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Komfortlüftung auf der Etage

Für jede Wohnung ein Kompaktlüftungsgerät

Kompakt informieren

  • Die ventilatorgestützte Lüftung hat im Geschosswohnungsbau für die Gebäudeeigentümer und Nutzer zahlreiche Vorteile. Für die finanzielle Förderung eines besonders niedrigen Primärenergiebedarfs ist sie Quasi-Standard.
  • In einem neu errichteten Wohngebäude mit 18 Wohneinheiten wurde jede Wohnung mit einem eigenen Kompaktlüftungsgerät ausgestattet. Dies ermöglicht die individuelle Regelung und die zurückgewonnene Wärme bleibt in der zugehörigen Wohnung.
  • Die Lüftungsgeräte wurden in Nischen installiert, die Luftführung erfolgte in einer Zwischendecke im Flur, die Außen- und Fortluftleitungen wurden in Installationsschächten über Dach geführt.

Im Südosten von Hamburg stehen seit Kurzem auf einer Anhöhe mit Rundum-Aussicht 18 Neubau-Eigentumswohnungen in moderner Bauweise. Das Gebäude im Gojenbergsweg Abb. 1 in Hamburg-Bergedorf liegt in einer grünen Umgebung, unmittelbar an einer Parkanlage und in der Nähe von Naturschutzgebieten: Die Wohnlage verspricht Ruhe und frische Luft. Damit auch in den Wohnungen stets frische Luft gewährleistet ist, verfügt jede Eigentumswohnung über ein eigenes Zentrallüftungsgerät Abb. 2 .

Das Wohngebäude wurde als KfW-Effizienzhaus 70 errichtet. Ein hoher Dämmstandard und eine dichte Gebäudehülle sind dabei verpflichtend, der Jahres-Primärenergiebedarf (QP) darf maximal 70 % des Wertes für das Referenzgebäude nach EnEV betragen1). Weiterhin empfehlen die technischen Mindestanforderungen für den Bau von KfW-Effizienzhäusern den Einsatz von kontrollierten Lüftungsanlagen. Als Vor­aussetzung gilt ein Wärmerückgewinnungsgrad aus der Abluft von mehr als 80 %2). Über diese Empfehlung zur Begrenzung des Energiebedarfs hinaus zeichnet sich der Einsatz einer ventilatorgestützten Lüftung im Geschosswohnungsbau besonders durch Komfort und Wirtschaftlichkeit aus.

Vorteile für den Gebäudeeigentümer:

  • Einhaltung des geforderten Mindest­luftwechsels,
  • geringerer Heizwärmebedarf durch die Verringerung von Lüftungswärmeverlusten,
  • sichere Vermeidung von Schimmelbildung durch kontinuierliche Be- und Entlüftung,
  • Schutz der Bausubstanz durch permanente Durchlüftung,
  • bessere Vermietbarkeit durch Lüftungs­komfort und Vermeidung von dauerhaften Geruchsbelastungen.

Vorteile für die Nutzer:

  • Erhöhter Wohnkomfort durch frische und gefilterte Luft rund um die Uhr,
  • Senkung der Heizkosten durch Wärmerückgewinnung aus der Abluft,
  • bessere Raumluftqualität, da Gerüche und Feuchte kontinuierlich abgeführt werden.

Wärmerückgewinn wird selbst genutzt

Für die Auslegung der eingesetzten Kompaktlüftungsgeräte vom Typ Vallox 080/090 SC wurde die nach DIN 1946-6 geforderte Luftmenge von 30 m3(Pers h) zugrunde gelegt. Auf dieser Grundlage basieren auch die Auslegungswerte, die der Systemanbieter Heinemann für die Komfortauslegung empfiehlt (siehe Info-Kasten). „Bei dieser Luftmenge bleibt die Raumluft in allen Räumen frisch, und gleichzeitig ist der nötige Abtransport von Feuchtigkeit und Gerüchen gewährleistet“, sagt Jan Rathsack, Fachberater bei Heinemann.

Für die Ausführung der Lüftungsinstalla­tion war das SHK-Fachunternehmen Günter Birkhahn verantwortlich. Jede der 18 Wohneinheiten ist mit einem eigenen Lüftungsgerät mit integrierter Wärmerückgewinnung ausgestattet. Rathsack: „Damit ist auch sichergestellt, dass die zurückgewonnene Wärme in der eigenen Wohnung genutzt wird und nicht etwa der Nachbar, der sparsam heizt, von diesem Wärmegewinn mit profitiert.“ Auch hat der Wohnungseigentümer oder -mieter nur den Stromverbrauch für die eigene Wohnungslüftung auf der Abrechnung.

