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Chillventa 2010

Grüne Welle bei der Gewerbekälte

Kompakt informieren

  • Die gewerblichen und industriellen Kälteanwender sind maßgebliche Treiber für die Entwicklung von Komponenten und Systemen mit natürlichen Kältemitteln. Lange gepflegte Vorbehalte der Hersteller haben hier offensichtlich eine andere Gewichtung.
  • Neue Kälteanlagenkonzepte erreichen heute Leistungswerte, die signifikant höher als bei Bestandsanlagen sind. Erneuerungsmaßnahmen sind deswegen häufig in kurzer Zeit aus den Einsparungen refinanzierbar.
  • Die Hersteller von Luft/Wasser-Wärmepumpen hoffen, dass ein speziell dafür entwickelter Inverter-geregelter Verdichter zur punktgenauen Heizleistungsregelung die in der Praxis gemessene Energieeffizienz deutlich verbessert.

Auffällig schnell und flexibel haben die Anbieter von kältetechnischen Komponenten und Systemen auf die Wünsche der Lebensmittelketten, aber auch auf die Forderungen von anderen gewerblichen und industriellen Kälteanwendern reagiert. Kälteverdichter und Kälteaggregate für CO2 (R744) und andere natürliche Kältemittel standen in Nürnberg bei vielen Ausstellern im Mittelpunkt der Messepräsentation. So bietet Bitzer beispielsweise kältemitteloptimierte Hubkolbenverdichter für CO2, NH3 und Propan an, wahlweise auch mit inte­griertem Frequenzumrichter für den stufenlosen Betrieb. Bündelrohrverflüssiger und Flüssigkeitssammler werden heute ausdrücklich mit dem Hinweis „auch für natürliche Kältemittel“ gekennzeichnet.

Aus Sicht von Bock – Messeslogan: responsable refrigeration (verantwortungsvolle Kältetechnik) – gehört den natürlichen Kältemitteln in vielen Anwendungsgebieten die Zukunft Abb. 1. Neben CO2 und NH3 sehen die Marktstrategen von Bock auch Kohlenwasserstoffe wie R290 (Propan), R600a (Isobutan) und R1270 (Propen) wieder im Kommen, insbesondere als Ersatz für R22 und R502. Bock bietet für den Einsatz von Kohlenwasserstoffen (Hydrocarbons) spezielle HC-Verdichtervarianten an, die aufgrund der Brennbarkeit von Kohlenwasserstoffen sicherheitstechnisch modifiziert sind. Neben der „eingebauten Energieeffizienz“ in den Bock-Verdichtern sieht das Unternehmen in der Koppelung von Verdichter und Frequenzumformer ein erhebliches zusätzliches Energieeinsparpotenzial. Als vorprogrammierte Plug-and-Play-Lösung soll diese Art der Leistungsregelung 25 % und mehr an Energie einsparen.

Um den Anlagenbauern die, Zitat: „Angst vor den Tücken des modernen Kältemittels“, gemeint ist CO2, zu nehmen, hat Danfoss ein spezielles Einspritzsystem im Rahmen der AdapKool-Baureihe entwickelt. Es besteht aus einem elektronischen Regler, einem elektronischen Expansionsventil sowie Druckumformer und Temperaturfühler. Das Besondere ist ein speziell auf die Eigenheiten von CO2 angepasster ­Regelalgorithmus, der extrem schnelle Reaktionszeiten erlaubt.

Grüne Kältetechnik vom Großhandel

Insgesamt scheint die Nachfrage nach Kälte- und Wärmepumpen-Anwendungen mit Kohlenwasserstoff-Kältemitteln wieder zu steigen. So führt Walter Meier neuerdings ein Allround-Gerät im Programm, das mittels R 290 heizt, kühlt oder Trinkwasser erwärmt. Die Wärmepumpen/Kältemaschinen-Baureihe „ES Basis“ Abb. 2 deckt Heizleistungen von 39 bis 252 kW und Kühlleistungen von 42 bis 271 kW ab. Der COP variiert zwischen 4,6 für die kleinste und 4,4 für die große Maschine. Der Wärmepumpen-Flüssigkeitskühler ist so gebaut, dass das Chassis die Vorgaben eines Maschinenraums erfüllt. Kernkomponente ist ein Ex-geschützter Ventilator, der das Gehäuse ständig be- und entlüftet, auch bei ausgeschalteter Maschine.

