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Klinikum Bremerhaven/Reinkenheide

Musterbeispiel für Energieeinsparung

Bei der Eröffnung 1976 war das Klinikum Bremerhaven im Stadtteil Reinkenheide mit seinen 680 Betten das modernste seiner Art im Land Bremen. Bis heute konnte es seine Spitzenstellung als Therapie- und Diagnosezentrum ausbauen. Im Gegensatz dazu haben nach heutigen Maßstäben die gebäudetechnischen Anlagen über die Betriebsjahre ihre Leistungsfähigkeit und Effizienz eingebüßt, insbesondere im Hinblick auf den Energieverbrauch. 2004 wurden rund 2 Mio. Euro für den Bezug von Primärenergie aufgewendet. Es bestand dringender Handlungsbedarf für eine umfassende Sanierung und Modernisierung. Jürgen Breuer, Technischer Leiter des Klinikums: „Nach 30 Jahren und durch zusätzlich schnell steigende Energiepreise hatte sich ein Mount Everest an Sanierungsbedarf aufgehäuft, der gar nicht mit Haushaltsmitteln zu realisieren gewesen wäre.“

Mit einer von der Klimaschutzagentur „Bremer Energie-Konsens“ erstellten Ausschreibung im Frühjahr 2006 wurde das Vergabeverfahren für das Energiespar-Contracting-Projekt europaweit gestartet. Die Agentur steuerte den Vergabeprozess und stand auch während der Realisierungsphase dem Bauherrn beratend zur Seite. Breuer: „Ein Energiespar-Contracting-Projekt ohne Erfahrungen auf eigene Faust auszuschreiben, ist kaum möglich. Zurücklehnen kann man sich als Betreiber trotzdem nicht. Die Technikabteilung muss während der gesamten Maßnahme mitmachen. Den eigenen Aufwand dafür sollte man nicht unterschätzen.“

Den Zuschlag bekam die Siemens-Division Building Technologies mit einem Angebot, das eine Reduktion des Jahresenergieverbrauchs um 25 % garantierte. Die vorgelegten Konzepte der einzelnen Bieter unterschieden sich allerdings wie Tag und Nacht. Breuer: „SBT hat unseren ganzen Laden auseinander genommen, andere Bieter hatten deutlich weniger in ihr Angebot investiert.“ Ullrich Brickmann, Leiter Marketing der SBT Energy and Environmental Solutions, zu dem positiv aufgefallenen Engagement: „Wer nicht weiß, was in (s)einem Gebäude passiert, kann es auch nicht optimieren.“ Die baulichen Maßnahmen sowie die Modernisierungs- und Optimierungsmaßnahmen der technischen Anlagen begannen im April 2006 und dauerten rund zwölf Monate, da nahezu alle notwendigen Baumaßnahmen im laufenden Betrieb durchgeführt werden mussten.

120 Einzelmaßnahmen realisiert

Die umgesetzten rund 120 Maßnahmen betrafen alle gebäudebetriebstechnischen Einrichtungen, wie die Heizungsinfrastruktur, Kälteerzeugung, Erneuerung der Großküchenspülmaschinen, medizinische Druckluftversorgung, Niederspannungshauptversorgung, Dampfsterilisatoren sowie die gesamte Gebäudeautomation mit Managementsystem und Energieoptimierungsprogrammen. Die über 70 raumlufttechnischen Anlagen wurden komplett entkernt und nach dem neuesten Stand der Technik wieder aufgebaut. Um dabei mit den vorhandenen Technikräumen auszukommen, wurden einige Anlagen zu größeren Einheiten zusammengefasst.

Die Energieeinsparungen sind beachtlich, wie Breuer an einigen Beispielen aufzeigt. So konnte der Energiebedarf für Ferndampf zur Klimatisierung, zum Kochen und zur Sterilisation um rund 6200 MWh oder um 72 % verringert werden, was dem thermischen Energieverbrauch von rund 350 Einfamilienhäusern entspricht. Die Klimaanlagen, die nicht zum Operationsbereich oder zur Intensivpflege gehören, beginnen jetzt erst bei einer Außentemperatur von 2 °C zu heizen. Bevor die Temperatur unter diesen Grenzwert sinkt, kann über ein hocheffizientes Wärmerückgewinnungssystem der Abluft soviel Energie entzogen werden, dass kein zusätzlicher Heizbetrieb notwendig ist.

Ein weiteres großes Einsparpotenzial konnte durch die bedarfsgerechte Wärmeversorgung des Gebäudes erschlossen werden. Durch den Einsatz von hocheffizienten Umwälzpumpen werden rund 50 MWh Strom pro Jahr eingespart. Durch die Erneuerung der Heizkreisregelung werden die Raumtemperaturen innerhalb der Nachtstunden, beziehungsweise außerhalb der Nutzungszeiten, in bestimmten Gebäudebereichen abgesenkt. Die Energieeinsparung für die Raumheizung liegt bei rund 5000 MWh oder 50 %, das ist in etwa soviel wie 280 Einfamilienhäuser verbrauchen.

Energiespar-Contracting

Energiespar-Contracting ist eine vertraglich vereinbarte Dienstleistung zwischen einem Unternehmen (Contractor oder auch Energiesparpartner) und einem Gebäudeeigner (Auftraggeber). Der Contractor führt in dem Gebäude Investitionen und Maßnahmen zur Energieeinsparung durch. Seine Aufwendungen werden durch den Erfolg der Einsparmaßnahmen, also über die reduzierten Energiekosten des Gebäudes, vergütet. Der Gebäudeeigner muss nicht investieren, trägt kein Risiko und ist trotzdem am Erfolg der Einsparmaßnahme beteiligt. Dieses Modell zur intelligenten Modernisierung mit gesicherter Finanzierung ist besonders für größere Liegenschaften oder Gebäudegruppen wie Krankenhäuser, Schwimmbäder, Universitäten, Schulen und Justizvollzugsanstalten geeignet. Im Unterschied zum Anlagen-Contracting umfasst das Energiespar-Contracting Maßnahmen, die hinter dem Zähler ansetzen, also alle Maßnahmen, die den Verbrauch von Wärme oder Strom reduzieren. Der Hauptvorteil beim Energiespar-Contracting liegt darin, dass der Gebäudeeigner zweifach entlastet wird: Zum einen von der organisatorischen Umsetzung der Energiesparmaßnahmen und zum anderen von der finanziellen Belastung, die mit den Investitionen verbunden ist.

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