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Integrale Planung auf fachlicher Ebene

Planung gemeinsam fortgeschrieben

Kompakt informieren

  • Beim Neubau der Hotelresidenz & SPA Kühlungsborn haben der TGA-Planer und das ausführende Handwerksunternehmen mit ausdrücklicher Unterstützung des Bauherrn integral zusammengearbeitet.
  • Neben der Bereitschaft der Beteiligten sind dazu vollkompatible Planungswerkzeuge erforderlich, in diesem Fall verwendeten beide Partner Viptool Engineering von Viega.
  • Eine entsprechende Zusammenarbeit hat für alle Beteiligten Vorteile, insbesondere bei der bau­begleitenden Fortschreibung der Planung.

Speziell im Objektbau wird die integrale Planung oft proklamiert – aber offensichtlich selten wirklich gelebt, wenn man viele Arbeitsprozesse und die Ergebnisse in der Praxis genauer betrachtet. Umso bemerkenswerter ist es, wenn beispielsweise die ­Technische Gebäudeausrüstung in weiten Teilen in einem fließenden, durchlässigen Prozess ausgelegt und umgesetzt wird. Wie beim Neubau eines Hotels im Ostseebad Kühlungsborn Abb. 2, wo die TGA-Planer von IGH-Haus­technik, Garbsen, und die ausführenden Fachhandwerker von HLF Heizung-Sanitär, Goslar, dieses Miteinander der Projektrealisierung ­vorbildlich praktizierten. Möglich war das nicht zuletzt durch die übergreifend genutzte Planungssoftware Viptool von Viega, die von der Über- oder Detailplanung einzelner Be­reiche bis hin zur geschlossenen Datenübergabe die Basis dieses konstruktiven Aus­tausches bildete.

Dass Fachplaner und Fachhandwerker bei der Umsetzung eines Großprojekts konstruktiv im permanenten Dialog an einem Strang ­ziehen, ist nicht selbstverständlich – wie sich immer wieder beobachten lässt. Ein Grund: Oft erhält für die Umsetzung der billigste Anbieter den Zuschlag, nicht der beste. Das aber schließt jeden freiwilligen Handschlag, der über den Auftragsumfang hinausgeht, fast von vorne­herein aus. Ein anderer Grund: Die fehlende ­Bereitschaft, die eigene Arbeitsleistung im ­Laufe der Realisierungsphase von anderen ­verändern, beeinflussen zu lassen – auch wenn das Ergebnis dadurch im Sinne des gemein­samen Kunden besser würde.

Nicht jedes Detail ist planbar

Viel besser ist dies bei der Realisierung des ­Hotelneubaus in Kühlungsborn gelungen, dessen Haustechnik für die Gewerke Heizung und Sanitär federführend vom Planungs­büro IGH-Haustechnik geplant wurde. IGHGeschäftsführer Dipl.-Ing. Andreas Rödel Abb. 2: „Für Planer ist es alltäglich: Bei solch einem Großprojekt ergeben sich von der ersten ­Entwurfsplanung an im Laufe des Baufortschrittes immer wieder unvorhersehbare Veränderungen. Eine finale Feinplanung bis in alle Details ist fast unmöglich. Umso wichtiger ist es deshalb, wenn das ausführende Fachhandwerksunternehmen die zur Verfügung gestellte Planung vor Ort fortschreiben und auf die tatsächlich gebauten Gegebenheiten optimieren kann.“

Beispiele dafür sind eine noch kurzfristig gewünschte Nutzungsänderung – aus dem ­ursprünglich vorgesehenen Ruheraum wird ein Wellness-Badezimmer mit hohem zusätz­lichem Wasserbedarf – oder verbrauchsstarken Armaturen, die erst weit nach Abschluss der Planungsphase verbindlich aus­gewählt wurden. Solche Änderungen führen bei der Trinkwasser-Installation dazu, dass die errechneten (bzw. teilweise angenom­menen) Volumenströme in den Zuleitungen bzw. der Zirkulation nicht mehr mit dem ­Gebauten übereinstimmen und angepasst ­werden müssen. „Spätestens dann“, sagt Rödel, „müssten und sollten die Fachhand­werker vor Ort die Problematik erkennen und eingreifen können.“

Was allerdings nur funktioniert, wenn die technische Grundausstattung (hier: Planungssoftware Viptool Engineering von Viega) übereinstimmt und die Philosophie in Sachen „Zusammenarbeit“ passt. Bei dem Hotelprojekt in Kühlungsborn war dies so. Mit dem Fachhandwerksunternehmen HLF Heizung-Sanitär war ein Partner beteiligt, der die planerischen Grundüberzeugungen uneingeschränkt fortsetzte. Bernd Lüddecke Abb. 3, Geschäftsführer bei HLF: „Solche offenen Kooperationen mit der gemeinsamen, optimalen Realisierung eines Projekts werden in Zukunft immer häufiger gefordert sein. Denn nur auf diese Weise lassen sich die wachsenden Herausforderungen auf der Baustelle, zum Beispiel rund um Fragen der Trinkwasserhygiene, praxis- und termingerecht, erfüllen.“

