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Fördermöglichkeiten und praktikable Lösungen im Bestand

Hydraulischer Abgleich optimiert die Heizung

Kompakt informieren

  • Der Hydraulische Abgleich ist eine unverzichtbare Voraussetzung für den energieeffizienten Betrieb von Heizungssystemen und bei zahlreichen staatlichen Förderprogrammen verpflichtend. Im Bestand kann er über das BAFA als Maßnahme zur Heizungsoptimierung gefördert werden.
  • Ist im Bestand die Datengrundlage zur genauen Berechnung der Raum-Heizlast ungenügend, bietet sich das genormte Verfahren zur vereinfachten Ermittlung der Raum-Heizlast an.
  • Das BAFA-Programm Heizungsoptimierung fördert im Zusammenhang mit dem Hydraulischen Abgleich auch zusätzliche Investitionen, beispielsweise die Anschaffung und fachgerechte Installation von voreinstellbaren Thermostatventilen.
  • Mit druckunabhängigen Thermostatventilen kann der Hydraulische Abgleich in Zweirohrsystemen weiter vereinfacht werden.

Seit August 2016 fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Investitionen für den Ersatz von Heizungs-Umwälzpumpen und Warmwasser-Zirkulationspumpen durch hocheffiziente Pumpen. Zudem können für bestehende Systeme Zuschüsse für eine Heizungsoptimierung durch einen Hydraulischen Abgleich beantragt werden.

Ein Grund mehr, den Hydraulischen Abgleich als Planer bei der Optimierung bestehender Immobilien und deren technischer Ausstattung immer im Blick zu haben: Auch zusätzliche Investitionen und Optimierungsmaßnahmen können im Zusammenhang mit dem Hydraulischen Abgleich gefördert werden und sollten deshalb in der Planung umfassender Sanierungen berücksichtigt werden. Dabei handelt es sich um die Anschaffung und die fachgerechte Installation von

  • voreinstellbaren Thermostatventilen,
  • Einzelraumtemperaturreglern,
  • Strangventilen,
  • Technik zur Volumenstromregelung,
  • separater Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Benutzerinterfaces,
  • Pufferspeichern sowie
  • die professionell erledigte Einstellung der Heizkurve.

Insgesamt beträgt die Förderung bis zu 30 % der Nettoinvestitionskosten, höchstens jedoch 25 000 Euro. Antragsberechtigt sind Privatpersonen, Unternehmen (sofern die Bedingungen der „De-minimis“-Beihilfe erfüllt sind), freiberuflich Tätige, Kommunen, kommunale Gebietskörperschaften und kommunale Zweckverbände und sonstige juristische Personen des Privatrechts (insbesondere Vereine, Stiftungen, gemeinnützige Organisationen oder Genossenschaften).

Heizungsoptimierung im Bestand

Um von dem Förderprogramm zu profitieren, muss der Hydraulische Abgleich fachgerecht durchgeführt werden. Der Königsweg dafür ist natürlich immer der einer exakten Heizlastermittlung und Rohrnetzberechnung. Das liefert die besten Ergebnisse – ist aber praktisch nur im Neubau möglich, denn im Bestand sind insbesondere Rohrleitungslängen und -dimensionen, Widerstände und Druckverhältnisse oft unbekannt oder die Angaben sind unvollständig. Sie werden aber für exakte Berechnungen benötigt.

Um trotzdem nicht auf den Hydraulischen Abgleich als zentralen Bestandteil einer Heizungsoptimierung und die finanzielle Förderung verzichten zu müssen, liefert die Ermittlung der Raumheizlast nach DIN EN 12 831 Beiblatt 3 [1] eine hinreichende Genauigkeit. Die Qualität dieser Maßnahme: etwa 80 % im Vergleich zur genauen Berechnung.

Praxisgerechte Lösung

Damit der Aufwand der Ermittlung der Raumheizlast für Planer und Installateure möglichst gering bleibt, stellt Resideo kostenlos die App Honeywell Home Heizlastberechnung (iOS und Android) zur Verfügung Abb. 3. Ohne zusätzliche Unterlagen oder Software können mit ihr die Heizlast von Räumen ermittelt, Wassermengen pro Heizfläche berechnet und Voreinstellungen von Honeywell-Home-Thermostatventilen durchgeführt werden. Seit ihrem Relaunch im Juni 2019 erfüllt die App die Anforderungen des Verfahrens B und ist für staatliche Förderungen von der KfW und vom BAFA anerkannt.

