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Heizungsaustausch

„Die Preise für eine neue Heizung sind zu hoch“

Bild 1 Irgendwann muss jede Heizung weichen. Doch die Erneuerung oder der Umstieg sind teuer. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale beobachtet seit Jahren die Preisentwicklung und erklärt Hintergründe.

lettas – stock.adobe.com

Bild 1 Irgendwann muss jede Heizung weichen. Doch die Erneuerung oder der Umstieg sind teuer. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale beobachtet seit Jahren die Preisentwicklung und erklärt Hintergründe.

Was kostet aktuell ein Heizungstausch? Dieser Frage geht die Energieberatung der Verbraucherzentrale bereits seit 2021 nach.

Jedes Jahr werden bundesweit die durchschnittlichen Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie kleinere Mehrfamilienhäuser erhoben.

Über die aktuellen Zahlen und die teils drastischen Preissteigerungen der letzten Jahre sprach Tim Geßler aus der Redaktion Wärmewende für TGA+E mit Stefan Materne und Peter Kafke von der Energieberatung der Verbraucherzentrale.

 

Geßler: Herr Materne, Herr Kafke, Sie beobachten seit ­2021 systematisch die Preisentwicklung von Wärmeerzeugern. Was zeigen die aktuellen Zahlen für ­2025?

Materne: Seit wir die Preise erfassen, kannten sie nur eine Richtung: nach oben. Für ­2025 sehen wir so langsam eine Stagnation. Die Preissteigerungen gehen mittlerweile deutlich zurück. Und bei der Gas-Heizung haben wir sogar einen Stillstand. Das könnte daran liegen, dass die Nachfrage hier erheblich zurückgegangen ist. Grundsätzlich halten wir zukünftig auch Preissenkungen für möglich. Die Wärmepumpenhersteller haben stark in Fertigungskapazitäten investiert. Wenn diese irgendwann ausgelastet werden, könnte sich das preisdämpfend auswirken. Aber heute bewegen sich die Preise insgesamt weiterhin auf einem zu hohen Niveau.

Kafke: Ich glaube, dass viele Akteure nach dem Regierungswechsel gehofft haben, die Uhr werde zurückgedreht, das Thema Klimaziele sei erledigt. Diese Hoffnung verblasst allmählich. Die Nachfrage nach fossilen Systemen sinkt, die flankierende Heizungsförderung scheint erst mal stabil zu bleiben – das alles bremst die Preisdynamik etwas aus. Aber es ist eben nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Handwerk, das stark ausgelastet war. Das hat die Preise ebenfalls geprägt.

Geßler: Wenn Sie sich das aktuelle Preisniveau genauer anschauen, gibt es Auffälligkeiten oder Ausreißer?

Materne: Der gesamte Bausektor hat starke Preissteigerungen erlebt, das betrifft nicht nur Heizungen. Anfahrtskosten, Materialpreise, die hohe Auslastung im Handwerk – all das hat zu enormen Ausreißern geführt. Es gab regelrechte Abwehrangebote, also bewusst überteuerte Kostenvoranschläge, um unerwünschte Aufträge abzuwehren. Das hat sich mittlerweile wieder etwas normalisiert und wir haben auch keine Wartezeiten von über einem Jahr mehr.

Kafke: Die Preisbandbreite ist aber teilweise immer noch extrem: Für identische Leistungen wird mancherorts das Dreifache verlangt. Das hat die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz gerade erst für Wärmepumpen untersucht. Insgesamt hatten wir im Heizungsbereich aber flächendeckend starke Preissteigerungen: Keine Heiztechnik, ob fossil oder nicht fossil, ob gefördert oder nicht gefördert, ist verschont geblieben.

Castagnola / vzbv

Stefan Materne (Jahrgang 1977) ist Referent im Projekt Energieberatung der Verbraucherzentralen. In diesem Projekt mit über 1000 Energieberatenden und über 900 Beratungsstellen arbeitet er seit 2007.

Materne ist gelernter Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und studierte anschließend Versorgungstechnik an der Berliner Hochschule für Technik.

