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Münchens Rathaus sagt Kohlekraftwerken ab

Nach einem Expertenhearing am 21. Juni über „Strategien der Stadtwerke München im Bereich Stromerzeugung“ haben die rot-grüne Koalition im Münchner Rathaus und der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude die weitere Beteiligung der Stadtwerke München an Kohlekraftwerken ausgeschlossen. Drei Aussagen der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik (LBST) haben bei dem Hearing gewirkt: Die weltweiten Kohlevorräte sind geringer als vermutet, nur wenige Länder exportieren überhaupt Kohle. Deshalb werden die Preise für diesen Energieträger steigen.

Hohes Investitionsrisiko für Kohlekraftwerke
„Zwei unabhängige Studien aus den letzten Monaten stellen die langfristige Verfügbarkeit und Preisstabilität von Kohle und damit auch die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen für die Investition in neue Kohlekraftwerke grundsätzlich in Frage“, sagte LBST-Geschäftsführer Jörg Schindler auf dem Hearing. Die im März veröffentlichte Energy Watch Group-Studie Coal: Resources and Future Production (nur englisch) der LBST-Mitarbeiter Jörg Schindler und Dr. Werner Zittel kommt zu dem Ergebnis, dass die weltweite Kohleförderung der Nachfrageentwicklung nicht mehr folgen kann. Preisrelevante Verknappungen sind das Ergebnis. Der weltweit zunehmende Fokus auf Kohleverstromung verschärft die Situation.

Kohleversorgung vom Weltmarkt problematisch
Über 85% der weltweiten Kohleexporte verteilen sich auf nur sechs Länder. Netto werden nur 15% der gesamten Kohleförderung exportiert, der Großteil der Kohle wird in den Förderländern selbst verbraucht. Die mit weitem Abstand größten Kohlefördernationen China und USA exportieren netto überhaupt keine Kohle. Australien wird als größte Exportnation die Exporte weiter steigern können, während Indonesien und Südafrika als zweit- und drittgrößter Exporteur absehbar ihre Exporte reduzieren werden. Diese Ergebnisse bestätigt auch die unabhängig erstellte Studie The Future of Coal (nur englisch) der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission, die im Juni 2007 veröffentlicht wurde. Sie sagt aus europäischer Perspektive ernsthafte Probleme für die künftige Kohleversorgung vom Weltmarkt voraussieht

Kohlestrom wird teurer als Windstrom
Als Konsequenz dieser Erkenntnisse gehen die Experten der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik davon aus, dass steigende Kohlepreise in Kombination mit CO2-Emissionszertifikaten schon vor 2020 dazu führen können, dass die Stromerzeugungskosten aus Kohle diejenigen aus Windkraft übersteigen und sich Windparks zur kostengünstigsten Stromerzeugungsoption entwickeln. Und noch ein Faktor könnte die Kohleverstromung teuer machen: Auf Dauer „überlebensfähig“ wären Kohlekraftwerke aufgrund ihrer enormen CO2-Emissionen ohnehin nur noch mit CO2-Abscheidung und Lagerung (Carbon Capture and Storage, CCS). Die Technik soll bis 2020 stehen. Falls aber jemals überhaupt sichere Lagerstätten in ausreichender Menge erschließbar werden, wird ein CCS-Kraftwerk einen etwa 20 bis 30% höheren Kohleeinsatz haben und den Strom nochmals verteuern. ToR

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