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VBI-Konjunkturumfrage 2010

Keine Krise im TGA-Büro

Kommen die Ingenieurbüros unbeschadet durch die Wirtschaftskrise? Es scheint fast so. Ins Jahr 2009 mit dicken Auftragsbüchern – aber angesichts nicht einschätzbarer Zukunft mit gedämpften Erwartungen gestartet – haben sie es mit gut gefüllten Auftragsbüchern und viel Optimismus für 2010 beendet. Selbst der Verband Beratender Ingenieure VBI hatte so deutlich positive Ergebnisse nicht erwartet. Vor einem Jahr war er noch davon ausgegangen, dass Ende 2009 die Finanzkrise auf die deutschen Planungsbüros durchschlägt. Klaus Rollenhagen, VBI-Hauptgeschäftsführer, bei der Präsentation der Ergebnisse der VBI-Konjunkturumfrage 2010: „Wir hatten mit starken Umsatzeinbrüchen gerechnet, aber es ist ganz anders gekommen: Die deutschen Ingenieurunternehmen trotzten 2009 der Krise mit höheren Umsätzen und Personalaufbau. Und wir erwarten auch 2010 eine weitgehend gute Auftragslage, stabile Umsätze und Personalaufbau.“ An der VBI-Konjunkturumfrage 2010 haben sich 726 (2009: 666) Ingenieurunternehmen beteiligt.

Zumindest für die positive Lage der im Hochbau tätigen Ingenieurunternehmen fällt eine Erklärung schwer, denn die Baugenehmigungszahlen sind hier sehr deutlich zurückgegangen. Andererseits ist es plausibel, dass ein nicht vorhergesehenes Ereignis einen der Bautätigkeit voreilender Berufsstand nicht rückwirkend treffen kann. Diverse Planungen mögen bei Auftraggebern eingemottet worden zu sein, konnten aber offensichtlich mehrheitlich noch abgerechnet werden. Eine Erklärung für die vollen Auftragsbücher ist dies aber nicht.

Sorgenkind sind jetzt angesichts leerer Kassen die Kommunen. Rollenhagen: „Es drohen massive Einbußen, wenn die Kommunen nicht investitionsfähig bleiben, denn 40 % der Ingenieurbüros erzielen dort den Hauptanteil ihrer Umsätze“. Das gilt auch für die TGA-Planer, die in 2010 ebenfalls diesen Anteil erreicht haben, 2007 lag er hier nur bei 25 % (Bild 1).

Zahlenwerk

Lageeinschätzung 2010: 6 % der befragten Ingenieurunternehmen (TGA: 15 %) schätzten ihre wirtschaftliche Lage Anfang 2010 als „sehr gut“ und 39 (TGA: 42) % als „gut“ ein. 37 (TGA: 30) % vergaben ein „befriedigend“. 6 (TGA: 3) % haben wirtschaftliche Probleme (Lageeinschätzung „mangelhaft“ bzw. „ungenügend“).

Umsatzprognose 2010: 19 % der Unternehmen gehen in 2010 von Umsatzsteigerungen aus (2009: 16 %), und 53 % (2009: 51 %) erwarten stabile Umsätze. 28 % rechnen mit einem Umsatzrückgang. Das ist zwar eine Verbesserung gegenüber 2009 um vier Prozentpunkte, 2008 lag dieser Wert jedoch bei nur 11 %. Die TGA-Planer sind deutlich optimistischer: 26 (2009: 20) % erwarten steigende Umsätze, 56 (2009: 51) % prognostizieren stabile Umsätze und 18 (2009: 29) % stellen sich auf Umsatzeinbußen ein (Bild 2).

Auftragsbestand Anfang 2010: Die Umsatzerwartungen resultieren offensichtlich aus einem Blick in die Auftragsbücher: So geben 6 (TGA: 14) % einen sehr guten, 33 (TGA: 40) % einen guten und 35 (TGA: 22) % einen befriedigenden Auftragsbestand für 2010 an.

Personalentwicklung: 20 % aller Befragten gehen in diesem Jahr von einem weiteren Personalaufbau (2009: 19 %) aus. 67 % (2009: 73 %) erwarten eine konstante Mitarbeiterzahl. Nur 9 % planen 2010 Entlassungen, ein Wert der minimal über denen der Vorjahre liegt. Bei den TGA-Büros ist Personalabbau nur bei 5 (2009: 3) % ein Thema. 61 (2009: 65) % wollen ihre Personalstärke beibehalten, 29 (2009: 30) % streben einen Personalaufbau an. Somit wird Ingenieurmangel ein Branchenthema bleiben. Immerhin geben 72 (TGA: 86) % an, dass sie Stellen nicht schnell adäquat besetzen können (2009: 67 %; TGA: 75 %). Bereits 10 % aller Büros – bei den TGA-Planern sind es 13 % – beklagen das Abwerben qualifizierten Personals als wettbewerbsverschärfend. Tatsächlich erhöht haben ihren Personalstand im letzten Jahr 30 (2008 29) % aller Büros, bei den TGA-Büros wuchs der Personalstand bei 50 (2008: 48) %.

