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Marktübersicht EnEV-Software

Multifunktionswerkzeuge zur Energieoptimierung

Kompakt informieren

  • Rund zwei Dutzend EnEV-Programme gibt es, sie unterscheiden sich über die Anwendungstiefe, den Funktionsumfang und die Bedienung. In unserer Übersicht stellen wir 16 Programme vor.
  • Eine für alle Einsatzbereiche perfekt geeignete EnEV-Software gibt es nicht. Vor der Programmauswahl sollte man deshalb über ein Pflichtenheft klären, was man unbedingt braucht, was zweit-rangig ist und eventuell nachträglich erworben werden kann.
  • Einige der Programme gehen in ihrem Grundumfang oder durch Erweiterungsmodule weit über EnEV-Nachweise und Energieberatung hinaus.

Programme für Energieberater erstellen längst nicht mehr nur Energieausweise. Sie unterstützen auch die Energie- und Förderberatung, Gebäudeplanung, die bauphysikalische Detailuntersuchung oder optimieren den Einsatz von Photovoltaik, Wärmepumpen und BHKWs. Sie rationalisieren und beschleunigen Arbeitsabläufe und unterstützen Energieberater bei der Verbesserung der Energiebilanz neuer Wohn- und Nichtwohngebäude und der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden. Der große Funktionsumfang und das breite Software-Angebot erschweren allerdings die Auswahl.

Worauf sollte man achten?

Zwar lassen sich mit allen Programmen EnEV-Nachweise und Energieausweise erstellen. Unterschiedlich ist jedoch ihre Eignung für die Energieberatung, energetische Gebäudeoptimierung, Planung oder bauphysikalische Analysen. Neben den elementaren Fragen – für welche Gebäudeart und welche Einsatzbereiche sich die Software eignet – ist auch die Softwarebedienung wichtig.

Bereits bei der Auswahl der Aufgabenstellung (Energieberatung, Initialberatung, energetische Sanierung, Optimierung, Fördermittelberatung etc.) sowie des Berechnungsverfahrens sollte die Software „mitdenken“ und beispielsweise nur die für die jeweilige Aufgabenstellung erforderlichen Daten abfragen.

Übersichtlich strukturierte und individuell erweiterbare Bauteil- und Baustoffkataloge, Bauteileditoren, der CAD-Datenimport, 3D-Modeller oder Faltmodelle für die thermische Hüllflächeneingabe beschleunigen die Gebäudeerfassung. Mithilfe eines Bauteileditors sollte man sowohl einfache als auch komplexe, zusammengesetzte homogene oder inhomogene, aktuelle oder historische Bauteile, inklusive paralleler Grafik-Anzeige definieren können.

Auch die Erfassung der Anlagentechnik für Heizung, Warmwasser und Lüftung sollte durch Datenbanken, Vorgabewerte, Baualtersklassen und Assistenten unterstützt werden. Sind die Daten eingegeben, sollte eine detaillierte Gebäudeanalyse das Erstellen von Energieeffizienzmaßnahmen unterstützen und automatisieren. Dabei sind Assistenten zum Erreichen eines gewünschten KfW-Effizienzhaus-Standards, zum Erreichen des wirtschaftlichen Optimums (optimale Dämmstärken, Ausschöpfung von Fördermöglichkeiten), zur Fördermittelberatung etc. sinnvoll.

Zu den Ergebnissen der Berechnung sollten alle relevanten Daten, wie U-Werte, der Tauwasseranfall, die Wirtschaftlichkeit, eine CO2-Bilanz etc. gehören. Wichtig ist, dass die Berechnungen transparent und nachvollziehbar sind sowie alle relevanten Regelwerke, wie EnEV 2009, EnEV 2014 und EnEV 2016 [1], DIN V 18 599 [2], DIN V 4108 [3], DIN V 4701 [4] etc. berücksichtigt werden.

