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Flächenheizung und Flächenkühlung

Behaglichkeit aus der Fläche

Mit 46 ordentlichen Mitgliedsunternehmen und drei Fördermitgliedern ist der Bundesverband für Flächenheizungen und Flächenkühlungen (BVF) das offizielle Sprachrohr der Branche für die Anwendung der Heizung im Fußboden, in der Wand und in der Decke sowie neuerdings auch für die Kühlung. Neben ausgefeilten Lösungen für die besonderen Erfordernisse bei der Gebäudemodernisierung gilt die Kühloption als Schlüssel für weiteres Wachstum. Grund genug zu fragen, wie der BVF sich und seine zahlreichen Marketingaktivitäten künftig darauf ausrichtet. Joachim Plate, Geschäftsführer BVF, Hagen, Manfred Falk, Verkaufsbereichsleiter Purmo Werke, Vienenburg, Werner Frieling, Application Manager Flächenheizung Uponor, Ochtrup, und Ulrich Stahl, Leiter der technischen Kundenberatung, KM Europa Metal AG, Osnabrück, stellten sich den Fragen der TGA-Redaktion.

TGA: Der BVF tritt mit einem überarbeiteten Corporate Design in der Öffentlichkeit auf. Ist das Ausdruck für ein neues Selbst­verständnis?

Frieling: Ja. Bisher hatte sich der BVF ausschließlich der Flächenheizung gewidmet. Durch die Veränderungen des Marktes, in dem Flächenheizungen nicht mehr ausschließlich im Fußboden, sondern in allen Umschließungsflächen der Räume installiert werden, kommt hier auch der Bedarfsfall Kühlen über das gleiche System ins Spiel. Ich kann also die Flächenheizung auch perfekt zum Kühlen nutzen. Das neue Logo drückt diese produktspezifische Entwicklung aus. Wir sind dem Markt gefolgt.

TGA: Dem Markt gefolgt? Das klingt, als wenn Ihren Mitgliedern die Systeme nur so aus der Hand gerissen werden…

Plate: Theoretisch ja. In der Praxis muss man aber differenzieren, besser gesagt: investieren. Denn noch ist es nicht landläufig bekannt, dass man mit der Flächenheizung auch kühlen und damit die Behaglichkeit an heißen Sommertagen verbessern kann. Aber: Sobald Bauherren von der Zusatzfunktion erfahren, ist das Interesse sehr hoch. Ein Schwerpunkt unserer Kommunikationsmaßnahmen ist daher die Kühlung. Ein weiteres zentrales Thema ist der mögliche Einsatz der Flächenheizung in der Renovation. Beide Themen kann man sehr gut miteinander kombinieren. Wir wollen die Flächenkühlung als starkes Verkaufsargument etablieren. Während die Flächenkühlung im Objektgeschäft schon seit Jahren erfolgreich genutzt wird und entsprechend bekannt ist, existieren für den privaten Bereich aber noch erhebliche Informationsdefizite.

TGA: Sie sprechen also einen Informations­bedarf bei Baufachleuten an?

Stahl: Ja. Informationsdefizite bestehen insbesondere bei den Verarbeitern, Planern und Architekten. In Deutschland gibt es im Bestand 39 Mio. Wohneinheiten. Drei Viertel davon wurden vor 1979 errichtet und entsprechen nicht der Wärmeschutzverordnung. Diesen Bestand gilt es aus energiepolitischen Gründen (CO2-Einsparung) zu sanieren. Oft geht der Anspruch der Bewohner aber über die von Planern und Installateuren aufgezeigten Möglichkeiten hinaus. Da wollen wir aufklären, dass auch in bestehenden Gebäuden der Einbau einer Flächenheizung und Flächenkühlung sehr wohl möglich ist.

TGA: Welche konkreten Aktivitäten gibt es dazu vom BVF?

Falk: Wir arbeiten eng mit verschiedenen Verbänden des Trockenbaus, der Bodenbelege und der Estrichgewerke zusammen. Gemeinsam entwickeln wir gerade ein Papier zur Festlegung des Bauablaufs im Altbau. Es wird aufzeigen, wie man eine Flächenheizung richtig einsetzt, was beachtet werden muss und wie man sie installiert. Für den Neubaubereich gibt es ein entsprechendes Arbeitspapier bereits seit zehn Jahren. Damit haben wir sehr positive Erfahrungen gemacht.

