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Gebäudemodernisierung

Einrohrheizung: Lohnt sich eine Sanierung?

Kompakt informieren

  • Um die Änderung des Heizenergieverbrauchs durch die Abkofferung der Steigestränge einer Einrohrheizung (Variante 1) sowie die Umstellung der Einrohrheizung auf eine Zweirohrheizung (Variante 2) festzustellen, standen zwei baugleiche 18-geschossige Wohnhäuser zur Verfügung.
  • Variante 1 ergab gegenüber dem unveränderten Bestand eine deutliche und wirtschaftliche Senkung des Heizenergieverbrauchs.
  • Variante 2 ergab gegenüber der Abkofferung der Steigestränge eine weitere deutliche und wirtschaftliche Senkung des Heizenergieverbrauchs.
  • Die messtechnische und wissenschaftliche Begleitung hat gezeigt, dass eine Qualitätssicherung der Ausführung und eine Information der Nutzer dringend geboten sind und eine weitere Senkung des Heizenergieverbrauchs vermuten lassen.

Wirkt sich die Sanierung einer Einrohrheizungslage positiv und signifikant auf den Heizenergieverbrauch aus? Um diese Frage im Feld zu beantworten, standen für eine Untersuchung zwei praktisch baugleiche 18-geschossige Wohnhäuser (Objekt 150 und Objekt 154) zur Verfügung 1. Es waren zwei Alternativen vorgesehen:

  • Variante 1: Abkofferung der Steigleitung im Objekt 150 (Heizperiode 2015/16) und Vergleich mit unsaniertem Objekt 154
  • Variante 2: Umrüstung der Einrohrheizung in eine Zweirohrheizung im Objekt 154 (Heizperiode 2016/17) und Vergleich mit dem teilsanierten Objekt 150

Raumlufttemperatur und -feuchte

Jeweils in den Wohnungen 16/06, 09/02 und 03/02 wurden im Wohnzimmer (WZ) und im Kinderzimmer (KZ) Datenlogger installiert, die sowohl die Raumlufttemperatur als auch die Raumluftfeuchte erfassten. Die Raumlufttemperatur und relative Raumluftfeuchte wurden in Zeitschritten von 10 min erfasst.

Der Datenlogger für die Außenlufttemperatur befand sich im Dachgeschoss an der Außentür im Objekt 154. Die Ablesung der Heizenergieverbräuche an den Wärmemengenzählern erfolgte durch die Hausmeister, leider nur in unregelmäßigen Abständen.

Zwar wurden die Werte an den Heizkostenverteilern nach dem Verdunstungsprinzip zu Beginn der Messung, jeweils im Januar und am Ende der Messung erfasst. Aus den erfassten Messwerten an den Heizkörpern konnten jedoch keine Rückschlüsse auf den Verbrauch gezogen werden, da die entsprechenden Detaildaten sowohl für den jeweiligen Heizkörper als auch das Ablesegeräte nicht bekannt sind und von dem beauftragten Messdienstleister auch nach einer Bitte durch den Auftraggeber nicht zur Verfügung gestellt wurden.

Aus der Gegenüberstellung der mittleren Raumlufttemperaturen für die genannten Wohnungen ist tendenziell erkennbar, dass die mittleren Raumlufttemperaturen nach der Sanierung geringfügig niedriger sind. Maßgeblich sind jedoch das Nutzerverhalten und das Behaglichkeitsempfinden der Nutzer bezüglich der Raumlufttemperatur. Deshalb kann aus diesen Messergebnissen kaum eine Verallgemeinerung bezüglich der Effektivität der Heizungssanierung hinsichtlich der Raumlufttemperatur vorgenommen werden.

Aus den Messergebnissen ist erkennbar, dass nach der Sanierung (Variante 2) die Mieter selten die Möglichkeit der Beeinflussung der Raumtemperatur durch Regulierung der Thermostatventile genutzt haben. Vermutlich, weil sie vorher – aufgrund der hohen Wärmeabgabe der Steigleitungen – die Thermostatventile kaum zur Raumlufttemperaturregelung verwendet haben.

