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Marc Oliver König über Brötjes NovoCondens WOB:

“Eine neue Dimension der Öl-Brennwerttechnik“

TGA: Herr König, ihr neuer modulierender Öl-Brennwertwandkessel Novocondes WOB fokussiert mit den Leistungsgrößen 10…20 und 12,5…25 kW den Austauschmarkt. Hier stehen die Kessel praktisch ausnahmslos auf dem Boden. Trotzdem hängt der WOB an der Wand?

König: Der WOB (Wand-Öl-Brennwert) ist aus unserer Programmperspektive eine Weiterentwicklung des SOB (Stand-Öl-Brennwert) mit zweistufigem Blaubrenner. Deswegen haben wir ihn aber nicht an die Wand gehängt. Gegenüber dem gut etablierten SOB führt der WOB in vielen Belangen komplett neue Technologien ein. Mehrere dieser Innovationen markieren Meilensteine – nicht nur für unser Unternehmen, sondern für die Öl-Brennwerttechnik insgesamt. Darum haben wir uns für den Marktstart das nur schwach besetzte Wandsegment ausgesucht. Die wandhängende Version bietet unseren Kunden zusätzlich attraktive Platzvorteile. Bei Gas-Brennwert ist dieser Trend schon lange vorhanden, jetzt decken wir auch mit Öl-Brennwert die Nachfrage. Allerdings werden wir demnächst auch ein Standgerät mit den WOB-Innovationen anbieten.

TGA: Welche Innovationen befinden sich in ­einem WOB?

König: Viele. Dafür musste zunächst eine wichtige Voraussetzung geschaffen werden. Mit der Einführung des SOB im Jahr 2004 wurde der Feuerungsautomat vom Öl-Brenner entfernt und ins Kesselschaltfeld integriert. Mit diesem Entwicklungsschritt wurde der Grundstein für eine integrierte­ Kessel- und Brennersteuerung für Ölgeräte und damit auch für einen bedarfsgeregelten modulierenden Brenner gelegt. Dadurch konnten wir einen sehr kompakten Wärmerzeuger bauen, weil die taktende Heizleistung nicht mehr über einen großen Wasserinhalt abgepuffert werden muss. Mit der Modulation wird zudem Brennstoff eingespart und es werden die Schadstoffemissionen erheblich verringert. Wir liegen mit dem WOB deutlich unter den Grenzwerten für das Umweltzeichen „Blauer Engel“ nach RAL-UZ 61.

TGA: Ist die Öl-Brennwerttechnik damit ausgereizt?

König: Ja, weitgehend, aber wir entwickeln natürlich im Detail weiter. Bei den Emissionen sind wir an der Grenze von dem angelangt, was der Brennstoff diktiert, ebenso beim Wirkungsgrad. Auch den Hilfsenergiebedarf haben wir deutlich gesenkt: Wir setzen eine Effizienzklasse-A-Pumpe ein, durch die Bauart des Brenners benötigen wir keine hohe Gebläsepressung, keine elektrische Ölvorwärmung und nur einen vernachlässigbaren Öldruck – das Heizöl wird dem Rotationszerstäuber nahezu drucklos über eine Dosierpumpe zugeführt. Der Rotationszerstäuber hat keinen eigenen Motor, er wird mit bis zu 50000 min–1 durch den Luftstrom angetrieben. Das erzeugte homogene Öl-Luft-Gemisch verbrennt rußfrei mit blauer Flamme bei minimalen Emissionen. Faszinierend ist auch die Akustik: Das bisher von einem Öl-Heizkessel gewohnte Geräuschniveau wird deutlich unterschritten. Bei raumluftunabhängigem Anschluss liegt der Schalldruckpegel beim WOB 20 im Modulationsbereich zwischen 41,5 und 46,5 dB(A) und damit dicht an den Werten von Gas-Brennwertheizkesseln.

TGA: Ist ein noch größerer Modulationsbereich möglich?

König: Unsere nächste Entwicklung ist ein 15-kW-Gerät mit 50%iger Modulation. In welchem Umfang der Modulationsbereich künftig erweitert werden kann, steht noch nicht fest. Unterhalb von 50 % ist die Linearität des Öl-Luft-Verbunds nicht mehr gegeben, für eine größere Modulation muss man dann die Luftmenge von der Brennstoffmenge abkoppeln. Das ist keine Optimierungsaufgabe, sondern eine Entwicklungsarbeit.

TGA: Mit einem Normnutzungsgrad von 104,3 % hebt sich der WOB nicht signifikant von Wettbewerbsprodukten ab…

König: …weil der Normnutzungsrad unseren technischen Vorsprung gegenüber den bisherigen Brennerkonzepten nicht abbilden kann. In der Fachwelt ist es aber selbstredend, dass bei einer realen Anlage der Brennstoffverbrauch durch die Modulation gegenüber einem Start-Stopp-Betrieb und einem zweistufigen Brenner sinkt. Im Markt punkten wir mit weiteren Aspekten, beispielsweise der anschlussfertigen Auslieferung, dem leisen Betrieb, der einfachen Inbetriebnahme, dem geringen Stromverbrauch und der Verwendung aller üblichen Heizölsorten inklusive Heizölen mit bis zu 10 % Bioanteil.

