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Förderprogramm oberflächennahe Geothermie im Alpenraum

Mit Greta schneller zum Erfolg kommen

Kompakt informieren

  • Im alpinen Vorland und im Alpenraum müssen Planer von Erdwärmepumpen sowie Bewilligungsbehörden mit komplexen Grundwasserverhältnissen und einer oft steilen Topographie rechnen.
  • Im Rahmen des Greta-Projekts werden derzeit die vorhandenen geologischen und geothermischen Daten länderübergreifend so aufbereitet, dass zuverlässige Informationen über die geologischen Verhältnisse und Potenziale für beliebige Standorte im Alpenraum zur Verfügung gestellt werden können.
  • Ziel sind CO<sub>2</sub>-arme Heiz- und Kühlverfahren für Gebäude auf der Basis von Erdwärmepumpen. Gleichzeitig sollen durch einen überregionalen Erfahrungsaustausch auch bürokratische Hemmnisse bei der oberflächennahen Geothermie abgebaut werden.

Beim Thema regenerative Energien im Alpenraum drängt sich fast automatisch die Holzenergie in den Vordergrund. Optisch gesehen ist die Akzeptanz von Holzfeuerungen bei der Bevölkerung im Alpenraum recht hoch, trotz der teilweise hohen Schadstoffbelastung durch falsch betriebene und veraltete Holzfeuerungen. Bei Inversionswetterlagen sind dadurch oftmals ganze Täler stärker mit Luftschadstoffen belastet als das Umfeld von Autobahnen oder Großstädte.

Wer als Bewohner der Alpen und des Alpenvorlands zu einem schadstoffärmeren Heizsystem wechseln will, kann sich auf dem Portal www.alpine-space.eu/projects/greta über die Heiz- und Kühl-Alternative „Geothermie/Erdwärmepumpe“ erkundigen. Die Abkürzung Greta steht für den sperrigen Namen „Near-Surface Geothermal Resources in the Territory of the Alpine Space“, was in etwa so viel heißt wie „Nutzung der oberflächennahen Geothermie im Alpenraum“.

Hintergrund dieser der EU-Alpenkonvention zugeordneten länderübergreifenden Kooperation ist einerseits der anwachsende Energiebedarf im Alpenraum durch den Tourismus und dem damit verbundenen Heiz- und Kühlbedarf Abb. 1. Gleichzeitig geht es darum, auch in abgelegenen Bergregionen eine CO2-mindernde und vor Ort emissionsfreie Energie anzubieten, die gleichzeitig die Belastung durch Brennstofftransporte auf den Straßen des Alpenraums reduziert.

In erster Linie geht es jedoch um den Schutz des Alpenraums, denn dort ist in den letzten 100 Jahren die Temperatur mit 1,5 K doppelt so stark angestiegen wie im globalen Durchschnitt. Letztendlich soll das Projekt auch effizientere Lebensformen sicherstellen und die Lebensqualität der Alpenbewohner verbessern – auch um der Abwanderung in die Metropolen vorzubeugen Abb. 2.

Auf einer Veranstaltung des Bundesverbandes Geothermie, Berlin, wies Dr. Kai Zosseder vom Lehrstuhl für Hydrogeologie der TU München und Ansprechpartner für das Greta-Projekt in Deutschland darauf hin, dass die Möglichkeiten der oberflächennahen Geothermie im Alpenraum bisher strategisch vernachlässigt wurden. Dies hänge unter anderem auch damit zusammen, dass Investoren, Planern und Bauherren zu wenige Daten über die Verhältnisse im Untergrund zur Verfügung stehen. Auch fehle den Planern und Entwicklern oft das spezifische Know-how über die Option Erdwärmepumpen in alpinen Regionen. Hinzu kämen Unsicherheiten über die landesspezifischen Regelwerke und die oftmals sehr komplexe Genehmigungspraxis, die sich kontraproduktiv auf den Einsatz von Erdwärmepumpen auswirke.

Mehr Erfahrungsaustausch

Um den Markt für erdgekoppelte Wärmepumpen im alpinen Raum in Gang zu bringen seien ungleich mehr Informationen und Know-how als für Anlagen im Flachland und in den Mittelgebirgen notwendig, so Zosseder. Ziele des Greta-Projekts seien

  • die Erhebung des flächendeckenden Potenzials zur Nutzung der oberflächennahen Geothermie und deren Integration zwischen den Ländern des Alpenraums,
  • der Austausch des Wissensstandes zur Genehmigungs- und Umsetzungspraxis für die Nutzung der oberflächennahen Geothermie zwischen den Ländern des Alpenraums und
  • die Vertiefung des Know-hows bei technischen Planern und Kommunen.