Änderungen sofort neu berechnen

Das Stichwort Trinkwasserhygiene ist dabei für Lüddecke nicht nur ein theoretisches, sondern beim Projekt Hotelneubau als typisch aus der Praxis herausgegriffen: Dort stand während der Bauausführung plötzlich die komplette Neugestaltung des Wellnessbereichs an, installationstechnisch eine problemlose Aufgabenstellung. „Noch ein paar Meter Rohr für Warm- und Kaltwasser, etwas Vorwand, zwei oder drei zusätzliche Abläufe – mehr war das eigentlich nicht“, erinnert sich HLF-Techniker Andre Stagge Abb. 4.

Dass es trotz der sofort auftretenden Fragen, beispielsweise zu Rohrdimensionierung, zu Volumenströmen und zur Fließgeschwindigkeit dann auch tatsächlich nicht mehr wurde, ist unmittelbar auf die integrale Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Planung zurückzuführen: Die Mitarbeiter von HLF konnten dank identischer Viptool-Software – und dem Bewusstsein für die Konsequenzen der erweiterten Aufgabenstellung – die neuen Parameter direkt in die Planung von IGH einpflegen, die betroffenen Strangabschnitte neu durchrechnen lassen und die Installation anschließend ohne Verzögerung oder aufwendige Ergänzungsplanung unterbrechungsfrei fortsetzen.

„Eingreifen“ ist nicht selbstverständlich

Dass ein solches „Eingreifen“ (und die dafür notwendige Akzeptanz durch den Fachplaner) auf den Baustellen im Lande nicht selbstverständlich ist, weiß Lüddecke sehr gut: „Neben der vertrauensvollen Zusammenarbeit setzt das ja gleichzeitig auch die entsprechende Ausstattung und das zugehörige Know-how im eigenen Hause voraus.“ Das aber ist zeit- und kostenaufwendig: „Die Lizenzgebühren beispielsweise für die Planungssoftware Viptool Engineering, die bei HLF auf einem halben Dutzend Arbeitsplätzen läuft, sind dabei nur ein Posten. Mindestens genauso entscheidend ist die kontinuierliche Qualifikation der Mitarbeiter zu Themen wie Erhalt der Trinkwassergüte, bedarfsgerechte Auslegung von Trinkwasser-Installationen oder hygienebewusste Installation. Denn sie müssen schon beim Umsetzen der Planung, spätestens auf der Baustelle die eventuell kritischen Bereiche möglichst frühzeitig erkennen und im Dialog die Lösung anstoßen.“ Um das sicherzustellen, nehmen die HLF-Mitarbeiter zum Beispiel regelmäßig an thematisch entsprechenden Viega-Seminaren oder -Hygieneschulungen gemäß VDI 6023-11) teil.

Rödel weiß den Wert dieses Wissens und des gemeinsamen Austauschs zu schätzen, denn „trotz der Qualifikation der eigenen Mitarbeiter bleibt für einen Fachplaner immer die Unsicherheit, inwieweit die theoretisch angegebenen Rahmenbedingungen in der Praxis auch zutreffen. Da gibt das konstruktive Feedback des ausführenden Fachhandwerksunternehmens zusätzliche Sicherheit. Außerdem heißt integrale Planung auch nicht, dass alle Aufgaben dem Handwerk aufgeladen werden, sondern der Planer im Rahmen der Bauleitung ebenfalls eingebunden ist und tätig wird.“

Praxisnähe entscheidend

Das Softwarepaket Viptool Engineering (siehe Info-Kasten) als gemeinsame Arbeitsbasis ist dabei aus Sicht von IGH und HLF ideal, weil es „zum einen den ganzheitlichen Planungsansatz mit einer einzigen Software, vom Zeichnen bis zum Berechnen aus 3D heraus, erlaubt“, schildert Rödel die Vorzüge aus Planer-Sicht. „Zum anderen“, ergänzt Stagge als Praktiker, „sind in Viptool Engineering beispielsweise für die Rohrnetzberechnung Zeta-Werte hinterlegt, die für die funktionale und hygienische Auslegung einer Trinkwasser-Installation entscheidend sind.“

Warum gerade solche Details über die Software als reine Planungs-Plattform hinaus so wichtig sind – dafür kann das Bauvorhaben Kühlungsborn fast als Fallstudie dienen: Die erwähnte Neugestaltung des Wellnessbereichs bedeutete natürlich nicht nur „ein paar mehr Meter Rohr“, sondern stellte zugleich höhere Anforderungen an das Versorgungsnetz, speziell an die Rohrleitungen für Trinkwarm- und -kaltwasser. Schließlich musste sofort mit deutlich höheren Volumenströmen und anderen Gleichzeitigkeiten rückwärts bis zum Trinkwasseranschluss gerechnet werden. Entsprechend dringlich war die schnelle Überplanung auf dem „kurzen Dienstweg“ durch HLF – in diesem Fall mit der beruhigenden Bestätigung, dass die Dimensionierung der Rohrleitungen trotz des erhöhten Bedarfs ausreichend bemessen war.

