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Beim Wärmepumpenhochlauf gibt es ein Problem: Der Wärmepumpen-Strompreis liegt oft unerkannt deutlich unter dem „kommunizierten“ Strompreis.
Die häufigste Assoziation mit Strom dürfte in Deutschland sein: „Teuer“ oder „zu teuer“. Wenn man über die Landesgrenzen schielt, ist da viel Wahres dran. Wenn man aber nicht genauer hinschaut, kann man falsche Schlüsse ziehen, insbesondere wenn man die Wirtschaftlichkeit für den Umstieg auf eine Wärmepumpe überschlägig berechnet.
Werden Strompreise allgemein kommuniziert, gelten sie für bestimmte Verbrauchergruppen. Für den Wärmepumpenhochlauf ist der Haushalts-Strompreis relevant. Aufgrund der Preisbildung gelten kommunizierte Strompreise für einen bestimmten Verbrauch (Bezugswert), z. B. für 3500 kWh/a und den Mix der zugrundeliegenden Tarife.
Ist der tatsächliche Verbrauch kleiner als der Bezugswert, ist der spezifische Preis pro Kilowattstunde (effektiver Arbeitspreis) bei der gleichen Tarifstruktur höher. Bei einem höheren Stromverbrauch sinkt der effektive Arbeitspreis (in der Grafik: „tatsächlicher Haushalts-Strompreis)“. Hintergrund sind der Grundpreis für die Netznutzung, der Messstellenbetrieb und frei kalkulierte Grundkosten des Energielieferanten (in der Grafik mit insgesamt 120 Euro/a angenommen).
Reduziertes Netzentgelt für SteuVE
Erwägt man ernsthaft den Umstieg auf eine Wärmepumpe, sollten ihr auch nur die tatsächlich hinzukommenden Stromkosten zugeordnet und die Grundkosten beim Haushalt belassen werden. Wird die Wärmepumpe nach dem (Basis-)Modul 1 als Steuerbare Verbrauchseinrichtung (SteuVE) bei einem Anschlusswert über 4,2 kW inklusive Heizstab bzw. Notheizvorrichtung mit dem Stromnetz verbunden, gibt es einen vom Netzentgelt vor Ort abhängigen pauschalen Nachlass.
Bei einem durchschnittlichen Netzentgelt-Arbeitspreis von 12 Ct/kWh (brutto) liegt er bei durchschnittlich etwa 170 Euro/a, wovon man nach Abzug der Dimm-Technikkosten nur 90 Euro/a anzusetzen kann. In der Grafik wird dies bei den Kurven „tatsächlicher Wärmepumpen-Strompreis“ berücksichtigt.
Nimmt man den hohen Haushalts-Strompreis von 32 Ct/kWh (bei 3500 kWh/a) und einen WP-Stromverbrauch von 5500 kWh/a an, ergibt sich ohne SteuVE-Pauschale ein mittlerer Strompreis von 29,90 Ct/kWh. Die Wärmepumpe verbilligt bei dieser Betrachtung den Haushaltsstrom und erzeugt Wärme mit einem hohen Strompreis (so wie oft dargestellt).

JV
Deutlich andere Stromkosten für die Wärmepumpe
Die Kurven „tatsächlicher Wärmepumpen-Strompreis“ ordnen den Grundpreis dem Haushaltstrom zu und berücksichtigen zusätzlich den „negativen Grundpreis“ aus der SteuVE-Pauschale. Bei einer Netzentnahme von 5500 kWh/a ergibt sich ein effektiver WP-Strompreis von 26,94 Ct/kWh mit einem Abstand von 5,06 Ct/kWh zum Nennpreis (absolut: −278 Euro/a).
Der WP-Strompreisabstand WP-A lässt sich sehr einfach aus dem Bezugswert für den Haushaltsstrompreis BW, dem Grundpreis GP, dem Strombedarf für die Wärmepumpe SB und dem anrechenbaren Wert für die SteuVE-Pauschale aP berechnen:
WP-A = GP / BW + aP / SB
Und mit den vorstehen benutzten Werten:
WP-A = 120 Euro/a / 3500 kWh/a + 90 Euro/a / 5500 kWh/a
= 3,43 Ct/kWh + 1,63 Ct/kWh = 5,06 Ct/kWh
Der effektive WP-Strompreis WP-S für Modul 1 ergibt sich dann aus dem Nennpreis NP abzüglich des WP-Strompreisabstands WP-A:
WP-S = NP – WP-A = (32,0 − 5,07) Ct/kW = 26,94 Ct/kWh
Die „Hebel“
Der Grundpreis GP wird in den meisten Verteilnetzen durch den vom Verbrauch unabhängigen Netzentgelt-Grundpreis geprägt. 2024 lag er gewichtet in Bundesdurchschnitt rund 89 Euro/a (brutto) und variierte von 12 bis 190 Euro/a und lag bei 24 Verteilnetzbetreibern bei 0 Euro/a. Für den
Der anrechenbare Wert für die SteuVE-Pauschale aP ergibt sich im Normalfall aus dem 750-fachen Netzentgelt-Arbeitspreis (brutto). Der Netzentgelt-Arbeitspreis lag 2024 im gewichteten Bundesdurchschnitt bei 13,3 Ct/kWh mit einer Streuung von 6,72 bis 39,2 Ct/kWh (brutto).
Ausblick
Der Haushaltsstrompreis liegt im bundesweiten Mittel für Neukunden inklusive Boni Ende Mai 2025 bei etwa 29 Ct/kWh. Die untere Preiskurve mit einem Nennpreis von 24 Ct/kWh wird somit erst in Kombination mit günstigen Alternativanbietern und der im Koalitionsvertrag angekündigten Strompreisabsenkung um 5 Ct/kWh möglich.
Der WP-Strompreis für einen Netzentnahme von 5500 kWh/a würde dann bei 18,93 Ct/kWh liegen. Das entspricht WP-Stromkosten von 1040 Euro/a. Bei einer Jahresarbeitszahl von 3,3 und einem Jahresnutzungsgrad der alten Gas-Heizung von 0,83 ergibt sich ein Gasverbrauch von 21.850 kWh/a. Bei einem Gaspreis von 9,5 Ct/kWh kommt eine Gasrechnung von 2075 Euro/a.
Die Kurvenverläufe und der Term aP / SB mit konstantem Nenner zeigen auch, dass bei einer Netzentnahme unter etwa 4000 kWh/a der WP-Strompreis schnell sinkt (bei ohnehin schon niedrigen WP-Stromkosten). Beim Nennpreis von 32 Ct/kWh liegt der WP-Strompreis bis 3500 kWh/a WP-Strom unter 26 Ct/kWh.
Wichtig ist:
● In jedem Verteilnetzgebiet gelten etwas andere Bedingungen. Projektspezifisch werden die Ergebnisse somit abweichen.
● Bei einer Netzentnahme für die WP von über rund 4000 kWh/a können WP-Stromtarife mit separatem Stromzähler günstiger sein. Ob sich dies unter Berücksichtigung aller Kosten lohnt, hängt vom Einzelfall ab (technischer Aufwand zur Realisierung des Messkonzepts, Netzentgelt-Grundpreis und –Arbeitspreis im Verteilnetzgebiet). ■
Quelle: eigene Berechnungen / jv
Gute Ideen für den Wärmepumpenhochlauf
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