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Olympisches Passivhaus-Dorf

Hier wird Trinkwasser dezentral erwärmt

Kompakt informieren

  • Für die Olympischen Jugend-Winterspiele 2012 in Innsbruck wurden 13 Wohngebäude mit 29600 m<sup>2</sup> Wohnfläche nach dem Passivhausstandard errichtet und nach den Spielen in ein Wohnquartier umfunktioniert.
  • Die Gebäude haben einen Fernwärmeanschluss und thermische Solaranlagen. Jede Wohnung hat für die Raumheizung und die Trinkwassererwärmung nach dem Durchflussprinzip eine eigene Wohnungssta­tion mit integrierter Verbrauchsdatenerfassung.
  • Das Konzept dezentrale Wohnungsstationen vereinfacht die Trinkwasserinstallation, verbessert die Trinkwasserhygiene und verringert den Wartungsaufwand. Heizungsseitige Verteilverluste lassen sich außerhalb der Heizperiode weitgehend über die Solaranlagen decken.

Das Olympische Jugenddorf in Innsbruck galt vom 13. bis 22. Januar 2012 als das größte Hotel Österreichs Abb. 1. Insgesamt 444 Appartements, die sich jeweils drei bis sechs Sportlerinnen und Sportler teilten, standen den jungen Athleten während der 1. Olympischen Jugend-Winterspiele 2012 zur Ver­fügung. An dem bislang historisch einmaligen Sportereignis – in Deutschland von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – hatten 1059 Nachwuchssportler aus 70 Nationen im Alter von 14 bis 18 Jahren teilgenommen. Während der Jugend-Winterspiele boten die mehr­geschossigen Neubau-Wohnhäuser den Athleten und ihren Betreuern beste Wohnqualität, wie die Innsbruck-Tirol Olympische Jugend­spiele 2012 GmbH in einer Pressemitteilung hervorhob.

Gebäudewürfel in Passivhausqualität

Inzwischen ist das Olympische Dorf nicht mehr Sammelunterkunft für Olympia-Teilnehmer, sondern per vorab definiertem Bestimmungszweck eine Adresse für modernes Wohnen in einem mit nachhaltigen Grundsätzen erbauten Wohnbauobjekt Abb. 2. Auf 13 würfelförmige Gebäude verteilt, wurde eine Wohnfläche von insgesamt 29600 m2 geschaffen. Die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck hat das Quartier für die weitere Nutzung als Miet- und Eigentumswohnungen konzipiert, wie die Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer betonte: „Wir haben genau überlegt, wie die Gebäude und die Infrastruktur nach den Olympischen Jugend-Winterspielen genutzt werden können. Es sollte nichts gebaut werden, das nicht künftig auch großen Nutzen für die Bevölkerung bringt.“

Der verantwortliche Bauträger, die Neue Heimat Tirol, legt als einer der größten Bauträger im sozialen Wohnungsbau in Westösterreich großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit. Die Passivhaus-Wohnanlage wurde innerhalb von nur zwei Jahren erbaut, nachdem Innsbruck gegen Ende 2008 den Zuschlag für die YOG (Youth Olympic Games) 2012 erhalten hatte. Im Oktober 2011 waren die mit einem Bauvolumen von 61,7 Mio. Euro erstellten 13 Gebäudewürfel schlüsselfertig.

Hygienische Trinkwassererwärmung

Die wirtschaftlich und ökologisch orientierten Planungsgrundsätze setzen sich auch in der Gebäudetechnik fort. Alle 13 Wohngebäude werden über die örtliche Fernwärmeversorgung beheizt. Der Energiebedarf für die Trinkwassererwärmung wird zu einem großen Teil über eine Solarthermieanlage gedeckt. Anstelle einer Warmwasserversorgung mittels Speicherbevorratung sollte das Trinkwasser dezentral mit der verfügbaren Heizwärme aus den Solarpufferspeichern und bei Bedarf über die Fernwärmeversorgung erwärmt werden.

