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Gebäudetechnischer Brandschutz

Brandschutzkonzept leichter umsetzen

Kompakt informieren

  • Ist bei einem Gebäude ein Brandschutzkonzept zu erstellen, wirken bisher die Konzeptersteller bei dessen Umsetzung nur selten mit.
  • Steht der Konzeptersteller jedoch für die Detailplanung und den Ausführungsprozess weiterhin zur Verfügung, ergeben sich für alle Beteiligten bedeutende Vorteile.

Im Grunde genommen ist es relativ einfach, ein Brandschutzkonzept für ein Industriegebäude umzusetzen. Vorausgesetzt, man bindet als Bauherr, Architekt oder Fachplaner den Konzeptersteller bei der vollständigen Umsetzung des Brandschutzkonzepts weiterhin mit ein. Denn dann sind immer wiederkehrende Nachfragen überflüssig, zum Beispiel ob die vorgesehene Variante mit dem Brandschutzkonzept überhaupt in Einklang zu bringen ist oder ob der Konzeptersteller dieses oder jenes noch freigeben muss.

Bleibt also der Konzeptersteller Teil des Planungsteams, kann er die Fachplaner, die das Konzept umsetzen werden, dahingehend beraten, wie sie die formulierten Schutz-ziele umsetzen können. Diese fachübergreifende Zusammenarbeit kann viel Zeit einsparen, die Effizienz der Planung verbessern und gegebenenfalls auch Kosten vermeiden. Denn werden brandschutztechnische Anforderungen nicht richtig umgesetzt, kann dies im schlimmsten Fall bedeuten, dass Bauteile wieder ausgebaut und durch andere ersetzt werden müssen.

Ziele des Brandschutzkonzepts

Ein Brandschutzkonzept ist eine zielorientierte Gesamtbewertung aller Belange des Brandschutzes. Sicherheit steht immer an erster Stelle. Denn die erforderlichen Angaben im Brandschutzkonzept und dessen richtige Umsetzung bilden die Basis für einen sicheren Gebäudebetrieb. Nur so können Schadensfälle vermieden bzw. so weit wie möglich begrenzt werden.

Ein Brandschutzkonzept wird auf Basis der Bauantragspläne und des damit verbundenen Informationsstands erstellt. Es dient dabei in erster Linie dazu, die Baugenehmigung zu erhalten. Aus diesem Grund können aber auch an vielen Stellen nur die zu erfüllenden Schutzziele formuliert und die wesentlichen Eckpunkte fixiert werden. Für den Bauherrn ergibt sich so eine möglichst hohe Flexibilität und damit auch optimale Kostenausnutzung, die er für die Verwirklichung des Bauvorhabens benötigt.

Fachliches Know-how bündeln

Wie im Sinne der effektiven Umsetzung eines Brandschutzkonzeptes das fachliche Know-how des Fachplaners einerseits und des Konzepterstellers andererseits gebündelt werden kann, zeigt das folgende Beispielszenario: Ein Industriegebäude soll mit einer automatischen Löschanlage ausgestattet werden. Im Brandschutzkonzept hat der Konzeptersteller festgelegt, dass das Gebäude – wenn es zum Beispiel als Lagerhalle genutzt werden soll – mit einer für das Lagergut und die Lagerart geeigneten Löschanlage zu versehen ist. Damit ist das grundsätzliche Schutzziel formuliert.

Nun beginnt der Fachplaner für Löschtechnik mit seiner Arbeit. Nur er besitzt die erforderliche Sachkenntnis, den Bauherrn zu beraten, welche Löschanlage für sein Objekt am besten geeignet ist. Aber auch bei diesen konkreten Schritten der Ausführungsplanung sollte der Konzeptersteller weiterhin einbezogen bleiben. Denn er wiederum kennt das Brandschutzkonzept im Detail am besten und hat das Gesamtschutzziel stets im Blick. Zudem bringt er viel Erfahrung aus anderen Bauprojekten mit, die an dieser Stelle sehr gut genutzt werden kann.

Aber warum ist eine Beteiligung des Konzepterstellers an der Detailplanung und dem Ausführungsprozess in der Regel nicht vorgesehen? Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass diese Leistungen in der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) nicht aufgeführt sind. Wäre der Konzeptersteller aber in den weiteren Ausführungsprozess involviert, könnte unter Umständen ein effektiveres und wirtschaftlicheres Löschsystem für die Lagerhalle ausgewählt werden.