Auch der Kältegroßhandel sieht weiteren Bedarf an grüner Kältetechnik. So hat der Fachgroßhändler Frigotherm, München/Berlin, sein Portfolio um Kälteanlagen mit CO2, Kohlenwasserstoffen und NH3 nochmals deutlich erweitert. Im Rahmen des Systemangebots werden wichtige Baugruppen von Frigotherm-Mitarbeitern ausgelegt und geplant, von Partnerfirmen produziert und als anschlussfertiges Aggregat an den Kälteanlagenbauer geliefert, der die dazu gehörende Anlage erstellt und gemeinsam mit den Fachleuten von Frigotherm in Betrieb nimmt. Wichtig sei, dass Anlage und Regelung bzw. Automationssystem aus einer Hand komme, so das Unternehmen.

Die Großhandelskette Fischer Kälte Klima, Stuttgart, bietet dem Fachhandwerk maßgeschneiderte, auftragsbezogene Kälteanlagen für natürliche Kältemittel wie CO2 und NH3 an Abb. 3. Das Portfolio umfasst Standardanlagen für Gewerbe, Gastronomie und Supermarktkälte, außerdem Großkälteanlagen bis über 1 MW Nennkälteleistung sowie verfahrenstechnische Kälteanlagen. Fischer betont, hierbei eng mit dem Fachhandwerk zusammenzuarbeiten. Aktuelles Highlight unter den grünen Kälteanwendungen sei der Bau der größten transkritischen CO2-Kälteanlage der Welt für das neue Kühllager des dänischen Discounters Netto mit 1200 kW Nennkälteleistung für die Normalkühlung und 230 kW für die Tiefkühlung. Speziell für eine große Supermarktkette in der Schweiz hat Fischer eine R134 a/CO2-Kaskadenverbundanlage realisiert, die aufgrund der subkritischen Ausführung mit kostengünstigen und handelsüblichen Komponenten auskommt. Durch die verbesserten Leistungszahlen seien solche R134a/CO2-Kaskadenlösungen sehr wirtschaftlich, so das Unternehmen. Durch den Wechsel des in der Gewerbekälte sonst üblichen Kältemittels R404A zu R134a/CO2 könne das Treibhauspotenzial (GWP, Global Warming Potential) ­ von 3260 für R404A auf 1300 für R134a gesenkt werden, betont Fischer. CO2 hat per Definition ein GWP von 1.

Komponentenanbieter ziehen mit

Auch der Komponentenmarkt kommt durch die anhaltende Nachfrage nach natürlichen Kältemitteln in Bewegung. Grundfos stellte auf der Chillventa eine mehrstufig arbeitende Spezialpumpe für das Kältemittel CO2 vor, die sich für CO2-Hochdruckanwendungen eignet. Damit müsse die Branche nicht mehr mit modifizierten „Chemie-Pumpen“ arbeiten, so der Pumpenspezialist. Die Besonderheit der Pumpe liege darin, dass sie auch Medien fördere, die nahe am Siedepunkt seien. Das über den Saugstutzen zufließende Kältemittel dürfe deshalb auch in begrenztem Maße Dampfblasen enthalten.

