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Wärmeerzeugung und Wohnungslüftung

Die Technik für morgen gibt es schon heute

Kompakt informieren

  • Die neue Bundesregierung hat die Energiewendeziele der vorherigen Legislaturperiode bestätigt. Im Gebäudebereich hat sich dies rechtlich bisher kaum ausgewirkt. Die Bautechnik und -ausführung hatte bereits 2012 die ab 2016 gültige Anforderungsstufe überholt.
  • Die Energieträgerstruktur im Wärmemarkt verschiebt sich langsam: Erdgas stagniert, Heizöl verliert, erneuerbare Energien und Strom als Antriebsenergie für Wärmepumpen legen zu.
  • Die Modernisierung der Heizungstechnik bietet ein Energieverbrauchsminderungspotenzial, das etwa dem einer Hüllflächensanierung auf EnEV2009-Niveau entspricht. Die Kosten sind jedoch deutlich niedriger.
  • Mit dem kommenden Niedrigstenergiegebäude wird die kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung zum impliziten Standard.

Deutschland stehen nur sehr begrenzt eigene Ressourcen an fossilen Energieträgern zur Verfügung, die Energieversorgung basiert jedoch überwiegend auf Mineralöl, Erdgas, Steinkohle und Braunkohle. Mineralöl und Erdgas sind auch die dominanten Energieträger zur Erzeugung von Raumwärme und zur Trinkwassererwärmung. Die hohe Abhängigkeit von Energieimporten geht mit wirtschaftlichen und auch politischen Risiken einher. Deshalb sind Energieeinsparung und Energieeffizienz nicht nur Aspekt des Klimaschutzes, sondern auch der zukünftigen volkswirtschaftlichen Stabilität.

Etwa 42,5 % des Endenergieverbrauchs entfallen auf den expandierenden Gebäudesektor (Privathaushalte sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen). Trotz des demografischen Wandels existiert in Deutschland ein Bedarf an zusätzlichem Wohnraum. Die Neubaurate im Wohnungsbau ist zwar vergleichsweise gering, die Wohnfläche steigt jedoch wegen des geringen Rückbaus insgesamt und pro Kopf Abb. 2. Die privaten Haushalte haben einen Anteil von 27 % (2012, ohne Kraftstoffe) am Endenergieverbrauch und nutzen etwa 70 % der Endenergie für Raumwärme und weitere 15 % für die Trinkwassererwärmung.

Energetische Standards werden in Deutschland im Wesentlichen durch die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) rechtlich definiert. Der Hauptfokus liegt dabei auf dem Neubau. Mit dem Stand der Technik, beispielsweise die Kombination von Gas- und Öl-Brennwertwärmeerzeuger und einer solarthermischen Anlage, sind die Standards problemlos realisierbar. Das aktuelle Baugeschehen zeigt allerdings, dass der überwiegende Teil der Bauvorhaben mit einem besseren energetischen Standard, als er gesetzlich gefordert ist, errichtet wird. Die aktuelle EnEV-Novelle sieht ab 2016 eine etwa 25%ige Verminderung des zulässigen Primärenergiebedarfs vor. Auch diese ist bereits Realität1). Angereizt wird dies durch Förderprogramme, auch bei der Vollsanierung im Bestand werden die Neubauanforderungen häufig deutlich unterschritten.

Die Motivation, energiesparende Technologien einzusetzen, resultiert häufig aus der wirtschaftlichen Überlegung, die Kosten für Energie auch in Zukunft niedrigzuhalten. Einen finanziellen Anreiz zum Einsatz der neuen Technologien bieten verschiedene Fördermöglichkeiten. Bei überproportionaler Erfüllung der neuen technischen Standards können entweder Zuschüsse oder zinsgünstige Darlehen in Anspruch genommen werden. Selbst die Teil- oder Komplettfinanzierung über einen Kredit verursacht sehr oft geringere Kosten als die ehemaligen Heizkosten.

