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Heiko Braun über Perspektiven der Wohnungslüftung

“Zentrale Lösungen sind immer die beste Wahl“

TGA: Herr Braun, wie schätzen Sie die Entwicklung der Wohnraumlüftung in Deutschland für die nächsten Jahre ein?

Braun: Das Wachstum wird sich verlangsamen, aber der Markt wird weiter wachsen. Denn durch immer dichtere Gebäude kommt man nicht um eine Lüftung herum. Die Herausforderung besteht darin, die Kunden schon in der frühen Planungsphase richtig zu beraten, damit die Anlage auch nach Norm bzw. dem Bedarf ausgelegt wird und ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis darstellt. Im Fokus moderner Häuser steht zudem oft eine effektive Schimmelvermeidung.

Der Nutzen einer komfortablen Wohnraumlüftung geht aber weit darüber hinaus. Ganzheitlich geht es um Wohnkomfort, Gesundheit und Energieeffizienz. Dies erreicht der Bauherr im Prinzip nur mit einem gut abgestimmten Lüftungssystem. Insofern blicken wir weiterhin recht positiv in die Zukunft.

TGA: Welche Gründe sind dafür verantwortlich, dass sich das Wachstum der Wohnungslüftungs-Branche in den letzten Jahren doch erheblich verlangsamt hat?

Braun: Zum einen stellt sich bei einem ständig wachsenden Markt immer irgendwann eine gewisse Sättigung ein, wodurch das Wachstum relativ gesehen geringer wird. Zum anderen hat sich der Markt auch verschoben. Der Markt für zentrale Lösungen war zwischenzeitlich sogar rückläufig, dafür ist der Absatz der dezentralen Lüftungsanlagen deutlich gestiegen. Wahrscheinlich wurden teilweise zentrale Lüftungssysteme durch dezentrale Anlagen ersetzt.

Darüber hinaus muss man berücksichtigen, dass das Fachhandwerk derzeit sehr gut ausgelastet ist, vor allem im Sanitärbereich. Deshalb wird oft nicht immer ausführlich zur Lüftung beraten. Will man allerdings seinen Handwerksbetrieb auch langfristig für die Zukunft ausrichten, wäre es sehr fahrlässig, das Thema Lüftung auszublenden. Denn auch wenn dieser Markt gerade etwas langsamer wächst, grundsätzlich wird die Nachfrage kontinuierlich weiter wachsen und eine immer bedeutendere Rolle in der Gebäudetechnik einnehmen. Denn bei allen Diskussionen um zukünftige Gebäudestandards: Die Gebäudehüllen werden durch steigende Qualität bei Produkten und der Bauausführung eher noch dichter werden.

TGA: Zehnder ist zur ISH 2015 wieder in das Segment der dezentralen Lüftungssysteme eingestiegen. Was waren die Beweggründe und was sind die Zielsetzungen von Zehnder für dieses Segment?

Braun: Nachdem wir bereits in früheren Jahren dezentrale Lösungen mit dem Lüftungsgerät ComfoAir 100 im Programm hatten, konzentrierten wir uns dann zunehmend auf zentrale Lüftungslösungen. Zur BAU 2013 in München stellten wir dem Markt dann neue technische Entwicklungen als Studie vor. Startschuss für neue dezentrale Lüftungslösungen war die ISH 2015.

Im Rahmen einer umfassenden Sortimentserweiterung bieten wir seitdem auch dezentrale Wohnraumlüftung mit der bekannten Zehnder-Qualität – auch wenn wir weiterhin davon überzeugt sind, dass eine zentrale Lüftungslösung immer die beste und erste Wahl für komfortable Wohnraumlüftung darstellt. Es gibt jedoch im Markt zunehmend individuelle Kundenansprüche für besondere bauliche Situationen und Rahmenbedingungen. Darauf haben wir mit der besagten Abrundung unseres Lüftungsportfolios reagiert.

Sollten unsere Kunden – Fachhandwerker, Großhändler, Planer oder Architekten – also ausdrücklich eine dezentrale Lüftungslösung wünschen, können wir nun dank unserer ganzheitlichen Produktpalette auch hierfür eine adäquate Lösung anbieten, stets abgestimmt auf die jeweiligen Komfort- und Leistungsansprüche sowie die vorliegende Montagesituation.