Für die Berechnung der Raumheizlast spielen Dämmwerte und Wärmeverluste eine entscheidende Rolle. Zur Vereinfachung des Verfahrens werden Fenster und Türen sowie die Dämmwirkung der anderen Gebäudehüllen-Bauteile dem Baujahr entsprechend in leicht überschaubare Kategorien eingeteilt. Damit das Ergebnis am Ende stimmt, werden nachträglich durchgeführte energetische Sanierungsmaßnahmen mit ihrem Umsetzungsdatum berücksichtigt.

Mit den eingegebenen Rahmendaten des Projekts, wie Adresse, Baujahr, Systemspreizung, Sanierungsmaßnahmen und ausgemessene Flächen ermittelt das Programm die für einen belastbaren Hydraulischen Abgleich mit hinreichendem Genauigkeitsgrad benötigten Daten. So fügt es etwa auf Basis der Postleitzahl die minimale Außentemperatur für den Standort ein. Anschließend werden Raumheizlast, die Wassermenge und die jeweiligen Ventileinstellungen automatisch errechnet. Der Einbau von dafür gegebenenfalls benötigten voreinstellbaren Thermostatventilen ist in Verbindung mit dem Hydraulischen Abgleich im Rahmen der BAFA-Förderung Heizungsoptimierung ebenfalls förderfähig.

Alle ermittelten Daten lassen sich – gegebenenfalls auch als Grundlage für die Förderung, mindestens jedoch zur Vorlage als Arbeitsnachweis beim Auftraggeber –im Excel-Format darstellen und per E-Mail verschicken.

Neue Ventiltechnik vereinfacht den Hydraulischen Abgleich

Sollen weitere Berechnungsaufwände ebenfalls gering bleiben, bietet sich als praktische Lösung für den einfachen Hydraulischen Abgleich in Zweirohrsystemen der Einsatz von druckunabhängigen Thermostatventilen an, etwa dem Kombi-TRV von Resideo Abb. 4. Sie vereinen Thermostatventil und Differenzdruckregler und halten den eingestellten Volumenstrom im Verbraucher unabhängig vom Druck des Gesamtsystems – ganz ohne zusätzliche Differenzdruck-Regelventile in den Steigesträngen oder auf einzelnen Etagen.

Für die Voreinstellung muss lediglich der Durchfluss im Auslegungsfall für den jeweiligen Verbraucher bekannt sein. Das ist besonders im Sanierungsfall praktisch, wenn zum Rohrnetz keine genauen Informationen existieren. Beträgt der Druckverlust an den Heizkörperventilen allerdings mehr als 600 mbar, empfiehlt es sich, zusätzlich Differenzdruck-Regelventile einzubauen. Nur dann kann man bei weitverzweigten Anlagen mit mehreren Steigesträngen ein optimales Ergebnis erreichen.

Mehr Komfort bei geringeren Kosten

Nur wenn die Anlagenhydraulik stimmt, können Wärmeerzeuger, insbesondere Brennwertgeräte und Wärmepumpen, sowie multivalente Anlagen energieeffizient arbeiten. Zudem wird die Regelgüte in den beheizten Räumen verbessert, die Wärmeverluste in der Wärmeverteilung sinken, die Stromverbrauch für die Umwälzpumpen sinkt und Strömungsgeräuschen wird vorgebeugt. Der Hydraulische Abgleich sorgt also nicht nur für geringere Energiekosten, sondern erhöht auch den Komfort für die Nutzer.

Literatur

[1] DIN EN 12 831 Beiblatt 3 Heizungsanlagen in Gebäuden – Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast; Beiblatt 3: Vereinfachtes Verfahren zur Ermittlung der Raum-Heizlast. Berlin: Beuth Verlag, Dezember 2016

Jürgen Lutz

ist Leiter des Seminar- und Schulungswesens Heiztechnik bei Resideo, dem Hersteller von Honeywell Home Produkten, www.homecomfort.resideo.com