Trends in der Energieträgerstruktur

Die Verknappungen und Verteuerungen fossiler Energieträger sowie die negativen Auswirkungen ihrer Nutzung sind hinreichend beschrieben. Fossile Energieträger dominieren jedoch die Wärmeversorgung, wobei insgesamt der Heizwärmebedarf durch die Verbesserung der energetischen Qualität der Gebäude sowie die Einbindung regenerativer Quellen trotz der steigenden Wohnfläche langsam sinkt. In etwa vier Fünftel aller Heizungsanlagen wird Heizöl und Erdgas verwendet, bezogen auf die Anzahl der Wohnungen hat Erdgas einen Anteil von 49,2 % und Heizöl von 29,0 % (beide Angaben: 2012).

Dabei ist der Rückgang von Heizöl in der Beheizungsstruktur des Wohnungsbestands mit ca. 0,3 Prozentpunkten pro Jahr prägnant. Durch die mannigfaltige Verwendung von Erdölprodukten existieren starke Angebots- und Preisabhängigkeiten. Zu prognostizieren ist, dass Heizöl zukünftig eine weiter sinkende Bedeutung im Heizungsmarkt haben wird. Erdgas hingegen weist einen stabilen und leicht steigenden Anteil auf. Insgesamt ist die Anwendung von Gas im Vergleich zu Öl mit weniger Aufwand verbunden.

Die Preisvorteile von Heizöl gegenüber Erdgas, die in der Vergangenheit für die Verbraucherentscheidung entscheidend waren, existieren heute nicht mehr. Weiterhin hat Deutschland eine leistungsfähige Infrastruktur in der Gasversorgung mit Speicherkapazitäten für mehrere Monate. Damit existiert eine wichtige Voraussetzung, regenerativ erzeugte gasförmige Brennstoffe infrastrukturell einzubinden, zu verteilen und zu speichern. Beispiele sind aufbereitetes Biogas, die Beimischung von Elektrolyse-Wasserstoff oder Elektrolyse-Wasserstoff mit nachgeschalteter Methanisierung (Power-to-Gas) und aus Biomasse synthetisch erzeugtes Erdgas (Bio-SNG).

Weiterhin nimmt die Bedeutung von Gas durch die dezentrale Stromerzeugung mit KWK-Systemen zu. Aus Sicht der Erdgasbranche ist Gas, in erster Linie ist damit Methan gemeint, noch nicht auf der Energiewende-Agenda richtig angekommen. Es deutet aber vieles darauf hin, dass gasförmige Brennstoffe auch mittelfristig eine tragende Rolle bei der Energieversorgung spielen werden.

Elektrische Energie wird zur Deckung des Wärmebedarfs sowohl als direkter (Stromdirektheizung, elektrische Durchlauferhitzer, elektrische Speicherheizsysteme) als auch indirekter (Wärmepumpen) Energieträger verwendet. Zudem hat er eine außerordentliche Bedeutung als Hilfsenergie. Der Anteil regenerativ erzeugten Stroms steigt, wodurch der Primärenergiefaktor für den Strommix sinkt. Bei der energetischen Bewertung von mit Strom betriebenen oder angetriebenen Anlagen werden diese folgerichtig positiver beurteilt. Parallel dazu sorgen Ökodesignvorgaben und die Preisentwicklung dafür, dass elektrisch angetriebene Systeme immer effizienter werden. Beispielsweise lassen sich schon seit einigen Jahren hohe und wirtschaftliche Einsparpotenziale durch Bestandsmodernisierung mit hocheffizienten Pumpen und Ventilatoren erschließen.

Erneuerbare Energien

Die Substitution fossiler Energieträger durch erneuerbare Energien erfolgt im Vergleich zum Stromsektor viel langsamer. Bezogen auf die Fallzahl hat die Nutzung solarthermischer Energie im Wesentlichen zur Trinkwassererwärmung aber auch zur Unterstützung des Heizsystems die größte Bedeutung. Jeder dritte Wärmeerzeuger wird nach der BDH-Statistik derzeit mit einer solarthermischen Anlage kombiniert. 2013 wurden etwa 136 000 neue Solarthermieanlagen mit einer Kollektorfläche von 1,02 Mio m2 zugebaut, der Bestand lag Ende 2013 bei 1,94 Mio. Anlagen mit 17,5 Mio. m2.