Diese Aufgabe übernehmen dezentrale Wohnungsstationen vom Typ Logotherm Abb. 3, die in allen Wohnungen des Objekts eingesetzt wurden und diese mit Heizwärme und Warmwasser versorgen. Wolfgang Koch, Vertriebsleiter Logotherm beim Hersteller Meibes System-Technik: „Die Wohnungsstationen erwärmen das Trinkwasser unmittelbar in der Station und damit so nah wie möglich am Verbraucher. Diese Lösung ersparte dem Bauherrn eine aufwendige zentrale Trinkwassererwärmung, für die in mehrgeschossigen Wohnbauobjekten ein großes Speichervolumen nötig ist und lange Leitungswege zur Verteilung erforderlich macht.“

Keine Legionellen-Problematik

Mit dem Einsatz dieser Systemtechnik erfolgt die Trinkwassererwärmung bedarfsgerecht und ohne Hygienerisiken. Warmes Trinkwasser erzeugen die Stationen im Durchflussprinzip – sobald in der Wohnung eine Warmwasserzapfstelle geöffnet wird. Dabei stellt ein hydraulisches Ventil auf Vorrangschaltung um. Der integrierte Edelstahl-Plattenwärmeübertrager wird mit Heizwasser durchströmt und das kalte Trinkwasser dadurch auf die gewünschte Entnahmetemperatur erwärmt. Für die Umstellung auf Vorrangschaltung durch einen druckgesteuerten, mechanischen Proportionalmengenregler (PM-Regler) sind keine zusätzlichen Stellorgane erforderlich, ein zusätzlicher elektrischer Energieaufwand ist somit nicht zu berücksichtigen.

Bei konstanter Heizungsvorlauftemperatur erreicht die proportionale Mengenregelung unabhängig von der Zapfmenge stets die gleiche Warmwassertemperatur. Die dauerhaft zuverlässige Funktion des PM-Reglers gewährleistet eine Antikalkbeschichtung. Durch das Verfahren der dezentralen Trinkwassererwärmung ist gleichzeitig die Legionellen-Problematik gelöst. Maßnahmen zur Vermeidung der Legionellenvermehrung sind durch die entfallende Speicherbevorratung nicht erforderlich. Auch der Aufwand zur Prüfung der Speichertemperatur und der Funktion einer Zirkulation entfällt.

Integrierte Verbrauchserfassung

Die zeitsparende Montage der Wohnungssta­tionen kam dem ausführenden Installations­unternehmen aufgrund der kurzen Ausführungszeit entgegen. Zudem vereinfacht das System auch die Trinkwasserinstallation außerhalb der Wohnungen: Statt Kaltwasser-, Warmwasser- und Zirkulationsleitung ist nur eine für den gesamten Trinkwasserbedarf dimensionierte Kaltwasserleitung zu verlegen. Jede Wohnungsstation liefert mit einer Wärmeübertragungsleistung von bis zu 46 kW eine Warmwasser-Durchflussmenge von bis zu 17 l/min. Über Wärmemengenzähler sowie Warm- und Kaltwasserzähler in den 444 Wohnungsstationen erfolgt auch die Verbrauchs- und Leistungserfassung.

Der durchschnittliche Heizwärmebedarf der in Passivhausbauweise erstellten Wohngebäude liegt bei 18 kWh/(m2 a). „Das Olympische Dorf gilt mit seinem Passivhaus-Standard als Vorbild für weitere olympische Dörfer in aller Welt“, unterstrich Hannes Gschwentner, Wohnbau- und Sportreferent der Stadt Innsbruck während der feierlichen Schlüsselübergabe für die ersten 65 Eigentumswohnungen im Februar 2012. Die 444 barrierefreien Wohnungen in dem auch als „O3“ bezeichneten Wohnviertel wurden bis April 2012 an die Mieter und Eigentümer übergeben. •

http://www.innsbruck2012.com

Mehr Infos zum Thema Trinkwasserhygiene finden Sie in dem gleichnamigen TGAdossier. Webcode 1057

Kontakt zum Anbieter

Meibes System-Technik

04827 Gerichshain

Telefon (03 42 92) 71 30

info@meibes.de

http://www.meibes.de

Wolfgang Heinl

schreibt als Fachjournalist für die SHK-Branche, 88239 Wangen im Allgäu, wolfgang.heinl@t-online.de

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