Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Heizungsoptimierung im Wohngebäudebestand

Nach jeder Sanierung: hydraulisch abgleichen

Kompakt informieren

  • In den meisten Gebäuden ist das Heizungssystem nicht hydraulisch abgeglichen und dadurch der Energieverbrauch unnötig hoch.
  • Positiv betrachtet ergibt sich daraus ein enormes Energieeinsparpotenzial, das mit vergleichsweise geringem Aufwand erschlossen werden kann.
  • Über Förderprogramme und Anreize, zunehmend aber auch über das Ordnungsrecht, wird der Hydraulische Abgleich zum nachzuweisenden Pflichtprogramm.
  • Wird die Heizlast eines Gebäudes oder von Gebäudeteilen verändert, muss der Hydraulische Abgleich erneuert werden.

Energetische Modernisierungen an bestehenden Wohngebäuden passen die vorhandene Bausubstanz und die Anlagentechnik an die Vorgaben der Energieeinsparverordnung an, verringern den Nebenkostenanteil für die Mieter und erhöhen die Attraktivität von Miet- und Eigentumswohnungen. Für umfassende Maßnahmen können Förderprogramme der KfW Bankengruppe genutzt werden, beispielsweise das Programm „Energieeffizient Sanieren“.

Allen Förderbedingungen der KfW für die energetische Optimierung ist gemeinsam, dass ein Hydraulischer Abgleich stets durchzuführen ist, wenn eine Heizungsanlage erneuert wird oder Änderungen an der Heizungsanlage vorgenommen werden. Gleiches gilt auch beim Austausch oder beim erstmaligen Einbau von Heizungsumwälzpumpen. Ein Nachweis über den Hydraulischen Abgleich muss nach Ausführung der Maßnahmen zusammen mit dem Nachweis über die programmgemäße und zeitgerechte Verwendung der Fördermittel ­vorgelegt werden.

Nach den Merkblättern über die Technischen Mindestanforderungen zu den KfW-Förderprogrammen ist ein Hydraulischer Abgleich aber auch durchzuführen, wenn gar keine Änderungen an der Heizungsanlage vorgenommen werden: Wird beispielsweise durch Dämmmaßnahmen der Heizwärmebedarf eines Gebäudes um mehr als 25 % gesenkt, muss als Fördervoraussetzung auch in diesem Fall die Heizungsanlage hydraulisch abgeglichen werden – aus einem einfachen Grund: Durch die niedrigere Heizlast des Gebäudes (der Räume), muss der Massenstrom durch die Heizflächen verringert und die Heizleistung begrenzt werden.

Energieeinsparpotenzial im Bestand

„Hydraulischer Abgleich“ beschreibt ein Verfahren, mit dem sichergestellt wird, dass jeder Heizkörper oder Flächenheizkreis einer Heizungsanlage bei einer festgelegten Vorlauftemperatur genau mit der Wärmemenge versorgt wird, die zum Erreichen der gewünschten Raumtemperaturen benötigt wird. Im Gebäudebestand sind nach aktuellen Erhebungen allerdings rund 85 % der Heizungsanlagen noch nicht hydraulisch abgeglichen. Für die Immobilienwirtschaft bedeutet dies, dass in bestehenden Heizungsanlagen noch große Einsparpotenziale vorhanden sind.

Für Ein- und Zweifamilienhäuser gilt als Faustwert, dass sich mit einem Hydraulischen Abgleich der Heizwärmeverbrauch um 10 bis 15 % senken lässt. Ein mindestens ebenso großes Einsparpotenzial wird größeren Anlagen in Geschosswohnbauten oder Gewerbeobjekten mit weitverzweigten Rohrleitungsnetzen zugeordnet.

Recht eindeutig ist hier ein fehlender Hydraulischer Abgleich daran zu erkennen, dass weit vom Heizraum entfernte Heizkörper als „nicht ausreichend warm“ und dicht am Heizraum angeordnete Heizkörper oder Fußbodenheizkreise als „zu warm“ oder schlecht regelbar reklamiert werden. Störende Strömungsgeräusche sind ein weiteres Anzeichen. Der Hydraulische Abgleich hat also auch bezüglich Nutzerbeschwerden eine erhebliches Minderungspotenzial. Bei einer Anlage mit vielen Beschwerden liegt das Einsparpotenzial häufig über dem oben angegebenen Anhaltswert, da häufig bereits durch „Verbesserungsmaßnahmen“ (Anhebung der Vorlauftemperatur und/oder der Pumpenleistung) der Energieverbrauch zusätzlich erhöht wurde.