An der gesamten Endenergiebereitstellung aus erneuerbaren Energien hatte Solarthermie im Jahr 2012 allerdings mit 6,7 Mrd. kWh Abb. 3 nur einen Anteil von 2,1 % (zum Vergleich: die Wärmebereitstellung aus biogenen Brennstoffen hat einen Anteil von 38,7 %). Bezieht man den solarthermischen Anteil auf die Wärmebereitstellung (138,3 Mrd. kWh), lag 2012 ihr Anteil bei 4,8 %, der Anteil von biogenen Brennstoffen betrug 82,3 %. Insgesamt werden etwa 10 % des Endenergieverbrauchs für Wärme (inklusive Prozesswärme) über erneuerbare Energien gedeckt.

Nachwachsende feste Brennstoffe werden als Holzpellets, Scheitholz oder Hackschnitzel in entsprechenden Öfen oder Heizkesseln eingesetzt. Flüssige oder gasförmige Energieträger, die erneuerbaren Quellen entstammen, werden dezentral durch Einspeisung ins Gasnetz oder Beimischung zum Heizöl bzw. ungemischt dezentral genutzt. Während der Beitrag biogener Gase an der Wärmebereitstellung kontinuierlich gestiegen (2012: 12,51 Mrd. kWh) ist, ist die Menge an biogenen flüssigen Brennstoffen für die Wärmebereitstellung vom bisherigen Höchstwert im Jahr 2009 mit 1,65 Mrd. kWh bis zum Jahr 2012 mit 0,36 Mrd. kWh deutlich gesunken.

Umweltwärme (Luft, Wasser, Erdreich) dient als Quelle für den Betrieb von Wärmepumpen. Sie kann aber auch direkt im Sommerfall zu Kühlzwecken genutzt werden. 2012 lag ihr Beitrag an der Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien mit 7,9 Mrd. kWh bei 5,7 % Abb. 4.

Als Energieträger kann auch bereits erzeugte Wärme angesehen werden, beispielsweise die Nutzung des Energiegehaltes der Abluft im Wohnbereich durch Systeme zur kontrollierten Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Häufig werden diese Anlagen zur Vermeidung von Feuchte- und Schimmelschäden, zur Verbesserung der Behaglichkeit sowie zur Sicherstellung der Funktionalität der Bausubstanz eingesetzt, wobei sie zusätzlich Energie einsparen und die Heizlast senken. Der ab 2019 bzw. 2021 geforderte Niedrigstenergiegebäude-Standard ist aus heutiger Sicht nur mit Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung realisierbar.

Brennwertwärmeerzeuger

Werden die fossilen Energieträger Heizöl und Erdgas zur Wärmebereitstellung eingesetzt, markiert die Brennwerttechnik den Stand der Technik. Sie ermöglicht die höchste Effizienz, die mit der konventionellen Feuerungstechnik erreichbar ist. Bestmögliche Modulationsbereiche, Verträglichkeit gegenüber Bioöl- bzw. Biogasbeimischungen sowie eine ausgeklügelte Regelungstechnik und stromsparende Komponenten sind grundlegende Voraussetzungen, um die Potenziale der Brennwerttechnik erschließen zu können.

Mithilfe der Brötje Energiematrix können beispielhaft die energetischen und finanziellen Einsparpotenziale aufgezeigt werden. Sie erlaubt die Darstellung der energetischen und monetären Einsparungen von Sanierungsmaßnahmen anhand von repräsentativen Beispielgebäuden. So kann sehr anschaulich die Wirkung von unterschiedlichsten Methoden zur Verbesserung der Energieeffizienz aufgezeigt werden. Dies hilft bei der Entscheidungsfindung, welche Maßnahme ergriffen werden sollte.