Denn es gibt durchaus Anwendungsfälle, in denen eine dezentrale Lüftungslösung sinnvoll ist. Möchte man beispielsweise lediglich einen einzelnen Raum be- und entlüften, ist eine dezentrale Lüftungsanlage durchaus preisoptimierter. Jedoch ist eine dezentrale Lüftungslösung nicht grundsätzlich immer auch die günstigere. Wie gesagt, wir wollen den Kunden auf jeden Fall immer ganzheitlich beraten und ihm stets die auf seine Bedürfnisse optimal abgestimmte Lüftungslösung anbieten.

Auch im Bereich der dezentralen Wohnraumlüftung profitieren unsere Kunden natür-lich von den bekannten Zehnder-Leistungen – von der professionellen Planung über die persönliche Projektbetreuung bis hin zur Inbetriebnahme und anschließender 5-Jahre-Plus-Garantie.

Im dezentralen Bereich bieten wir aktuell drei Lüftungsgeräte, die sich sinnvoll miteinander kombinieren und einsetzen lassen. Beispielsweise eine Kombination aus ComfoSpot 50 für Bad und Küche und ComfoSpot Twin40 für Wohn- und Schlafbereich sowie Kinderzimmer Abb. 2. Das dritte Produkt im Zehnder-Programm ist das Lüftungsgerät ComfoAir 70, welches sogar die Möglichkeit für einen Zweitraumanschluss bietet.

TGA: Welche technischen Lösungen werden in den nächsten Jahren im Lüftungsmarkt besonders gefragt sein? Und wie ist Zehnder diesbezüglich gerüstet?

Braun: Auch bei Lüftungssystemen wird immer mehr Komfort erwartet. Wir haben deshalb die neue Lüftungsgeräte-Generation ComfoAir Q Abb. 3 entwickelt: Diese Zentralgeräte sind noch leiser geworden, haben einen noch niedrigeren Energieverbrauch und bieten durch eine optimierte Regelung zu jeder Jahreszeit immer das optimale Wohnraumklima. Je nach Wunsch können die Anlagen über eine einfache Bedieneinheit an der Stirnseite, mittels App via Smartphone oder auch integriert in einem Bus-System gesteuert werden.

Weitere Herausforderungen sehen wir im Bedarf von montage- und leistungsoptimierten Lösungen im Geschosswohnungsbau. Hier muss die Lösung besonders kompakt und leise sein, wie beispielsweise unser Kompakt-Lüftungssystem für Wohnungen ComfoAir 180.

TGA: Vielen Dank für das Gespräch.

Die Sicht der Händler

Die Händler für Wohnraumlüftungsanlagen sind sich in einem einig: Absatz und Margen steigen momentan an. Aufgrund der verstärkten Bautätigkeit konnten die Verkaufszahlen europaweit um 4,2 % zulegen. Im Bereich des Anstiegs der Handelsmargen hat Großbritannien mit 1,0 % die Spitzenposition inne, dicht gefolgt von Frankreich mit 0,9 %, wie eine im Dezember 2016 veröffentlichte Studie von Interconnection Consulting (www.interconnectionconsulting.com) zeigt. Der Brexit bereitet den britischen Händlern keine großen Sorgenfalten. Mit einem erwarteten Umsatzplus von 6,3 % liegt man für 2016 an zweiter Stelle europaweit. Der Grund dafür liegt in der anhaltenden regen Bautätigkeit. Das größte Sorgenkind ist gleichzeitig Wachstumskaiser der Branche. Nach Jahren der Stagnation profitieren die italienischen Händler, denen es gelang, die Marktflaute zu überstehen, von der geringeren Wettbewerbsdichte in einem wachsenden Markt. Mit einem erwarteten Anstieg von 7,9 % für 2016 gehören die italienischen Händler auch zu den optimistischsten Distributoren in ganz Europa. Trotzdem verliert die 3-Stufen-Distribution in Italien gegenüber der direkten Distribution an Gewicht, denn immer mehr Produzenten verkürzen die Distributionskette, indem sie selbst Installationsdienstleistungen für den Konsumenten anbieten. Die hohen Erwartungen in Großbritannien und Frankreich finden in Deutschland keine Entsprechung. Trotz des moderaten Optimismus, der für den Markt ein Wachstum von 2,3 % erwartet, glauben die Händler nur an eine marginale Erhöhung ihrer Margen (0,2 %). Ein Grund dafür ist, dass der heiß umkämpfte deutsche Markt für Wohnraumlüftungen durch Einkaufsorganisationen, Verbände und Vereinigungen beherrscht wird, die alle darum kämpfen, ihre Marktmacht zu erhöhen. Die Studie zeigt auch, dass die Mehrzahl der Händler nur eine geringe Anzahl von Marken vertreibt. 27,7 % der befragten Händler haben mehr als drei Marken im Angebot, mehr als sechs Marken werden nur von 4 % der Händler angeboten. Im Durchschnitt liegt die Anzahl der vertriebenen Marken pro Händler bei 2,9, wobei im Mixed-Channel-Bereich der Anteil noch etwas höher liegt, als im reinen Elektrohandel. Die drei populärsten Marken sind Zehnder, Aldes und Atlantic. Ein Grund für die geringe Diversität beim Markenangebot ist der Versuch der Händler, den komplexen Prozess der Kaufentscheidung für den Kunden zu erleichtern. Hinzu kommt, dass die Produzenten exklusive Distributionspartner verwenden und damit eine Markenvielfalt am Point-of-Sale verhindern.

