Der Absatz von Wärmeerzeugern wird erst zu einem Indikator der Wärmewende, wenn man ihn Neubau und Bestand zuordnet und im speziellen den Lagerbestand berücksichtigt.
Der Absatz wasserführender Heizkessel für Gas, Öl, Holz und Holzpellets sowie Wärmepumpen wird hierzulande penibel erfasst und je nach Ergebnis und Blickwinkel gefeiert, bedauert, belächelt und zum Beleg für Erfolg und Misserfolg für ganz unterschiedliche Dinge erklärt. Oft treffen die Headlines nicht zu, weil der Absatz mit dem Einbau und der endkundenseitige Nachfrage gleichgesetzt werden.
Tatsächlich kennzeichnet der Absatz eher das Verlassen des Werksgeländes und eilt dem Einbau voraus. Zwischen beiden Ereignissen können Stunden, Tage, Wochen oder Monate und für einen Teil der im Jahr 2023 abgesetzten Wärmepumpen aufgrund nicht eingetretener Prognosen auch mehr als ein Jahr liegen. Auch saisonale Effekte beeinflussen den Absatz voraus- oder nacheilend, sodass eine kurzfristige Veränderung beim Absatz nicht zwangsläufig schon eine veränderte Endkundennachfrage signalisiert.
Ein Vergleich über jeweils 3 Jahre
Bei der Betrachtung längerer und „geschlossener“ Zeiträume liegen Absatz und Einbau jedoch dicht beieinander. Die verkürzte Legislatur der Ampel-Koalition war heizungstechnisch mit Energiekrise, GEG-Novelle und Wärmepumpenziel „ereignisreich“ und wird oft negativ oder als erfolglos abgestempelt. Doch welches Bild zeichnet ein Vergleich der Zeiträume 2022 bis 2024 (Z24) und 2019 bis 2021 (Z21)?
Abgesetzte Wärmeerzeuger kommen im Neubau oder im Bestand zum Einsatz. In welcher Art genau ist unbekannt. Sie können eine Wohnung, ein Gebäude oder einen ganzen Block alleine oder gemeinsam mit anderen Wärmeerzeugern als Kaskaden- oder Hybrid-System mit Wärme versorgen, sie können im Bestand vorhandene Lösungen erneuern, austauschen oder erweitern, zentralisieren oder dezentralisieren.
Die Statistik über Baufertigstellungen neu errichteter Gebäude ermöglicht eine Abschätzung, wie viele Wärmeerzeuger im Neubau zum Einsatz kommen. Hier wurde dazu jedem Gebäude auf Basis der primären und der sekundären Energieart / dem Heizsystem genau ein Wärmeerzeuger zugeordnet.
Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten ist dies mit Unsicherheiten verbunden, durch den hohen Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern ohne sekundären Wärmeerzeuger (außer Solarthermie) ist sie jedoch als gering und im Zeitverlauf ähnlich einzustufen. Um den Einbau und die Baufertigstellung besser in Einklang zu bringen, werden jedem Kalenderjahr 25 % der Baufertigstellungs-Wärmeerzeuger dem nachfolgenden Kalenderjahr zugeschrieben. Dadurch werden Änderungen bei der Beheizungsstruktur und der Fertigstellungen besser abgebildet.

JV
Für die beiden 3-Jahreszeiträume ergib sich dann:
● In Z21 wurden 1,863 Mio. Gas-Heizkessel abgesetzt und haben im Bestand über den Neubau einen Zubau von 0,149 Mio. Gas-Heizkesseln bewirkt. 1,714 Mio. Gas-Heizkessel aus dem Absatz sind in bestehende Gebäude eingebaut worden.
● In Z24 wurden mit 1,799 Mio. etwas weniger Gas-Heizkessel abgesetzt und den Zubau im Bestand über den Neubau war mit 0,081 Mio. Gas-Heizkesseln kleiner. 1,718 Mio. Gas-Heizkessel aus dem Absatz wurden in bestehende Gebäude eingebaut, das entspricht der Zuordnung für Z21.
● Bei Öl-Heizkesseln ist der Einbau in neue Gebäude mit 3400 (Z21) und 1660 Geräten vernachlässigbar. In Z21 wurden 0,138 Mio. Öl-Heizkessel in bestehende Gebäude eingebaut, in Z24 waren es 0,252 Mio. Öl-Heizkessel. Sie dürften überwiegend sehr alte Öl-Heizkessel ersetzt und den Nutzungsgrad verbessert haben. Ob zeitgleich eine Kombination mit Solarthermie oder eine Wärmepumpe erfolgte, kann hier nicht geklärt werden.
● In Z21 sind von 0,361 Mio. abgesetzten Heizungs-Wärmepumpen 0,160 Mio. Geräte dem Neubau und 0,202 Mio. Geräte dem Bestand zuzuordnen. Der größere Teil dürfte eine teilweise oder vollständige Verdrängung von Gas- und Öl-Heizungen bewirkt haben. Die Erneuerung von Wärmepumpen liegt noch auf einem sehr geringen Niveau und wird eher von Reklamationsfällen geprägt.