Plate: Außerdem unterstützen wir den Markt mit Informationen, die wir über unsere Internetseite verbreiten. Dabei richten wir uns an Fachhandwerker, Handwerker, Planer, Architekten, ­Verarbeiter sowie an technisch interessierte Bauherren. Diese finden auf https://www.flaechenheizung.de/ viele Informa­tionen bezüglich unterschiedlicher Aspekte der Flächenheizung und Flächenkühlung. Alleine im letzten Jahr haben ca. 70000 Besucher unsere Website besucht. Darüber hinaus bieten wir während der Geschäftszeiten eine Beratung, per Telefon oder E-Mail. Im letzten Jahr haben wir etwa 700 Anfragen unterschiedlichster Kreise erhalten. Diese Möglichkeit wird sehr viel von Sachverständigen und auch Architekten in Anspruch genommen. Die meisten Fragen beantworten wir direkt. Sehr diffizile Fragen werden in den Gremien des Verbandes besprochen.

TGA: Sinkende Neubautätigkeit im Wohnungsbau und nachlassende Renovierungsbereitschaft haben 2007 der TGA/SHK-Branche ­weniger Aufträge beschert. Andererseits ­bieten die novellierte EnEV 2007 und das hohe Energiepreisniveau gute Rahmen­bedingungen. Was tut der BVF, um die sich daraus ergebenden Potenziale für die Branche zu aktivieren?

Frieling: Die Bundesregierung will die seit Oktober gültige Energieeinsparverordnung weiter verschärfen. Im Mai 2008 soll es einen Referentenentwurf geben, der die Grenzwerte an den maximalen Primärenergiebedarf noch einmal um 30 % herabsetzt. Die energetische Verbesserung der Gebäudehüllen geht somit weiter. Dies spricht für Flächenheizungen. Die Heizlasten werden weiter sinken. Damit wird die Flächenheizung noch attraktiver.

Falk: Die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung für die Reduzierung der CO2-Emissionen können nur erreicht werden, wenn man sich ernsthaft mit dem Gebäudebestand und der energetischen Ertüchtigung auseinandersetzt. Es reicht bei weitem nicht, nur neu errichtete Gebäude auf den aktuellen Stand der Technik zu bringen. Man muss sich auf den Gebäudebestand fokussieren. Wo erreiche ich möglichst schnell die gesteckten Ziele? Das funktioniert am Besten über die Gebäudehülle und die Heiztechnik. Und da sind wir wieder bei der Flächenheizung, dem energiesparenden Niedertemperatur-Heizsystem.

TGA: Die Bundesregierung setzt neben der Energieeinsparung auch auf die Nutzung erneuerbarer Energien und hier besonders auf Solarthermie. Wie stellt sich hier der BVF auf?

Stahl: Das Ideale an der Flächenheizung und Flächenkühlung ist, dass sie unabhängig vom Wärmeerzeuger ist. Sie kann mit allen am Markt befindlichen Konzepten verknüpft werden. Es gehört aber auch zu unseren Überzeugungen, regenerative Ener­gien zu einem möglichst hohen Anteil zu nutzen. Denn das ist die Zukunft. Wir sind eine erfolgreiche Kooperation mit dem Verband für Wärmepumpen eingegangen. Gemeinsam bieten wir Dokumenta­tionen und Vorträge an. Solche Kooperationen können wir uns natürlich sehr gut auch mit Vertretern anderer regenerativer Energieerzeuger vorstellen.

TGA: Ihre Mitgliedsunternehmen haben sich zu erstklassiger Qualität verpflichtet. Gleichzeitig wird der Wettbewerbs- und Preisdruck im Markt immer größer. Wie setzen Sie den Qualitätsanspruch unter diesen Wettbewerbsbedingungen um?

Frieling: Über den Verband wird die Basis geschaffen, qualitativ hochwertige Flächenheiz- und Flächenkühlsysteme zu definieren sowie Normen und Technologien zu entwickeln. Die Unternehmen bringen das Thema durch differenzierte Produk­tideen auf den Markt. Die Unterschiede der einzelnen Anbieter des Verbands liegen also hauptsächlich in dem vielseitigen Produktangebot und in dem vom Kunden benötigten Service.

Falk: Auch der Preisdruck, der aufgrund unterschiedlicher Materialien und auch Qualitäten entsteht, bestimmt den Marktwert. Vielfach fällt es den Anwendern aber schwer, zu differenzieren, dass es innerhalb der angebotenen Systemkomponenten, beispielsweise bei Heizungsrohren oder Dämmstoffen, erhebliche Qualitätsunterschiede gibt, gleichwohl sie optisch identisch aussehen. Auch hier hat es sich der BVF zur Aufgabe gemacht, Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass eine Flächenheizung und Flächenkühlung fest mit dem Baukörper verbunden ist. Wenn dort Schäden auftreten, die möglicherweise aufgrund weniger Cent Preisunterschied entstanden sind, sind schnell mehrere tausend Euro notwendig, um die Schäden zu beheben. Qualität und der wirkliche „Gesamtpreis“ stehen also direkt im Zusammenhang.