Als Dipl.-Ing (FH) war er nach dem Studium planender und bauleitender Ingenieur in einem Planungsbüro. www.vzbv.de

Stefan Materne: „Seit wir die Preise erfassen, kannten sie nur eine Richtung: nach oben“.

Geßler: Die von Ihnen erhobenen Heizungspreise sind bundesweite Durchschnittswerte. Inwieweit kann man sich daran orientieren? Wie groß sind die regionalen Unterschiede?

Kafke: Es gibt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle, wie bei anderen Bauleistungen auch. In Mecklenburg-Vorpommern zahlt man generell weniger als in Bayern oder Baden-Württemberg. Nach unseren Rückmeldungen kann man in Süddeutschland etwa 30 % auf unsere Durchschnittspreise aufschlagen. Das gilt insbesondere für die dort weitverbreiteten Biomasse- und Öl-Heizungen.

Materne: Das hängt natürlich stark mit der regionalen Kaufkraft zusammen. Deshalb passt auch der Durchschnittspreis fast nirgendwo. Aus diesem Grund raten wir dazu, immer mehrere Angebote einzuholen. Wer gut plant, kann unter dem Durchschnitt bleiben. Mit etwas Zeit und Glück ist es sogar möglich, eine Luft/Wasser-Wärmepumpe für 18.000 Euro zu bekommen. Das geht aber nicht, wenn man unter Druck steht, weil die Heizung gerade kaputtgegangen ist.

Geßler: Im Januar 2021, als Sie die Erhebung zum ersten Mal durchgeführt haben, war gerade das erste Jahr der Coronavirus-Pandemie vorbei. Waren das noch die vorher üblichen Marktpreise oder gab es da schon Abweichungen?

Materne: Aus unserer Sicht nein – die Marktpreise, die wir zu Beginn 2021 erfasst haben, entsprachen im Wesentlichen dem Niveau, das vor der Pandemie über Jahre hinweg stabil war. Eine Luft/Wasser-Wärmepumpe lag damals bei rund 20.000 Euro, ein Gas-Brennwertheizkessel bei etwa 10.000 Euro. Diese Werte spiegeln die damalige Marktsituation ziemlich gut wider. Das zeigen auch interne Schätzungen auf Basis unserer Erfahrung und von Rückmeldungen aus der Beratung, die wir bereits ein Jahr zuvor gemacht hatten – eine Art Vorläufer der späteren echten Markterhebung. Die deutlichen Preissprünge kamen also wirklich erst in den Folgejahren.

Bild 2 Entwicklung der Kosten für den Heizungstausch vom Erhebungsanfang (je nach Heiztechnik 2021 oder 2022) bis Mai 2025. Deutlich zu erkennen sind die großen Preissprünge (rot) im Jahr 2022 aufgrund der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine.

JV / Datenquelle: vzbv

Bild 2 Entwicklung der Kosten für den Heizungstausch vom Erhebungsanfang (je nach Heiztechnik 2021 oder 2022) bis Mai 2025. Deutlich zu erkennen sind die großen Preissprünge (rot) im Jahr 2022 aufgrund der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine.

Geßler: Wenn man zum Anfang 2021 zurückblickt: Wie haben sich die Preise seitdem entwickelt? Und was waren die Ursachen?

Kafke: Von Beginn unserer Erhebung bis Ende 2022­­ waren die Preissteigerungsraten besonders hoch. In den folgenden zwei Zeiträumen sind diese dann Jahr für Jahr zurückgegangen – zumindest prozentual. Aber die Preise sind natürlich weiter gestiegen. Insgesamt haben wir aber den Eindruck, dass sich der Markt langsam wieder beruhigt. Der ganz große Druck ist raus, und die extremen Preisausschläge wie ­2022­­ sehen wir heute nicht mehr. Diese Entwicklungen hatten natürlich vielfältige Ursachen.

Da während der Coronavirus-Pandemie zunächst öffentliche Aufträge ausblieben, hatten viele Handwerksbetriebe plötzlich Kapazitäten für private Kunden. Gleichzeitig haben viele Menschen im Homeoffice angefangen, ihre Wohnsituation zu hinterfragen, und in die Haustechnik investiert.