● In Z24 sind von 0,760 Mio. abgesetzten Heizungs-Wärmepumpen (der Absatz wurde zur Berücksichtigung veränderter Lagerstände um 25.000 nach unten korrigiert) 0,188 Mio. Geräte dem Neubau und 0,573 Mio. Geräte dem Bestand zuzuordnen. Die Verdrängung von Gas- und Öl-Heizungen war damit in Z24 etwa 2,8-Mal höher als in Z21, aber im 3-Jahresmittelwert noch auf geringem Niveau.
● Bei Holz- und Holzpellet-Heizkesseln war der Einbau in neue Gebäude mit 14.700 und 12.300 Geräten rückläufig. In Z21 wurden 0,138 Mio. Holz- und Holzpellet-Heizkesseln in bestehende Gebäude eingebaut, in Z24 waren es 0,150 Mio. Holz- und Holzpellet-Heizkesseln. Oft handelt es sich dabei um Ersatz-Installationen.
Bewertung und Einordnung
Die absoluten Zahlen unterliegen zwar den erläuterten Ungenauigkeiten, es sind aber zwei Entwicklungen erkennbar: Der Zubau an Gas-Heizungen über den Neubau nimmt ab, sodass für den Gebäudesektor hierdurch geringere neue CO2-Emissionen entstehen. Der steigende Absatz bei Wärmepumpen entfaltet seine Wirkung überwiegend im Bestand und ist der wesentlich Faktor zur heiztechnikbedingten Senkung der CO2-Emissionen im Gebäudesektor.
Nimmt man den dem Bestand zugeordneten Anteil vom Wärmeerzeugerabsatz, ergibt sich für den Zeitraum 2019 bis 2021 ein Wärmepumpen-Anteil von 9,2 % und für den Zeitraum 2022 bis 2024 von 21,2 %. Dabei wurde der Absatz bei Wärmepumpen um 25.000 Geräte nach unten korrigiert.
Betrachtet man nur das Jahr 2024 würde sich ohne Korrekturen ein Wärmepumpen-Anteil von 21,3 % ergeben. Dieser dürfte jedoch deutlich zu niedrig sein. Um die Einbautätigkeit besser abzubilden, muss ein Teil vom Wärmepumpenabsatz aus dem Jahr 2023 in das Jahr 2024 verschoben werden. Aussagen aus dem Markt, die jährlichen ZVEH-Sonderumfragen und die Befragung von Heizungshandwerkern durch Querschiesser deuten darauf hin, dass im Jahr 2024 mehr Wärmepumpen-Heizungen als im Jahr 2023 betriebsfertig installiert worden sind.
Da der Start ins Jahr 2023 aufgrund von Lieferengpässen mit einem minimalen Lagerbestand erfolgte ergibt sich ein stimmiges Bild, wenn man 70.000 (siehe Info-Kasten) im Jahr 2023 abgesetzte Wärmepumpen dem Jahr 2024 zuordnet. Der Wärmepumpen-Anteil beim Einbau von wasserführenden Wärmeerzeugern in bestehende Gebäude beträgt für das Jahr 2024 dann 29,0 %. ■
Quellen: BDH; Statistisches Bundesamt; eigene Berechnungen / Jochen Vorländer
Anmerkung: Verschiebt man nur 35.000 Wärmepumpen von 2023 ins Jahr 2024, ergibt sich für 2024 ein Wärmepumpen-Anteil für Maßnahmen im Bestand von 25,2 %. Damit dann der korrigierte Absatz und die Aussagen im Markt „2024 etwas mehr als 2023 Wärmepumpen eingebaut“ rechnerisch zusammenpassen, hätten Ende 2024 etwa 94.000 Wärmepumpen in den Regalen der Branchenakteur liegen müssen. Zudem wären dann im Jahr 2023 weniger Wärmepumpen als 2022 eingebaut worden. Die beiden sich aus der Bilanz ergebenden Situationen können als gesichert nicht zutreffend eingestuft werden. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass 2024 der Wärmepumpen-Anteil (im Rahmen der für den Neubau getroffenen Annahmen) über 25,2 % gelegen haben muss.
Der Artikel gehört zur TGA+E-Themenseite TGA-Marktdaten
Im Kontext:
2021 bis 2023: Bestand an Öl- und Gas-Heizkesseln gesunken
2024: Wärmepumpen heizen 69,4 % der neuen Wohngebäude
Wärmepumpenstrom ist günstiger als „der“ Strompreis
Nur ein Mythos: „Die Erneuerung der Gas-Heizung spart Geld“
Absatz von Wärmeerzeugern in Deutschland 2000 bis 2024