Lässt die Software auch frühere EnEV-Fassungen einschließlich den zu diesem Zeitpunkt in Bezug genommenen Regelwerken zu, können auch ältere Projekte bzw. Projekte mit älteren Baugenehmigungen konsistent bearbeitet werden.

Aufgrund der Komplexität der Berechnungsverfahren und unterschiedlichen Interpretationen kam es in der Vergangenheit vor allem im Zusammenhang mit DIN V 18 599 zu deutlich unterschiedlichen Berechnungsergebnissen. Damit Anwender leichter erkennen können, ob ein Programm bestimmten Qualitätskriterien entspricht, wird von der 2009 gegründeten 18599 Gütegemeinschaft das 18599 Gütesiegel vergeben (weitere Infos und aktuelle Mitgliederliste: www.18599siegel.de).

Alle Berechnungsergebnisse zur energetischen Qualität vor und nach der Sanierung, der Wirtschaftlichkeit, der Energie- und Schadstoffeinsparung oder der Amortisation von Maßnahmen sollten kontinuierlich angezeigt werden.

Für die Beratung unabdingbar sind Sanierungsvorschläge, die Berücksichtigung von Varianten und deren Kosten sowie eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Ausgegeben werden Ausweise, Berichte und Nachweise (EnEV-Verbrauchs- oder Bedarfsausweise, BAFA-Energieberaterberichte, KfW-Nachweise, teilweise auch der Mindestwärmeschutz, der sommerliche Wärmeschutz, der Feuchteschutz etc.).

Lang- oder Kurzberichte lassen sich mithilfe eines Berichteditors im eigenen Layout aus vorgegebenen und eigenen Textbausteinen, Formularen, Tabellen und Grafiken zusammenstellen und ausdrucken oder als PDF-Datei per E-Mail versenden – in ausführlicher Form zur Vorlage bei der BAFA oder der KfW oder als kompakter Bericht zur Darstellung der wichtigsten Punkte für Bauherren, Investoren oder Mieter.

Die Software sollte sowohl Sanierungen in einem Zug als auch Sanierungsmaßnahmen in Schritten unterstützen. Den im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) entwickelten individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP), einen auf die individuelle Situation bezogenen Schritt-für-Schritt-Maßnahmenkatalog zur energetischen Sanierung, unterstützen inzwischen die meisten Programme.

Immer wichtiger wird im Zusammenhang mit Energiesparmaßnahmen der sommerliche Wärmeschutz, ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 sowie die Berechnung von Wärmebrücken für EnEV- und KfW-Nachweise und Analysen zu Tauwasseranfall und Schimmelbildung. Deshalb offerieren immer mehr Hersteller in die EnEV-Software integrierte oder separat laufende, optionale Module.

Welche Unterschiede gibt es?

EnEV-Software unterscheidet sich heute weniger über den Funktionsumfang, als durch die Bedienung. Deshalb sollte man nicht nur darauf achten, ob das konkrete EnEV-Programm alle für die eigene Beratertätigkeit relevanten Funktionsanforderungen erfüllt, sondern auch, wie man mit der Software zurechtkommt:

Wie einfach und intuitiv oder kompliziert und umständlich sind Arbeitsabläufe? Werden unnötige Mehrfacheingaben und wiederholte Datenimporte vermieden? Wie gut ist die Software auf die Bedürfnisse von energieberatenden Planern oder Handwerkern, Bauphysikern oder Gutachtern etc. zugeschnitten und so weiter?

Eventuelle Schwachpunkte treten leider oft erst beim praktischen Arbeiten mit der Software zutage – also nach dem Kauf. Aber man kann im Vorfeld auf Details achten, etwa auf eine gute Geometrie-Erfassung, die auch bei anspruchsvolleren Gebäuden mit komplexeren Dächern, versetzten Geschossebenen etc. funktioniert.

Als problematisch können sich bei der Arbeit mit der Software Änderungen erweisen: Werden die Raumstruktur und -nutzung, Gebäude- oder Dachform geändert, müssen im schlimmsten Fall alle Räume, Hüllflächen, Bauteile und Zonierungen neu definiert und zugeordnet werden.