Umsatzentwicklung 2009: Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2009 gegenüber 2008 zeigt in der Umfrage ein heterogenes Bild. 40 (2008: 49) % der Unternehmen steigerten ihre Umsätze. Bei 25 (2008: 19) % waren die Umsätze stabil und bei 33 (2008: 29) % gingen sie zurück. Unter den TGA-Büros ist der Unterschied ausgeprägter: 47 (2008: 58) % konnten ihren Umsatz steigern, 22 (2008: 10) % halten, in 26 (2008: 30) % der TGA-Büros sank der Umsatz (Bild 3).

Umsatzrendite: Die Umsatzrendite verbesserte sich 2009 im Vorjahresvergleich bei 28 (2008: 32) % der Unternehmen, blieb unverändert bei 42 (2008: 46) % und ging bei 29 (2008: 20) % der Ingenieurbüros zurück. Etwas erfolgreicher entwickelten sich 2009 die TGA-Büros: Hier ­konnten 35 (2008: 45) % ihre Umsatzrendite gegenüber dem Vorjahr steigern und 36 (2008: 35) % halten. Bei 27 (2008: 19) % der TGA-Büros ging die Umsatzrendite zurück. Grundsätzlich ist zu ­beachten, dass sich die Umsatzrendite nach den Werten anderer Untersuchungen nur in einem sehr schmalen Band bewegt. Trotz HOAI-Novelle: Nur 16 (2009: 12) % der Büros erwarten 2010 eine Verbesserung der Umsatzrendite. 54 (2009: 53) % gehen von einer gleichbleibenden und 30 (2009: 34) % von einem Rückgang der Umsatzrendite aus. Die TGA-Büros sind mit ihrer Einschätzung deutlich optimistischer: Mit einer steigenden ­Umsatzrendite in 2010 rechnen 27 (2009: 14) %, 53 (2009: 48) % gehen von einer gleichbleibenden und 19 (2009: 36) % von einer sinkenden Umsatzrendite aus.

Keine Wettbewerbsverschärfung

Obwohl die Unternehmen 2009 von der Wirtschafts- und Finanzkrise kaum betroffen waren, wurde sie als Faktor der Verschärfung der Wettbewerbssituation mit 40 (TGA: 41) % sehr häufig angeführt. Nur der Preisverfall bei Ingenieurleistungen mit 61 (2009: 73) % wurde als größere Bedrohung eingestuft. In den TGA-Büros spielt er mit 45 (2009: 58) % eine geringere Rolle und war ebenfalls rückläufig. 17 % aller Büros und 27 % der TGA-Büros konnten in 2009 gar keine Wettbewerbsverschärfung feststellen, das sind jeweils geringfügig höhere Werte als in 2009 angegeben.

Kaum bemerkte Konjunkturpakete

Die Konjunkturpakete der Bundesregierung werden von den Planern kaum wahr­genommen. Die Frage „Wenn die Wirtschaftskrise Spürbar war, haben die Konjunkturpakte geholfen?“ wurde nur von 7 (TGA: 13) % mit „ja sehr“, von 28 (TGA: 30) % mit „mäßig“, von 26 (TGA: 19) % mit „gar nicht“ und von 37 (TGA: 39) % mit „keine Krise gespürt“ beantwortet. So hält auch die Mehrheit weitere Konjunkturpakete für das eigene Büro oder den eigenen Markt nicht für besonders wichtig, nur 38 (TGA: 38) % befürworten sie. Angesichts des enormen ­Haushaltsdefizits ist mit einem breit angelegten, präventiven Konjunkturprogramm auch nicht zu rechnen. Insgesamt wird die Branche froh sein, wenn Fördertöpfe, die Investitionen im Gebäude­bereich auslösen sollen, in den nächsten Jahren noch so üppig wie zuletzt gefüllt sind. Zurzeit ist eindeutig das Gegenteil zu beobachten, daneben werden Doppel- und Überförderungen abgebaut und die Zugangshürden ­angehoben. Jochen Vorländer

https://www.vbi.de/