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Leading Air Convention 2015

“Die Energiewende benötigt Impuls- und Technologiegeber“

Höhepunkt der Leading Air Convention war der Vortrag von Bundesumweltminister a. D. Prof. Dr. Töpfer, gespickt mit profundem Wissen zur Energiewende, die er als globales Unikat bezeichnet. Für eine erfolgreiche Umsetzung sind ihm die Stärkung erneuerbarer Energien und die Förderung von Quartieren sowie Quartiersentwicklung zur besseren Energieeffizienz besonders wichtig. Vor allem in Bestandsgebäuden sieht er großes Potenzial zur Energieeinsparung und spricht sich für eine verstärkte finanzielle Förderung aus.

„Bisher müsste die Energiewende korrekterweise eher als Stromerzeugerwende bezeichnet werden; denn bisher wurde vor allem die Erzeugerseite, also die Struktur des Stromangebots, betrachtet. Auf der Nachfrageseite besteht deshalb großer Nachhol- und Aufklärungsbedarf, was die psychologische Akzeptanz der Gebäudesanierung und die finanzielle Umsetzbarkeit angeht“, so ein zentraler Kerngedanke Töpfers. Er betonte, dass im Zuge der Energiewende viele neue Lösungen und Technologien, wie zum Beispiel die Wärmepumpe, technisch entscheidend weiterentwickelt wurden. Innovative Unternehmen seien als Impuls- und Technologiegeber für die Energiewende unverzichtbar.

Modernisierungsrate von 8 %

Ein Beispiel aus der Praxis präsentierte Rüdiger Schumann, Innovation City Management GmbH, in seinem Vortrag. Vor fünf Jahren startete die InnovationCity mit dem Konzept der ganzheitlichen Erneuerung von Stadtquartieren in Bottrop. Unter dem Motto „Wir machen Klimaschutz!“ sollen die CO2-Emissionen der Stadt über die Projektlaufzeit von zehn Jahren um 50 % gesenkt werden. Die energetische Modernisierungsrate konnte in Bottrop von bundesdurchschnittlichen 0,9 % auf fast 8 % angehoben werden. Der Fokus liegt auf Bestandsgebäuden und umfassender Energieberatung.

„Wir streben eine Energiewende von unten an, indem wir die Immobilieneigentümer aktivieren, ihre Gebäude energetisch zu modernisieren und so in einem nächsten Schritt eine dezentrale, vernetzte Energieerzeugungsstruktur im Quartier zu schaffen“, beschreibt Rüdiger Schumann das Vorgehen. Daikin unterstützt das Konzept als Wirtschaftspartner.

Nachhaltigkeit messbar machen

Nachhaltiges Bauen hat eine Schlüsselfunk-tion bei der Umsetzung der Energiewende. Um eine Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeit im Gebäudesektor zu schaffen, sind Zertifizierungssysteme ein hilfreiches Werkzeug. Prof. Alexander Rudolphi, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), stellte auf der Leading Air Convention die ganzheitlichen Bewertungsstrategien der DGNB vor. Ziel ist es, von einem „Green Building“, mit einem starken Fokus auf den Energiever-brauch, hin zu einem „Sustainable Building“ zu gelangen, das auch Aspekte wie dauer-hafte Nutzbarkeit, Barrierefreiheit, geringe Kosten, Effizienz der Einzelleistungen und Nutzerakzeptanz betrachtet.

Rudolphi: „Die Bewertung der DGNB ist weltweit einzigartig in ihrem Umfang und greift sehr tief in alle Bauphasen vom Entwurf bis zur Fertigstellung ein. Dabei wird der gesamte Kreislauf von der Wiege bis zur Bahre eines Gebäudes und alle für die Herstellung und den Betrieb erforderlichen Ressourcen einbezogen.“

Mit BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessement Method) wurde von Steffen Gemeinhardt, Planungsberater bei Daikin, ein weiteres Zertifizierungssystem vorgestellt. Das System aus Großbritannien strebt eine große Marktdurchdringung an und fokussiert sich auf die Bestandsbewertung von Wohngebäuden und Nicht-Wohngebäuden. Die Bewertung erfolgt anhand von 52 Kriterien unter anderem aus den Bereichen Energie, Transport und Ökologie.

In Deutschland ist die Erstellung eines Energieausweises für Gebäude Pflicht. Die energetische Bewertung von Gebäuden erfolgt nach den umfassenden Vorgaben der DIN V 18 599. Für den Planer ist diese schwer händelbar, da zunächst die Gebäudehülle und erst dann die Anlagentechnik berechnet werden kann. Prof. Dr.-Ing. Rainer Hirschberg von der FH Aachen hat ein Tabellenverfahren als praxistaugliche Lösung für Planer entwickelt, die er auf der Leading Air Convention vorstellte. Mit dem Verfahren kann ohne eine Berechnung der Gebäudehülle schnell und unkompliziert eine energetische Bewertung der Anlagentechnik ohne Abstriche an die Genauigkeit erfolgen.

Energieeinsparung in Hotels

Das hohe Energieeinspar- und CO2-Minderungspotenzial der Hotelbranche will Daikin durch den konsequenten Einsatz der heute zur Verfügung stehenden Technik heben. Dazu wurde im Oktober 2014 die Initiative „FOR F.R.E.E. – Förderprojekt Regenerative Energie-Effizienz“ gestartet. Ziel des Wettbewerbs ist es, ein Leuchtturmprojekt in der Hotelbranche zu schaffen. Die große Resonanz von über 50 eingegangenen Bewerbungen für das Projekt belegt die Bedeutung der Energieeffizienz in der Hotelbranche.