TGA: Der tatsächliche Nutzungsgrad wird auch durch Ablagerungen im Gerät bestimmt…

König: Das ist ein gutes Stichwort. Im WOB ­setzen wir im Kondensationsbereich unseren einzigartigen Carbon-Wärmeübertrager1) mit höchster Energieausnutzung ein. Sein Lotuseffekt verhindert Ablagerungen von vornherein, Schmutzpartikel werden permanent über das Kondensat abführt. Der Werkstoff Carbon – wir setzen eine Variante aus graphitiertem, mit Phenolharz getränktem Kohlenstoff ein – ist gegen alle in Verbrennungsabgasen vorkommenden aggressiven Stoffe und Säuren resistent und zeichnet sich durch eine besonders hohe Wärmeleitfähigkeit aus. Das ermöglicht eine extrem kompakte Bauform. Der Carbon-Wärmeübertrager ist eine echte Innovation im Heiztechnikbereich für das Ein- und Zweifamilienhaus.

TGA: Was ändert sich bei der Wartung?

König: Sie wird einfacher. Der Öl-Brenner des WOB hat mehr Ähnlichkeiten mit einem Gas-Brenner als mit einem Öl-Vorbaubrenner. Der Feuerungsautomat befindet sich auf der Hauptplatine der Regelung. Elemente, die einem Verschleiß unterliegen, kennen die Servicetechniker in ähnlicher Form von Gas-Brennern. Bei der Wartung muss der Zustand des Brennerkopfs überprüft werden, die Flammenüberwachung übernimmt eine Ionisationselektrode, die Istwerte können abgelesen und mit den Sollwerten verglichen werden. Der Feuerraum muss auf Ablagerungen überprüft werden, von hier kann auch der Carbon-Wärmeübertrager eingesehen werden. Und natürlich entfällt das Auswechseln der Öldüse, weil sie nicht existiert. Bezüglich der Einstellung müssen das Flammenbild und der CO2-Gehalt überprüft werden. Insgesamt ist der WOB sehr wartungsarm. Für das Gesamtsystem bieten wir eine Konfigurations- und Überwachungssoftware an, mit der Soll- und Istwerte abgerufen und auch in ein Anlagenbild übertragen werden können. Das kann bei der Wartung oder permanent per Fernzugriff erfolgen.

TGA: Wie weit ist Brötje mit dem WOB bei der Markteinführung?

König: 2009/10 wurde eine Vorserie im Markt installiert. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht, aber auch Optimierungspotenzial gefunden und inzwischen erschlossen. Wir liefern die neuen Geräte bereits aus, produzieren allerdings noch kleine Stückzahlen. Momentan werden noch einige Teile der Fertigung indus­trialisiert, wo ein sehr enger Toleranzbereich eingehalten werden muss. Unser Ziel ist es, nach der ISH die Produktion hochzufahren.

TGA: Was hören Sie bisher aus dem Markt?

König: Wir sind beeindruckt, denn die Resonanz der Fachhandwerker bei Produktvorstellungen ist ohne zu übertreiben grandios. Wir präsentieren das WOB-Konzept mit den angesprochenen Innovationen als „neue Dimension der Öl-Brennwerttechnik“ und stellen fest, dass die Praktiker dies ebenso sehen. Für uns ist das – neben noch zu realisierenden guten Absatzzahlen – die größtmögliche Auszeichnung für eine harte Entwicklungsarbeit. Zugleich sind die Rückmeldungen eine starke Motivation für uns, den Weg weiter zu gehen und für das Heizen mit Öl einen neuen Anspruch zu etablieren.

TGA: Vielen Dank für das Gespräch.

https://www.broetje.de/

Brötje auf der ISH: Halle 8.0 Stand D06

1) Siehe auch: Hajo Wilken: High-Tech-Wärmeübertrager – Brötje läutet „Carbon-Zeitalter“ ein. TGA 9-2009 und Webcode 256574

Zum Thema … Öl-Brennwerttechnik

Herr König, Öl-Brennwerttechnik … ist ein Thema, dem sich Brötje gerne und erfolgreich annimmt.

TGA-Planer … sollten Öl und Gas weiter im Auge behalten, denn neben der Notwendigkeit mehr erneuerbare Energie zu nutzen, können hier enorme Einsparpotenziale zu geringen Kosten erschlossen werden.

SHK-Handwerker … müssen sich mit der eingesetzten Technik sorgfältig auseinandersetzen, insbesondere gilt dies für multivalente Anlagen. „Schraubt man solche Konzepte nur zusammen“, bleiben sie hinter den Potenzialen zurück.

Die Bundesregierung … täte gut daran, die Endkunden weniger zu verunsichern, ihr eigenes Vorhaben „den schlafenden Riesen aufwecken“ sehr viel ernster zu nehmen und mit verbindlichen Regeln im gesamten Markt für Planungs- und Investitionssicherheit zu sorgen.

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