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Referenzprojekt GEA: Hotel Lago

“Maßstäbe bei der Energieeinsparung“

Kompakt informieren

  • Der Neubau des Hotels Lago wurde im KfW-Standard 40 errichtet. Die deutliche Unterschreitung der EnEV-Anforderungen für Wohngebäude resultiert aus einer Wärmepumpenlösung, der Kühlung über Grundwasser, einem energieeffizienten Lüftungssystem und passiven Energieeinsparmaßnahmen.
  • Die Wärmerückgewinnung aus den Gästezimmern, Gemeinschafts- und Konferenzräumen erfolgt über Rotations-Wärmeübertrager.
  • Nach 18 Monaten Betrieb zeigt sich eine hohe Übereinstimmung beim tatsächlichen Energieaufwand mit den Berechnungen zur Energieeffizienz des Gebäudes.
  • Für die Raumkühlung wird Grundwasser ohne ­zwischengeschalteten Kältekreislauf eingesetzt. Zum Kühlbetrieb wird nur Energie für Pumpen ­aufgewendet, die Auswirkungen auf die Betriebskosten sind bei einem Mehrbedarf sehr gering.

Nach zwölf Monaten Bauzeit wurde das Hotel Lago Abb. 1 am 18. Januar 2010 eingeweiht. Rund 8 Mio. Euro investierten die Stadt Ulm und der private Investor Thomas Eifert in das Projekt, das auch die Sanierung und unterirdische Anbindung des Donausaals der benachbarten Ulmer Messe umfasste. Das junge Hotel liegt idyllisch in der Ulmer Friedrichsau am Rande des Ausees.

Die Gebäudehülle erinnert an die ästhe­tische Sachlichkeit der Nachkriegs-Entwürfe, wie sie beispielsweise der Architekt und Mit­begründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung (HfG) Max Bill mit dem HfG-Komplex ­umsetzte, und so ist es auch kein Zufall, wenn das Andenken und der Geist der international bekannten Designer-Schmiede das Haus durchwehen: In jedem Stockwerk sind die Wände vor den Aufzügen aufwendig gestaltet und das fünfte Obergeschoss beherbergt eine ­Ausstellung berühmter Objekte der Ulmer ­Designer.

Bei Planung und Bau legte der Bauherr auf ökologische Aspekte besonderen Wert. Angenehmer Nebeneffekt: Die klimafreundliche Auslegung hält die Betriebskosten niedrig. Für die Detailplanung der Gebäudetechnik war die conplaning GmbH, Ulm, verantwortlich. Inzwischen ist das Lago seit mehr als anderthalb Jahren in Betrieb, was die Möglichkeit bietet, den Energieverbrauch mit den Planwerten in Beziehung zu setzen.

Energieeffiziente Bauweise

Das siebenstöckige Vier-Sterne-Hotel hat eine Nutzfläche von 3030 m2. Im Erdgeschoss liegen die Lobby, der Empfangsbereich und das Restaurant sowie Tagungsräume, auf den Etagen 1 bis 5 befinden sich 60 Zimmer. Das sechste Obergeschoss beherbergt einen Wellnessbereich und einen Konferenzraum, der nachträglich eingerichtet wurde.

Um die Betriebskosten der Gebäudetechnik langfristig auf niedrigem Niveau zu halten, wurden zusätzliche Investitionen in Kauf genommen: Das gesamte Gebäude entstand im KfW-40-Standard. Die Grenzwerte der Energieeinsparverordnung (EnEV) für Nichtwohngebäude wurden um ca. 30 % unterschritten. Dafür sind besonders eine Wärmepumpenlösung, das energieeffiziente Lüftungssystem und passive Energieeinsparmaßnahmen verantwortlich. So wurden beispielsweise Fenster mit Dreifachverglasung und einem guten Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) von 0,9 W/(m2 K) eingesetzt.

Für die Trinkwassererwärmung wird ein Brennwertheizkessel verwendet. Zum Heizen und Kühlen nutzt das Hotel Grundwasser mit einer Temperatur von 10 bis 11 °C. Die Grundwassererschließung ist ausreichend dimensioniert, um die gesamte Kühllast zu decken oder über eine Wärmepumpe die Heizenergie bereitzustellen. Die Wärmepumpe und die Trinkwassererwärmung wurden in einer kompakten, von außen zugänglichen Technikzentrale im Erdgeschoss untergebracht.

Niedrigere Energiekosten als geplant

Alexander Edel Abb. 2, Ingenieur bei conplaning: „Lagen die berechneten Werte für die Heizlast inklusive des Bedarfs für die Lüftung bei 150 kW und für die Kühllast bei 130 kW, wurden im rea­len Betrieb Leistungen von rund 120 kW zum Heizen bzw. 100 kW zum Kühlen abgefordert. Die Voraussagen für den Jahresenergiebedarf betrugen ca. 190000 kWh/a für den Heizbetrieb und 60000 kWh/a für die Kühlung. Tatsächlich ergaben sich aufgrund der Gebäudenutzung Werte, die bei der Heizung rund ein Drittel unter und bei der Kühlung leicht oberhalb der Voraussagen lagen.“

Da zum Bereitstellen der Kühlenergie ausschließlich Energie für den Betrieb von Pumpen erforderlich ist, stiegen die Energiekosten durch den Mehrbedarf nur geringfügig an; der Energiebedarf der Wärmepumpe fiel dafür deutlich geringer aus, sodass sich insgesamt niedrigere Kosten als geplant eingestellt haben.

