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Unter der Lupe

Digitales Brandschutzkonzept

Programme für die Erstellung von Brandschutzkonzepten gibt es nicht gerade wie Sand am Meer (siehe auch Artikel „Brandschutz Dokumentation Software“). Nimmt sich dann noch ein ausgewiesener „Brandschutz-Papst“ dieses Themas an, wird man doppelt neugierig. Manfred Lippe, ö.b.u.v. Sachverständiger für den baulichen und anlagentechnischen Brandschutz und durch zahlreiche Publikationen bekannt sowie Peter Hofmann, Beratender Ingenieur und Sachverständiger für vorbeugenden Brandschutz und brandschutztechnische Bau- und Objektüberwachung, sind die beiden Herausgeber und Entwickler dieses neuen Programms.

Sie befriedigen damit einen wachsenden ­Bedarf von Fachplanern nach effizienten, PC-­gestützten Werkzeugen. Schließlich ist das Erstellen entsprechender Brandschutzkonzepte, insbesondere für Gebäude besonderer Art und Nutzung, wie Mehrzweckhallen, Krankenhäuser, Industriebauten etc. meist sehr aufwendig. Zahlreiche ­Verordnungen, Sonderbauverordnungen und Normen, viele Berechnungen, Pläne und Dokumente müssen berücksichtigt, modifiziert und verwaltet werden. Das kürzlich im Feuertrutz-Fachverlag ­erschienene Programm „Digitales Brandschutzkonzept“ unterstützt Entwickler von Brandschutzkonzepten, macht deren Erstellung effizienter und sorgt dafür, dass Wichtiges nicht vergessen wird.

Das aus einer Masterarbeit bei EIPOS, dem ­Europäischen Institut für postgraduale Bildung an der TU Dresden, entstandene Programm ist für alle Gebäudeklassen und Sonderbauten geeignet. Es wird in zwei Versionen angeboten: Die Basis-Version berücksichtigt alle Anforderungen aus der Musterbauordnung und den Mustersonderbauverordnungen. Die Bauordnungen und Sonderbauvorschriften der Länder sind hinterlegt, sodass notwendige Anpassungen schnell vorgenommen werden können. Standardtexte können bearbeitet und in eigenen Vorlagen zusammengestellt werden.

Das fertige Brandschutzkonzept wird als PDF-Dokument ausgegeben und kann über ein zusätzliches Modul in Word exportiert werden. In der Profi-Version können eigene Bilder und Pläne nicht nur eingefügt, sondern auch mit Symbolen, Texten und Linien ergänzt werden. Neben JPG-Dateien können in der Profi-Version auch DXF-Pläne integriert werden. Die Anzahl der unterschiedlichen Gebäudenutzungen ist nicht begrenzt. Eine Projektverwaltung ermöglicht die Bearbeitung mehrerer Brandschutznachweise. Ein Wechsel von der Basis- zur Profi-Version ist zum Upgradepreis möglich.

Das Programm ist auch als Demo-CD in der Basis-Version mit allen Funktionen erhältlich. ­Diese kostenlose, 14 Tage lauffähige Testversion muss online registriert und ggf. aktualisiert werden. Nach der Testphase kann sich der Anwender online für die Basis- oder Profi-Version registrieren. Konzipiert wurde das Programm insbesondere für Brandschutz-Fachplaner und Sachverständige, Architekten, Mitarbeiter der Bauaufsicht und Brandschutzdienststellen sowie für Betreiber von Sonderbauten.

Fachliche Rahmendaten

Um ein ganzheitliches Brandschutzkonzept im Sinne einer gewerkeübergreifenden Fachplanung überhaupt realisieren zu können, wurden bei der Software-Entwicklung zahlreiche Analysen und Auswertungen durchgeführt: Neben der Analyse von Musterbauordnung und Sonderbauvorschriften wurden für die Programmentwicklung 60 Brandschutzkonzepte für diverse Gebäudekategorien wie Alten- und Pflegeheime, Bankgebäude, Einkaufszentren, Hotels, Kliniken, Museen, Schulen, Verwaltungsgebäude etc. analysiert.

Aus diesen Analysen, ferner den Leitfäden und Empfehlungen von Verbänden und Institutionen, wie der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes, wurde eine Struktur für ganzheitliche Brandschutzkonzepte entwickelt. Dabei fiel den Programmautoren auf, dass es den meisten Leitfäden und Empfehlungen an übersichtlichen Strukturen und detaillierten Anforderungen fehlt. Teilweise wurden auch wichtige Themen wie der Leitungs- und Lüftungstechnische Brandschutz nur am Rande oder als pauschale Forderung aufgeführt. Detaillierte Angaben fehlten meist auch für Installationsschächte und deren Öffnungsverschlüsse, obwohl sich diese raumabschließenden Bauteile über mehrere Stockwerke erstrecken und bei Mängeln diese brandtechnisch miteinander verbinden.

