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Siemens auf der Security 2012

Sicherheit in Städten wird Standortfrage

Kompakt informieren

  • Um die Sicherheit in Städten zu erhöhen, müssen die bestehenden Systeme stärker vernetzt werden. Dadurch lassen sich die Reaktionszeiten verkürzen und Kosten sparen.
  • Tunnel zählen zu den wichtigsten Infrastruktureinrichtungen des 21. Jahrhunderts, ihre Anzahl steigt rasant. Die Aus- und Nachrüstung von Tunneln mit Sicherheitstechnik ist für Siemens ein wichtiges Marktsegment.
  • Zur Vermeidung von Tunnelbränden können die Algorithmen intelligenter Videoanlagen beispielsweise langsam fahrende Fahrzeuge, Stau, Geisterfahrer, Fußgänger oder Rauch sicher detektieren und so das Leitstellenpersonal entlasten.

Lange Zeit wurden Produkte und Dienstleistungen rund um Sicherheitstechnologien und Sicherheitsdienstleistungen in erster Linie unter Kostengesichtspunkten betrachtet. Erst nach dem Auftreten von Schadensfällen wurde von Fall zu Fall die Wirtschaftlichkeit einer sicherheits- und brandschutztechnischen Investition den Kosten für die Wiederbeschaffung gegengerechnet. Spektakuläre Ereignisse wie die Brandkatastrophe auf dem Flughafen Düsseldorf (1996) oder die verheerenden Brände im Montblanctunnel (1999), im Gotthardtunnel (2001) und im Eurotunnel (2008), führten zu einer Neubewertung der Wirtschaftlichkeit von Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen.

Auch die beiden brutalen Überfälle von Jugendlichen in der Münchner U- und S-Bahn (2009) zogen einen Gesinnungswandel nach sich. Seither hat sich die Einstellung vieler Bürger gegenüber der Videoüberwachung im öffentlichen Raum grundlegend geändert. „Big Brother“ als Synonym für die urbane Videoüberwachung wird heute längst nicht mehr als Bedrohung, sondern als Sicherheitsaspekt angesehen.

Aus Sicht von Siemens wird das Sicherheitsbedürfnis insbesondere der großstädtischen Bevölkerung und damit der Markt für vernetzte urbane Lösungen weiter wachsen. „Heute leben etwa 50 % der Weltbevölkerung in Städten, im Jahr 2050 werden es 70 % sein“, erklärt René Jungbluth Abb. 2. Deshalb biete der Siemens-Sektor Infrastructure & Cities gezielt Lösungen für urbane Ballungsräume an. Dazu zählen singuläre und vernetzte Lösungen für gewerbliche und öffentliche Gebäude, für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste, für Industrieunternehmen, Verkehrseinrichtungen, Telekommunikationsstandorte, Sportstätten sowie für Energie- und Versorgungs­unternehmen.

Wichtig sei, die bestehenden Systeme stärker zu vernetzen, um insbesondere die Reaktionszeiten im Ereignisfall zu verkürzen. „Es reicht nicht aus, die Städte mit Technik voll­zustopfen“, mahnt Erik Kahlert Abb. 3, CEO Fire Safety & Security, Deutschland. „Je besser die Systeme vernetzt sind, desto kürzer sind die ­Reaktionszeiten, beispielsweise von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten oder Katastrophenschutz“. Kurze Reaktionszeiten bedeuten kurze Einsatzzeiten und damit geringere Einsatz- und Schadenskosten, so Kahlert. Ins­besondere bei Gebäuden und Liegenschaften mit kritischer Infrastruktur, wie beispielsweise Rechenzentren, Flughäfen, Bahnhöfen, U-Bahnen oder Chemiewerken, könnten durch die Systemvernetzung Personal gezielter eingesetzt und die Ausfallzeiten und Schadenskosten drastisch reduziert werden. Dazu ergänzt Michael Brotz, Leiter Marketing Kommunikation der Siemens-Division Building Technologies, Frankfurt: „Es kommt nicht auf die Produkte an, sondern auf die spezifische Lösung, die zum jeweiligen Anwendungsfall des Kunden passen muss.“

