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Viega Fachplaner-Symposium

Trinkwasser-Installation ganzheitlich betrachtet

Kompakt informieren

  • Durch die umfangreiche Aktualisierung des Regelwerks für die Trinkwasser-Installation sind die Fachplaner noch mehr in der Pflicht, dem hohen Schutzziel Trinkwasserhygiene Rechnung zu tragen – und diese von der Planung bis zum Betrieb abzusichern.
  • Mit einer nach den nationalen Ergänzungsnormen dimensionierten Anlage, einer hygienebewussten Rohrleitungsführung und einem bestimmungsgemäßen Betrieb ist die Trinkwasserhygiene sichergestellt. Die (Über-)Dimensionierung des Rohr­netzes nach dem europäischen Berechnungsverfahren wird „für deutsche Randbedingungen“ als kritisch eingeschätzt.

In den vergangenen Monaten gab es eine Vielzahl von Veränderungen im Regelwerk für die Trinkwasser-Installation. Im November 2011 trat die geänderte Trinkwasserverordnung (TrinkwV, Webcode 346108) mit erheblichen Impulsen rund um den Erhalt der Trinkwassergüte, wie die verpflichtende Überprüfung auf Legionellen in gewerblich genutzten Anlagen, in Kraft. Nur wenige Wochen später wurde der letzte Teil der neuen europäischen Normenreihe EN 8061) veröffentlicht. Und seit Mai 2012 liegen auch die beiden Ergänzungsnormen DIN 1988 Teil 2002) und Teil 3003) im Weißdruck vor. Damit hat die bisher bekannte DIN 1988 nach 24 Dienstjahren ihre Gültigkeit verloren.

Welche von den vielen neuen Anforderungen in der täglichen Praxis besonders relevant sind, schilderten beim Viega Fachplaner-Symposium Abb. 1 ausgewiesene Experten Abb. 2. „Bei der Konzeption dieser Veranstaltungsreihe war uns die ganzheitliche Betrachtung des Themas ‚Erhalt der Trinkwassergüte‘ sehr wichtig“, so Dirk Gellisch, Geschäftsbereichsleiter Vertrieb und Marketing bei Viega. „Da jetzt endlich alle relevanten Normen im Weißdruck vorliegen, fassen wir in den Viega Symposien die wichtigsten Erkenntnisse für die hygienebewusste Planungspraxis zusammen.“

Theorie und Praxis eng verwoben

Dass „Gebäudetechnik für Trinkwasser“ viel mehr als nur einige neu gefasste Paragrafen ist, wurde schon beim Auftaktvortrag von Prof. Dr. Thomas Kistemann (Bonn) deutlich. Als Hygieniker führte er seine Zuhörer tief in die Entwicklungsgeschichte und das Populationsverhalten von Mikroorganismen ein, bevor er die Konsequenzen für die Praxis auf Basis der Anforderungen der TrinkwV erläuterte. Laut Kistemann sind für den Erhalt der Trinkwassergüte die Wechselwirkungen von Temperatur, Wasseraustausch und Durchströmung entscheidend. Seine Botschaft: „Die Endpunktkontrolle reicht zum Erhalt der Trinkwassergüte nicht aus. Was wir brauchen, ist eine systemische Betrachtung der Trinkwasser-Installation.“ Deswegen fordert der Hygienespezialist unter Berücksichtigung der gegebenen Betriebsbedingungen eine Bewertung des gesamten Fließweges bis zur letzten Entnahmestelle – analog zur VDI 60234).

Klar strukturiert vorgehen

Dass dieser Ansatz tatsächlich in jedem Objekt unabhängig von Nutzung und Größe umsetzbar ist, machte Dipl.-Ing. Michael Lübbert (Hannover) deutlich. Seit Jahren befasst er sich als Fachingenieur mit der Auslegung von Trinkwasser-Installationen in hygienekritischen Gebäuden, wie Krankenhäusern oder Altenheimen. Aus dieser Erfahrung rät er bei der Planung von Trinkwasser-Installationen zu einer klar strukturierten Vorgehensweise: Um die Vorgaben der Normen und Regelwerke konkret mit Leben zu füllen, empfiehlt er beispielsweise die Erstellung eines Raumbuchs, wie es auch mit der neuen DIN 1988-200 zum Teil Pflicht wird. Dann stehen nämlich tatsächliche Bedarfswerte für die Planung „schwarz auf weiß“ verbindlich fest, nur so könne eine hygienebewusste Rohrleitungsführung und Systemauslegung erfolgen. Wichtig ist dabei die enge Abstimmung mit dem Bauherrn bzw. dem künftigen Betreiber, um möglicherweise noch Einfluss auf die Grundrissplanung nehmen zu können.

Bestimmungsgemäßer Betrieb gefordert

Aufgegriffen wurde dieser Gedanke auch durch Dipl.-Ing. Wolfgang Hentschel (Frankfurt), der als ehemaliger Sachgebietsleiter am Amt für Gesundheit in der Main-Metropole hunderte von kontaminierten Trinkwasser-Installationen untersucht und Konzepte für deren Sanierung entwickelt hat. Dabei stellte Hentschel immer wieder fest, dass viele der aufwendigen Sanierungen nachhaltiger wären, wenn anschließend auch die Nutzungsgewohnheiten optimiert würden. Stattdessen komme es aber oftmals durch einen nicht bestimmungsgemäßen Betrieb über kurz oder lang wieder zu einer Kontamination. Ein auf einer Datenbank basierender „Water Safety Plan“, so die Forderung des Praktikers, „ist also gerade bei komplexen Trinkwasser-Installationen fast zwingend erforderlich“. Werde der dann auch noch kontinuierlich weiterentwickelt und dokumentiert, sei eine erfolgreiche Anlagensanierung nach DVGW-Arbeitsblatt W 551 sichergestellt.

