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Fallende Fördermengen treiben Ölpreis

Die Experten der Energy Watch Group sehen aufgrund der aktuellen Entwicklungen der globalen Ölmärkte die Kernaussagen ihrer Erdöl-Studie - eine Datenanalyse zur weltweiten Erdölförderung - bestätigt. Das Überschreiten des weltweiten Ölfördermaximums (Peak Oil) sei die Hauptursache des aktuellen Ölpreisanstiegs. Parallel zu einer heute in Berlin abgehaltenen Pressekonferenz der Energy Watch Group ist der Preis für Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) auf über 132 US-$/barrel gestiegen. Auslöser waren eine Äußerung des OPEC-Präsidenten Abdalla Salem el-Badri, wonach das Kartell seine Fördermenge nicht vor September anheben werde sowie ein unerwarteter Rückgang der US-Vorratsbestände.

Hoffnung auf Spekulationsblase ist vergeblich
„Peak Oil ist jetzt. Die weltweite Ölförderung hat mit großer Wahrscheinlichkeit das Fördermaximum bereits überschritten und wird weiter zurückgehen. Dies ist die Hauptursache des steigenden Ölpreises. Die Hoffnung auf das Platzen einer angeblichen Spekulationsblase ist vergeblich“, erklärt Dr. Werner Zittel, Mitautor der von der Ludwig Bölkow Systemtechnik GmbH verfassten Studie auf der Pressekonferenz. Bis zum Jahr 2030 könnte die weltweite Ölförderung auf die Hälfte zurückgehen. Wegen des zunehmenden Eigenverbrauchs in den wenigen verbleibenden Erdöl exportierenden Staaten, bedeutet dies, dass die auf dem Weltmarkt verfügbaren Ölmengen noch schneller abnehmen werden als die Förderung, so Zittel.

Was Erdöl betrifft, liegt die Zukunft schon hinter uns
Dr. Josef Auer von der als eher konservativ bekannten Deutschen Bank Research: „Wagt man einen längerfristigen Blick auf die Energieversorgung, liegt zumindest was das Erdöl betrifft die Zukunft schon hinter uns. Deshalb ist das Szenario vom Ende der fossilen Kohlenwasserstoffe kein Horrorgemälde pessimistischer Weltuntergangspropheten, sondern eine in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ernst zu nehmende Verknappungsperspektive. Vorausschauende Politiker, Unternehmenslenker und Ökonomen sollten sich jetzt auf diese Zeit vorbereiten, um die Übergänge möglichst effektiv gestalten zu können.“

Energieeinsparung und biogene Substitution
Axel Graf Bülow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Freier Tankstellen, richtet daher einen Appell an die Bundesregierung: „Die Biokraftstoffpolitik der Bundesregierung wird durch die derzeitigen Ölmarktrealitäten immer wieder links und rechts überholt. Es sollten aber schon unter dem Gesichtspunkt der Versorgungsabhängigkeit alle Anstrengungen unternommen werden, Biokraftstoffe nach vorn zu bringen. Investitionen sollten stärker in Energieeinsparung und in nachhaltig produzierte Biokraftstoffe fließen.“

„Subventionen in Brandbeschleuniger“
„Institutionelle Frühwarnsysteme haben versagt, mit drastischen Konsequenzen für die Industrie und Verbraucher. Die IEA und Mineralölkonzerne haben über Jahrzehnte die irreführende Botschaft ausgesendet, dass es auf sehr lange Sicht genügend Öl gäbe, die Preise niedrig blieben und angeblich keine Erdöl-Vermeidungsstrategien nötig seien. Dies hat sich als fataler Irrtum erwiesen. Wichtige Zeit ging verloren, die die Volkswirtschaften zur Vorbereitung auf die Erdölverknappung benötigt hätten“, sagte Hans-Josef Fell MdB, Sprecher für Energie- und Technologiepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Fell: „Wer in der Politik nun die Senkung von Energiesteuern oder Subventionen wie die Erhöhung der Pendlerpauschale vorschlägt, ruft zu Subventionen in Brandbeschleuniger auf, da hier offensichtlich der Brand mit Benzin gelöscht werden soll. Weitaus ökonomischer und auch nachhaltiger wäre es, jetzt den Umstieg auf Erneuerbare Energien zu forcieren.“

Jährlicher Ölpreisanstieg zwischen 30 und 50%
Dr. Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher, schätzt die Preiserhöhungen ab, die einem Förderrückgang folgen. Ein jährlicher Ölpreisanstieg zwischen 30 und 50% müsse aufgrund vorliegender Studien angenommen werden, damit die Nachfrage sich dem abnehmenden Angebot anpasst. „Das wird die sozial Schwachen besonders hart treffen, die heute schon am Existenzrand leben.“ Peters empfiehlt: „Deutschland sollte sich nach dem Vorbild Schwedens möglichst schnell und gezielt von fossilen Brennstoffen verabschieden. Den sozialen Folgen sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Eine minimale Menge an Strom und eine warme Wohnung gehören zum Existenzminimum.“

Die Zeit des billig verfügbaren Erdöls ist vorbei
Verteuert sich Erdöl weiter, geraten die privaten Haushalte und die Staatshaushalte der Importländer unter Druck. Nach den Analysen der Energy Watch Group bieten auch Erdgas, Kohle und Uran keinen sicheren Ausweg (siehe „Im Kontext“), da es sich um endliche Ressourcen handelt, deren Preise in der Vergangenheit schon bei den ersten Verknappungshinweisen stark stiegen. Mit ihrer Analyse entzieht die Energy Watch Group euphorischen Verfügbarkeitsspekulationen den Boden. Das „Prinzip Hoffnung“ konservativer Energie-Player und Teilen des politischen Establishments werde sich nicht erfüllen. Die Zeit des billig verfügbaren Erdöls sei vorbei. ToR

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