Thomas Graupensberger, Leiter Vertrieb Gewerbe bei Daikin: „Im Hotelbereich sind bis zu 50 % Energieeinsparpotenzial vorhanden. Realisiert wird dies, wenn die Gebäudetechnik von Anfang an übergreifend geplant und alle Beteiligten frühzeitig zusammengebracht werden.“ Das Siegerprojekt wird demnächst bekanntgegeben und von Daikin mit der benötigten Systemtechnik für Heizung, Klima, Kälte und Lüftung ausgestattet.

Das Modellvorhaben „Check-in Energieeffizienz“ der Deutschen Energie-Agentur (dena) setzt ebenfalls in der Hotellerie an, konzentriert sich aber auf Bestandsgebäude. Martina Schmitt von der dena: „Hohe Energiekosten sind das am häufigsten genannte Problem von Hotelbetreibern“. Ziel der dena ist es, an realen Beispielen zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, Energie einzusparen und zugleich den Komfort für die Gäste zu erhöhen. Dazu werden im ersten Schritt Energieberatungen durchgeführt und Sanierungsfahrpläne erstellt. Der Erfolg der umgesetzten Maßnahmen wird durch die Auswertung der Energieverbräuche bewertet. Daikin unterstützt das Modellvorhaben der dena als Partner.

Integrales Planen als Erfolgsfaktor

Bei der Podiumsdiskussion „Interessenslagen innerhalb der Wertschöpfungskette““ herrschte in einem Punkt Einigkeit: Kein Planungsprozess kann ohne Kommunikation und gewerkeübergreifende Zusammenarbeit erfolgreich sein. Die Diskussion wurde von Chefredakteur Christoph Brauneis (tab und KKA) moderiert und brachte mit Gunther Gamst (Daikin), Jürgen Lauber (Publizist und Autor „BauWesen / BauUnwesen“), Dr.-Ing. Gerd Maurer (Geschäftsführer ATP Architekten und Ingenieure), Alfred Schelenz (Leitung Architektur capricorn Development) und Achim Zeller (Geschäftsführer Athoka) die Perspektiven von Hersteller, Architekt, Planer und Anlagenbauer zusammen.

Gamst stellte gleich zu Beginn klar: „Wir wollen aus der ‚Nur-Hersteller-Nische‘ raus. Je früher wir in den Planungsprozess mit einbezogen werden, desto besser kann geplant und eingebaut werden. Durch die frühzeitige Kommunikation aller Projektbeteiligten werden nicht nur einzelne Komponenten besser, sondern das gesamte Projekt effizienter.“

Aus Planersicht bekräftigte Alfred Schelenz die Notwendigkeit eines integralen Planungsansatzes: „Wir betrachten das Gebäude von Planungsbeginn an ganzheitlich, bis hin zum Recycling und bringen frühestmöglich alle Projektbeteiligten einschließlich Facility Management an einen Tisch. Vor allem wenn Produkthersteller von Beginn an eingebunden werden, ist ein hoher Innovationsgrad möglich.“

Ein integrales Planungsteam auf Augenhöhe ermöglicht es darüber hinaus, sehr frühzeitig verifizierbare Ziele des Gebäudekonzeptes zu definieren und dessen Inhalte schon bei Projektstart transparent zu machen. „In der Zusammenarbeit aller Planungsbereiche ist es immens wichtig, dass aus Schnittstellen Nahtstellen werden“, fasste Maurer zusammen.

Handwerk muss Attraktivität steigern

Thomas Huber, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts, referierte über Trends für lokale Märkte: Beobachtungen zeigen eine Rückbesinnung der Menschen auf Nachbarschaft, das Naheliegende und Fußläufige. Durch die Wiederentdeckung der Nähe entstünden vor allem für Handel und Handwerk neue Chancen. Huber mahnt jedoch: „Wir haben es jedoch nicht nur mit einem geographischen, sondern auch mit einem demographischen Wandel zu tun. Ein akuter Nachwuchsmangel in vielen handwerklichen Berufen macht das deutlich und fordert die Betriebe heraus, ihre Attraktivität zu steigern.“

Der Frage „Woran erkennt man eine energetisch gute oder schlechte Filiale?“ ging Prof. Dr.-Ing. Berthold Stanzel von der FH Erfurt nach. Seine Kompetenz liegt im dynamischen Energie-Benchmarking, also der technischen und wirtschaftlichen Untersuchung versorgungstechnischer Anlagen sowie deren Vergleich untereinander. Ziel ist ein qualitatives Wachstum der Filiale durch Senkung der Energiekosten. Stanzel: „Wir berechnen eine Signatur, die das charakteristische, energetische Verhalten der Filiale abbildet. Durch ein laufendes Energiemonitoring lassen sich so Abweichungen aufzeigen, zeitnah Optimierungsmaßnahmen ergreifen und langfristig die Energiekosten senken.“

Fortsetzung folgt

Tag 1 der Leading Air Convention war mit Fachinformationen über die Daikin-Produktwelt exklusiv den Fachpartnern vorbehalten. An den beiden Folgetagen stießen Planer, Architekten, sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft hinzu. Gunther Gamst, Geschäftsführer Daikin Deutschland: „Der Auftakt ist geglückt und wir freuen uns schon auf die Fortsetzung im kommenden Jahr. Mit der Leading Air Convention haben wir eine neue Veranstaltung geschaffen, die den Austausch fördert und die Vernetzung stärkt. Denn nur mit vereinten Kräften kann die Baubranche auch in Zukunft erfolgreich sein.“