Tunnel mit kritischer Infrastruktur

Tunnel zur Personenbeförderung sowie für den Güter- und Straßenverkehr zählen zu den wichtigsten Infrastruktureinrichtungen des 21. Jahrhunderts. Die Anzahl der Tunnel und ihre Länge steigt rasant – und damit auch das Sicherheitsrisiko. 2012 waren in der Europäischen Union mehr als 1000 Tunnel mit einer Länge über 500 m in Betrieb. Hinzu kommen 200 Tunnel in der Schweiz und 300 in Norwegen.

Mit der steigenden Anzahl an Tunneln wächst auch die Gefahr, dass wichtige Verkehrswege durch Brände und ihre Folgen Tage, ­Wochen, Monate oder sogar Jahre blockiert sind. So verursachte der Lkw-Brand im Montblanctunnel im Jahr 1999 – die wahrschein­liche Ursache war eine weggeworfene Ziga­rettenkippe – einen unmittelbaren Schaden von 350 bis 450 Mio. Euro. Durch Einnahme­verluste während der dreijährigen Reparatur­arbeiten entstand ein weiterer Schaden in Höhe von rund 500 Mio. Euro, die Einkommensverluste in der angrenzenden Region nicht ­mitgerechnet. Im Nachhinein betrachtet erwiesen sich die damaligen Brandschutzein­richtungen im Montblanctunnel als völlig ­unzureichend.

Die Nachrüstung von Tunnellösungen ist deshalb für Siemens ein wichtiges Marktsegment. „Statistisch gesehen kommt es alle 50 Mio. Fahrkilometer zu einem Tunnelbrand“, berichtet Duri Barblan Abb. 4, Vertical Market ­Manager der Siemens-Division Building Technologies. Umgerechnet auf einen Straßentunnel mit 2,5 km Länge und 20000 Fahrzeuge täglich könne es alle 1000 Tage zu ­einem Brand kommen, so Barblan. Zum Beispiel müsse im Gotthardtunnel – statistisch gesehen – mit rund vier Bränden pro Jahr ­gerechnet werden.

Mit Videoanalyse gegen Tunnelbrände

Aufgrund der speziellen Witterungsverhältnisse in Tunneln sind die technischen Anforderungen an Komponenten und Systeme zur Tunnelsicherheit und zur Tunnelbewirtschaftung sehr hoch. Staub, Schmutz, Feuchte und Abgase setzen der Sensorik zu. Hohe Windgeschwindigkeiten können die Detektion von Strahlungswärme verfälschen, Druckstöße, Vibration und schnelle Temperaturänderungen die Mechanik von Sicherheitseinrichtungen beeinflussen.

Wichtig für neue und die Nachrüstung bestehender Tunnel sind integrierte Gesamtkonzepte zur Erkennung und Ortung von Bränden sowie zur Aktivierung von Steuerungen, Alarmierung, Evakuierung und Löschung, erklärt Barblan: „Je früher ein Brand entdeckt wird, desto kürzer sind die Reaktionszeiten, desto geringer fallen die Schäden aus.“

Zur Vermeidung von Tunnelbränden spiele die intelligente Videoanlage künftig eine entscheidende Rolle. Mithilfe intelligenter Algorithmen können beispielsweise langsam fahrende Fahrzeuge, Stillstand, Stau, Geisterfahrer, Fußgänger, Radfahrer oder Rauch sicher detektiert werden. Durch die automatisierte Erkennung werde insbesondere das Überwachungspersonal in den Leitstellen entlastet, denn durch die Informationsüberflutung am Bildschirm und die Eintönigkeit der Arbeit sinke deren Aufmerksamkeit, ergo steige die Fehlerrate, so Barblan. Um die Zeit vom Zwischenfall bis zur Brandbekämpfung durch ­Feuerwehr und Rettungskräfte zu reduzieren, hat Siemens eine integrierte Brandmelde­lösung für Tunnel entwickelt, die aus folgenden Einzellösungen besteht:

