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BWP / GtV

“Wiesbaden war extremer Einzelfall“

In der Nacht zum 6. November wurde bei einer Erkundungsbohrung für die Erdwärmenutzung beim Finanzministerium in Wiesbaden ein unter hoher Spannung stehender, artesischer Grundwasserleiter erbohrt. Durch diesen ungewöhnlich ergiebigen Arteser wurden große Mengen Wasser und Schlamm ausgetragen, was zu spektakulären Bildern und entsprechendem Medieninteresse geführt hat. Das Bohrloch wurde bereits in der Nacht verfüllt, allerdings hatten sich neue Wasseraustritte gebildet, die erst am Samstag abgedichtet werden konnten. Zu dem Vorfall haben der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) und der Geothermischen Vereinigung – Bundesverband Geothermie (GtV) eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht. Darin heißt es:

„Die Fachverbände für die Nutzung der oberflächennahen Geothermie bewerten den Vorfall als einen extremen Einzelfall, bei dem ein artesischer Grundwasserleiter mit außergewöhnlich hohem Druck und hoher Schüttung angebohrt wurde. Schadensfälle in dieser Größenordnung kommen, verglichen mit den jährlich rund 30.000 problemlosen Erdwärme- und Grundwasser-Bohrungen zur Nutzung der Geothermie in Verbindung mit einer Wärmepumpe, extrem selten vor.“ Wichtig sei es, das Restrisiko für die Umwelt und die ausführenden Unternehmen soweit wie möglich einzugrenzen – etwa durch eine hohe Qualität der Bohrungen und der Ausbildung der Bohrteams sowie durch den Einsatz von moderner Bohrtechnologie, so der BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski und Dr. Burkhard Sanner, Vorsitzender der Sektion oberflächennahe Geothermie des GtV-BV.

„So konnte auch im Fall Wiesbaden das qualifizierte Bohrpersonal vor Ort den Schaden weitestgehend eingrenzen und verhinderte durch ein verantwortungsvolles Handeln weitere Schäden. Bereits im Vorfeld einer Bohrung lassen sich die Risiken minimieren: Aufgrund der geologischen Situation am Bohrstandort in Wiesbaden wurde eine Fachstellungnahme des hessischen Landesamts für Umwelt und Geologie aus wasserwirtschaftlichen und hydrogeologischen Gründen erstellt. Die Bohrung wurde zusätzlich auch vor Ort von einem unabhängigen Geologen begleitet.“ Das Ereignis in Wiesbaden zeige aber auch, dass umfassende und flächendeckende Informationen über den Untergrund notwendig sind, um in Zukunft bereits vor einer Bohrung mögliche problematische Formationen erkennen zu können. Geoinformationssysteme, die es in vielen Bundesländern bereits gibt, müssten dazu flächendeckend ausgebaut werden, um alle relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen.

„Ebenfalls wichtig ist eine Schulung der Entscheider in Behörden und Politik, um die Informationen entsprechend bewerten zu können und begründete Entscheidungen für oder gegen eine Bohrgenehmigung zu treffen: ‚Nicht im Sinne der Bevölkerung ist es, wenn jetzt aufgrund eines Schadensfalls eine Technologie mit großem Nutzen für Umwelt und die Menschen übermäßig stark eingeschränkt wird. Andererseits sollten Bohrungen in Risikogebieten nicht oder nur mit den notwendigen Auflagen genehmigt werden – hier müssen die Entscheider in der Lage sein, die Tatsachen sachlich begründet abzuwägen’, fordern Sanner und Stawiarski.“ ToR

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