Heizenergieverbrauch

2 zeigt die im Zeitraum 02.09.2015 bis 12.01.2016 für Variante 1 an den Hauptzählern gemessenen Verbräuche. Es ist ein deutlicher Unterschied zwischen den beiden Objekten erkennbar. Nach einem Zählerwechsel im 3. Quartal 2016 wurden im Objekt 150 die Verbräuche erst ab dem 12.01.2017 erfasst.

Der Heizenergieverbrauch beinhaltet auch die Erwärmung des Trinkwarmwassers, sodass aus den abgelesenen Werten nur eine Tendenz ableitbar ist, die aber positiv zu beurteilen ist. Durch die Einbeziehung von acht Mietwohnungen in den 18 Wohngeschossen bei der Verbrauchsbewertung liegt ein einigermaßen von den Nutzerverhalten unabhängiges Ergebnis vor. 3 zeigt die absoluten und prozentualen Einsparungen von Variante 2 gegenüber Variante 1.

Bemerkungen zur Variante 2

Bei der Sanierung von Objekt 154 sind an identischen Positionen unterschiedliche Heizkörpergrößen zum Einsatz gekommen. Warum dies erfolgte, konnte im Rahmen der Untersuchung nicht nachvollzogen werden. Weiter-hin wurde festgestellt, dass nur ein Nachweis zum Hydraulischen Abgleich in den Steig-strängen dokumentiert wurde. Eine Ventilvoreinstellung beim Austausch der Heizkörper wurde vermutlich nicht oder nicht auf der Basis berechneter Werte vorgenommen. Dies dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit der Grund für die Klagen einiger Mieter über Geräusche und ein verlangsamtes Erwärmen von Heizkörpern sein.

Außerdem ist für zukünftige Sanierungsmaßnahmen zu empfehlen, die Mieter ausreichend darüber zu informieren, dass sie durch die Betätigung der Thermostatventile jetzt die Möglichkeit haben, die Raumlufttemperatur entsprechend ihrer Behaglichkeitswünsche anpassen zu können. Vielen Mietern ist dies aufgrund der vorherigen Bedingungen schlichtweg nicht bewusst.

Schlussfolgerungen

Aus den vorliegenden Messergebnissen und den Informationen der Mieter können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

  • Durch eine Abkofferung der Steigestränge der Einrohrheizung im Objekt 150 (Variante 1) konnte eine Senkung des Heizenergieverbrauchs festgestellt werden.
  • Gegenüber der vorgenannten Maßnahme wurde durch die Umstellung auf eine Zweirohrheizung im Objekt 154 (Variante 2) eine größere Senkung des Heizenergieverbrauchs erzielt.
  • Die Reduzierung des Heizenergieverbrauchs bei Variante 1 und Variante 2 lassen den Schluss zu, dass beide Sanierungslösungen ökonomisch und ökologisch Sinn machen und zu empfehlen sind.
  • Die gemessenen Raumlufttemperaturen sind im Allgemeinen im Wohnzimmerbereich höher als im Kinderzimmer, was möglicherweise auf höhere Behaglichkeitswünsche der Mieter im Wohnbereich zurückzuführen ist.
  • Bei einer Sanierung gemäß Variante 2 sind ein Hydraulischer Abgleich in den Steigleitungen und eine Voreinstellung der Thermostatventile mit berechneten Einstellwerten erforderlich.
  • Obwohl das Nutzerverhalten einen entscheidenden Einfluss hat, erscheint der vorgenommene Vergleich und die Bewertung der beiden Sanierungsvarianten bezüglich einer Reduzierung des Heizenergieverbrauchs als hinreichend und plausibel.
  • Mieter (Nutzer) müssen nach einer Modernisierung über neue Möglichkeiten und Aufgaben sorgfältig informiert werden, auch wenn es um vermeintlich banale Dinge geht.

Prof. Dr.-Ing. (em) Achim Trogisch

Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (FH), Fakultät Maschinenbau / Verfahrenstechnik, Lehrgebiet TGA. Telefon (03 51) 4 62 27 89, trogisch@mw.htw-dresden.de, www.htw-dresden.de

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