Lüftungstechnik in der Nische

Als Montageort boten sich Nischen an, die sich in den zwischen 65 und 130 m2 großen Wohnungen durch Abstellräume ergeben haben . Damit konnten die Geräte platzsparend neben der Wohnungstür oder im Abstellraum integriert werden; jeweils zusammen mit der Elektroverteilung und dem Heizkreisverteiler für die Fußbodenheizung.

Wenig Platz beansprucht auch die Leitungsführung innerhalb der Wohnung für die Luftverteilung. In den Wohnungsfluren wurden die Decken mit einer lichten Höhe von 15 cm abgehängt. So konnten in den Zimmern die Ventilanschlusskästen für Zuluft und Abluft jeweils in die Wand unterhalb der Decke integriert werden Abb. 4 . Bei einer Raumhöhe von 2,55 m verbleiben damit immer noch fast 2,4 m lichte Raumhöhe im Bereich der Abhängung.

Für die Lüftungsleitungen wurden die fle­xib­len Lüftungsrohre ValloFlex Rondo verwendet. Das speziell für die Lüftungstechnik entwickelte Kunststoffrohr ist zweischichtig aufgebaut. Die glatte Innenhaut des Rohrmaterials aus geruchsneutralem PE verhindert Anlagerungen und gewährleistet, dass keine störenden Strömungsgeräusche entstehen. Der gewellte Außenmantel des Lüftungsrohres ermöglicht bei einem Außendurchmesser von 75 mm eine leichte Verlegung. „So mussten bei der Planung keine Leitungskreuzungen berücksichtigt werden“, sagt Oliver Zudock, Geschäftsführer der Günter Birkhahn GmbH. Innerhalb der verfügbaren Höhe von 15 cm konnten in der Deckenabhängung somit Lüftungsrohre über Kreuz verlegt werden. Zur Befestigung genügt Lochband, da durch die schalldämmenden Eigenschaften des Lüftungsrohrs keine zusätzlichen Maßnahmen – beispielsweise Rohrschellen mit Gummieinlage – notwendig sind.

Im seitlichen Abschluss der Deckenabhängung im Flur wurde ein zusätzliches Abluftventil (ALV 125) vorgesehen, um den Abluftvolumenstrom gegenüber dem Außenluftvolumenstrom auszugleichen.

Architektur und Brandschutz

Von außen ist an der Fassade des eleganten Neubaus nicht zu erkennen, dass die Wohnungen mit Komfortlüftungsanlagen ausgerüstet sind. Die Ansaugung der Außenluft und die Ableitung der Fortluft wurden für alle Wohnungen durch das Flachdach geführt Abb. 5 . Aus architektonischer Sicht ein Vorteil – aber auch energetisch betrachtet, denn durch die entfallenen Wanddurchdringungen konnte auch die Unterbrechung der ­Außen­wand­däm­mung vermieden werden.

Dafür war es jedoch im Gebäudeinneren notwendig, die Außenluft- und Fortluftleitungen durch die Geschossdecken zu führen. Im Geschosswohnungsbau gelten nach den baurechtlichen Leitungsanlagenrichtlinien Brandschutzanforderungen für die Durchdringung von Bauteilen. Die F90-Brandschutzanforderungen konnten für die Installation der Außenluft- und Fortluftleitungen durch den Einbau von Brandschutz-Deckenschotts erfüllt werden. In die Deckenabhängung im Flur wurden bauseitig optisch unauffällige Revisionsöffnungen integriert.

Wärmerückgewinnung bis zu 90 %

Das Bauvorhaben wurde durch die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK) als qualitätsgesichertes Bauträgerobjekt gefördert. Zur Reduzierung des Heizwärmebedarfs und zur Senkung der CO2-Emissionen gewährt die WK im Rahmen des Hamburger Klimaschutzkonzepts Zuschüsse, wenn der energetische Standard mindestens den gesetzlichen Anforderungen entspricht.

