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Die Hauswende

Drohender Förderstopp als Meilenstein

„Gebäudesanierung boomt“ lautet die Zwischenüberschrift einer Information der Bundesregierung vom 18. März 2014. Mitunter hat man das beklemmende Gefühl, dass Berlin den Überblick verloren hat. Tatsache ist, dass die energetische Gebäudesanierung in den letzten Jahren alles andere als einen Boom erlebt hat.

Nun soll „Die Hauswende“-Kampagne (https://die-hauswende.de/) den Durchbruch bringen. Am 11. März 2014 gab Bundesbauministerin Dr. Barbara Hendricks für die branchenübergreifende Informationsoffensive zur energetischen Gebäudesanierung den Startschuss. Hendricks: „Die energetische Sanierung ist die Energiewende in den eigenen vier Wänden. Deshalb unterstützen wir mit der Kampagne Hausbesitzer dabei.“ Anm.: Die Steuerzahler tragen 1,3 Mio. Euro des auf zwei Jahre angelegten Projekts.

Das Konzept: Mit der Kampagne erhalten Hausbesitzer Informationen zur energiesparenden Sanierung und Unterstützung bei der Suche nach qualifizierten Energieexperten vor Ort. Die von der dena gesteuerte Kampagne wurde von der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea) initiiert und wird vom Bundeswirtschaftsministerium, dem Bundesbauministerium, Branchenverbänden und zahlreichen Unternehmen getragen. Abgezielt wird auf die Besitzer von rund 15 Mio. Ein- und Zweifamilienhäusern.

„Das Besondere der Kampagne ist, dass die wichtigsten Marktakteure der energetischen Gebäudesanierung an einem Strang ziehen und sich gemeinsam für mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich einsetzen“, erläutert Stephan Kohler, geea-Sprecher und Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. „Wir schaffen damit mehr Transparenz auf dem Sanierungsmarkt und die Unternehmen werden ihrer Verantwortung gegenüber den Kunden gerecht.“ Die zentrale Botschaft: Jedes Haus ist ein System, nur wenn Fenster, Fassade und Anlagentechnik aufeinander abgestimmt sind, lassen sich hohe Energieeinsparungen erzielen.

In Anzeigen auf die Vorteile einer energetischen Sanierung aufmerksam machen, ein flankierendes Informationsportal, rund 100 regionale Informationsveranstaltungen, eine Datenbank für qualifizierte Energieexperten, intensive Öffentlichkeitsarbeit zum Thema energetische Sanierung ... Das wird sicherlich nicht ganz ohne Wirkung bleiben, neue Räder sind das aber nicht. Oder hat bisher die eigennützige Kommunikation von Fenster-, Fassaden- und Heizungs-Akteuren die Gebäudemodernisierung massiv ausgebremst? Momentan liegt die Sanierungsrate unter 1 %, um das Energiewende-Ziel bis 2050 zu erreichen, ist eine Quote von 2,5 % erforderlich.

Das wirft die Frage auf, wie das eigentlich geleistet werden soll: Unabhängige Gebäude-Energieberater können sich von ihren Beratungsleistungen kaum ernähren und bei vielen Handwerksbetrieben landet man momentan selbst für kleinere Aufträge schon auf einer Warteliste. Sicher, die Betriebe können „in die eine oder andere Richtung atmen“, wie aus der Heizungsindustrie zu hören ist, den chronischen Bedarf an qualifizierten Fachleuten wird das jedoch nicht stillen. Man wird also Geduld haben müssen, wenn sich die Kampagne nicht nur in Nach- und Vorzieheffekten sonnen will. Und man wird beim CO2-Gebäudesanierungs- und Marktanreizprogramm schnell nachlegen müssen, wenn die Kampagne fruchtet. Ein (kurzzeitig) drohender Förderstopp sollte also insgeheim ein Meilenstein sein.

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachpaner vorlaender@tga-fachplaner.de · https://www.tga-fachplaner.de/