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BDH

Heizungsindustrie glaubt nicht an Schwarmstromkonzept

Mehr als zwei Wochen nachdem das von LichtBlick und Volkswagen vorgestellte Konzept eines dezentralen, virtuellen Spitzenlastkraftwerks mit großem Medienrummel inszeniert wurde, hat sich jetzt der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) zu Wort gemeldet. Die Heizungsindustrie als größter Wettbewerber um den Heizungskeller als Installationsort für Mini-KWK-Anlagen versucht nun, den von LichtBlick anvisierten Markt zu relativieren. Der Energieversorger hatte am 9. September 2009 angekündigt, 100.000 Blockheizkraftwerke von Volkswagen mit einer elektrischen Leistung von jeweils 20 kW bis 2020 zu einem zentral gesteuerten 2000-MW-Kraftwerk zu vernetzen (Bericht auf TGAonline).

„Nur wenige 100 Stück pro Jahr“
Andreas Lücke, BDH-Hauptgeschäftsführer: „Die LichtBlick-BHKW eignen sich aufgrund ihrer großen Dimensionierung sicherlich für Mehrfamilienhäuser oder Schwimmhallen, aber keineswegs für Ein- oder Zweifamilienhäuser. Daher sind dies BHKW für Spezialanwendungen in einem sehr kleinen Markt.“ Der Markt für das groß dimensionierte LichtBlick-Angebot dürfte laut BDH aufgrund des eingeschränkten Einsatzgebietes nur wenige 100 Stück im Jahr ausmachen (Pressemitteilung des BDH).

Hoffnungen und Ankündigungen
Die Realität von Neuinstallationen wird wohl zwischen den BDH-Hoffnungen und der Ankündigung von Lichtblick ab 2012 jährlich 10.000 Einheiten in Betrieb zu nehmen, liegen. Der theoretische Markt ist jedenfalls noch viel größer als die von LichtBlick angegebenen Zahlen. Fakt ist allerdings, dass das sogenannte „ZuhauseKraftwerk“ in der vorgestellten Konfiguration nicht für Ein- und Zweifamiliehäuser geeignet ist. LichtBlick gibt einen Erdgasbedarf von 45.000 kWh/a an, das entspricht bei einem bundesdurchschnittlichen Verbrauchskennwert von 138 kWh/(m2 a) (Quelle: ista / IWH, ohne Trinkwassererwärmung) eine Fläche von rund 330 m2. Gebäude die diese Randbedingungen auch nach einer energetischen Modernisierung erfüllen, gleichzeitig über einen Erdgasanschluss verfügen und eine Heizungserneuerung nötig haben, gibt es jedenfalls reichlich.

Verwirrung statt Aufklärung
Ein Blick auf die wirtschaftliche Seite des LichtBlick-Angebots wirft für den BDH viele Fragen auf. Eine saubere Gegenüberstellung der Kosten hat der Verband allerdings nicht vorgelegt, sondern stiftet mit „bis-zu-Angaben“ eher Verwirrung als Klarheit. So führt der BDH beispielsweise an, dass ein Hauseigentümer, der selbst in ein BHKW investiert, bis zu 10.000 Euro als Direktzuschuss vom Bund und zusätzlich eine Einspeisevergütung für die produzierte Elektrizität erhält. Um über das „Impulsprogramm Mini-KWK-Anlagen“ (Link zur BMU-Themenseite) diese Förderung einzusammeln, sind allerdings erheblich größere Wohngebäude als die von LichtBlick anvisierten als Wärmesenke erforderlich.

Blockheizspitzenkraftwerk
Technisch betrachtet sind die von Volkswagen produzierten KWK-Anlagen eindeutig ein Blockheizkraftwerk: Die bei der Stromproduktion zwangsläufig entstehende Wärme wird zu Heizzwecken genutzt. Betrieben werden sollen sie aber als Blockheizspitzenkraftwerke, und das eröffnet neue Möglichkeiten: Bisher zielten BHKW-Installationen überwiegend auf eine möglichst hohe Betriebsstundenzahl. LichtBlick will seine, nach klassischen Auslegungsmethoden deutlich überdimensionierten ZuhauseKraftwerken aber vornehmlich in den Betriebsstunden laufen lassen, in denen man Elektrizität als Stromversorger zu hohen Preisen einkaufen muss oder als Stromproduzent zu Höchstpreisen verkaufen kann. Nach den Berechnungen von LichtBlick können so BHKW-Anlagen in Verbindung mit einem Wärmespeicher auch mit hoher elektrischer Leistung in kleinen Gebäuden wirtschaftlich betrieben werden.

Begrenzte Investitionen und definierter Wärmepreis
Bei einem ZuhauseKraftwerk bleibt stets LichtBlick Betreiber und Eigentümer der BHKW. Die produzierte Elektrizität vermarktet LichtBlick, der Kunde kauft von Lichtblick Wärme auf Basis eines Kostenindex und zahlt anfänglich einen Installationskostenzuschuss von 5000 Euro und eine monatlich Pauschale, die Wartung und Versicherung abdeckt. LichtBlick zielt also auch auf eine ganz andere Kundenmentalität als sie bei einem klassischen, investitionsbereiten und risikofreudigen BHKW-Eigentümer zu finden ist. ToR

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