Erfolgreiche Umsetzung im Bestand

Eine gleichmäßige Wärmeverteilung bei gleichzeitig verringertem Energieaufwand war auch das Ziel, das in einer Wohnanlage Abb. 1 mit 4-, 6- und 12-Familienhäusern und insgesamt 52 Wohneinheiten in Jever im Zuge der energetischen Modernisierung erreicht werden sollte. Eigentümer der Wohnanlage ist die Wohnungsbau-Gesellschaft Friesland. Vorrangiger Zweck des 1935 gegründeten Unternehmens mit Sitz in Jever ist es, Mietwohnungen zu kostengünstigen Bedingungen und ohne die Erhebung von Mietkautionen bereitzustellen. Es vermietet in den Städten und Gemeinden des Landkreises Friesland rund 1300 Wohnungen. Davon sind zwei Drittel mit Gas-Etagenheizungen ausgestattet, ein Drittel der Wohnungen werden mit zentralen Sammelheizungsanlagen versorgt. In dem Modernisierungsobjekt in Jever wurde die Wärmeerzeugung von einer Nahwärmeversorgung mit Niedertemperaturheizkesseln auf jeweils einen Gas-Brennwertheizkessel pro Gebäude umgestellt.

Der Hydraulische Abgleich ist stets eine Optimierung des Gesamtsystems. Erforderlich sind voreinstellbare Thermostatventile an den Heizkörpern und der Einsatz drehzahlgeregelter Umwälzpumpen. In größeren Anlagen halten Strangdifferenzdruckregler in den Rückläufen den Druck für einzelne Stränge (Zonen, Bereiche) in konstant. Bei Thermostatventilen mit Voreinstellung erfolgt die Volumenstrombegrenzung an jeder Heizfläche, die im Vorlauf angeordneten Strangregulierventile übernehmen den Anschluss der Signalleitung, die Absperrfunktion und bei Bedarf die Durchflussmessung Abb. 2. Bei Thermostatventilen ohne Voreinstellmöglichkeit kann das Strangregulierventil zusätzlich den Volumenstrom für den gesamten Strang begrenzen (muss dazu aber anders eingebaut werden). Die so für einen Anlagenabschnitt definierten und konstanten Bedingungen ermöglichen den Regeleinrichtungen an Heizkörpern und Fußbodenheizkreis eine hohe Regelgüte.

Bei der energetischen Modernisierung der Mietwohngebäude durch die Wohnungsbau-Gesellschaft Friesland wurden Strangdifferenzdruckregler zusammen mit Einregulierungs­ventilen eingesetzt. „Durch ein hydraulisch abgeglichenes Heizungssystem ergeben sich deutliche Vorteile für Wohnungsunternehmen und die Mieter. Der Hydraulische Abgleich verbessert den Wärmekomfort erheblich, da alle Wohnungen und Räume gleichmäßig beheizt werden können. Gleichzeitig treten keine störenden Strömungsgeräusche mehr auf, weil die Strangdifferenzdruckregler bei sinkendem Wärmebedarf den Differenzdruck konstant halten“, erläutert Ulf Diekhaus, Vertriebsinge­nieur bei TA Heimeier, Hersteller von Armaturen und Regelsystemen für den Hydraulischen Abgleich.

Ergebnis: In allen Wohnungen werden die geforderten Raumtemperaturen erreicht. Eine Überversorgung wird vermieden, wodurch gleichzeitig die gewünschte Energieeinsparung und damit ein wirtschaftlicherer Anlagenbetrieb gegeben sind. Doch allein durch die Umstellung der Wärmeerzeuger wäre bereits ein Hydraulischer Abgleich technisch notwendig geworden: Damit die neuen Brennwertheizkessel ihren Effizienzvorteil voll umsetzen können, benötigen sie niedrige Rücklauftemperaturen, was ein hydraulisch abgeglichenes System zwingend erforderlich macht.

Wohnqualität verbessert

Maßnahmen zur Optimierung der Wärmeverteilung können über die verfügbaren KfW-Programme gefördert werden. Die energetische Modernisierung der Wohnanlage in Jever umfasste neben der Nachrüstung von solarthermischen Anlagen Abb.3 im Rahmen der Innovationsförderung des BAFA auch die Dämmung durch Hohlraumverfüllungen. Der durchgeführte Hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass die Dämmmaßnahmen auch wirken können: Durch das verbessere Regelverhalten kann in den Räumen auf veränderte Wärmeanforderungen und Fremdwärmegewinne energiesparend reagiert werden. •

Mehr Infos zum Thema im TGAdossier Hydraulischer Abgleich: Webcode 894

Kontakt zum Anbieter

TA Heimeier

59597 Erwitte

Telefon (0 29 43) 89 10

info@taheimeier.de

http://www.taheimeier.de