Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Energiekostendebatte

Kalkuliertes Übertreiben

E10, EEG- und Offshore-Umlage. Über den Sommer bekam man mitunter das Gefühl vermittelt, ein schlagartig deindustrialisiertes Deutschland geht spätestens bis zum Winter aufgrund der Energiewende – die eigentlich noch gar nicht begonnen hat – unter. Mindestens im internationalen Wettbewerb. Kalkuliertes Übertreiben oder Energiewende-Demenz, bei einigen Politikern schienen wichtige Fakten sowie die Konzepte und Beschlüsse der eigenen Regierung/Partei quasi im Sommerurlaub zu sein.

Da nützte es auch wenig, dass sich der neue, von den Energiewende-Problemen umzingelte Bundesumweltminister Peter Altmaier, in den letzten seiner ersten 100 Tage im Amt mühte, die Themen zu versachlichen. Dabei hat er zwar Achtungspunkte gesammelt, auf Konsens gebürstet jedoch auch seinen Schwachpunkt aufgezeigt. Bei einer Wende kann man nicht alle Beteiligten glücklich machen.

Dass Strom kontinuierlich teurer wird, ist nur zu einem kleinen Teil direkt auf erneuerbare Energien und die EEG-Umlage zurückzuführen. Jedenfalls hat der zuletzt rasante Photovoltaikzubau dazu geführt, dass Spitzenlaststrom an sonnigen Tagen deutlich an (Börsen)Wert verloren hat. Großkunden profitieren davon, Kleinabnehmer zahlen mehr, weil systembedingt die Erlöse für den Strom aus erneuerbaren Energien sinken.

Eigentlich könnte das der TGA-Branche ja egal sein. Hohe Strompreise machen bei Nichtwohngebäuden viele Anlagenkonzepte wirtschaftlicher und sollten prinzipiell die Bereitschaft für Investitionen erhöhen. Aber die verunsichernde und unsachlich geführte Energiekostendebatte führt eher zum allgemeinen Abwarten. Auch bei der Heizungsmodernisierung. Und wer sich bereits mit einer Wärmepumpe angefreundet hatte, ist vielleicht schon wieder am Grübeln.

Dass dann plötzlich mitten im August das Nachdenken der Regierung über eine Abwrackprämie aus dem Bundesumweltministerium lanciert wurde, ist jedoch mehr als ärgerlich. Wer wird wohl jetzt seine noch funktionierende Heizung vorzeitig er­neuern und so auf eine Staatsprämie verzichten? Die Prämie angesichts höchster Heizölpreise über eine Umlage auf Heizöl und Erdgas finanzieren zu wollen, ohne die Umlage zu beziffern, ist allerdings Ideenmord.

Darum hält sich auch die Begeisterung in der Branche in Grenzen. Zwar gibt es Befürworter, allerdings überwiegen inzwischen Stimmen, das Konzept schnell wieder einzumotten. Was auch den Plauderer ge­trieben haben muss. So hat er auf einen Streich die ­Abwrackprämie und die schon länger diskutierte haushaltsunabhängige Finanzierung des Marktanreizprogramms (welche die Bundesregierung laut ihrem Energiekonzept prüfen will) vom Tisch bekommen. Binnen 24 Stunden wurde aus einer über­legenswerten Idee eine nicht mehr vermittelbare Strafsteuer Webcode 372231.

Seit März 2012 wird TGA Fachplaner übrigens klimaneutral gedruckt und seit April 2012 ist die Internetseite von TGA Fachplaner „klimaneutral“. Mehr dazu erfahren Sie, wenn Sie auf https://www.tga-fachplaner.de/ das ClimatePartner-Logo anklicken. •

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/

Ihr Link zu allen TGA-Leitartikeln: Webcode 1025

Ihre Meinung ist uns wichtig: vorlaender@tga-fachplaner.de