Die Wärmeversorgung des Neubaus im Gojenbergsweg erfolgt über eine BHKW-Anlage, die Wärmeübergabe über Fußbodenheizungen. In die Anforderungen an die Technische Gebäudeausrüstung wurde auch die Vorgabe aus DIN 1946-6 übernommen, nach der pro Wohnung ein Außenluftbedarf von 30 m3/(Pers h) zu berücksichtigen ist. Nach den Förderbedingungen der WK Hamburg3) kann ein erhöhter energetischer Standard zusätzlich bezuschusst werden. Zu den Voraussetzungen zählt auch der Einbau von ventilatorgestützten Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung. Die Anforderungen der WK verlangen einen Wärmebereitstellungsgrad von mindestens 80 % sowie einen regelbaren Betrieb.

Ein Vier-Stufen-Schalter ermöglicht bei den eingesetzten Vallox-Kompaktlüftungsgeräten eine individuelle Regelung. Damit können die Nutzer den Lüftungsbetrieb von „Betrieb bei Abwesenheit“ bis „Intensivlüftung“ nach dem aktuellen Bedarf wählen. Die beiden mittleren Betriebsstufen gewährleisten den geforderten Luftaustausch von 0,5 h–1. Die 4-Stufen-Schalter werden bei der Inbetriebnahme durch das ausführende Fachunternehmen oder durch den Heinemann-Service einreguliert. Der integrierte Kreuz-Gegenstrom-Wärmeübertrager ermöglicht eine Wärmerückgewinnung von bis zu 90 % der Wärme aus dem Abluftvolumenstrom. Damit bietet die Komfortlüftung rund um die Uhr gesunde Raumluft und senkt gleichzeitig die Heizkosten. •

Weitere Fachberichte zum Thema enthält das TGAdossier Wohnungslüftung: Webcode 729

1) EnEV 2009, Tabelle 1 in Anlage 1.

2) KfW, Anlage zum Merkblatt Programm Energieeffizient Bauen (153), Technische Mindestanforderungen und ergänzende Informationen zur Berechnung für den Neubau zum KfW-Effizienzhaus 40, 55 (inklusive Passivhaus) und 70; Stand: April 2012

3) Energiesparendes Bauen; Förderrichtlinie für die Gewährung von Zuschüssen im energiesparenden Wohnungsbau in Hamburg; Stand Januar 2012

Bautafel

Objekt

Neubau von 18 Eigentumswohnungen in Hamburg-Bergedorf, Gojenbergsweg

Bauherren

Frank Heimbau Nord GmbH, 22307 Hamburg, https://www.frankgruppe.de/

cds Wohnbau Hamburg GmbH, 22081 Hamburg, https://www.cds-wohnbau.de/

Architektur/Planung

Architektencontor Agather Bielenberg, 20149 Hamburg, https://ac-hh.de/

Ausführung der Lüftungsanlage

Günter Birkhahn GmbH, 24232 Schönkirchen, https://www.guenter-birkhahn-gmbh.de/

Hersteller der Lüftungssysteme

Heinemann GmbH, 86911 Dießen, http://www.heinemann-gmbh.de

Luftmengen-Empfehlung

Systemanbieter Heinemann empfiehlt die Komfortauslegung für die Luftmengenermittlung zur Auslegung der Vallox-KWL-Systeme, die auf der Klassifizierung durch den Mindestaußenluftvolumenstrom von 30 m3/h und Person bei Standard-Raumnutzung basiert: Wohn- und Schlafräume 60 m3/h, Kinderzimmer 30 m3/h. Diese Werte basieren auf den Untersuchungswerten nach Petten­kofer, der einen Grenzwert für die CO2-Konzentration von ca. 1000 ppm (0,1 Vol.-% CO2) für den Menschen definiert hat. Um diesen Grenzwert nicht zu überschreiten, hat sich in der Praxis für Räume, die dem Aufenthalt von Personen dienen, eine Luftmenge von 30 m3/(Pers h) bewährt. So ist auch in DIN EN 13779 (Lüftung von Nichtwohngebäuden) zur Einhaltung der Raumluftqualität 3 (mittlere Raumluftqualität) in ein Außenluftvolumenstrom von 22 bis 36 m3/(Pers h) festgelegt. Die Raumluft in einer Wohnung wird allgemein als saubere Atemluft definiert, wenn ein Mindestluftwechsel von 0,5 h–1 eingehalten wird.

Wolfgang Heinl

schreibt als Fachjournalist für die SHK-Branche, 88239 Wangen im Allgäu, wolfgang.heinl@t-online.de

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