TGA: In seiner Satzung verpflichtet sich der BVF, das qualifizierte Systemangebot für Flächenheizungen zu fördern. Was bedeutet das genau?

Stahl: Bei einem Systemangebot sind alle Komponenten aufeinander abgestimmt und die Mindestanforderungen an Systemtechnik nach DIN werden erfüllt. Wenn ein Handwerker sich „sein System“ selbst zusammenstellt, sprich Rohr, Dämmung und Regelung von drei verschiedenen Herstellern bezieht, begibt er sich gewährleistungstechnisch auf sehr dünnes Eis. Von unseren Systemanbietern erhält der Bauherr ein Komplettsystem bei dem Leistung, Qualität und Normen optimal aufeinander abgestimmt sind.

TGA: Ist dem Verbraucher die Bedeutung des Systemangebots bewusst?

Stahl: Leider nein. Daher ist es wichtig, Kommunikationsarbeit zu leisten. Denn der Verbraucher weiß letztendlich nicht, was der Handwerker ihm konkret anbietet. Hier wollen wir gerne einen Beitrag leisten und alle Beteiligten aufklären. Es ist schlichtweg falsch, dass Qualität nicht mehr bezahlbar ist. Die Investition muss sich nicht auf fünf oder zehn Jahre rechnen. Ein Flächenheizungssystem muss heute so beschaffen sein, dass sie ein Häuserleben lang hält.

TGA: Der BVF engagiert sich an der Fortentwicklung des Regelwerks. Angefangen bei der Fortschreibung der europäischen Normenreihe zur Berechnung von Fußbodenheizungssystemen DIN EN 1264 bis hin zur Mitwirkung an der Energieeinsparverordnung. Was ist das Ziel der aktuellen Überarbeitung?

Frieling: Der BVF hat seinerzeit gemeinsam mit den angeschlossenen Unternehmen das Norm-Regelwerk für die Fußbodenheizung geschaffen. 1983 wurde die erste endgültige Fassung verabschiedet. Ab 1989 wurde sie dann in eine europäische Norm DIN EN 1264 umgewandelt und ergänzt. Und jetzt im Jahr 2008 wird sie auf den Bereich Wand und Decke sowie Flächenkühlung erweitert.

Ein weiteres Regelwerk an dem wir mitgearbeitet haben, ist die Normenreihe DIN V 18599. Sie beschreibt sehr dezidiert die regelkonformen Angaben für die einzelnen Segmente, wie Wärmeerzeuger, Wärmeverteilung, Wärmeübergabe, Regeltechnik, Heizung, Lüftung, Warmwasserbereitung etc. Sie ist bereits für Nichtwohngebäude an die Energieeinsparverordnung gekoppelt und soll künftig für alle Gebäude gelten.

TGA: Der gesamte Bereich Flächenheizungen und Flächenkühlungen hat sich zuletzt sehr schnell entwickelt und war von Innovationen, beispielsweise neuen Lösungen für die Renovation oder für die Kühlung, geprägt. Wo liegen Ihrer Einschätzung nach die größten Wachstumspotenziale?

Falk: Ganz klar im Renovationsbereich, in der stärkeren Akzeptanz der Flächenkühlung sowie in der Ausweitung der Flächenheizung vom Boden auf die Wände und Decken. Wenn Sie die Innovation ansprechen, dann ist das ein fortwährender Entwicklungsprozess. Dabei geht es darum, Systeme zu schaffen, die sich möglichst flexibel den vorhandenen Gebäuden anpassen. Die Flächenheizung ist durchaus in der Lage, unter Holzböden und jedem anderen Belag zu funktionieren. Kein anderes System ist so flexibel und kann so vielseitig eingesetzt werden.

TGA: Vielen Dank für das Gespräch.

https://www.flaechenheizung.de/

Werner Frieling

„Flächenheizungen werden heute zunehmend auch in Wänden und Decken installiert und können auch zum Kühlen genutzt werden. Darauf hat sich der BVF neu ausgerichtet.“

Joachim Plate

„Im Objektgeschäft ist die Flächenkühlung eine feste Größe, für den Privatbereich gibt es aber bei den Branchenakteuren noch erhebliche Informations­defizite.“

Ulrich Stahl

„Das Ideale an Flächenheizungen und Flächenkühlungen ist, dass sie unabhängig vom Energie­erzeuger sind und sehr gut mit ­erneuerbaren Energien kombiniert werden können.“

Manfred Falk

„Vielen Anwendern fällt es schwer, zu differenzieren, dass es innerhalb der angebotenen System­komponenten erhebliche Qualitätsunterschiede gibt, weil sie oft optisch identisch aussehen.“

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