Auch GEA hat sein CO2-Programm erweitert und bietet mit den Küba Green Line- und Blue Line-Programmen spezielle Luftkühler für CO2- und NH3-Kältemittel an. Konsequent soll jetzt auch die Searle-Produktpalette von GEA für CO2-Systeme ausgebaut werden, wobei diese Baureihe für Drücke bis 75 bar zugelassen sei. Ebenso führt GEA jetzt Plattenwärmeübertrager für CO2-Systeme im Programm, die sowohl für transkritische als auch für subkritische CO2-Kältesysteme zugelassen sind. GEA betont in diesem Zusammenhang die hohe Wirtschaftlichkeit von CO2-Kälteanlagen, da sämtliche Anlagenkomponenten aufgrund des hohen Drucks mit kleineren Leitungsquerschnitten auskommen und wesentlich kompakter gewählt werden könnten. Ab 2011 will GEA mit dem hocheffizienten NH3-Schraubenverdichter Grasso BluAstrum auf den Markt, der aufgrund seines hohen Teillastwirkungsgrades saisonale Leistungszahlen (ESEER, European Seasonal Energy Efficiency Ratio) von 8,53 erreichen soll.

R290-Klimagerät in Vorbereitung

Der Trend zu natürlichen Kältemitteln scheint jetzt auch bei den Massenherstellern von Klimageräten angekommen zu sein. So arbeitet die chinesische Gree Electronic Appliance Inc., nach eigenen Angaben größter Spezialhersteller von Raumklimageräten der Welt, an einem Klimagerät mit Propan (R290) als Kältemittel. Nach Aussagen der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), die das Projekt der Chinesen technisch und wirtschaftlich unterstützt, ist im ersten Schritt eine Produktion von 180000 Geräten pro Jahr geplant.

Auch am oberen Ende der Leistungsskala von Kältemaschinen zeichnen sich gravierende Neuerungen ab. So hat Cofely Refrigeration, Lindau, zusammen mit dem Forschungsinstitut ILK, Dresden, eine Turbokältemaschine für das Kältemittel Wasser zur Serienreife entwickelt. Cofely will nach ausführlichen Tests am Standort Lindau schon Ende 2011 mit dem Wasser­turbo AquaQuantum auf den Markt kommen (siehe auch TGA 12-2010 „Kaltwassersatz ohne Chemie“, Webcode 300604).

Kältemittelmarkt vor Zerreißprobe

Daraus zu schließen, die Ära der synthetischen Kältemittel wäre damit zu Ende, scheint jedoch verfrüht. „Wir werden noch viele Jahre mit synthetischen Kältemitteln leben müssen“, sagt Cofely-Geschäftsführer Andreas Eyd. Und weiter: „Derzeit beobachten wir bei den Herstellern von synthetischen Kältemitteln eher eine Zunahme der Aktivitäten, um die noch vorhandenen negativen Auswirkungen auf das Klima und die Ökologie zu eliminieren.“

Fest steht: Das lukrative Geschäft mit den synthetischen Kältemitteln lassen sich Her­steller und Vertriebsfirmen so schnell nicht aus der Hand nehmen. Das zeigt das bevorstehende Verwendungsverbot von R134a in Kfz-Klima­anlagen, bei denen nicht das ökologisch korrekte Billig-Kältemittel CO2 das Rennen machte, sondern das teure synthetische Kältemittel HFO-1234yf, das für Schlagzeilen sorgt(e), weil es bei Kontakt mit heißen Oberflächen (Motorbrand) Fluorwasserstoff und Flusssäure bilden kann.

Wer sich ausführlicher über den aktuellen Stand bei den Kältemitteln informieren will, dem sei der sehr informative KältemittelReport Nr. 16 von Bitzer empfohlen (Download über Webcode 301378). Knapper formuliert und näher an der Entwicklung des Markts ist das Strategiepapier „Kältemittelsituation heute und in Zukunft“, abgefasst von Danfoss (Download über Webcode 301378). Fazit des Dossiers: „Auf globaler Ebene setzt die Industrie mehr und mehr auf natürliche Kältemittel, wenn dies aus technologischer Sicht machbar ist. Synthetische Kältemittel werden in der Kälte- und Klimatechnikindustrie voraussichtlich auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, dies jedoch in Systemen mit niedrigem Treibhaus­potenzial.“ Danfoss befürwortet einen praktikablen Übergangs- und Ausstiegsplan aus den HFKW-Kältemitteln, um eine gefährliche Zerrüttung des Marktes oder Preisschwankungen während der Übergangszeit zu vermeiden und um die langfristige Herstellung sehr kleiner Mengen an HFKW-Kältemitteln für besondere Anforderungen zu sichern. Danfoss geht davon aus, dass in Europa bereits 5 % aller Supermärkte ganz oder teilweise mit dem Kältemittel CO2 arbeiten.