Ein Praxisbeispiel zeigt die Vorteile

Experten des Kompetenzzentrums Brandschutz der TÜV SÜD Industrie Service GmbH wurden mit der Erstellung eines Brandschutzkonzepts für den Neubau eines Logistikzentrums beauftragt. Das Gebäude bei einem Automobilzulieferer sollte aus zwei Bereichen bestehen, einem ca. 6000 m2 umfassenden Lager- und Logistikbereich mit einer Zone für Kommissionier-Arbeiten und einer baulich abgetrennten Einheit für ein Zwei-Zonen-Hochregallager mit einer Nutzfläche von ca. 3800 m2.

Darüber hinaus war ein 270 m2 großer, vom Logistikzentrum zugänglicher Bereich mit Büro- und Sozialräumen geplant. Auf dem Betriebsgelände sollte das Logistikzentrum direkt an ein Bestandsgebäude angebaut werden. Eine Brandwand in massiver Bauweise war als bauliche Trennung vorgesehen.

Der Bauherr beauftragte ein Architekturbüro mit der Bauplanung. Bereits in dieser frühen Phase wurde TÜV SÜD Industrie Service einbezogen und erhielt die ersten Pläne. Die Experten erarbeiteten ein Eckpunktepapier mit Festlegung der Rechtsgrundlagen und allen Aspekten mit brandschutztechnischer Relevanz. Dazu gehörten beispielsweise die verwendbaren Bauprodukte, Brandmeldeeinrichtungen, Rauchabzugsgeräte, selbsttätig wirkende Löschanlagen (Sprinklerung) und die Löschwasserversorgung. Gleichzeitig definierten sie die Anforderungen an die Flucht- und Rettungswege.

Mit Blick auf die geänderte Rechtslage bei der CE-Kennzeichnung beschlossen alle Beteiligten, gemeinsam festzulegen, welche Bauprodukte Verwendung finden sollten. Das Eckpunktepapier wurde im ersten Schritt intern und anschließend mit der zuständigen Brandschutzdienstelle abgestimmt. Danach wurde das Brandschutzkonzept als Bestandteil der Bauantragsunterlagen erstellt.

Auch der Fachplaner für Löschtechnik wurde frühzeitig eingebunden. Seine Entwurfsplanung für eine Sprinkleranlage des Neubaus wurde dem Brandschutzkonzept als Anlage beigefügt. Die auch mit dem Gebäudeversicherer abgestimmte Planung sah vor, die im Bestand bereits vorhandene Sprinkleranlagen-Wasserversorgung mit einem vom Versicherer zugelassenen Dieselpumpenaggregat gemäß den hydraulischen Erfordernissen für den Neubau nachzurüsten. Die neue Pumpe sollte Wasser aus dem im Bestand verfügbaren, ausreichend großen Vorratsbehälter fördern. Die bereits im Bestand befindlichen Pumpen waren auch weiterhin für die Versorgung der Sprinkleranlagen in den vorhandenen Gebäuden vorgesehen.

Es war geplant, beide Anlagenteile miteinander zu verbinden, gleichzeitig aber auch während des Normalbetriebs für eine Trennung der Einheiten mittels eines geschlossenen Schiebers zu sorgen Abb. 2. Die Sprinkleranlage für den Bereich des Hochregallagers musste für verschiedene Ebenen und zudem für drei unterschiedliche Varianten der Wechselplatzlagerung ausgelegt sein. Umgesetzt wurde dies mit der Planung von zwölf Deckensprinklern und 14 Regalsprinklern, je sieben in zwei Ebenen angeordnet. Diese Auslegung sollte dem Automobilzulieferer ermöglichen, nichtkartonierte Kunststoffe zu lagern.

Verzahnung der Fachgebiete lohnt sich

Das Beispiel des Logistikzentrum-Neubaus zeigt eindrucksvoll, warum es sich lohnt, die Fachgebiete bei der Umsetzung eines Brandschutzkonzeptes miteinander zu verzahnen. Denn allein die Auswahl der richtigen Bauprodukte und brandschutztechnischen Anlagen kann sich schwierig gestalten.

TÜV SÜD empfiehlt deshalb, jedes Brandschutzkonzept in enger Abstimmung mit dem Ersteller umzusetzen. Idealerweise wird es fortgeschrieben, sodass zum Zeitpunkt der Fertigstellung des Bauvorhabens ein detailliertes Brandschutzkonzept vorliegt, unter Umständen mit Anlagen und Ergänzungen der Fachplaner. Diese Endfassung ist Teil der Gebäudedokumentation und Basis für erforderliche wiederkehrende Prüfungen sowie für mögliche Umbauten oder Nutzungsänderungen.

Dipl.-Ing. (FH) Matthias Thuro

ist Leiter des Kompetenzzentrums Brandschutz bei TÜV SÜD Industrie Service, 89079 Ulm, Telefon (07 31) 4 91 52 27, matthias.thuro@tuev-sued.de, www.tuev-sued.de/is

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