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AquaQuantum von Cofely kommt Ende 2011

“Kaltwassersatz ohne Chemie“

Schmid: Herr Eyd, Ihre Ankündigung eines Wasserturbos zeigt, dass Turbokältemaschinen offensichtlich in punkto Energieeffizienz momentan unschlagbar sind. Die von ­Cofely genutzte Turbocor-Verdichter-Technologie hat sich in den letzten Jahren zu einem neuen Effizienz-Standard entwickelt. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Eyd: Es ist tatsächlich so, dass sich das ursprüngliche Nischenprodukt zu einem Standard für hocheffiziente Kälteerzeugung entwickelt und sich auf breiter Basis durchgesetzt hat. Ich führe den Erfolg aber auch darauf zurück, dass die Turbocor-Technologie und damit auch unser Produkt Quantum in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wurden und damit konventionellen Flüssigkeitskühlsätzen in Effizienz und Wirtschaftlichkeit deutlich überlegen sind. Letztendlich geht es darum, Energie und Kosten einzusparen. Das haben wir mit dem Quantum erreicht.

Schmid: Die Quantum-Kältemaschine hat inzwischen Konkurrenz bekommen. Hat diese Vielfalt den Markt für Hocheffizienz-Kältemaschinen beflügelt?

Eyd: Ja, sowohl im Sinne der Fortentwicklung, als auch im Sinne einer erweiterten Wettbewerbssituation konnten die Quantum-Flüssigkeitskühlsätze Marktanteile gewinnen. Wettbewerb ist für eine solche Technologie enorm wichtig, auch um die Kunden zu überzeugen.

Schmid: Wo sehen Sie die Haupteinsatzgebiete für die Quantum-Maschine?

Eyd: Zunächst überall dort, wo energieeffiziente Kälte-Lösungen gefragt sind. Da unsere Maschinen sehr leise arbeiten, sind wir überall da im Vorteil, wo hohe Anforderungen an Schallschutz und Vibrationsfreiheit gestellt werden, zum Beispiel in Krankenhäusern. Auch bei der prozessorientierten Kühlung ist der Quantum aufgrund seiner spezifischen Eigenschaften hervorragend geeignet, insbesondere auch wegen des sehr hohen Teillastwirkungsgrads.

Schmid: Es gibt Fälle, da wird die Quantum-Maschine gezielt überdimensioniert, damit sie möglichst lange im hocheffizienten Teillastbereich fährt. In anderen Bereichen der Technischen Gebäudeausrüstung ist man derzeit eher dazu geneigt, knapp auszule­gen: Downsizing ist angesagt. Was empfehlen Sie?

Eyd: Die Auslegung der Quantum-Maschine auf den hocheffizienten Teillastbereich ist ein interessanter Aspekt. Wir haben allerdings festgestellt, dass die meisten industriellen Prozesse mit Kühlung weitgehend bei Teillast erfolgen. Die Auslegung auf Normlast halte ich deshalb in den meisten Fällen für ausreichend. Das bedeutet, dass die Maschine über den Tag gerechnet ohnehin bei durchschnittlich 60 bis 80 % Teillast läuft. Das ist ein idealer Betriebspunkt.

Schmid: Der Rückkühlbereich von Kälteprozessen wurde in der Vergangenheit bei Energieeffizienzbetrachtungen eher vernachlässigt. Gibt es im Zusammenhang mit der Quantum-Maschine Vorgaben, wie die Gesamtenergieeffizienz des Systems verbessert werden kann?

Eyd: Der Rückkühlbereich ist in der Tat bisher in der Energieeffizienzbetrachtung unterschätzt worden. Natürlich gibt es hier Vorgaben über die Anforderungen an die Rückkühlung. So kann zum Beispiel die Freie Kühlung mit offenen Kühltürmen die Systemeffizienz enorm steigern. Wir gehen diesen Schritt weiter und sehen den Quantum in einem energetischen Gesamtkontext mit Freikühlung und Doppelkondensatoren zur Wärmeauskopplung, um die Gesamtenergieeffizienz einer Kälteanlage zu erhöhen. Im Idealfall liefert die Maschine sowohl Kälte als auch Wärme und das Gesamtsystem einen möglichst hohen Anteil an freier Kühlung.

Schmid: Der Turbocor-Verdichter ist speziell auf das Kältemittel R134a zugeschnitten. Sind in Zukunft auch Varianten mit anderen, auch natürlichen Kältemitteln denkbar? Die Wasserturbos werden ja bereits getestet.