Industrial Heat Pump Village

Mit rund 19 Ausstellern auf einer eher bescheidenen Ausstellungsfläche machte die Sonderausstellung über Industrie-Wärmepumpen auf der Chillventa keinen überzeugenden Eindruck. Viele Aussteller beklagten sich über das eher chaotische Standkonzept. Auch fehlte offenbar der rote Faden durch das Thema Industrie-Wärmepumpen, denn in erster Linie wurden dort Haus-Wärmepumpen präsentiert. Ein Blick in das Warengruppenverzeichnis der Messe zeigte, dass im Village nur ein Bruchteil der Unternehmen präsent war, die Komponenten und Systeme für Industrie-Wärmepumpen anbieten. Die gut gemeinte Sonderausstellung vermittelte deshalb nur bedingt einen Einblick, über die Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen im Industriebereich.

Village-Aussteller waren unter anderem ­Alpha-Innotec, Bosch-Thermotechnik, Carrier, Clivent, Mitsubishi Electric Europe, Nibe, Stiebel Eltron, Tecalor und Wolf. Im Unterschied zu den vielen Anbietern von Haus-Wärmepumpen zeigte Carrier mit der modifizierten Kältemaschine AquaForce 30 XWH, wie man durch Optimierungsmaßnahmen einen Standardkaltwassersatz in eine hocheffiziente Wärmepumpe mit einer saisonalen Leistungszahl (ESEER) von bis zu 8,08 bei Heizleistungen von bis zu 1276 kW umwandelt. Clivent stellte eine Hochtemperatur-Wärmepumpe vor (30…100 kW), die bei einer Außenlufttemperatur von –18 °C eine Vorlauftemperatur von bis zu 60 °C erreichen soll. Vorteil sei, dass man mit der gleichen Maschine im Sommer auch kühlen könne.

Ein echtes Highlight einer Industrie-Wärmepumpe war die Hochtemperatur-Wärmepumpe von Thermea Energiesysteme, Freital, die mit dem Kältemittel CO2 Vorlauftemperaturen von bis zu 90 °C erreichen soll Abb. 4. Die Nennheizleistung des Aggregates mit Schraubenverdichter gibt der Hersteller mit 1000 kW an. Im Heizbetrieb soll die Maschine einen COP von maximal 6,9, im kombinierten Heiz-/Kühlbetrieb von maximal 12 erreichen (mit Hubkolbenverdichter). Voraussetzung ist allerdings, dass Wärmequellen zwischen 8 und 40 °C zur Verfügung stehen.

Mitsubishi Electric scheint mit modifizierten inverter-geregelten Klimageräten und Zubadan-Technik, weiter erfolgreich auf dem Markt zu sein. Selbst bei sehr tiefen Außentemperaturen von –25 °C wird für die neue Zubadan-basierte Wärmepumpe noch eine konstante Heizleistung angegeben. Unter dem Motto „Technik von morgen schon heute“ zeigte Heliotherm, Langenkampen/Österreich, unter anderem eine stufenlos modulierende Wärmepumpe, wahlweise mit CO2-Tiefensonde kombinierbar. ­Durch die Modulationstechnik soll die Anlageneffizienz um bis zu 25 % höher liegen als beim üblichen Ein/Aus-Betrieb. Mit einer CO2-Tiefensonde werde sowohl Pumpenenergie eingespart – das Arbeitsmittel CO2 zirkuliert von selbst – als auch Wartungskosten. Außerdem könne die Sonde auch in Wasserschutzgebieten eingesetzt werden.

