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Solarwärme lässt Biogemüse sprießen

Im April 2015 ist in Bohlingen am Bodensee eine der größten solarthermischen Anlagen Deutschlands in Betrieb gegangen. Auf dem biodynamischen Gemüsehof von Thomas Keßler erzeugen nun 960 m2 Solarkollektoren Wärme für neun Gewächshäuser 1. Da diese jeden Tag beheizt werden müssen, kann die Solarwärme gut genutzt werden. Der Biobauer hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, Solarwärme zu integrieren. Den letzten Anstoß gaben die deutlich verbesserte Förderung für solare Prozesswärmeanlagen im Marktanreizprogramm (MAP) und das Zusammentreffen mit dem österreichischen Kollektorhersteller Martin Winkler. Er ist der Geschäftsführer der Winkler Solar GmbH, Hersteller von Hochleistungskollektoren für alle Einsatzbereiche und Mit-Initiator der Kampagne Solarwärme für alle. Winkler Solar lieferte die 48 Kollektoren für die auf dem Boden aufgeständerte Anlage zu.

Den Hof übernahm Keßler 1988 von seinem Vater, 1990 erhielt er die Demeter-Anerkennung. Mit vier festen und zehn Saisonarbeitskräften bewirtschaftet er 30 ha Land. In den beheizbaren Folien- und Glas-Gewächshäusern wachsen auf 2600 m2 Fläche 5600 Gurkenpflanzen, auf weiteren 3600 m2 über 10 000 Tomatenpflanzen. Auf Freiflächen baut er Salate, Kartoffeln, Rote Beete und andere Gemüsesorten an – immer nach den strengen Demeter-Kriterien.

In den Gewächshäusern muss die Temperatur konstant bei 16 … 17 °C liegen. Außerdem muss die Feuchtigkeit reduziert werden, was ebenfalls mit Wärme geschieht. Für die Entfeuchtung wird die Luft aufgeheizt. So kann warme Luft mit der Luftfeuchtigkeit über die Lüftungsklappen der Gewächshäuser entweichen, während kühlere Luft mit einer geringeren absoluten Feuchte in die Gewächshäuser strömt. Für das Beheizen und Entfeuchten benötigt Keßler rund 1470 MWh/a Wärme.

Einige Jahre hat er noch mit einer Ölheizung geheizt, heute dient sie nur noch als Reserveheizung. 2004 hat Keßler eine Hackschnitzelheizung mit 300 kW einbauen lassen, 2007 kam noch eine Stückholzheizung mit 350 kW dazu. Obwohl die Brennstoffe zum größten Teil aus der Region stammen, hatte Keßler schon länger das Gefühl, dass es noch eine umweltschonendere Heizungsart geben müsste. „Ich sehe nicht ein, dass ich im Sommer Holz verbrenne, wenn die Sonne auch für Heizenergie sorgen kann.“

Die Entscheidung, nun tatsächlich eine Solarwärmeanlage zu bauen, fiel, als die Förderung für Prozesswärmeanlagen im MAP stark angehoben wurde. Für diesen Anlagentyp werden 50 % der Netto-Investitionssumme erstattet. Mit der Anlagenplanung beauftragte Keßler die Firma Großmann aus Friedrichshafen. Auf einer Wiese neben den Gewächshäusern wurden auf 2500 m2 Grund 48 Hochleistungs-Kollektoren Winkler VarioSol A-antireflex 2 installiert. Keßler wollte eigentlich Vakuumröhrenkollektoren haben. Großmann überzeugte ihn aber wegen der höheren Hagelschlagsicherheit von Flachkollektoren. Zu dem bestehenden 30-m3-Pufferspeicher wurde ein zweiter mit 42 m3 Inhalt aufgestellt. Der Tagesspeicher heizt sich bis abends bis auf 80 °C auf. Der alte Speicher wird aus den beiden Holzkesseln und je nach Bedarf zusätzlich mit Solarwärme gespeist. Der neue Speicher nimmt nur Wärme von den Solarkollektoren auf. Die ersten Erfahrungen mit der Anlage sind sehr gut, berichtet Keßler Mitte Juni. Im Mai lieferte die Solarwärmeanlage an einem sonnigen Tag etwa 3 MWh Wärme. Keßler will jetzt einen dritten Speicher installieren, damit er noch mehr Solarwärme nutzen kann.