Eyd: Es sind weitere Kältemittel in Vorbereitung, aber natürliche Kältemittel – außer Wasser – eignen sich dafür nicht. Der AquaQuantum mit Wasser als Kältemittel kommt 2011 auf den Markt. Ab Dezember 2010 beginnen wir mit den Testläufen auf unserem Prüfstand in Lindau.

Schmid: In der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen in Dresden steht ja bereits eine vom ILK entwickelte Wasser-Turbo-Maschine. In wieweit fließen die Erkenntnisse aus Dresden in Ihre Entwicklung mit ein? Wird die AquaQuantum-Maschine ähnlich voluminös sein?

Eyd: Wir arbeiten hier eng mit dem ILK zusammen. Gegenüber den Maschinen in der Gläsernen Manufaktur ist der AquaQuantum deutlich schlanker, aber wir haben immer noch einen Laufraddurchmesser von rund 1,25 m. Ansonsten ist die Maschine vom Gesamteindruck sehr kompakt und überhaupt nicht mehr vergleichbar mit der ursprünglichen ILK-Entwicklung.

Schmid: Wo liegen die Herausforderungen bei der Entwicklung eines Turbo-Kaltwassersatzes mit Wasser als Kältemittel?

Eyd: Wir bewegen uns hier im Unterdruckbereich, das bedeutet sehr hohe Dichtheitsanforderungen an die Maschine. Das geförderte Dampfvolumen liegt um Potenzen höher als bei herkömmlichen Kältemitteln. Immerhin arbeitet der Turbo mit bis zu 8000 Umdrehungen pro Minute. Wir bewegen uns hier auf Neuland, das ist eine komplett neue Technologie.

Schmid: Sind mit dem AquaQuantum ähnlich hohe COP-Werte zu erreichen wie mit dem R134a-Quantum?

Eyd: Wir liegen hier auf Quantum-Niveau, teilweise sogar höher. Unser jetziges Ergebnis ist bereits hervorragend.

Schmid: Füllen Sie wirklich normales Leitungswasser in die Maschine?

Eyd: Unser Kältemittel ist tatsächlich Wasser. Sie trinken es gerade. Keine Zusatzstoffe, keine Vollentsalzung, nur Leitungswasser. Und die Füllmenge beträgt nur einige Liter.

Schmid: Der Wasser-Turbo wird preislich wahrscheinlich über dem des Quantums liegen. Wo sehen Sie die Einsatzbereiche des AquaQuantums, damit sich der Mehrpreis amortisiert?

Eyd: Die Maschine ist sicherlich teurer, aber der Mehrpreis resultiert in erster Linie aus ihrem größeren Volumen und nicht aus der Technologie. Ein konventioneller Turboverdichter ist viel aufwendiger. Zur Preisgestaltung kann ich noch nichts sagen. Was die Leistung anbelangt, so liegt diese ähnlich hoch wie beim Quantum, aber die Maschine ist nochmals leiser. Das war auch für uns sehr überraschend. Die Dichte des Wasserdampfs ist äußerst gering und die Geräuschentwicklung entsprechend niedrig. Unsere Zielgruppen für den AquaQuantum sind in erster Linie Unternehmen mit sehr hohem ökologischem Anspruch. Da alle unsere Quantum-Aggregate ölfrei arbeiten, können wir mit dem AquaQuantum erstmals eine Maschine ohne Chemie anbieten.

Schmid: Werden mit Wasser als Kältemittel endgültig die synthetischen Kältemittel abgelöst?

Eyd: Derzeit beobachten wir bei den Herstellern von synthetischen Kältemitteln eher eine Zunahme der Aktivitäten, um die noch vorhandenen negativen Auswirkungen auf das Klima und die Ökologie zu eliminieren. Wir werden sicher noch viele Jahre mit den synthetischen Kältemitteln leben müssen. Der Weg zu den natürlichen Kältemitteln ist jedoch vorgezeichnet und wir zeigen mit dem AquaQuantum, dass die Technologie funktioniert.

Schmid: Sind mit der Entwicklung des AquaQuantums die Energieeffizienzpotenziale in der Kälteerzeugung ausgereizt? Wo sehen Sie noch Potenzial für weitere Effizienzverbesserungen?

Eyd: Ich denke, auch der Kühlturm beziehungsweise die Rückkühlung mit Freikühlfunktionen hat noch ein großes Entwicklungspotenzial. In Zukunft werden vermehrt Gesamtlösungen gefragt sein. Die anschlussfertige Containerlösung wird dabei eine größere Rolle spielen.