Inverter-Scroll für L/W-Wärmepumpen

Invertergeregelte Wärmepumpen basierten b­isher vielfach auf modifizierten Split-Klima­geräten mit zusätzlichem Hydraulikteil. Ins­besondere bei Luft/Wasser-Wärmepumpen ­erwies sich diese Systembasis nicht immer als erfolgreich: Die theoretisch möglichen Jahresarbeitszahlen wurden häufig in der Praxis nicht erreicht. Auch handwerkliche Fehler werden ­genannt. Walter Meier sei deswegen in Deutschland aus diesem Geschäft wieder ausgestiegen, hieß es auf der Chillventa. Die Branche ist deshalb gespannt, wie sich der neue Copeland-Inverter-Scroll-Verdichter von Emerson Abb. 5 in der Praxis bewährt. Er soll der erste drehzahlgeregelte Scroll-Verdichter sein, der speziell für Wärmepumpen mit der Wärmequelle Luft entwickelt wurde (siehe auch: TGA 10-2010 „Effizienter durch Leistungsregelung“ Webcode 293548).

Der Vorteil des neuen Verdichters liege darin, dass die Verdichterdrehzahl durch einen neuen bürstenlosen Permanent-Magnetmotor stufenlos zwischen 1800 und 7000 min-1 variiert werden kann. Damit lasse sich die benötigte Heizleistung punktgenau in Ab­hängigkeit der Außenlufttemperatur regeln. Hohe Verflüssigungstemperaturen von bis zu 68 °C und damit auch hohe HeizkörperVorlauftemperaturen werden durch eine gezielte Einspritzung von Kältemitteldampf (R410A) bei Verdampfungstemperaturen von bis zu –25 °C erzielt, so das Unternehmen. Zusätzlich zum neuen Wärmepumpen-Scroll-Verdichter hat Emerson einen dazu passenden Inverter entwickelt. Die Markteinführung ist im Frühjahr 2011 mit zwei Modellen geplant.

Kritik an Luft/Wasser-Wärmepumpen

Dass Luft/Wasser-Wärmepumpen aus modifizierten Raumklimageräten nicht immer die auf dem Papier angegebenen Heizleistungen und Leistungszahlen erreichen, wird in der Branche inzwischen offen diskutiert. Viele Endkunden seien enttäuscht, weil durch die zurückliegenden längeren und strengeren Winter die versprochenen Energiekosteneinsparungen nicht realisiert werden konnten. Offenkundig spielt dabei auch die Qualität der Installation eine entscheidende Rolle.

Die Schwachstelle bei Auslegung und In­stallation hat auch die Stiebel-Eltron-Tochter Tecalor erkannt und bietet deshalb zusammen mit dem Handwerk Komplettlösungen für anspruchsvolle Wärmepumpenanlagen an. Durch das gebündelte Know-how sollen die typischen Probleme, beispielsweise bei Erdsondenanlagen, von vorn herein eliminiert werden. Mit der Baureihe TTF GM will Tecalor die Wärmepumpe auch für den Geschosswohnbau sowie für Schulen, Gewerbe und Industriegebäude erschließen. Einzelmodule werden dazu in Kaskade zu Wärmepumpen mit bis zu 400 kW Heizleistung verschaltet.

Auch Kälteperipherie profitiert

Die Aufbruchstimmung bei den Herstellern von Komponenten für natürliche Kältemittel wirkt sich auch auf die peripheren Komponenten und Einrichtungen aus. So ist es ein offenes Geheimnis, dass bei der Rückkühlung von Kälteprozessen noch hohe Energieeinsparpotenziale liegen, aber auch noch Hygieneprobleme zu lösen sind. Hybridkühler-Spezialist Jaeggi, Basel, zeigte in Nürnberg schon einmal auf einem Poster, wie ein künftiger Tandem-Hybrid-Kühler aussehen könnte Abb. 6. Weitere Details standen für die Fachpresse noch nicht zur Verfügung.

