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Brücke mit Flächenheizung und -kühlung

Früher schickte das Straßenbauamt den Streudienst viel häufiger zu einer Brücke der B 208 bei Berkenthin im südlichen Schleswig-Holstein. Die Fahrbahn auf dem Stahlbauwerk drohte aufgrund des Mikroklimas vorzeitig zu vereisen: Die Brücke quert den Elbe-Lübeck-Kanal in einer Niederung. Wegen der besonderen Beschaffenheit von Boden und Landschaft treffen hier regelmäßig Kaltluftströmungen auf hohe Luftfeuchtigkeit mit stärkerer Nebel- und damit Feuchtigkeitsbildung. Fegt dann schneidender Wind temperaturabsenkend unter und über das Bauwerk, wird die Fahrbahn schnell zum Eisparkett.

Mit dieser Gefahrenlage ist es jetzt vorbei. Im November 2012 wurde nach rund zweijähriger Planungs- und Bauzeit neben dem historischen Bauwerk die erste Brücke Abb. 1 in Deutschland freigegeben, deren Fahrbahn durch Erdwärme beheizt und im Sommer mit der installierten Wärmepumpentechnik passiv gekühlt wird – um die Bildung von Spurrillen einzudämmen. Die einzigartige Konstruktion wurde mit dem Etikett „intelligente Brücke“ versehen: Mess- und Steuerungstechnik sorgen automatisch für den Einsatz der geother­mischen Anlage.

Die zum Heizen der Fahrbahn benötigte Erdwärme kommt aus einem natürlichen Grundwasserspeicher (ganzjährig zwischen 11 und 12 °C) in rund 80 m Tiefe. Kernstück des Pilotprojekts ist eine zweistufige Wärmepumpe von Weishaupt (WWP S 130 I, 130 kWth) Abb. 2, die in der Technikzentrale in einem der vier Widerlager installiert wurde Abb. 3. Über eine Systemtrennung stellt sie eine Vorlauftemperatur von bis zu 55 °C bereit. Eine Herausforderung war die Herstellung der Heizrohre (rund 6000 m), die schlangenartig unterhalb des Asphaltbelags liegen. Das Rohrsystem muss extremen Belastungen standhalten: etwa den 240 °C beim Verlegen des Gussasphalts Abb. 4. In einem Forschungsprojekt wurde dazu ein mit Aluminium ummantelter Kunststoff entwickelt.

Die Mess- und Steuerungstechnik überwacht die Temperaturen von Fahrbahn und Umgebung. Sobald die kritische Grenze von 4 °C erreicht ist, springt die Heizung an. Bis etwa –5 °C soll die Brückenheizung eisfreie Straßenverhältnisse gewährleisten. Bei niedrigeren Temperaturen wird die Brücke wie die Straße abgestreut. Jörg Schnittke, Leiter der Weishaupt-Niederlassung in Rostock, hat die erste Belastungsphase der Brückenheizung mit ausgewertet: „Alles klappt wie geplant!“

https://www.weishaupt.de/