Die Struktur des „Digitalen Brandschutzkonzepts“ erhebt den Anspruch, alle Bereiche des Brandschutzes, von der Planung über die Genehmigung, Bauausführung, Bauabnahme und Nutzung von baulichen Anlagen zu berücksichtigen. Es werden Aussagen getroffen, die von allen Beteiligten zu beachten sind, die brandschutzrelevante Bauteile und Anlagen errichten, instandhalten oder in diese eingreifen. Da die Struktur des Brandschutzkonzepts außerdem von allen Beteiligten wie Bauherr, Planer, Fachplaner, Feuerwehr, Genehmigungs- und Überwachungsbehörden und Betreiber umgesetzt werden muss, ergab sich folgende Hauptgliederung: Sachstandsfeststellung, Baukonstruktiver Brandschutz, Leitungs- und Lüftungstechnischer Brandschutz, Anlagetechnischer Brandschutz, Abwehrender Brandschutz, Organisatorischer Brandschutz sowie der Punkt „Zusammenfassung“. Maßgebend für die Erstellung der Brandschutzkonzepte sind die Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, die im jeweiligen Bundesland gültig sind, wobei die wichtigsten Texte im Programm verfügbar sind.

Erste Schritte und Eindrücke

Die Installation des Programms startet automatisch nach Einlegen der CD-ROM in das Laufwerk und ist selbsterklärend. Anschließend hat man Gelegenheit, es online aktualisieren zu lassen. Dabei wird man automatisch Abonnent für Programm-Updates, wobei im ersten Jahr keine Updatekosten anfallen. Zur Freischaltung der Basis- oder Profiversion ist anschließend eine Registrierung erforderlich. An bis zu drei Arbeitsplätzen im Büro kann das Programm gleichzeitig installiert werden. Sollen Projekte gemeinsam bearbeitet werden, muss eine optionale Server-Version erworben werden.

Gestartet wird ein Projekt in der Projektverwaltung. Hier können Projekte neu angelegt oder vorhandene Projekte geladen werden (gegebenenfalls anschließend modifiziert und unter einem anderen Namen als Vorlage gespeichert werden). Bei einem neuen Projekt müssen zunächst die allgemeinen Projektdaten (Objekt, Auftraggeber etc.), anschließend die Gebäudedaten (Gebäudeklasse, Abmessungen etc.) eingegeben werden. Danach erfolgt die brandschutztechnische Einstufung: in einer Maske werden Flächen, Geschosse, Grenzabstände, die Nutzugsart und andere Spezifika­tionen abgefragt. Hilfsfunktionen erläutern die jeweiligen Eingabefelder bei Bedarf.

Nach der brandschutztechnischen Einstufung wird ein Musterkonzept entsprechend der oben erwähnten Hauptgliederung erzeugt, das anschließend an das konkrete Projekt angepasst wird. Durch Klick auf die einzelnen Rubriken können Unterkapitel geöffnet oder geschlossen werden, sodass man wahlweise Ausschnitte oder die komplette Baumstruktur sieht. Anhand eingängiger Symbole lassen sich einzelne Kapitel als „fertig“, „bearbeitet, aber noch nicht fertig“ oder „unbearbeitet“ markieren, sodass man stets die Übersicht über den aktuellen Arbeitsstand behält.

Erläuternde Bilder und Grafiken können im GIF- oder JPG-Format (in der Profiversion zu jedem Abschnitt, in der Basis-Version nur im Kapitel „Fotodokumentation“) eingefügt werden, ebenso wie eigene Texte oder Tabellen. Kapitel, die eigene Texte enthalten, werden ebenfalls kenntlich gemacht. „Steht“ das Konzept, kann es als PDF-Datei, wahlweise auch als Word-DOC-Format ausgegeben werden. Pläne können in den Pixelformaten JPG, GIF oder PNG importiert und mithilfe eines einfachen Editors bearbeitet werden (Eintragung von Fluchtwegen, Flächen, Linien, Texten etc.).