Abb. 5 zeigt ein typisches Einfamilienhaus aus dem Baujahr 1963. Der Jahresendenergiebedarf liegt vor einer Sanierung bei 58 453 kWh/a, das entspricht 350 kWh/(m2 a). Der Jahresprimärenergiebedarf liegt bei 71 778 kWh/a, das entspricht 430 kWh/(m2 a).

  • Die gelbe Variante zeigt die Verringerung der Energiebedarfe durch eine Sanierung der Hülle (15 cm Außendämmung, Fenstererneuerung, Dachdämmung, Dämmung der Kellerdecke):
    • der Jahresendenergiebedarf sinkt um 35,0 % auf 37 989 kWh/a bzw. 228 kWh/(m<sup>2</sup> a) und
    • der Jahresprimärenergiebedarf sinkt um 39,6 % auf 43 376 kWh/a bzw. 260 kWh/(m<sup>2</sup> a).
  • Die grüne Variante zeigt die Verringerung des Energiebedarfs nach einer Erneuerung des Wärmeerzeugers durch einen Gas-Brennwertheizkessel mit Verbrennungsoptimierung, hoher Modulation und hocheffizienten Pumpen:
    • der Jahresendenergiebedarf sinkt um 24,4 % auf 44 206 kWh/a bzw. 265 kWh/(m<sup>2</sup> a) und
    • der Jahresprimärenergiebedarf sinkt um 29,9 % auf 50 352 kWh/a bzw. 301 kWh/(m<sup>2</sup> a).

Es wird deutlich, dass die Energiebedarfe mit einer Hüllensanierung hier im Vergleich zur Erneuerung des Wärmeerzeugers stärker sinken. Betrachtet man diese Maßnahmen jedoch wirtschaftlich, zeigt sich, dass der Austausch des Heizkessels wesentlich geringerer Investitionen bedarf und damit eine deutlich kürzere statische Amortisation erreicht.

Abb. 6 zeigt die gleichen Betrachtungen anhand eines typischen Einfamilienhauses aus dem Baujahr 1980. Der Jahresendenergiebedarf liegt vor einer Sanierung bei 43 493 kWh/a, das entspricht 260 kWh/(m2 a). Der Jahresprimärenergiebedarf liegt bei 49 505 kWh/a, das entspricht 296 kWh/(m2 a).

  • Die gelbe Variante zeigt wieder die Verringerung der Energiebedarfe durch eine Sanierung der Hülle (15 cm Außendämmung, Fenstererneuerung, Dachdämmung, Dämmung der Kellerdecke):
    • der Jahresendenergiebedarf sinkt um 29,0 % auf 30 878 kWh/a bzw. 185 kWh/(m<sup>2</sup> a) und
    • der Jahresprimärenergiebedarf sinkt um 28,5 % auf 35 378 kWh bzw. 212 kWh/(m<sup>2</sup> a).
  • Die grüne Variante zeigt wieder die Verringerung des Energiebedarfs nach einer Erneuerung des Wärmeerzeugers durch einen Gas-Brennwertheizkessel mit Verbrennungsoptimierung, hoher Modulation und hocheffizienten Pumpen:
    • der Jahresendenergiebedarf sinkt um 35,1 % auf 28 237 kWh/a bzw. 169 kWh/(m<sup>2</sup> a) und
    • der Jahresprimärenergiebedarf sinkt um 34,1 % auf 32 615 kWh/a bzw. 195 kWh/(m<sup>2</sup> a).

Auffällig ist, dass mit jüngeren Gebäuden ein Kesseltausch nicht nur die oben erwähnten wesentlich besseren wirtschaftlichen Randbedingungen aufweist, sondern hier auch eine stärkere Senkung der Bedarfe ermöglicht.