Ziehl-Abegg, Hersteller von Hocheffizienz-­Ventilatoren, machte die Standbesucher auf die kommende Ökodesign-Richtlinie der EU aufmerksam, die ab 2015 neue Energieeffizienz-Grenzwerte vorgibt. Ziehl-Abegg sei darauf hervorragend vorbereitet, da bekannte Produkte, wie der Eulenflügel-Ventilator FE2owlet oder die Vpro-Baureihe bereits heute die neuen Grenzwerte erfüllten.

Die GfG Gesellschaft für Gerätebau, Dortmund, spezialisiert auf Gasmessungen, profitiert gleich in mehrfacher Hinsicht von den ­veränderten Rahmenbedingungen bei Kälteanlagen. Zum einen fordert der Gesetz­geber bei Anlagen mit konventionellen Kältemitteln eine periodische Prüfung der Dichtheit von Kältekreisläufen, zum anderen müssen auch Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln wie NH3, Propan, Isobutan und Propen ständig auf Dichtheit überwacht werden Abb. 7. Das Angebot reicht von der Überwachung von Sekundärkühlkreisläufen von NH3-Kälteanlagen über Messwertgeber für die Messung und Überwachung von NH3 in Maschinenräumen bis hin zum mobilen Lecksuchgerät mit Schwanenhals für alle Arten von Gasen.

Ganz neue Möglichkeiten der wärme­technischen Qualitätskontrolle, der Leck­überprüfung sowie der elektrischen Anwendungen mit Kontakt-, Übergangs- und Überlastproblemen bietet die Wärmebildkamera Fluke TiS. Gebäudeenergieberater, Elektro­installateure, HLK-Techniker und Wärmedämmfachfirmen werden damit in die Lage versetzt, thermische und funktionale Problemzonen kurzfristig zu detektieren und verborgene Mängel aufzuspüren, zum Beispiel Defekte an Rohrleitungen oder schlechte elektrische Kontakte.

Mehr Aussteller, stabile Besucherzahl

Nach der fulminanten Premiere im Oktober 2008 konnte die Chillventa ihren Erfolg insbesondere ausstellerseitig fortsetzen. Mit rund 880 Ausstellern in 2010 verzeichnete die Chillventa eine Steigerung von rund 10 % gegenüber 2008. Die Zahl der Fachbesucher lag mit 29312 auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2008; ein für Besucher eher angenehmer Trend, da es einfacher war, auf den reichlich vergrößerten Ausstellungsflächen mit kompetentem Standpersonal ins Gespräch zu kommen. Die nächste Chillventa findet vom 10. bis 12. Oktober 2012 wieder in Nürnberg statt. •

3. Deutscher Kältepreis

Um zusätzliche Anreize für technische Innovationen mit besonders hohem Potenzial für die Minderung der indirekten und direkten Treibhausgas-Emission beim Kühlen und Klimatisieren zu geben und diese bekannt zu machen, hat das Bundesumweltministerium zum dritten Mal den „Deutschen Kältepreis“ ausgeschrieben. Neun Förderpreise mit Preisgeldern von insgesamt 52500 Euro werden in den Kategorien „Klimafreundliche Klimatisierung eines Gewerbegebäudes“, „Klimafreundlicher Einsatz von Kältemaschinen in der Lebensmittelproduktion“ und „Klimafreundliche Sonderanwendungen“ vergeben. Bewerbungen sind bis zum 31. Januar 2011 möglich. http://www.co2online.de/kaelte