Fazit: Hilfreiches Werkzeug

Immer wenn von baurechtlichen Anforderungen abgewichen werden soll oder wenn es sich um Gebäude besonderer Art und Nutzung handelt, sind Brandschutznachweise erforderlich. Ohne weitere Hilfe ist deren Erstellung sehr zeitaufwendig und fehleranfällig. Das Programm hilft, Brandschutznachweise strukturiert und vollständig zu erstellen. Das Versprechen „Schritt für Schritt zum Brandschutznachweis“ wird also tatsächlich eingehalten. Es kann jedoch nicht (und will es auch nicht) die Fachkompetenz des Konzepterstellers ersetzen. Zitat aus dem Handbuch: „Für die richtige Anwendung ist eine fundierte Ausbildung zum Fachplaner Brandschutz zwingend erforderlich.“ Verbesserungsmöglichkeiten und Erweiterungspotenziale bestehen vor allem im Hinblick auf die Bearbeitung von Plänen. Marian Behaneck, Jockgrim

Programm- und Bestelldaten

Digitales Brandschutzkonzept; Schritt für Schritt zum Brandschutznachweis, Hrsg.: Manfred Lippe und Peter Hofmann. 2009, CD-ROM mit Booklet, Basis-Version: 249 Euro, Profi-Version: 990 Euro, Upgrade: 799 Euro. Die Online-Aktualisierung ist im ersten Jahr kostenlos, kostet anschließend jährlich 99 Euro für die Basis-Version bzw. 149 Euro für die Profi-Version (alle Preise zuzüglich MwSt.). ISBN Basis-Version: 978-3-939138-51-8, ISBN Profi-Version: 978-3-939138-52-5, Feuertrutz GmbH, https://www.feuertrutz.de/

Systemvoraussetzungen

  • PC mit mindestens 500 MHz Taktfrequenz, Monitorauflösung 1024 × 768 Pixel
  • Microsoft Windows XP-SP 2 oder höher, Macintosh Rechner mit OS X nach Rücksprache möglich
  • Internetverbindung DSL 2000 oder höher

Praxis-Kurztest

Die Werkgemeinschaft Landau ( https://wgld.de/ ) mit Sitz in Landau/Pfalz plant und erweitert mittlerweile in der zweiten Generation neben Ein- und Mehr­familienhäusern auch Universitätsgebäude, öffentliche und private Kliniken, Behinderten- und Seniorenheime und vieles mehr. Zum Leistungsspektrum des Architekturbüros gehören neben der Planung und Ausführung von Bauvorhaben zunehmend auch Brandschutzgutachten und -nachweise, weshalb das „Digitale Brandschutzkonzept“ im Büro auf großes Interesse stieß. TGA Fachplaner befragte mit Dipl.-Ing. ­Jürgen Sebastian einen der drei Geschäftsführer nach seinen ersten Eindrücken:

TGA: Sie haben schon zahlreiche Brandschutzkonzepte manuell erstellt. Was erwarten Sie von einer Brandschutz-Software?

Sebastian: Das Thema Brandschutz ist eine ziemlich trockene und spröde Materie, die zahlreiche Gewerke betrifft und nur ganzheitlich betrachtet werden kann. Da übersieht man schon mal gerne den einen oder anderen Punkt. Auch wenn wir in Rheinland-Pfalz Brandschutzkonzepte gemeinsam mit der Behörde erarbeiten, ist mir bei der Vielzahl der Inhalte und Aspekte vor allem wichtig, dass man nichts vergisst.

TGA: Hat das „Digitale Brandschutzkonzept“ Ihre Erwartungen erfüllt?

Sebastian: Im Hinblick auf die Vollständigkeit auf jedem Fall. Das strukturierte und gut durchdachte Schema ist eine große Hilfe. Auch wenn viele Rubriken und Unterpunkte für ein konkretes Projekt nicht relevant sind – die klickt man einfach weg. Projektspezifische Dinge, die in der Struktur nicht enthalten sind, können wiederum ergänzt werden. Das finde ich gut.

TGA: Was haben Sie vermisst und wo besteht Ihrer Ansicht nach Verbesserungsbedarf?

Sebastian: Vor allem die Bearbeitung von Grundrissen oder die Erstellung von Feuer­wehr- oder Hydrantenplänen erscheint mir mit dem pixel­orien­tierten Grafikeditor etwas umständlich. Sinn­vol­ler wäre das Einlesen und Bearbeiten von Vek­­torgrafiken über die DXF- oder DWG-Schnittstelle, so wie es andere Programme für die Erstellung von Flucht- und Rettungswegeplänen auch tun.

TGA: Vielen Dank für Ihre Bewertung.

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