Thermische Solaranlagen

Thermische Solaranlagen sind aus der heutigen und zukünftigen Heizungstechnik nicht mehr wegzudenken. Sie nutzen nicht nur die kostenfreie Strahlungsenergie der Sonne, sondern ersetzen häufig den konventionellen Wärmeerzeuger im Sommer, wenn dessen Effizienz für die reine Trinkwassererwärmung technisch bedingt geringer ist.

Häufig wird der Nutzen thermischer Solaranlagen unterschätzt. Man liest die gewonnenen Kilowattstunden am Wärmemengenzähler der Solaranlage ab und setzt diesen Betrag mit der eingesparten Energie gleich. Dies ist jedoch nicht richtig, da man die Energie betrachten muss, die der Heizkessel aufwenden müsste, um die gleiche Energie dem Speicher zur Verfügung zu stellen. Dann wird man feststellen, dass der Effekt einer thermischen Solaranlage höher und damit die Amortisationszeit kürzer ausfällt. Wichtig ist dabei, dass die für die Einbindung der Solaranlage installierte Technik die Wärmeverluste in der Heizsaison nicht oder nur geringfügig erhöht. Abb. 7 verdeutlicht das mit der Brötje Energiematrix ermittelte Einsparpotenzial von thermischen Solaranlagen.

Wärmepumpen

Wärmepumpen nutzen Umweltwärme (Erdreich, Grundwasser oder Außenluft) und heben das Temperaturniveau durch einen meist elektrisch angetriebenen Kältekreislauf auf ein für Heizzwecke erforderliches Niveau. Ausschlaggebend für die Systemeffizienz ist die Differenz zwischen der Temperatur der Quelle und der Temperatur des Heizungssystems. Je geringer dieser Temperaturhub ist, umso effizienter arbeitet die Wärmepumpe.

Aus diesem Grund ist ein monovalenter Betrieb mit einer temperaturstabilen Quelle anzustreben, wie er beispielsweise durch erdreichgekoppelte Sole/Wasser-Wärmepumpen erreicht wird. Auch mit Luft/Wasser-Wärmepumpen ist ein monovalenter Betrieb möglich; sind im Bestand hohe Vorlauftemperaturen erforderlich, ist häufig aber ein monoenergetischer oder bivalenter Betrieb unter Nutzung eines weiteren Energieträgers wirtschaftlicher. Auf der Abnehmerseite sind mit niedrigen Temperaturen zu betreibende Systeme anzustreben.

Mit der steigenden Qualität des Wärmeschutzes im Neubau und bei Sanierungsmaßnahmen ist davon auszugehen, dass der Marktanteil von Wärmepumpen steigt. Auf eine fachgerechte Dimensionierung der Quellenerschließung ist zu achten, damit über die gesamte Nutzungsdauer (mehrere Jahrzehnte) eine ausreichende Regeneration stattfinden kann. Wird über die Erdwärmesonden zusätzlich eine sommerliche Kühlung realisiert, lässt sich Gesamtenergieeffizienz eines Gebäudes durch zwei Effekte verbessern: den Verzicht auf eine konventionelle Kälteerzeugung und die bessere thermische Regeneration des Erdreichs. Wichtig ist auch, im Solekreislauf auf geringe Druckverluste zu achten und hocheffiziente Pumpen einzusetzen. Abb. 8 verdeutlicht das mit der Brötje Energiematrix ermittelte Einsparpotenzial von Sole/Wasser-Wärmepumpen am Beispiel eines Einfamilienhauses.

Biomasse-Heizkessel

In der BDH-Absatzstatistik haben zentrale Heizungsanlagen auf der Basis von fester Biomasse als Energieträger einen Marktanteil von ca. 4 % (2013). Durch den Einsatz von Holzpellets, Scheitholz und Hackschnitzel sinkt der Primärenergiebedarf erheblich, der Endenergiebedarf und die eingekaufte Energiemenge steigen jedoch. Randbedingungen wie Verfügbarkeit, höhere Investitionskosten, höherer End- und Hilfsenergiebedarf, höherer Platzbedarf und aufwendigere Wartung lassen vermuten, dass der Anteil entsprechender Wärmeerzeuger stabil bleibt aber nicht überproportional steigt.

