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Energiewende

Auf dem Weg bis 2050

„Jetzt ist die Energiewende unumkehrbar.“ So oder so ähnlich lauteten Kommentare nach dem Beschluss des Pariser Klimagipfels – und meinten damit weniger den COP21, sondern die Klimaschutzziele der Bundesregierung – mit dem für unsere Branche wichtigen Teilziel eines „nahezu klimaneutralen Gebäudebestands“ bis 2050. Der von Bremsern oft als „nationaler Alleingang“ gegeißelte Weg bis 2050 ist nun kein Alleingang mehr. Unterstellt man, dass fossile Energieträger künftig tatsächlich weltweit zurückgedrängt werden, wird das die Umsetzung nicht einfacher machen.

Derzeit verdeutlicht der Ölpreis was passiert, wenn Nachfrage und Angebot nicht mehr zueinander passen und sich abhängige Länder im ruinösen Wettbewerb an den bisherigen „Schmierstoff der Wirtschaft“ klammern. Niedrige Energiepreise sind aber ein Sanierungshemmnis und eine künstliche Anhebung der Energiepreise über Steuern ist kein Akt, mit dem man seine politische Position verbessern kann. Die Politik kann und wird nur durch Fördern (KfW, BAFA, AfA ...), Fordern (EnEV, EEWärmeG) und Aufklärungsarbeit Einfluss auf die Sanierungstätigkeit nehmen.

Neben der Senkung des Energiekonsums muss der Energiemix im Gebäudebereich künftiger stark verändert werden, „weitermachen-wie-bisher“ reicht für die Energiewende nicht. Das zeigen die Szenarien der „Energieeffizienzstrategie Gebäude“ (ESG) für die CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoff im Sektor Gebäude (Werte für das Minimalziel „Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 %“; das eigentliche Ziel lautet um 80 bis 95 %). Für Mineralölprodukte sinken sie gegenüber dem Basisjahr 2008 mit 77 Mio. t/a bis 2050 im Referenzszenario um 71 % (22 Mio. t/a). In den Zielszenarien Effizienz (– 91 %, 7 Mio. t/a) und Erneuerbare Energien (– 97 %, 3 Mio. t/a) sind Mineralölprodukte praktisch abgewickelt. Da sie aufgrund von Nutzungskonflikten nicht substituierbar sind, wird dem Mineralölhandel ein Absatzbereich wegbrechen.

Auf Gase (hauptsächlich Erdgas) entfiel 2008 im Gebäudesektor wegen der hohen Durchdringung mit 102 Mio. t/a über ein Drittel der gesamten CO2-Emissionen (303 Mio. t/a). Im Referenzszenario sinken sie um 39 %, in den Zielszenarien um 72 bzw. 80 %. Ohne regenerativ erzeugte Brenngase (Wasserstoff, Methan) werden sich dann die Kosten für den Betrieb und die Unterhaltung der Gas-Infrastruktur kaum noch wettbewerbsfähig umlegen lassen. Fernwärme trägt durch den steigenden Anteil der Verteilverluste einen noch schwereren Rucksack.

Die Veränderungen im Energiemix sagen wenig darüber aus, wie sich der Geräteabsatz- und der -bestand für einzelne Technologien und Energieträger entwickeln werden. Anzunehmen ist, dass der Gesamtbestand an Geräten (inklusive Wärmepumpen, Brennstoffzellen, Solaranlagen und netzdienlichen Heizstäben) eher zunimmt, da es einen Trend zum multivalenten System gibt. Für die Branche bedeutet das für Jahrzehnte Arbeit satt. So unüberlegt wie der Staat momentan fördert zudem, dass die meisten Kunden bis 2050 noch zweimal anrufen werden.

Wie die künftig sinkenden Einnahmen aus der Besteuerung von Energie kompensiert werden sollen, wird bisher kaum diskutiert. 2014 hatte allein die Energiesteuer (für alle Sektoren) einen Anteil von knapp 6,2 % am gesamten Steueraufkommen durch Bund, Länder und Kommunen. Darauf werden sie nicht verzichten wollen und können …

Jochen Vorländer, Chefredakteur TGA Fachplaner vorlaender@tga-fachplaner.de · www.tga-fachplaner.de