Die Planer von IGH-Haustechnik hatten bei der Auslegung für die Hauptstränge metallische Rohrleitungssysteme (Edelstahl; System Sanpress mit Sanpress-Rohr 1.4521) Abb. 6 und für die Etagenverteilung bzw. die Anbindeleitungen das formstabile Rohrleitungssystem Raxofix mit durchflussoptimierten Verbindern vorgesehen. Marco Trümper, Planerberater bei Viega und fachlicher Begleiter des Projektes: „Die realen Zeta-Werte dieser Verbinder sind in Viptool bereits hinterlegt, um eine bedarfsgerechte Dimensionierung der Rohrleitungen zu gewährleisten. Die durchflussoptimierten Verbinder trugen hier beispielsweise dazu bei, dass ohne überflüssige Anhebung der Nennweite die Installation erweitert werden konnte.

„Optimale Zusammenarbeit“

Beim Hotelneubau in Kühlungsborn sind die haustechnischen Planungsergänzungen und die bauliche Umsetzung in einer zeitlichen Nähe, fast schon Parallelität, erfolgt, die für solche Großobjekte mittlerweile typisch ist. Trotz des damit verbundenen Drucks ziehen nach der Inbetriebnahme des Hotels alle Beteiligten unter fachlichen wie wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein positives Fazit. „Das gute Gesamtergebnis ist aber nur möglich gewesen, weil die Zusammenarbeit mit dem ausführenden Unternehmen wechselseitig so eng und durchlässig, eben integral war“, stellt Rödel in der Rückschau fest.

Rödel nennt aber auch den Grund, warum trotz der messbaren Vorteile diese Art der ­Kooperation auf den Baustellen dennoch eher die Ausnahme ist: „Die entscheidende Voraussetzung ist wie beim Hotel in Kühlungsborn ein Bauherr, der den Nutzen der integralen ­Planungsfortschreibung und Umsetzung für sein Projekt selber sieht und anerkennt. Denn dann ist nicht mehr nur der günstigste Preis entscheidend, der in der Ausschreibung erzielt wurde, sondern die tatsächliche Leistung. Und die zahlt sich letzten Endes wieder aus, weil Nachbesserungen und Veränderungen im Laufe des Baufortschritts viel qualifizierter und außerdem kostengünstiger, vor allem aber fachlich abgesichert, berücksichtigt werden können.“ •

http://www.viega.de

http://www.igh-haustechnik.de

https://www.hlf-goslar.de/

1) VDI 623-1 Hygiene in Trinkwasser-Installationen – Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung. Berlin: Beuth Verlag, Juli 2006; VDI/DVGW 6023 Hygiene in Trinkwasser-Installationen – ­Anforderungen an Planung, Ausführung, Betrieb und Instandhaltung. Berlin: Beuth Verlag, April 2013 (bisher Entwurf von April 2012)

Viptool Engineering

Unter dem Markennamen Viptool hat Viega alle Programme gebündelt, die für die Planung haustechnischer Anlagen notwendig sind, dazu gehört auch Viptool Engineering. Basis von Viptool Engineering ist das Viptool CAD-Modul für die technischen Zeichnungen und die Konstruktion. Zur Berechnung von Rohrnetzen unterschiedlichster Art (Trinkwasser, Abwasser, Heizung oder Gas) ist Viptool Piping in die Software integriert. Alleinstellungsmerkmale sind die umfassenden Visualisierungsmöglichkeiten sowie das Modul Hygiene+, mit dem beispielsweise der hygienerelevante Wasseraustausch auf der Etage angezeigt werden kann. Viptool Building ist die Software für die Ermittlung von Heiz- und Kühllasten, die Berechnung der Normheizlast und der EnEV sowie die Auslegung von Flächentemperiersystemen. http://www.viega.de/viptool

Hotelresidenz & Spa Kühlungsborn

Mit dem Neubau der von der Upstalsboom-Gruppe errichteten „Hotelresidenz & SPA Kühlungsborn“ hat die klassische Seebadatmosphäre eine moderne Renaissance erfahren. Das Vier-Sterne-Superior-Hotel ist architektonisch ein modernes Schmuckstück der Bäderarchitektur, bildet – so die Eigenwerbung – „den neuen herausragenden Mittelpunkt an der Ostseeallee“. Nur wenige Meter vom Strand entfernt gelegen, verfügt die Hotelresidenz mit weitgehend freier Sicht auf das Meer über 170 luxuriöse Zimmer und Suiten sowie einen 1300 m2 großen SPA-Bereich. Dazu gehören außerdem mehrere Restaurants mit eigener Terrasse, ein Wiener Café sowie ein Biergarten mit regionalen und internationalen Spezialitäten. https://www.upstalsboom.de/

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