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IWR

2011: Nordsee-Ölförderung auf Tiefstand

Seit nunmehr vierzig Jahren wird Öl aus der Nordsee gefördert. Nach einer Untersuchung des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) aus Münster gehen die Ölfördermengen aus der Nordsee derzeit deutlich schneller zurück als bisher gedacht. Im Jahr 2011 wurden nur noch 124,7 Mio. t Rohöl gefördert (zum Vergleich: die Rohöleinfuhr nach Deutschland betrug im Jahr 2011 rd. 90,5 Mio. t).

Das entspricht einem Rückgang um 12 % gegenüber dem Vorjahr (2010: 140 Mio. t) und ist gleichzeitig der niedrigste Stand seit 30 Jahren (1982). „Im Vergleich zum Rekordjahr 1996 mit 260 Mio. t ist die Ölförderung aus der Nordsee sogar bereits um über 50 % zurückgegangen“, sagte IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch. Grundlage der IWR-Analyse sind Daten von Regierungsorganisationen der ölproduzierenden Nordseeländer Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Niederlande und Deutschland.

Neue Ölfunde halten den Niedergang nicht auf


Der Trend zu immer weniger Öl aus den Nordsee-Ölfeldern ist seit dem Spitzenjahr 1996 ungebrochen. Allnoch: „Auch neue und vermeintlich große Ölfunde können den generellen Niedergang des Nordseeöls nicht aufhalten, sondern allenfalls eine kosmetische Verlängerung der Nutzung bewirken. Man müsste jedes Jahr ein neues, riesiges Ölfeld mit einer Kapazität von 125 Mio. t finden, um die aktuelle Ölförderung nur aufrecht halten zu können. Das ist aber eine Illusion.“

Wenn die Ölförderung auf dem Niveau des Jahres 2011 (125 Mio. t) beibehalten wird, dann reichen die bekannten und geprüften Reservefelder in der Nordsee noch bis zum Jahr 2020. Werden die bisher nur vermuteten Reserven tatsächlich bestätigt, dann verlängert sich die Nutzung noch einmal, aber „in zehn Jahren wird die Menge des Nordsee-Öls weitgehend bedeutungslos sein“, so Allnoch.

Vom Öl-Energiefeld zum Wind-Energiefeld


Allnoch geht davon aus, dass die Nordsee weiterhin ein Energiefeld bleiben wird. Die Ölindustrie wird in den kommenden Jahren an Bedeutung verlieren, gleichzeitig entwickelt sich in den Ländern Großbritannien, Dänemark, Deutschland und den Niederlanden schon jetzt eine Offshore-Windindustrie. „Wir stehen bei der Offshore-Windindustrie jetzt da, wo wir 1971 zu Beginn der Nordsee-Ölförderung bei der Offshore-Ölindustrie standen. Diese hat die gewaltigen Herausforderungen durch neue Fördertechniken und Innovationen gemeistert und so wird es bei der Offshore-Windindustrie ebenfalls sein“, zeigt sich Allnoch zuversichtlich, dass Europa auch in Zukunft eine Energieversorgung aus eigenen Quellen sicherstellen kann.

Hintergrund


Die Ölproduktion aus der Nordsee begann Anfang der siebziger Jahre. Mit der Ölkrise 1973/74 wurde die Ölförderung in der Nordsee immer lukrativer. Großbritannien, Norwegen, Dänemark, Niederlande und Deutschland sind die fünf Nordsee-Förderländer. Eines der ersten bekannten großen Ölfelder mit dem Namen „Brent“ (nordöstlich der Shetland Inseln) steht symbolisch für das Nordseeöl. An den Börsen ist der Preis für die Brent-Ölsorte von hoher Bedeutung.

Die Ölförderung in der Nordsee verläuft wie eine Glockenkurve. Von 1971 bis 1996 stieg die Ölproduktion auf 260 Mio. t (peak oil) an, seither sinkt die Förderung, zuletzt immer schneller. Die Rohöleinfuhr nach Deutschland betrug im Jahr 2011 rd. 90,5 Mio. t. Wichtigste Bezugsländer sind Russland (34,7 Mio. t) vor Großbritannien (12,7 Mio. t), Norwegen (7,4 Mio. t), Nigeria (5,4 Mio. t). ■