Zudem ist zu beachten, dass die sehr günstige primärenergetische Bewertung nachwachsender Brennstoffe (auch in der Fern- und Nahwärmeversorgung) andere sinnvolle Maßnahmen primärenergetisch unattraktiv erscheinen lässt, obwohl sie endenergetisch hohe Potenziale aufweisen.

Kraft-Wärme-Kopplung

Ein Trend, vorwiegend in Sanierungsmaßnahmen, ist der Einsatz von Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung. Für die gleichzeitige Strom- und Wärmeproduktion stehen ausgereifte Systeme zur Verfügung. Voraussetzungen für einen technisch optimalen und wirtschaftlichen Betrieb sind lange Laufzeiten und ein möglichst hoher Selbstnutzungsanteil des erzeugten Stroms. Dann sinkt der Primärenergiebedarf durch die Nutzung der Abwärme aus der Stromerzeugung, der Brennstoffbedarf steigt jedoch mindestens um den Endenergiebetrag der erzeugten elektrischen Energie. Wirtschaftliche Vorteile ergeben sich durch die geringeren Strombezugskosten. Wie sich die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und die Überprüfung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) auf die Wirtschaftlichkeit von kleinen KWK-Anlagen auswirken, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen.

Gebäudelüftung

Mit der Dichtheit der Gebäudehülle verringert sich die natürliche Infiltration. Lüftungstechnische Maßnahmen sind erforderlich, wenn der notwendige Luftvolumenstrom zum Feuchteschutz größer als der Luftvolumenstrom durch Infiltration ist (DIN 1946-6). Der Lüftungsbedarf für Behaglichkeit und den sicheren Abtransport von Schadstofflasten ist jedoch bei wohnungsähnlicher Nutzung deutlich höher als der zum Feuchteschutz.

Für neu zu errichtende oder zu modernisierende Gebäude mit lüftungstechnisch relevanten Änderungen (beispielsweise dicht schließende Fenster) ist nach DIN 1946-6 ein Lüftungskonzept zu erstellen. Mit diesem ist festzustellen, ob lüftungstechnische Maßnahmen erforderlich sind. In den meisten Fällen ist eine mechanische Lüftung erforderlich, die dann mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet sein sollte. Dies ist die einzige Möglichkeit, den gegenüber dem Transmissionswärmeverlust anteilsmäßig steigenden Lüftungswärmeverlust zu verringern. Neubauten und umfassende Sanierungsvorhaben sind ohne Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung kaum noch zu vertreten. Abb. 9 verdeutlicht das mit der Brötje Energiematrix ermittelte Einsparpotenzial durch den Einsatz von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung.

Heizungstechnische Aspekte

Neben den beispielhaft beschriebenen Varianten moderner Heizungstechnik schreitet die Kombination der Systeme weiter fort (Hybridisierung). Ein zukunftsträchtiges System besteht aus mehreren Energiequellen, häufig eine Kombination aus konventionellen und regenerativen Energieträgern. Geeignete Pufferspeicher sammeln die Wärme und stellen sie den Verbrauchern zur Verfügung.

Besonderes Augenmerk muss auf die Wärmeverteilung, Wärmespeicherung und Übergabe gerichtet werden. Ein Hydraulischer Abgleich der Systeme ist genauso zwingend erforderlich wie eine optimale Abstimmung der Komponenten, der Einsatz hocheffizienter Pumpen, eine vollständige Dämmung sämtlicher Anlagenteile und eine Minimierung der Verlustoberflächen.

Als Konsequenz moderner energetisch optimierter Heizungssysteme steigen die Anforderungen an die Steuerung und Regelung. Wärmebedarfe müssen dynamisch erfasst werden und es darf nur dann Wärme bereitgestellt werden, wenn auch ein Bedarf vorhanden ist. Den regenerativen Quellen ist Vorrang zu geben, das bedeutet zum Beispiel, dass ein Speicher nicht mittels Kessel geladen wird, wenn Solarwärme zur Verfügung steht oder in Kürze zur Verfügung stehen wird.