Die Händler für Wohnraumlüftungsanlagen sind sich in einem einig: Absatz und Margen steigen momentan an. Aufgrund der verstärkten Bautätigkeit konnten die Verkaufszahlen europaweit um 4,2 % zulegen. Im Bereich des Anstiegs der Handelsmargen hat Großbritannien mit 1,0 % die Spitzenposition inne, dicht gefolgt von Frankreich mit 0,9 %, wie eine im Dezember 2016 veröffentlichte Studie von Interconnection Consulting (www.interconnectionconsulting.com) zeigt. Der Brexit bereitet den britischen Händlern keine großen Sorgenfalten. Mit einem erwarteten Umsatzplus von 6,3 % liegt man für 2016 an zweiter Stelle europaweit. Der Grund dafür liegt in der anhaltenden regen Bautätigkeit. Das größte Sorgenkind ist gleichzeitig Wachstumskaiser der Branche. Nach Jahren der Stagnation profitieren die italienischen Händler, denen es gelang, die Marktflaute zu überstehen, von der geringeren Wettbewerbsdichte in einem wachsenden Markt. Mit einem erwarteten Anstieg von 7,9 % für 2016 gehören die italienischen Händler auch zu den optimistischsten Distributoren in ganz Europa. Trotzdem verliert die 3-Stufen-Distribution in Italien gegenüber der direkten Distribution an Gewicht, denn immer mehr Produzenten verkürzen die Distributionskette, indem sie selbst Installationsdienstleistungen für den Konsumenten anbieten. Die hohen Erwartungen in Großbritannien und Frankreich finden in Deutschland keine Entsprechung. Trotz des moderaten Optimismus, der für den Markt ein Wachstum von 2,3 % erwartet, glauben die Händler nur an eine marginale Erhöhung ihrer Margen (0,2 %). Ein Grund dafür ist, dass der heiß umkämpfte deutsche Markt für Wohnraumlüftungen durch Einkaufsorganisationen, Verbände und Vereinigungen beherrscht wird, die alle darum kämpfen, ihre Marktmacht zu erhöhen. Die Studie zeigt auch, dass die Mehrzahl der Händler nur eine geringe Anzahl von Marken vertreibt. 27,7 % der befragten Händler haben mehr als drei Marken im Angebot, mehr als sechs Marken werden nur von 4 % der Händler angeboten. Im Durchschnitt liegt die Anzahl der vertriebenen Marken pro Händler bei 2,9, wobei im Mixed-Channel-Bereich der Anteil noch etwas höher liegt, als im reinen Elektrohandel. Die drei populärsten Marken sind Zehnder, Aldes und Atlantic. Ein Grund für die geringe Diversität beim Markenangebot ist der Versuch der Händler, den komplexen Prozess der Kaufentscheidung für den Kunden zu erleichtern. Hinzu kommt, dass die Produzenten exklusive Distributionspartner verwenden und damit eine Markenvielfalt am Point-of-Sale verhindern.