Geeignete Berechnungsverfahren

Wie entscheidend in Trinkwasser-Installationen für den Erhalt der Wassergüte bis zur letzten Entnahmestelle die bedarfsgerechte (sprich: minimale) Dimensionierung ist, bestätigte in diesem Zusammenhang Prof. Klaus Rudat (Berlin): „Wer eine hygienebewusste Rohrleitungsführung wählt und die Auslegung gemäß DIN 1988-300 vornimmt, konzipiert automatisch Anlagen, die auch bestimmungsgemäß betrieben werden können!“ Diese Aussage gelte genauso für spezielle Teilbereiche, wie ausgedehnte Zirkulationssysteme oder Ringleitungssysteme in der Stockwerksverteilung. „Auch dazu gibt es in den neuen Regelwerken geeignete Verfahren, an denen man sich orientieren sollte“, so Rudat. Anhand von Berechnungsbeispielen zeigte er außerdem Lösungswege für kombinierte Anlagen mit Druckerhöhung und Feuerlösch­leitungen auf und machte dafür die entscheidenden Planungskriterien zum Erhalt der Trinkwassergüte transparent.

Abgestimmt: Software und Systeme

Wie das planerisch und installationstechnisch durch die passende Software sowie entsprechende Installationssysteme umzusetzen ist – auch darauf gab die Veranstaltungsreihe von Viega eine Antwort. Schließlich tritt der Systemanbieter schon seit Langem für die möglichst „schlanke“ Auslegung von Trinkwasser-Installationen ein. „Die Anwendung einer auf den Erhalt der Trinkwassergüte ausgerichtete Planungssoftware ist dafür eine entscheidende Voraussetzung“, so Viega-Schulungsleiter Dieter Hellekes. Mit dem Einsatz durchflussoptimierter Rohrleitungssysteme sowie gegebenenfalls dezentraler Spültechnik, die den geforderten Wasseraustausch auf jeden Fall sicherstellt, könne sich der Endkunde auf die gewünschte Trinkwassergüte auch an der letzten Entnahme­stelle verlassen.

Zu oft hapert es an der Kommunikation

Abgerundet wurde das fundierte Informationsspektrum des Fachsymposiums durch einen Juristen, Dr. Daniel Häußermann (Heidelberg). Sein Ansatz, entlang der planerischen Leistungskette gemäß den HOAI-Phasen entscheidende Fallstricke für die Fachplanung zu benennen, war das eine. Daraus ableitend aber sofort erfolgreiche Lösungswege aufzuzeigen – damit konnte er die Zuhörer für sich einnehmen, statt sie nur mit „Angst-Szenarien“ wieder in ihre tägliche Arbeit zu entlassen. So verwies der Jurist beispielsweise darauf, wie wichtig auf dem Bau mittlerweile „über das Fachwissen hinaus die umfassende Kommunikation in alle Richtungen“ geworden ist. Das betrifft die Nahtstelle zu anderen Gewerken genauso wie die Aufklärung des Bauherrn, damit der überhaupt erst einmal erfährt, welche Verantwortung ihm selbst bei dem Erhalt der Trinkwassergüte in seiner Installation zukommt.

Für die Viega Fachplaner-Symposien am 10. September 2012 in Rostock und am 20. September 2012 in Saarbrücken ist noch eine Teilnahme möglich. Anmeldungen und weitere Informationen unter: https://www.viega.de/de/unternehmen/messen-und-veranstaltungen/symposium-2018.html

Weitere Fachartikel zum Thema finden Sie im TGAdossier Trinkwasserhygiene: Webcode 1057

1) DIN EN 806 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 5: Betrieb und Wartung. Berlin: Beuth Verlag, April 2012

2) DIN 1988 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 200: Installation Typ A (geschlossenes System) – Planung, Bauteile, Apparate, Werkstoffe; Technische Regel des DVGW. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2012

3) DIN 1988 Technische Regeln für Trinkwasser-Installationen – Teil 300: Ermittlung der Rohrdurchmesser; Technische Regel des DVGW. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2012

4) VDI 6023 Blatt 1 Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung. Berlin: Beuth Verlag, Juli 2006. VDI/DVGW 6023 (Entwurf) Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung. Berlin: Beuth Verlag, April 2012

Gebäudetechnik für Trinkwasser

Für Fachplaner, die an der Viega-Veranstaltungsreihe nicht teilnehmen können, sei auf das ab Juli 2012 im Buchhandel erhältliche VDI-Fachbuch „Gebäudetechnik für Trinkwasser“ verwiesen, das alle Teilnehmer der Veranstaltung als Tagungsband kostenlos erhalten. Auf über 400 Seiten werden die Inhalte der Vorträge des Fachsymposiums mit zahlreichen Abbildungen und Tabellen ausführlich erläutert. Auch die nationalen Ergänzungsnormen der DIN 1988 sind in dem Fachbuch bereits berücksichtigt.

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