Der entscheidende Wendepunkt kam aber mit dem Krieg in der Ukraine. Der hat nicht nur Unsicherheit erzeugt, sondern auch das Bewusstsein geschärft: Fossile Energien sind politisch und wirtschaftlich riskant. Als dann noch die politischen Signale zur Dekarbonisierung deutlich wurden – Stichwort „Klimaneutralität bis 2045“ –, war klar: Die Wärmewende ist ernst gemeint. Das führte zu einem Nachfrageschub bei klimafreundlichen Heiztechniken – insbesondere bei Wärmepumpen.

vzbv

Dipl.-Phys. Peter Kafke (Jahrgang 1962) ist Projektteamleiter bei der Energieberatung der Verbraucherzentralen.

Nach Stationen in einem Solarprojekt in Großbritannien, als freiberuflicher Energieberater in Hamburg und als Beratungsstellenleiter bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen leitet er seit 2003 die technischen Referate beim Bundesverband in Berlin. www.vzbv.de

Peter Kafke,: „In Süddeutschland kann man etwa 30 % auf unsere Durchschnittspreise aufschlagen.“

Materne: Das sehen wir auch in unseren Zahlen und in den Rückmeldungen aus unseren Beratungen. Viele Menschen wollten plötzlich raus aus Gas und Öl – selbst wenn ihre Anlagen noch relativ neu waren. In den Beratungsprotokollen lesen wir von Fällen, wo zwei Jahre alte Gas-Heizungen freiwillig ersetzt wurden. Das war schon ein krasser Umschwung, vor allem hin zu Wärmepumpen, aber auch zu Biomasse-Heizkesseln.

Und das hat natürlich die Preise getrieben. Der Markt war dadurch überhitzt. Es gab einen Wechseldruck, getrieben durch politische Vorgaben und die gesellschaftliche Erwartung. Gleichzeitig fehlten im Handwerk die Installationskapazitäten. Die Folge waren hohe Preise, teilweise auch überzogen hoch. Einfach weil man sie realisieren konnte. Dazu kommt die Struktur des Vertriebs: Wenn auf jeder Stufe – Hersteller, Großhandel, Handwerk – jemand mitverdienen will, treibt auch das die Preise.

Und später hat der politische Aktionismus viele Hauseigentümer verunsichert. Manche haben dann „doch lieber noch mal“ eine neue Gas-Heizung eingebaut. Wobei es bemerkenswert ist, dass die Preissteigerung nicht nur die Systeme für die Nutzung erneuerbarer Energien betraf: Auch die Erneuerung von Gas- und Öl-Heizkesseln hat sich deutlich verteuert und bei den Preissteigerungen liegen sie nicht weit unter denen der EE-Heizsysteme.

Bild 3 Die großen Verwerfungen der letzten fünf Jahre haben die Preise für Wärmeerzeuger erheblich in die Höhe getrieben. Sie sind seit Januar 2021 im Durchschnitt um 69 % gestiegen.

TG / Datenquelle: vzbv

Bild 3 Die großen Verwerfungen der letzten fünf Jahre haben die Preise für Wärmeerzeuger erheblich in die Höhe getrieben. Sie sind seit Januar 2021 im Durchschnitt um 69 % gestiegen.

Geßler: Wie fällt Ihre Prognose für die kommenden Jahre aus? Könnten die Preise wieder sinken?

Materne: Das ist natürlich ein Blick in die Glaskugel. Die Entwicklung hängt von vielen Faktoren ab, die sich gegenwärtig kaum kalkulieren lassen. Maßgeblich sind sicher die Gesetzgebung und die Förderlandschaft. Da traue ich mir aktuell keine Prognose zu. Klar ist für mich, dass die Wärmepumpe gegenwärtig am Markt zu teuer angeboten wird. Unter stabilen Rahmenbedingungen könnte sich der Absatz hier aber wieder deutlich erhöhen. Dann würden die hohen Stückzahlen auch preisdämpfend wirken. Das gilt ebenfalls, wenn dann noch mehr Handwerker Wärmepumpen installieren. So bestünde zumindest die Hoffnung auf sinkende Preise.