Auch bei der Ausgabe von Ausweisen, Nachweisen, Berichten, Sanierungsvorschlägen, Kosten- und Wirtschaftlichkeitsvergleichen etc. gibt es Unterschiede: Teilweise sind sie nicht ausreichend detailliert, um Variantenvergleiche nachvollziehen zu können, für den Kunden nicht verständlich oder sie bedürfen manueller Nacharbeit, weil Texte, Tabellen, Bilder oder Grafiken nicht korrekt formatiert sind etc.

Wichtig ist auch der Aspekt der häufigen, durch EnEV-Novellen, Regelwerk-Aktualisierungen, technische Entwicklungen, Softwarefehler und Anwenderwünsche bedingten Updates und Upgrades: Da sich die zugrunde liegenden Gesetze, Normen und Richtlinien kontinuierlich weiterentwickeln, ist es wichtig, dass die Software regelmäßig und zeitnah vom Hersteller aktualisiert wird. Zugleich sollten jedoch auch Projekte, für die frühere Regelungen gelten, mit diesem Stand konfliktfrei fortgeführt oder auf den neuen Stand gehoben werden können.

Unterschiedlich sind auch die Supportleistungen. Damit ist nicht nur die Erreichbarkeit des über Telefon, Fax oder E-Mail erreichbaren Support-Teams gemeint, sondern auch dessen fachliche Kompetenz sowie Zusatzleistungen, beispielsweise ein Online-Forum, in dem sich Anwender austauschen können.

Eine perfekte, für alle Einsatzbereiche gleich gut geeignete EnEV-Software gibt es nicht. Aber man kann sich vor der Programmauswahl zunächst über ein Pflichtenheft darüber klar werden, was man unbedingt braucht, was zweitrangig ist und eventuell nachträglich erworben werden kann. Unter Berücksichtigung des individuellen Anforderungsprofils lassen sich daraus konkrete Programmanforderungen definieren.

Welche Programmfunktionen für welche Einsatzbereiche im Detail erforderlich sind, listet auch die Beuth-Publikation „Software für den Energieberater“ auf [9]. Aufschlussreich im Hinblick auf die Anwenderzufriedenheit ist auch eine von Modernus zusammen mit dem Gebäude-Energieberater durchgeführte, allerdings schon etwas ältere Umfrage von 2012 zur Bewertung von Energieberater-Programmen (www.modernus.de).

Was bietet der Markt?

Rund zwei Dutzend EnEV-Programme gibt es, wovon etwa die Hälfte hier tabellarisch vorgestellt wird. Alle Programme lassen sich sowohl für Neubauten als auch im Bestand einsetzen. Fast alle Programme beherrschen die Rechenverfahren für öffentlich-rechtliche Nachweise nach DIN V 4108-6 und DIN V 4701-10. Über die Hälfte der Programme kann außerdem nach DIN V 18 599 Nichtwohngebäude rechnen.

Der Funktionsumfang der Programme hat sich aufgrund von EnEV-Novellierungen, Marktanforderungen und Anwenderwünschen im Laufe der Jahre immer mehr erweitert. Einfache Programme für EnEV-Ausweise haben sich zu umfassenden, modularen Lösungen für die Energie- und Förderberatung, Gebäudeoptimierung und -planung, für energetische oder bauphysikalische Detailunter-suchungen, für Simulationen und Optimie-rungen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Photovoltaik, Wärmepumpen, BHKWs oder Windenergie entwickelt.

Den Großteil des EnEV-Softwareangebots machen konventionelle Desktop-Programme aus. Für Teilbereiche, wie die mobile Gebäudeerfassung werden inzwischen auch Apps offeriert (z. B. die Energie-App von Hottgenroth). Mit liNear Building EnEV bietet auch ein TGA-CAD-Hersteller ein Modul für EnEV-Energienachweise und die Vor-Ort-Beratung an.