Heizen ohne Heizkessel

Die Green-Building-Bewegung hat jetzt auch die Kältetechnik erreicht. Bereits im Vorfeld der Chillventa 2010 stellten fast alle namhaften deutschen Lebensmittelketten ihre „Leuchttürme“ in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit vor. Rewe nimmt für sich in Anspruch, weltweit den ersten Supermarkt zu betreiben, der von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem Nachhaltigkeitssiegel „Gold“ zertifiziert wurde. Lidl stellte seine neue Filialgeneration vor, die im Vergleich zu einem herkömmlichen Lebensmittelmarkt 100 % weniger an Heizenergie und 10 % weniger an Strom benötigt sowie 30 % weniger CO2 emittiert. Der Discounter will es beim Leuchtturmprojekt nicht bewenden lassen und hat ­angekündigt, bis Ende 2010 allein in Deutschland 100 Lebensmittelmärkte der neuen Filialgeneration ­„Eco2logisch“ zu bauen. Tengelmann hatte mit seinem „Klimamarkt“ bereits 2008 gezeigt, dass man einen Supermarkt mit 50 % weniger Energie und Zitat: „ganz ohne CO2-Emission“ betreiben kann.

Auch die Handelshof-Kette gibt sich nachhaltig und setzt beim neuen Cash-&-Carry-Markt in Hamm auf CO2-Kältetechnik von Carrier. Epta Deutschland meldet, Edeka-Märkte mit R134a-Kaskaden auszustatten, die im Tiefkühlbereich mit CO2 arbeiten. Das sei weit wirtschaftlicher als eine komplette Umstellung auf CO2. Aldi Süd betont, bereits seit 1996 bei Neuanlagen auf ozonschädigende Kältemittel zu verzichten. Seit 2010 erhielten alle neuen Aldi-Süd-Filialen nur noch Kühlregale, die mit dem Kältemittel CO2 ­arbeiten. Dieses Kältemittel habe herausragende Wärmeübertragungseigenschaften und eine hervorragende Energieeffizienz bei einer äußerst geringen Treibhauswirkung, so Aldi Süd.

Zu den Leuchtturmprojekten der ersten Stunde zählt auch der Edeka Aktiv-Markt im schwäbischen Schömberg bei Balingen. Bereits im Jahr 2005 entschied sich die Koch Handelsgesellschaft als Betreiber des Markts für eine nachhaltige Lebensmittelkühlung. Das von Hafner-Muschler und Zent-Frenger entwickelte geothermische Heiz-/Kühlkonzept basiert auf einem integrierten Kälte-/Wärmepumpenaggregat, das die Abwärme aus der Kälteerzeugung primär für Heizzwecke nutzt bzw. über Erdsonden im Erdreich für den Winterbetrieb „einlagert“. Typisch für die neue Generation von Lebensmittelmärkten sind folgende Effizienzmaßnahmen (Auswahl):

  • Isolierglastüren in den Wandkühlregalen
  • Isolierglasabdeckungen auf den TK-Inseln
  • Energiesparlüfter und -ventilatoren in EC-Technologie in allen Bereichen der Kältebereitstellung, der Kälteerzeugung und der Rückkühlung
  • Erdsonden für Wärmepumpensysteme und als Teilersatz für Rückkühler
  • R134a-Kälteanlage im Normalkühlbereich mit CO<sub>2</sub>-Kaskade für die Tiefkühlung, alternativ auch komplette CO<sub>2</sub>-Kälteanlage
  • drehzahlgeregelte Verdichter und Verflüssiger-Ventilatoren
  • Anhebung der Verdampfungstemperatur bzw. Absenkung der Verflüssigungstemperatur
  • elektronische Expansionsventile
  • Bedarfsabtauung
  • Taktung der Scheiben-/Rahmenheizung
  • Wärmerückgewinnung der Abwärme aus den Kälteanlagen für Heizung, Trinkwarmwasser und Luftvorwärmung der RLT-Anlage
  • LED-Beleuchtung
  • Tageslicht über Fenster und Lichtkuppeln
  • tageslichtabhängige Beleuchtung

Wolfgang Schmid

ist freier Fachjournalist für Technische Gebäudeausrüstung, München, wsm@tele2.de

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