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Bioenergie: Nutzungskonflikt mit Brotgetreide

Die deutschen Getreidemühlen fordern Priorität für die Lebensmittelerzeugung und einen Abbau der Subventionen für Bioenergie. Dies ist das Ergebnis einer Tagung des Verbands Deutscher Mühlen (VDM) am letzten Wochenende in Augsburg. Die Politik müsse der Konkurrenz um die nicht vermehrbaren Ackerflächen für Nahrungs- und Futtermittelzwecke einerseits und Energiezwecke andererseits Rechnung tragen. Hierzu müssten die Flächenreserven für Energiezwecke wissenschaftlich ermittelt werden, so der VDM. Die meisten Prognosen seien zu euphorisch. Zudem müssten Einflüsse, wie reduzierte Wasserversorgung, Erosion oder Bodenbelastung durch ungeeignete Vorfrucht berücksichtigt werden.

Getriedebestände niedrig wie lange nicht mehr
In den letzten sieben Jahren war die Weltgetreideernte nur einmal höher als die Nachfrage, auch durch dürrebedingte Ernteausfälle in den großen Erzeugerländern und die zunehmende Nachfrage von Bioenergieproduzenten zur Ethanolerzeugung. Insgesamt haben sich die Bestände deshalb nach VDM-Angaben halbiert. Die aktuelle Reichweite von ca. 80 Tagen sei ein über Jahrzehnte unbekannt niedriges Niveau. Es sei zudem zu erwarten, dass sich der Trend aufgrund der steigenden Nachfrage in Asien fortsetzen werde.

Zu langsame Reaktion und überschätztes Potenzial
Trotzdem sind in der EU weiterhin Flächen stillgelegt. Hier drängt der VDM auf eine vorzeitige Abschaffung dieser Regelung. Gleichzeitig müsse die Energiepflanzenprämie gestrichen werden, weil sie durch höhere Marktpreise für Getreide längst überkompensiert ist. Insgesamt, so der VDM, der für 700 Mühlen und 6000 Beschäftigte spricht, werde zudem das CO2-Reduzierungspotential durch Bioenergie deutlich überschätzt.

Verbraucher zahlen doppelt
Der VDM moniert, dass viele Verbraucher sind sich nicht im Klaren drüber seien, dass sie den Beimischungszwang für Bioethanol- und Bioenergie durch Steuern, höhere Benzinpreise, teurere Lebensmittel aus pflanzlicher Produktion sowie durch steigende Futterkosten für Milch und Fleisch mehrfach bezahlen müssen. Deswegen müsse verhindert werden, dass „nach dem weitgehenden Ausstieg aus der EU-Agrarpolitik nun ein Einstieg in eine noch kostenträchtigere Energiepolitik erfolgt“.

Getreidepreis hat kaum Einfluss auf Brotpreis
Höhere Getreidepreise haben allerdings nur einen geringen Einfluss auf die Brotpreise, so der Deutsche Bauernverband (DBV). Der Anteil des Erzeugerpreises für Weizen betrage beim Brot nur 5%, worauf der DBV in vergangenen Jahren wiederholt hingewiesen hatte, wenn Brotpreiserhöhungen mit gestiegenen Getreidepreisen begründet wurden. Die preistreibenden Tendenzen auf der Rohstoffseite sind allerdings kaum von der Hand zu weisen und werden sich in der nächsten Zeit wohl noch deutlich ausweiten (siehe auch Hauptsache Biomasse? in TGA 3-2007. Artikelaufruf funktioniert nur mit Login).

Probleme verschärfen sich
Durch das ungebremste Wachstum der Weltbevölkerung werden in den kommenden Jahrzehnten deutlich mehr Nahrungsmitteln benötigt. Allerdings geht die verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche durch Flächenversiegelung, Überschwemmungen, Versalzung der Böden und die Ausdehnung unfruchtbarer Wüstenlandschaften weiter zurück. Experten haben berechnet, dass die Pro-Kopf-Ackerfläche von heute 0,24 ha 2025 auf etwa 0,17 ha sinkt. Gleichzeitig wird erwartet, dass der flächenverbrauchende Fleischkonsum steigt. ToR

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Veranstaltungshinweis zum Thema
Um einen umfassenden Überblick über die Markpotenziale unterschiedlicher Verwertungsmöglichkeiten nachwachsender Rohstoffe zu erhalten, hat das Bundeslandwirtschaftsministerium einen Forschungsauftrag vergeben. Zur Diskussion der Ergebnisse lädt das Ministerium am 24. Mai nach Berlin zu der Konferenz „Perspektiven bei nachwachsenden Rohstoffen – Welche Märkte haben Zukunft?“ (Programm).
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