse bot die AHR Expo wenig Neues. Abgesehen von der Fähigkeit der Amerikaner, auch die kleinste Produktverbesserung groß herauszustellen, gab es jedoch eine ganz gravierende Veränderung: Die Messestände werden größer. Statt dröger Einheitsstände im Miniformat entdecken manche Aussteller, dass man den Besuchern etwas mehr bieten muss als nur einen Tisch voller Komponenten.

Schrittmacher der neuen Entwicklung sind die europäischen Aussteller, wobei die Deutschen – was Standgröße und Standdesign anbelangt – mit sehr viel Selbstbewusstsein auftreten. Selbst Bewirtung auf dem Stand – vor einigen Jahren noch undenkbar – ist heute möglich. Global-Player Güntner bekannte sich mit Franziskaner Weißbier, Weißwürsten, süßem Senf und Brezn zur bayerischen Herkunft – mit großem Erfolg bei den Besuchern. Ansonsten ist die AHR Expo im Vergleich mit der hoch stehenden europäischen Messekultur eine eher trostlose Angelegenheit.

…Microchannel…

Auf zwei offensichtlich globale Trends sei hier noch hingewiesen: Microchannel-Wärmeübertrager und Danfoss-Turbocor-Kälteverdichter sind weltweit auf dem Vormarsch. Neben dem von der Chillventa bereits bekannten Güntner-Verflüssiger mit microox-Wärmeübertrager, zeigten in Chicago gleich ein halbes Dutzend weiterer Hersteller Flagge. Das lässt vermuten, dass sich das Nischenprodukt schon kurzfristig zum Mainstream entwickeln könnte. Neben Güntner boten unter anderem Lennox, Danfoss, Alcoil, Muller Industries Australia, Hydro Aluminum und Delphi Corporation Komponenten und Systembauteile in Microchannel-Ausführung an. The Fin Machine Company Ltd. Durham, UK, Anbieter von Maschinen zur Herstellung von Microchannel-Wärmeübertragern, verzeichnet bereits steigende Bestellzahlen aus der HVAC-Industrie für komplette Produktlinien.

Alle Aussteller von Microchannel-Wärmeübertragern waren sich darin einig, dass die aus der Automobiltechnik kommende Technologie den Markt für Wärmeübertrager über kurz oder lang komplett verändern werde. „Das ist keine Evolution, das ist eine Revolution“, betonte ein Komponentenanbieter. Äußere Antriebskraft sind die gestiegenen Preise für Stahl, Kupfer, Aluminium und Kunststoff, die in der gesamten Klimabranche generell zu materialsparenden Konstruktionen führen. Insbesondere gelte es, teures Kupfer durch das etwas preisgünstigere Aluminium zu ersetzen, so die Argumente.

Die Microchannel-Technologie lebe aber nicht allein vom Preisvorteil des Aluminiums, sondern sei durch die filigrane Bauweise auch extrem Material sparend, also auch leichter. Ein weiteres Argument ist das extrem niedrige Füllvolumen der Hightech-Wärmeübertrager. Lennox gibt an, dass sich bei luftgekühlten Verflüssigern in Microchannel-Ausführung die Kältemittelfüllmenge um bis zu 40 % gegenüber herkömmlichen Alu/Kupfer-Wärmeübertragern senken lasse. Gleichzeitig erhöhe sich der Wirkungsgrad (EER) um 10 %. Danfoss gibt die Kältemittelmengenreduktion sogar mit bis zu 50 % an und weist gleichzeitig auf die Vorteile des homogenen Materials von Lamellen und Rohr hin. Die Gefahr einer Kontaktkorrosion wie bei Kupfer/Alu-Lösungen sei ausgeschlossen.

Alcoil, US-Spezialist für Aluminium-Wärme­übertrager, nennt 20 bis 40 % Leistungssteigerung des Wärmeübertragers bei gleicher Größe und fast halbem luftseitigen Druckverlust. Mehr noch: Bei gleicher Leistung seien Microchannel-Wärmeübertrager gegenüber Kupferrohr/Aluminium-Ausführungen um 10 bis 30 % kleiner (Höhe × Länge) und bis zu 60 % leichter. Während die meisten Anbieter von Microchannel-Wärmeübertragern sich auf Kältemittelverflüssiger konzentrieren, bietet Alcoil auch Heiz- und Kühlregister in Microchannel-Technologie für Wasser, Glykol, Öl und andere Kühlmittel an.