Maßgeschneidertes Lüftungssystem

Das Lüftungssystem ist speziell an das Hotel Lago angepasst. Sowohl die beiden mit F7-Filtern ausgestatteten Zentralanlagen GEA CAIRplus SX als auch die dezentralen Geräte in den Hotelzimmern sind von GEA Air Treatment, Herne. Die Lüftungszentralen stehen auf dem Dach Abb. 3. Von dort wird das Gebäude über einen Versorgungsschacht auf der Stirnseite erschlossen. In den Hotelzimmern beträgt der Gesamtluftdurchsatz 6000 m3/h, was einer Luftwechselrate von 1,5 entspricht. Für Lobby und Wellnessbereich liegen die Werte bei 7500 m3/h und 4- bzw. 7-fachem Luftwechsel. Im Nachhinein wurde der Wert für die Lobby leicht reduziert. Die Primärluft wird in den Zentralgeräten im Winter auf 22 °C und im Sommer auf 20 °C temperiert. Bei Bedarf ließen sich die Vorgabewerte auf bis zu 24 °C respektive 17 °C ändern.

Zugunsten niedriger Betriebskosten standen geringe Luftgeschwindigkeiten in den Zentralgeräten (etwa 2 m/s) sowie eine hochwertige Wärmerückgewinnung im Fokus. Das gilt sowohl für die Zentralanlage, die sämtliche Gemeinschafts- und Konferenzräume bedient, als auch für das Gerät zur Lüftung der Gästezimmer. Die integrierten Rotations-Wärmeübertrager machen im Jahresmittel etwa 70 % der in der Abluft enthaltenen Wärmeenergie für die Zuluft nutzbar.

Das Heizen und Kühlen der Lobby und des Restaurants übernehmen die Zentrallüftung und eine Fußbodenheizung. In den Zimmern kommen neben Heizkörpern im Bad Gebläsekonvektoren GEA Flex-Geko zum Einsatz. Sie sind in einer abgehängten Decke im Vorraum eingebaut Abb. 4 und werden zusätzlich mit Primärluft (etwa 75 m3/h) vom Zentralgerät versorgt. Ein direkter Zugriff zu Wartungszwecken ist schnell und einfach möglich.

Die Geräte fördern im Umluftbetrieb einen Luftstrom von bis zu 315 m3/h und sind mit einem 4-Leiter-System für Kühlen und Heizen ausgestattet. Die maximale Heizleistung beträgt 0,49 kW, die Kühlleistung 1 kW. Jeder Gast kann mit einem übersichtlichen Steuergerät Abb. 5 neben dem Bett die Raumtemperatur in einem Regelbereich von ±3 K an seine persönlichen Bedürfnisse anpassen.

Klimatisierung über den Doppelboden

Im nachträglich eingerichteten Tagungsraum im obersten Stockwerk wurde die Lüftung mit 17 GEA-Induktionskonvektoren realisiert. Die Konvektoren sind entlang der Fassade unter einen Abdeckrost in einem doppelten Boden installiert Abb. 6. Mit der integrierten Induktionskammer garantieren sie über geräusch- und druckverlustoptimierte Primärluftdüsen eine effi­ziente Luftverteilung und hohe induktive Leistung: Durch die Induktion angesaugt, wird Raumluft über die eingebauten Wärmeübertrager geführt, sodass eine hohe Wärme- oder Kühlleistung erreicht wird (Primär- zu Sekundärluft etwa 1:3,5). Aufgrund des Induktionsprinzips bieten die Konvektoren trotz des geringen Primärluftstroms von je 120 m3/h eine Kühlleistung von 905 W (bei trockener Kühlung mit etwa 16 °C Vorlauftemperatur) sowie eine Heizleistung von 310 W.

Der Gesamtluftstrom ist nach oben gerichtet und schmiegt sich an die Glasfront an (Coand-Effekt). Das wirkt im Winter einem Kälteabfall entgegen und vermeidet im Sommer einen Wärmestau hinter der Scheibe. Der Effekt verhindert außerdem einen strömungstechnischen Kurzschluss und sorgt für ein Aufsteigen der eingebrachten Zuluft bis zur Decke. Der Luftstrom bewegt sich anschließend an der Decke entlang und fällt unter Vermischung mit der Raumluft langsam zu Boden, wodurch sich im Aufenthaltsbereich ein behagliches Klima entwickelt.

Konzept durch die Praxis bestätigt

Insgesamt zeigt sich nach über 18 Monaten Betrieb eine hohe Übereinstimmung der gesammelten Ergebnisse mit den vorherigen Berechnungen zur Energieeffizienz des Gebäudes. Dass die Annahmen in einigen Bereichen sogar unterboten wurden, unterstreicht die akribische Planung und fachmännische Ausführung der Gebäudetechnik. „Die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Nething Generalplaner, der Ulmer Innenarchitektin Sigrid Rupf und dem Ingenieurbüro conplaning hatte entscheidenden Einfluss auf den Erfolg des Projekts“, kommentiert Thomas Eifert, Bauherr und Eigentümer des Lago. „So setzt unser Hotel mit seiner ökologischen Ausrichtung Maßstäbe bei der Energieeinsparung und die Technik fügt sich funktionell, aber unauffällig in das Gesamtbild ein.“ •

http://www.lago-ulm.de

http://www.conplaning.de

http://gea-airtreatment.com/

Frank Jürgens Journalist, München

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