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Intelligente Zähler

Energiesparen mit Google

Ein aktuelles Diskussionspapier der Brattle Group verspricht über die nächsten 20 Jahre allein durch intelligente Stromzähler eine Senkung der Kapazitäts- und Übertragungskosten in der EU von 67 Mrd. Euro, wenn es gelingt, dass 80 % der Verbraucher ihre Nachfrage zu Spitzenzeiten aufgrund dynamischer Preisgestaltung reduzieren.

Die breite Markteinführung dynamischer Tarife für Endverbraucher steht in Deutschland aber erst noch an. Energieversorgungsunternehmen haben laut Energiewirtschaftsgesetz „so weit technisch machbar und wirtschaftlich zumutbar, spätestens bis zum 30. Dezember 2010 für Letztverbraucher von Elektrizität einen Tarif anzubieten, der einen Anreiz zu Energieeinsparung oder Steuerung des Energieverbrauchs setzt.“ Mit intelligenten Zählern kann man aber auch den Energieverbrauch senken. Einer der Vorreiter beim Ausloten der Möglichkeiten ist der Stromanbieter Yello. Kunden seines „Sparzählers online“ können ihren Stromverbrauch neuerdings auf Wunsch mit dem Google-Gadget ­PowerMeter auch auf iGoogle visualisieren.

Intelligente Zähler können für Transparenz sorgen, Verhaltensmuster ändern, Energieverbrauch und -kosten senken, Investitionsentscheidungen vorbereiten, beschleunigen oder verzögern und ihren Erfolg überprüfbar machen. Trotzdem steht der intelligente Gaszähler nicht im Fokus der Heizungsindustrie. Das könnte sich rächen.

Ähnlich wie bei einem Bordcomputer im Auto kann man so durch gezieltes Verhalten und direkte Rückkopplung Einsparpotenziale identifizieren und generieren. Angezeigt werden aktuelle und historische Verbrauchsdaten im 15-Minuten-Takt. Richtig interessant wird es, wenn der Kunde Yello beauftragt, seine summarischen Verbrauchswerte an Google zu schicken. Dann kann er seinen Verbrauch im Vergleich zu anderen Teilnehmern einordnen und auch daraus lernen oder sich Ziele setzen.

Was Yello und Google heute anbieten, dürfte erst ein Vorbote sein. Denn aus online gemessenen Verbrauchsdaten kann man viele Informationen ableiten und vor allem zeitnah auf Missstände reagieren. Wie nützlich die Kombination aus Zähler und Verbrauchsauswertung ist, demonstrieren bereits Leckageschutzsysteme, die den Wasserverbrauch kontrollieren und so die Folgen von Rohrbrüchen und schleichendem Wasserverlust weitgehend verhindern können.

Doch bezüglich intelligenter Gaszähler scheint vielerorts die Phantasie zu fehlen. Die Energieversorger kommen zwar an dem Thema aufgrund gesetzlicher und politischer Vorgaben nicht vorbei, schimpfen aber auch gerne in Fachkreisen über „den größten Unsinn aller Zeiten“. Und fragt man hochrangige Vertreter aus der Heizungsindustrie, ist das Erstauen groß: Warum sollte das ein Thema für uns sein?

Die wichtigste Antwort lautet: Nur wer sich rechtzeitig damit auseinandersetzt, kann agieren und gestalten, wer zu spät kommt, kann eventuell nur noch reagieren. Allein die Information, dass sich ein Kunde vor einer gesetzlichen Verpflichtung mit intelligenten Zählern und Energiemonitoring auseinandersetzt, ist wertvoll. Darf man ihm doch eine hohe Wahrscheinlichkeit unterstellen, sich für den gemessenen Energieträger, neue Technologien und Energieeinsparung zu interessieren. Gepaart mit der Wechselbereitschaft des Energieanbieters sind das Eigenschaften, die wir uns von Kunden wünschen. Wir müssen aber auch darauf vorbereitet sein, dass sie ihren Energieverbrauch durch Verhaltensänderungen schon optimiert haben und Energieeinsparversprechen nach einer Modernisierungsmaßnahme kritisch prüfen. Mit ein wenig Selbstbewusstsein kann man aber auch davon ausgehen, dass man beeindruckende Referenzen sammeln kann.

Auch die Höhe des Gasverbrauchs lässt wichtige Schlüsse zu, beispielsweise, ob sich eine Maßnahme überhaupt refinanzieren kann. Kombiniert der Kunde seinen Energieverbrauch mit Gebäudedaten, Witterung und den Werten anderer Gebäude, sind sehr tiefgehende Analysen über den gesamtenergetischen Zustand einschließlich prinzipieller Modernisierungsvorschläge möglich.

Sind die Services intelligenter Zähler eher für eine private Nutzeinheit geeignet, will Kofler Energies mit seinem Energiemanagementsystem K.box jetzt in Gebäuden mit einer Energierechnung ab 50000 Euro/a zeigen, wie die Zukunft aussehen kann. Die K.box vernetzt die Energiesysteme eines Gebäudes inklusive der Verbrauchskontrolle, sammelt Energiedaten und gibt diese an eine zentrale Leitwarte weiter. Die optimiert Regelalgorithmen, identifiziert energetische Schwachstellen und erstellt einen Effizienzfahrplan zur Senkung des Energieverbrauchs. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die­se Technik im Einfamilienhaus ankommt. Aber noch ist offen, wer sie dort etabliert und davon profitiert.

Ihr

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner

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