Muller Industries Australia geht noch einen Schritt weiter und verspricht beim Verdunstungsverflüssiger „H09 Serie 3C“ Reduktionen bei der Kältemittelmenge von bis zu 70 %. Durch die adiabate Befeuchtung, den geringeren Druckverlust des Wärmeübertragers und den Einsatz von EC-Ventilatoren von Ziehl-Abegg ließen sich gegen­über einem konventionellen luftgekühlten Verflüssiger gleicher Leistung zudem etwa 90 % Ventilatorenenergie einsparen.

…und Turbocor

Fast schon Kultstatus genießt der ölfrei arbeitende magnetgelagerte Turboverdichter Danfoss-Turbocor, von dem es weltweit rund 10000 In­stallationen geben soll. Der OEM High-­End-Kältemittelverdichter aus Tallahassee/Florida wird inzwischen weltweit von namhaften Herstellern von Flüssigkeitskühlsätzen eingesetzt, u.a. von McQuay, Axima, Aermec, Climaveneta, OPK, Ochsner, Walter Wettstein und anderen.

Auf der AHR Expo wurde kolportiert, dass selbst JCI bei Performance Contracting-Projekten die Flüssigkeitskühlsätze mit dem Danfoss-Turbocor-Verdichter einbaue, obwohl man mit dem York Chiller-Programm eigentlich genügend Auswahl im Portfolio habe.

Ein Blick auf die Homepage von Danfoss-Turbocor verdeutlicht, warum Anwender und Kälteindustrie die ölfrei arbeitenden Turbos den Standard-Verdichtern mit Ölschmierung vorziehen:

  • durchschnittliche Amortisationszeit gegenüber einem konventionellen Chiller etwa drei Jahre, im Idealfall (lange Laufzeiten, hoher Energiepreis) schon nach einem Jahr
  • kein vagabundierendes Öl im Kältekreislauf, damit keine Leistungseinbuße (10…15 %) durch verölte Wärmeübertrager
  • kein Ölwechsel, dadurch ein geringeres ökologisches Risiko; niedrigere Wartungskosten
  • optimales Teillastverhalten mit Energieeinsparungen von bis zu 50 % gegenüber konventionellen Lösungen
  • niedrigste Lebenszykluskosten im Vergleich mit anderen Verdichterbauarten
  • maximale LEED-Punkte, da energiesparend, umweltschonend und kostengünstig über die gesamte Laufzeit (geringerer „carbon footprint“)

Fazit

Besucher aus Europa dürften sich von der AHR-Expo in Chicago mehr versprochen haben. Die vom Veranstalter angekündigten Superlative mit „Hunderten von Neuheiten“ entpuppten sich schnell als Messe-Poesie; klappern gehört nun mal zum Handwerk von Messegesellschaften. Die europäische HLK-Industrie, und hier insbesondere die deutschen Hersteller von Heizkesseln, Warmwasser-Heiz- und Bauteilaktivierungssystemen, präsentierten in Chicago nicht nur High-End-Systemtechnik, sondern auch ein Stück Messekultur. Nicht nur die Messebesucher, auch der Wettbewerb lobte die hoch stehende Heizungstechnik aus Europas Mitte.

Aus den Gesprächen mit europäischen Ausstellern war jedoch auch herauszuhören, dass die Amerikaner ihre HLKK-Märkte durch Normen und Vorschriften, undurchsichtige Marktspielregeln und übertrieben wirkende Sicherheitsstandards abschotten. Herauszuhören war aber auch, dass sich die Mühen lohnen: Gebäude-Label wie LEED, ASHRAE 189.1 und nicht zuletzt die hohen Preise für Spitzenstrom im Sommer werden den Markt für Hocheffi­zienz-HLKK-Produkte sowie für hoch produktive Systemtechnik-Programme positiv beeinflussen.

Wolfgang Schmid

Ist Freier Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München; wsm@tele2.de

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