  • automatische Ereigniserkennung zum Schutz vor Zwischenfällen, die zu Bränden führen können
  • lineare Wärmemeldung (Fibro Laser) mit Informationen über Brandort, ­Brandgröße, ­Ausbreitungsrichtung und ­Ausbreitungsgeschwindigkeit
  • Brandmelde- und Sicherheitssysteme für alle Tunnelneben-, Infrastruktur- und Technikräume
  • Sprachalarmsysteme für eine schnelle, ­sichere und panikfreie Evakuierung
  • automatische Wassernebellöschanlagen zur Absenkung der Brandtemperatur bzw. zum Löschen

Um die Funktionen sowie das Zusammenspiel der Einzelsysteme zu testen, führt Siemens im Versuchsstollen Hagerbach Abb. 5 bei Flum, Schweiz, die unterschiedlichsten Tests durch. Dabei geht es in erster Linie um die Schnelligkeit, mit der ein Brand ­detektiert und der Brandort bestimmt werden kann. Auch der Einfluss der Windge­schwindigkeit auf die unterschiedlichen Fahrzeuge (Pkw, Lkw, Bahnwaggon) wird durch­gespielt. Oberstes Ziel sei es, die Entwicklung einer Tunnelkatastrophe bereits im Vorfeld durch Videoüberwachung und Rauch­detektion zu erkennen, um über das auto­matische Störfallerkennungssystem die rich­tigen Entscheidungen zur Minimierung des Schadens zu treffen, so Barblan: „Brände kosten richtig Geld! Je früher wir handeln desto höher ist die Chance, dass sich der Schaden in Grenzen hält.“ •

Weitere Artikel zum Thema Brandschutz enthält das gleichnamige TGAdossier: Webcode 724

Siemens

Neuheiten zur Security

Die Siemens-Division Building Technologies präsentiert sich auf der Security (25. bis 28. September 2012 in Essen) als Komplettanbieter von Systemen für Sicherheit, Brandschutz, Energieeffizienz und Komfort in Gebäuden und Infrastrukturen. Großes Augenmerk legt Building Technologies darauf, die bisherigen Investitionen seiner Kunden über den gesamten Gebäudelebenszyklus zu schützen. Zu den Messehighlights gehört das kabellose Brandmeldenetzwerk Swing (Siemens Wireless Next Generation). Es kombiniert ein ausfallsicheres Funknetzwerk mit der patentierten ASA-Technologie (Advanced Signal Analysis), die Brände höchst zuverlässig erkennt. Eine wesentliche Erweiterung des Brandschutzportfolios ist der neue, besonders robuste Ansaugrauchmelder (Aspirating Smoke Detector, ASD). Er soll selbst unter schwierigen Bedingungen, zum Beispiel in staubigen Umgebungen, zuverlässig arbeiten, weshalb Building Technologies für diesen Melder eine Echtalarmgarantie gibt.

Erstmals wird Building Technologies der breiten Öffentlichkeit den Prototypen einer Simulationssoftware für Evakuierungen vorstellen. Mit ihr lassen sich Evakuierungen simulieren, sodass zum Beispiel Fluchtwege bereits bei der Planung auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden können. Die Software soll in der Lage sein, die Bewegung von Menschenströmen in Notfallsituationen zu analysieren und dadurch Fluchtwege aus Gebäuden oder Sta­dien zu optimieren.

Viele Katastrophen enden im Chaos, weil zu viele Ereignisse gleichzeitig ­eintreten. Siveillance Command Connect ist die Unified-Communications-Software von Building Technologies, ausgelegt für den Einsatz in ­Leitstellen von Rettungsdiensten, Feuerwehr, Polizei sowie in Leitstellen von kritischen Infrastrukturen, wie Flughäfen und Kraftwerke. Die Software konsolidiert die gesamte Kommunikation, die rund um ein Notfallereignis stattfindet, und stellt sie übersichtlich auf einem Touchscreen dar.

Wolfgang Schmid

ist freier Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München, wsm@tele2.de

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