Kafke: Ich bin vorsichtig optimistisch. Die Sondereffekte, die die Preise so stark getrieben haben – Lieferschwierigkeiten, Materialknappheit, Nachfrageüberhang – sind mittlerweile vorbei. Jetzt kann sich der Markt wieder korrigieren und ich glaube, dass sich der Heizungsmarkt in den nächsten Jahren wieder an die allgemeinen Preissteigerungsraten angleichen wird. Falls es also nicht wieder zu unvorhersehbaren Ausnahmesituationen kommt, ist aus meiner Sicht das Schlimmste vorbei.

Geßler: Wie sollten sich Hauseigentümer aktuell verhalten? Welche Empfehlungen geben Sie in Ihren Beratungen?

Kafke: Unser Ansatz ist individuell: Was will der Eigentümer? Wie sind die Gegebenheiten vor Ort? Wir reden nicht von oben herab, sondern beraten auf Augenhöhe. Wenn jemand eine bestimmte Technik partout nicht will, akzeptieren wir das – und schauen dann, was im Rahmen seiner Möglichkeiten sinnvoll ist. Eine Wärmepumpe ist in den meisten Fällen technisch machbar. Das hilft aber nicht, wenn der Kunde sie persönlich ablehnt. Am Ende steht dann eine Liste mit Heiztechnologien, die wir empfehlen.

Materne: Wir machen grundsätzlich eine technologieoffene Beratung. Lediglich Wasserstoff ist für uns keine zukunftsfähige Lösung in den nächsten 10 bis 20 Jahren für den privaten Heizungsmarkt. Wir fragen das Budget ab und zeigen die Optionen auf. Dabei werden die damit verbundenen CO­2-Emissionen dreifach gewichtet. Bei Gas-Heizungen weisen wir zudem auf die Risiken hinsichtlich des steigenden CO­2-Preises und eines möglichen Netzrückbaus hin. Hat der Kunde sich für eine Technologie entschieden, ist die Empfehlung: sich Zeit lassen, Preise vergleichen und ein günstiges Angebot suchen. Gerade wer hier nicht unter Zeitdruck handelt, hat deutlich mehr Spielraum und kann im Zweifelsfall auch auf bessere Angebote warten.

Bild 4 Die absolute Preisentwicklung in Euro in den verschiedenen Erhebungszeiträumen. Der stärkste Zuwachs fand von Januar 2022 bis März 2023 statt. Die Preissteigerung lag hier je nach Wärmeerzeuger zwischen 3000 und 12.000 Euro.

JV / Datenquelle: vzbv

Bild 4 Die absolute Preisentwicklung in Euro in den verschiedenen Erhebungszeiträumen. Der stärkste Zuwachs fand von Januar 2022 bis März 2023 statt. Die Preissteigerung lag hier je nach Wärmeerzeuger zwischen 3000 und 12.000 Euro.

Geßler: Was brauchen Markt und Verbraucher aus Ihrer Sicht jetzt am dringendsten?

Materne: Klare Rahmenbedingungen. Die Unsicherheit rund um das Gebäudeenergiegesetz und die Heizungsförderung lähmt viele. Planungssicherheit für Kommunen, Verbraucher und Handwerker ist essenziell. Wenn allen klar ist, was gilt und wie lange, kann sich der Markt beruhigen. Das würde auch die Preise stabilisieren und vielleicht sogar senken.

Kafke: Die Politik sollte einen langfristigen Fördermechanismus schaffen, der sich an Kennzahlen orientiert – etwa an Marktdurchdringung und Preisentwicklung. Nicht jedes Jahr Geld „reinkippen“, sondern eine verlässliche, zehnjährige Perspektive bieten. Davon würden nicht nur die Verbraucher profitieren, sondern die ganze Heizungsbranche.

Geßler: Herr Kafke, Herr Materne, vielen Dank für das Gespräch.

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Literatur

[1] Geßler, Tim: Heizungswende. Preise für neue Heizungen in 5 Jahren um 70 % gestiegen. Stuttgart: Gentner Verlag, TGA+E 08-2025

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