Herr Eyd, vielen Dank für das Gespräch. •

Vita

Andreas Eyd, Jahrgang 1967, ist seit Oktober 2009 in der Geschäftsführung der Cofely Refrigeration GmbH und seit Juli 2010 alleiniger Geschäftsführer. Eyd begann seine Karriere 1989 bei Cofely (damals Sulzer Infra, ehemals Axima) in Freiburg. Ab Januar 2007 zeichnete er als Geschäftsbereichsleiter Axi.Print mit Prokura verantwortlich. Axi.Print entwickelt und vertreibt unter der Marke i.Cool anspruchsvolle kältetechnische Lösungen und Produkte für die Druckindustrie. 2001 übernahm Eyd die Vertriebsleitung. Davor war er ab 1997 im Vertriebsaußendienst tätig. Eyd ist Diplom-Ingenieur Maschinenbau (BA) und Betriebswirt (VWA) mit dem Studienschwerpunkt Investitionsgütermarketing.

Cofely Refrigeration

steht seit Jahrzehnten für außergewöhnliche Kompetenz rund um wirtschaftliche und energieeffiziente Industriekälteanlagen und kältetechnische Komponenten. Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf das 1834 in Winterthur gegründete Unternehmen Gebrüder Sulzer zurück, das 1878 anlässlich der Weltausstellung in Paris die erste Kältemaschine der Welt baute. 1921 erfolgt die Übernahme durch Escher Wyss Werke Zürich. 1972 wird die Sulzer Escher Wyss GmbH rechtlich selbstständig und entwickelte 1998 die erste Kunsteisbahn der Welt mit CO2 als Kältemittel. 2001 übernahm die belgische Groupe Fabricom die Sulzer Escher Wyss GmbH und führt das Unternehmen als Axima Refrigera­tion GmbH weiter. 2003 erlangte die Kältemaschine Quantum mit ölfreiem Turboverdichter für Gebäudetechnik und Industrie Marktreife. 2005 beschließt die SUEZ-Gruppe die Einführung von Länderorganisationen. Dabei werden die deutschen Gesellschaften Axima, Axima Refrigeration und Elyo in der SUEZ Energy Services Germany GmbH zusammengefasst. 2006 führt Axima Refrigeration die 2.Generation der Quantum-Kaltwassersätze ein. Im Zuge einer Marken-Harmonisierung bündelt die GDF SUEZ-Gruppe seit Anfang 2009 zahlreiche Aktivitäten ihrer Sparte Energy Services unter der neuen Marke Cofely, seit November 2009 treten die Axima-Gesellschaften in Deutschland als Cofely Deutschland GmbH und Cofely Refrigeration GmbH auf. 2009 hatte Cofely Refrigeration in ganz Deutschland 340 Mitarbeiter und erwirtschaftete einen Umsatz von 67 Mio. Euro. http://www.cofely.de

Bis zu 50 % weniger Energie

Unglaublich aber wahr: Flüssigkeitskühlsätze mit Turbocor-Technologie sparen gegenüber bisher üblichen Kaltwassererzeugern bis zu 50 % an Energie ein. Insbesondere im Teillastbereich überzeugen die ölfrei arbeitenden magnetgelagerten Turbokältemaschinen mit Leistungszahlen von über 10. Inzwischen sind weltweit über 15000 Einheiten des von Ron Conry entwickelten Turbocor-Verdichters im Einsatz. Turbocor-Lizenzgeber ist Danfoss-Turbocor, Tallahassee/Florida/USA, ein Joint Venture der Danfoss A/S Dänemark und der Turbocor Inc. Montreal/Kanada. Beim Turbocor-Verdichter handelt es sich um ein OEM-Produkt, das von Erstausrüstern bzw. Lizenzpartnern in Nordamerika, Europa, Australien und China in firmenspezifisch entwickelte Flüssigkeitskühlsätze eingebaut wird. Lizenznehmer der ersten Stunde in Deutschland war die damalige Axima Refrigeration, heute Cofely Refrigeration, Lindau, ein Unternehmen der französischen GDF-Suez-Gruppe. Andere Lizenznehmer in Deutschland sind die OPK Kälte- und Klimatechnik in Neckartailfingen, KWK Kälte Wärme Klima in Erlangen, KKT Kraus in Kasendorf, ONI Wärmetrafo in Lindlar und Arctrade Klimasysteme in Kirchseeon. Weitere Anbieter auf dem deutschen Markt sind Airdale, McQuay, RC und andere. WS

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