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ANLAGENTECHNIK

Zoff über Garantieurkunden für Wärmepumpen

Wer ganz normal von links nach rechts und von oben nach unten liest, wird sich auf der Webseite www.waermepumpe-strom.de als Wärmepumpeninteressierter zunächst bestätigt fühlen. „Herzlich willkommen! Mit der Wahl Ihres Heizkonzeptes treffen Sie eine wichtige, weil langfristige Entscheidung.“ Doch um Wärmepumpenmarketing geht es auf der Webseite nicht, wie die Domain andeuten könnte. Spätestens rechts unten ist dann die Katze aus dem Sack: „Die elektrische Wärmepumpe: Eine verkappte Kohleheizung.“, heißt es dort. Ein Blick ins Impressum erhellt die „Selbstkritik“: Verantwortlich ist die „Initiative Pro Schornstein e.V. (IPS)“. Läuft hier die „Schornsteinheizung“ gegen die „Wärmepumpenheizung“ auf?

Fragwürdige Garantieurkunde
„Die Initiative Pro Schornstein agiert mit unlauteren Mitteln gegen die zunehmende Bedeutung von Wärmepumpen“, wetterte kürzlich der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH). Der Stein des Anstoßes: Die IPS verteilt Formblätter zur Ausstellung von „Garantieurkunden“. Installierende Fachbetriebe sollen hierauf garantieren, dass die im Rahmen des Marktanreizprogramms geforderten Jahresarbeitszahlen später im Regelbetrieb erreicht werden. Bei Nichterreichung der Jahresarbeitszahlen müssten die Fördergelder zurückgezahlt werden. Der Unmut des BDH und später auch des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) ist durchaus berechtigt, denn die in den Raum gestellte unbedingte Rückzahlung von Fördergeldern beim Nichterreichen einer Jahresarbeitszahl ist schlichtweg falsch (Meldung auf TGAonline).

Gegenreaktion der IPS
Jetzt hat die Initiative Pro Schornstein reagiert, da sie an einem Konfrontationskurs zu den Heizungsverbänden nicht interessiert sei. Genau ein Wort wurde ergänzt:

  • Alte Aussage: „Dem unterzeichnenden Fachbetrieb ist bekannt, dass bei Nichterreichung der o.g. Jahresarbeitszahl die Fördermittel seitens des Fördermittelgebers zurückgefordert werden.“
  • Neue Aussage: „Dem unterzeichnenden Fachbetrieb ist bekannt, dass bei Nichterreichung der o.g. Jahresarbeitszahl die Fördermittel seitens des Fördermittelgebers zurückgefordert werden können.“
In einer Pressemitteilung, die auf die Überarbeitung der Garantierurkunde hinweist, wird allerdings von der IPS klargestellt, dass man zur geforderten kompletten Aufgabe der Webseite www.waermepumpe-strom.de und zur vollständigen Herausnahme der Garantieurkunde aus dem Markt keine Veranlassung sieht.

Gegenaufforderung der IPS
In der Pressemitteilung begründet die IPS den Betrieb der Webseite mit der „Verharmlosung des Umstandes, dass in vielen einschlägigen Werbeaussagen dem Wärmepumpenkunden Effizienzen - also niedrige Kosten und hoher Umweltschutz - versprochen werden, die im Regelfall in der Realität dann bei weitem nicht erreicht werden.“ Für die Werbeaussage müsse in der Regel dann aber der Heizungsbauer einstehen. Darum sei es besser, wenn Käufer und Verkäufer bei der Bestellung möglichst genau wissen, was sie voneinander erwarten dürfen, wozu die „Garantieurkunde hervorragend geeignet“ sei. Weiter fordert die IPS den BWP und den BDH dazu auf, sich beim Verkauf eines Heizsystems mit elektrisch betriebener Wärmepumpe ebenfalls für klare Vertragsverhältnisse einzusetzen und hierzu ggf. eigene Formblätter zu entwickeln.

Das meint die TGA-Redaktion
Die Wärmepumpe ist eine zukunftsträchtige Technik und nach allen seriösen Einschätzungen und direkten und indirekten Tendenzen wird ihr ein größeres Stück des Heiztechnikmarktes in den nächsten Jahrzehnten gehören. Wie bei vielen Dingen, kommt es aber darauf an, was man damit macht. Schaut man sich heute die Werbeaussagen der Wärmepumpenbranche an, wundert die Auseinandersetzung nicht. Lediglich der Zeitpunkt. Denn eine Relativierung zurück auf den Boden der Tatsachen ist längst überfällig, auch weil BDH und BWP den Branchenakteuren bisher nicht genug auf die Finger geschaut bzw. geklopft haben.

Leider hat man den Fehler begangen, Absatzanteile für die Wärmepumpe wie in Skandinavien und der Schweiz für Deutschland und möglichst ganz Heiz-Europa zu fordern, ohne die regionalen Besonderheiten zu beachten und vor allem ohne sich mit den Misserfolgen auf der Lernkurve der Vorreiter auseinanderzusetzen. So besteht im Wärmepumpenmarkt seit langem in vielen Bereichen der Bedarf für eine Qualitätsoffensive.

Sich als Qualitätssicher für Wärmepumpen mit einer 1-Wort-Ergänzung aus der Affäre zu ziehen, kann die IPS allerdings nicht. Zu dieser Rolle passen zu viele Inhalte der Webseite ganz und gar nicht - sie sind darauf ausgerichtet, an einer Wärmepumpe Interessierte von einer entsprechenden Anschaffung abzuhalten. Beides geht nicht zusammen. BWP und BDH können die Konfrontation also (noch) nicht beenden. ToR

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