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DIN EN 16211 (Entwurf)

Eine neue Norm normt, was längst genormt ist

Kompakt informieren

  • Der Normentwurf DIN EN 16 211 bietet einfach anzuwendende Verfahren zur Messung der Luftvolumenströme in Lüftungssystemen an.
  • Es wird darauf hingewiesen, dass für die Anwendung der Messverfahren die Anlagen entsprechend konstruiert werden müssen.
  • In der Praxis sind jedoch die dokumentierten Messbedingungen kaum umzusetzen.

Im Oktober 2014 ist der Entwurf zu DIN EN 16 211 [1] zur Luftvolumenstrommessung in Lüftungssystemen von Gebäuden erschienen. Aus der Sicht der Branche, die diesbezüglich nicht sehnsüchtig auf das Füllen einer normativen Lücke wartet, gab es eine unangemessen kurze Einspruchsfrist bis zum 19. November 2014.

Im Vorwort des Entwurfs heißt es: „Zur Inbetriebnahme und Betriebsführung Raumlufttechnischer Anlagen wurden Messverfahren entwickelt und normiert, die sowohl vorschriftsmäßig als auch einfach anzuwenden sind. […] Es ist daher wichtig, dass die Anlage im Planungsstadium so konstruiert wird, dass Messungen und Überwachungen unter Anwendung etablierter und anerkannter Verfahren durchgeführt werden können.“

Hier scheint der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein, denn wenn man die dokumentierten Messbedingungen für Luftleitungen betrachtet, so können diese sicherlich in versuchstechnischen Aufbauten realisiert, jedoch kaum bei der Planung umgesetzt werden.

Zum Inhalt

Sehr ausführlich werden die Grundsätze und Einflussparameter (hydraulischer Durchmesser, Strömungsstörungen, Luftdichte, Korrekturen für die Luftdichte, dynamischer Druck), die möglichen Fehlerquellen und die Messunsicherheiten beschrieben.

Zur Vermeidung von systematischen Fehlern wird auf die Notwendigkeit der Kalibrierung der Messgeräte hingewiesen. Bei den Messunsicherheiten wird detailliert auf die Standardunsicherheit des Messgeräts, des Verfahrens und der Ablesung eingegangen. Die angegebenen Standardunsicherheiten liegen im Allgemeinen zwischen 4 bis 10 %. Dies sollte bei der Darstellung von Messergebnissen immer Berücksichtigung finden (vor allem bei digitalen Anzeigen mit mehr als einer Nachkommastelle). Auch der normative Anhang A behandelt Unsicherheiten (Berechnungsbeispiele, zusammengesetzte Unsicherheiten, Anwendungsbeispiele).

Im Abschnitt 7 werden die Anforderungen an die Messung und die Korrektur unterschiedlicher Messverfahren und die Mittelwertberechnung des Messsignals dargelegt. In den Abschnitten 9 bis 11 werden sehr detailliert Verfahren zur Messung von Luftströmen in Luftleitungen (ID-Verfahren, als Alternative zu dem in ISO 3966 und EN 12 599 [2] beschriebenen Verfahren), Verfahren für Zuluftdurchlässe (ST-Verfahren) und Verfahren für Abluftdurchlässe (ET-Verfahren) beschrieben.

Die Forderung beim ID-Verfahren (Messung von Punktgeschwindigkeiten über einen Querschnitt einer Luftleitung) nach geraden Abschnitten vor und hinter der Messebene ist in der Praxis jedoch kaum realisierbar. Dies trifft auch im Rahmen der Abnahme und Einregulierung einer RLT-Anlage bezüglich der notwendigen Messpunkte und -ebenen zu.

Kritik

Warum DIN EN 16 211 unter englischer Regie erarbeitet wurde, ist für den Autor völlig unverständlich, denn in DIN EN 12 599 – im Januar 2013 vom Beuth Verlag als Norm des Monats deklariert – sind die wesentlichen Punkte zur Luftvolumenstrommessung in Lüftungssystemen klar und eindeutig geklärt. Vielmehr ist der Normentwurf ein neues Beispiel für die oft unnötige Normungsvielfalt, wie sie in [3] von Hans Kranz ebenso treffend wie die Folgen der Nichtaktivität von Deutschland in der europäischen Normung beziehungsweise der kritiklosen Übernahme einer EN beschrieben wird.

Literatur

[1] DIN EN 16 211 (Entwurf) Lüftung von Gebäuden – Luftvolumenstrommessung in Lüftungssystemen. Berlin: Beuth Verlag, Oktober 2014. Vorgängerdokument: DIN EN 16211:2011-01 (zurückgezogen)

[2] DIN EN 12 599 Lüftung von Gebäuden – Prüf- und Messverfahren für die Übergabe raumlufttechnischer Anlagen. Berlin: Beuth Verlag, Januar 2013

[3] Lauber, Jürgen (Herausgeber), Kranz, Hans, Hanke, Bernd: BauWesen – BauUnwesen – Warum geht Bauen in Deutschland schief?. Neustadt / Weinstraße, NINO Druck, 2014

Prof. Dr.-Ing. (em) Achim Trogisch

Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH), Fakultät Maschinenbau / Verfahrenstechnik, Lehrgebiet TGA. Telefon (03 51) 4 62 27 89, trogisch@mw.htw-dresden.de, https://www.htw-dresden.de/

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