Ein kostenloses Werkzeug zur energetischen Bilanzierung von Wohngebäuden (ohne Energieausweis) bietet das Institut Wohnen und Umwelt mit dem Excel-Tool EnEV-XL an. Die Softwarekosten für kommerziell vertriebene EnEV- und DIN-V-18599-Programme reichen von 300 bis 2000 Euro, je nach Leistungsumfang. Die in der Tabelle ausgewiesenen Preise (zuzüglich Mehrwertsteuer) berücksichtigen jeweils die Versionen für Wohn- oder Nichtwohngebäude, für beide Gebäudearten, respektive für das Update. Für Verbands- oder Kammermitglieder gewähren einige Anbieter Rabatte von bis zu 25 % vom Software-Listenpreis. Nicht vergessen werden sollten jeweils die Folgekosten für Schulungen oder Wartungsverträge.Marian Behaneck

Weitere Produkte und Anbieter (Auswahl)

ArchiPhysik www.a-null.com

Ecotech Trend www.ecotech.cc

EnEV 2014 www.sss2000.de

EnEV PC-Nachweisprogramm www.ziegel.de

GEQ www.energieberechnung.at

jEnEV www.enev-soft.de

Legep Wärme & Energie www.legep.de

Literatur und Quellen

 [1] Verordnung über energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung – EnEV) vom 24. Juli 2007 (BGBl I Seite 1519), zuletzt durch Artikel 3 der Verordnung vom 24. Oktober 2015 (BGBl I Seite 1789) geändert

 [2] DIN V 18 599 Energetische Bewertung von Gebäuden, Teil 1 bis 11 und Beiblätter. Berlin: Beuth Verlag, je nach Anwendung gelten unterschiedliche Herausgabedaten

 [3] DIN V 4108-6 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 6: Berechnung des Jahresheizwärme- und des Jahresheizenergiebedarfs. Berlin: Beuth Verlag, Juni 2003, berichtigt im März 2004

 [4] DIN V 4701-10 Energetische Bewertung heiz- und raumlufttechnischer Anlagen – Teil 10: Heizung, Trinkwassererwärmung, Lüftung. Berlin: Beuth Verlag, August 2003

 [5] DIN EN ISO 13 788 Wärme- und feuchtetechnisches Verhalten von Bauteilen und Bauelementen – Raumseitige Oberflächentemperatur zur Vermeidung kritischer Oberflächenfeuchte und Tauwasserbildung im Bauteilinneren – Berechnungsverfahren. Berlin: Beuth Verlag, Mai 2013

 [6] DIN EN ISO 6946 Bauteile – Wärmedurchlasswiderstand und Wärmedurchgangskoeffizient – Berechnungsverfahren. Berlin: Beuth Verlag, April 2008

 [7] DIN EN ISO 13 370 Wärmetechnisches Verhalten von Gebäuden – Wärmeübertragung über das Erdreich – Berechnungsverfahren. Berlin: Beuth Verlag, April 2008

 [8] DIN EN 12 831 Heizungsanlagen in Gebäuden – Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast. Berlin: Beuth Verlag, August 2003 (ersetzt durch: DIN EN 12 831-1 Energetische Bewertung von Gebäuden – Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast – Teil 1: Raumheizlast, Modul M3-3, September 2017)

 [9] Venzmer, R. (Hrsg.), Müller, H.: Software für den Energieberater. Marktübersicht, Methoden, Anwendung. Berlin: Beuth Verlag, 2011

[10] www.18599siegel.de 18599 Gütegemeinschaft e.V.

[11] www.bafa.de Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

[12] www.dena.de Deutsche Energie-Agentur

[13] www.enev-online.de EnEV-Portal

[14] www.geb-info.de Webcodes 605922 und 1256

[15] www.gih-bv.de Bundesverband Energieberater

[16] www.kfw.de KfW-Förderbank