Ausblick zu wirtschaftlichen Aspekten

Neben dem Beitrag zum Klimaschutz durch Energie- und Ressourceneffizienz sollte sich jede (Mehr)Investition in anspruchsvolle Heizungstechnik auch wirtschaftlich darstellen lassen, da sie wohl auch künftig nicht zum Statussymbol avancieren wird.

Grundsätzlich ist jede Investition, die zu einer Senkung der Heiz- und Nebenkosten führt, eine sichere und strategische Geldanlage, die eine Rendite durch eben jene geringeren Betriebskosten erreicht. Die Erneuerung einer Heizungsanlage oder ihre Ergänzung ist also kein verlorenes Kapital, sondern als renditeträchtige Geldanlage in die eigene Immobilie zu betrachten. Mit steigenden Energiepreisen steigen auch die finanziellen Erträge. Selbst die Teil- oder Komplettfinanzierung verursacht sehr oft geringere Kosten als die ehemaligen Heizkosten. Zudem wird der Wert der Immobilie erhalten und gesteigert.

Hilfreich ist die Inanspruchnahme von Förderprogrammen, wenn die Voraussetzungen dafür geschaffen werden können. Zurzeit bietet bereits das sehr niedrige Zinsniveau sehr günstige Voraussetzungen. Gleichzeitig ist die erreichbare Verzinsung des eingesetzten Kapitals durch Energieeinsparungen deutlich größer als die von risikoarmen Geldanlagen. Genaue Beträge sind in individuellen Analysen zu ermitteln. Sehr anschauliche und beispielhafte energetische wirtschaftliche Einsparpotenziale liefert die Brötje-Energiematrix.

Schlussfolgerungen

Im Neubau lässt sich aufgrund der mindestens erforderlichen Bauteilanforderungen (Dämmstandard) der Heizwärmebedarf durch eine hohe Dichtigkeit der Gebäudehülle und die Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung verringern. Die Beheizung sollte bedarfsorientiert mit höchstmöglichen Nutzungsgraden und hohen regenerativen Anteilen erfolgen.

Im Bestand kann die energetische Optimierung der Gebäudehülle ihr Einsparpotenzial nur dann entfalten, wenn auch die Anlagentechnik angepasst wird. Das gilt auch umgekehrt, beispielsweise durch eine Absenkung der Vorlauftemperatur aufgrund verringerter Heizlasten.

Für die zukünftige Entwicklung ist eine weitere Hybridisierung der Systeme (Kombination mehrerer Energieträger) sowie der Austausch fossiler Energieträger anzustreben.

Gasförmige Brennstoffe werden auch mittel- und langfristig eine tragende Rolle bei der Heizwärmeversorgung haben.

Fußnoten

1) Eine vom Bundesbauministerium beauftragte und vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wissenschaftlich begleitete Studie hat im Jahr 2012 festgestellt, dass in Deutschland im Durchschnitt deutlich energieeffizienter gebaut wird, als es nach den Vorgaben der EnEV erforderlich wäre: Über 50 % aller Neubauten haben eine um mindestens 30 % höhere Energieeffizienz als es die Verordnung fordert, über 10 % weisen sogar eine um mindestens 45 % höhere Energieeffizienz auf.  Webcode  380650

Burkhard Maier

ist Leiter Produktmanagement bei der August Brötje GmbH, 26180 Rastede, https://www.broetje.de/

Andreas Hoppe

ist Produktmanager bei der August Brötje GmbH, 26180 Rastede, https://www.broetje.de/

Prof. Dr.-Ing. Thomas Juch

lehrt an der Hochschule Bremerhaven im Studiengang Versorgungstechnik und Anlagenbetriebstechnik, tjuch@hs-bremerhaven.de, https://www.hs-bremerhaven.de/

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