Aufgabe des Greta-Projekts ist es, eine umfassende Datenbasis über die geologischen und hydrogeologischen Verhältnisse im Alpenraum zu etablieren. Über den Großraum München liegt beispielsweise ein Datenabgleich mit 30 000 Bohrdaten und wöchentlichen Messwerten von über 8000 Grundwasserhöhen sowie die Grundwassertemperaturen an 1140 Messpunkten vor.

Für Planer und Anlagenbauer besonders interessant ist der bereits bestehende Good-Practice-Katalog mit Beispielen, wie dem Hotel „The Crystal“ in Obergurgl/Österreich Abb. 3, ein Wohnpark in Laupheim, die Grob-Werke in Mindelheim oder das Fußballstadion in Augsburg.

Wie wichtig verlässliche Daten zum geothermischen Untergrund sind, zeigt auch das Projekt „Tiefengeothermie Kirchweidach“ im Landkreis Altötting/Oberbayern. Dort werden 150 Haushalte und der landwirtschaftliche Großbetrieb „Gemüsebau Steiner“ mit CO2-neutraler Wärme aus etwa 3800 m Tiefe versorgt. In den letzten Jahren wurde die Anbaufläche von 8,4 auf fast 20 ha Gewächshausfläche vergrößert. Durch die kurzen Transportwege – der Gemüsebauer beliefert fast ausschließlich Rewe- und Penny-Filialen in Bayern mit Tomaten, Paprika und Erdbeeren – werden laut Unternehmensangaben gegenüber Importen aus Spanien zudem 1,5 Mio. Lkw-km und gegenüber Importen aus Holland rund 400 000 Lkw-km eingespart.

EU fördert mit 116,6 Mio. Euro

Das Programm der Europäischen Territorialen Zusammenarbeit Alpenraum 2014–2020 (Interreg Alpine Space) mit einem Budget von 116,6 Mio. Euro bis zum Jahr 2020 soll entscheidend dazu beitragen, grenzüberschreitende Herausforderungen gemeinsam anzugehen und zu bewältigen. Gefördert werden Projekte im alpinen und voralpinen Raum in den Bereichen „Innovativer Alpenraum“, „CO2-armer Alpenraum“ (Geothermie), „Lebenswerter Alpenraum“ und „Good Governance im Alpenraum“.

Das Fördergebiet umfasst neben dem Alpenkerngebiet auch vorgelagerte Metropolregionen, wie München, Lyon und Mailand. In Bayern gehören die Regierungsbezirke Oberbayern und Schwaben, in Baden-Württemberg die Regierungsbezirke Tübingen und Freiburg zum Fördergebiet. In der Förderperiode 2007–2013 wurden bereits 57 Projekte unter Einbindung von rund 650 Projektpartnern gefördert. Projektpartner in Deutschland sind:

  • Klima-Bündnis <a href="http://www.klimabuendnis.org" target="_blank">www.klimabuendnis.org</a>
  • Technische Universität München <a href="https://www.alpine-space.eu/project/greta/" target="_blank">www.alpine-space.eu/projects/greta</a>
  • Triple S-Systeme GmbH <a href="http://www.triples-systeme.com" target="_blank">www.triples-systeme.com</a>

Alpenraumprogramm der EU

Der Alpenraum umfasst eine Gesamtfläche von etwa 400 000 km2 mit rund 70 Mio. Menschen in den sieben Alpenstaaten Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Slowenien, Schweiz und Liechtenstein. Einerseits gelten die Alpen als prosperierender Lebensraum mit hoher Lebensqualität, andererseits zieht es insbesondere junge Menschen wegen der eingeschränkten Verdienstmöglichkeiten eher in die Ballungszentren. Dieser demographische Wandel stellt die dörfliche Struktur vieler Berggemeinden vor elementare Herausforderungen. Hinzu kommt, dass die Temperatur in den Alpen in den letzten 100 Jahren mit 1,5 K doppelt so stark angestiegen ist wie im globalen Durchschnitt, deutlich erkennbar am Rückgang der Gletscher und dem Rückzug des Permafrosts.

Wolfgang Schmid

ist freier Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München, wsm@tele2.de

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