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Energiemanagement

Ökostromspitzen für E-Autos und Wärmepumpen nutzen

Wärmepumpen können so gesteuert werden, dass sie Strom vorausschauend nutzen, wenn er besonders grün und günstig ist.

Green Planet Energy / Christine Lutz

Wärmepumpen können so gesteuert werden, dass sie Strom vorausschauend nutzen, wenn er besonders grün und günstig ist.

Wärmepumpen und Elektroautos können erheblich dazu beitragen, Ökostrom besser zu nutzen. Dazu müssen sie gezielt so gesteuert werden, dass sie Strom genau dann verwenden bzw. speichern, wenn dieser grün ist. So werden die Einspeisespitzen von Photovoltaik in den Mittagsstunden deutlich reduziert, die Netze entlastet und die Kosten gesenkt.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Eine Studie im Auftrag von Green Planet Energy zeigt die Effekte von Wärmepumpen und Elektroautos auf den Strompreis, die CO2-Emissionen und die Nutzung erneuerbarer Energien.
■ Reagieren Wärmepumpen und E-Autos auf Preissignale, verlagern sie ihren Verbrauch von den Morgen- und Abendstunden in den Mittagszeitraum. Dadurch werden die Preisspitzen am Morgen und Abend gedämpft, während die zunehmend oft sehr niedrigen Preise am Mittag leicht steigen.
■ Um die Vorteile eines marktorientierten Verhaltens haushaltsnaher Flexibilitäten voll auszuschöpfen, ist es wichtig, die Strom- und Netznutzungstarife weiter zu dynamisieren.
 

Eine Studie [1] des Beratungsunternehmens enervis zeigt: Wenn Wärmepumpen und E-Autos ihren Leistungsbezug an die aktuelle Ökostromverfügbarkeit anpassen, sinken Kosten und CO2-Ausstoß. Der Energiebezug verlagert sich dann von den klassischen Stoßzeiten morgens und abends in die Mittagsstunden mit hohem Solarertrag. Die Nutzer müssen durch das Energiemanagement keine Nachteile befürchten:

Intelligente Steuerungen sorgen dafür, dass die Wärmepumpen beispielsweise Pufferspeicher oder auch die Gebäudemasse vorheizen, sodass kein Defizit an Wärme bzw. Thermischer Behaglichkeit auftritt. Das teilweise Vorziehen der Wärmeerzeugung kann sich bei Luft/Wasser-Wärmepumpen zudem positiv auf die Effizienz auswirken, da ein hoher Solarertrag eine gute Übereinstimmung mit der höchsten Außenlufttemperatur hat. Für das „angestöpselte“ E-Auto wird einfach angegeben, wann es geladen sein soll.

Konkret belegt die Studie, dass sich die Anzahl der Stunden mit negativen Strompreisen deutlich verringert – im Durchschnitt um 110 h/a. Das macht Wind- und Solaranlagen rentabler, die marktbedingte Abschaltung von Stromerzeugung wird um 6 TWh/a reduziert und der Einsatz konventioneller Kraftwerke sinkt. Bis 2035 können dadurch laut der Studie insgesamt 8 Mio. t an CO2-Emissionen eingespart werden. Außerdem sorgt der optimierte Betrieb der Wärmepumpen und E-Autos dafür, dass Strom günstiger wird: Der jahresdurchschnittliche Börsenstrompreis würde um rund 4 Euro/MWh sinken. Durchgereicht an Haushaltskunden würde dies den Strompreis um 0,476 Ct/kWh (brutto) verringern.

Carolin Dähling, Leiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy: „Wir müssen jetzt die Voraussetzung schaffen, damit die Millionen Wärmepumpen und E-Autos, die in den nächsten Jahren dazukommen, unser Stromsystem entlasten können. Anstatt neue Erdgaskraftwerke im großen Stil zu subventionieren und damit den Strompreis zu erhöhen, senkt mehr Flexibilität die Kosten.“

Smart-Meter-Rollout beschleunigen

Voraussetzung dafür sind intelligente Zähler (Smart Meter). Doch genau hier gibt es in Deutschland erhebliche Defizite. 2025 startete zwar der verpflichtende Smart-Meter-Rollout für Verbraucher mit Wärmepumpen und Elektroautos, doch der Ausbau hinkt deutlich hinterher.

„Wenn wir die Digitalisierung der Energiewende weiter verschlafen, liegt dieses Potenzial brach. Die neue Bundesregierung muss den Smart-Meter-Rollout priorisieren und die rund 900 Messstellenbetreiber in Deutschland stärker in die Pflicht nehmen“, fordert Carolin Dähling. „Anstatt die Ausbauziele für Wärmepumpen und Elektromobilität abzuschwächen, brauchen wir außerdem mehr Tempo bei der Wärme- und Verkehrswende, um die Klimaziele zu erreichen. Gerade in Kombination mit dynamischen Stromtarifen bestehen erhebliche Sparpotenziale – für die Verbraucher und für den Staat.“

Die Flexibilisierung des Verbrauchs durch einen marktdienliche Einsatz von Wärmepumpen und Elektro-Fahrzeugen hat unterschiedliche Auswirkungen auf die Marktteilnehmer: Während Photovoltaik-Anlagen profitieren, verringert sich das Erlöspotential von Windenergieanlagen und Batteriespeichern. Die negativen Auswirkungen auf Windenergieanlagen resultieren hauptsächlich daraus, dass in der Studie nur eine untertägige Verbrauchsverschiebung betrachtet wurde. Eine Einbeziehung langfristiger Verbrauchsverschiebungen (beispielsweise durch die Industrie oder die Wasserstoffelektrolyse) kann sich positiv auf Windenergieanlagen auswirken.

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Literatur

[1] Höfer, Tim; Vogel, Daniel: Einsatz von Wärmepumpen und E-Fahrzeugen: Analyse der energiewirtschaftlichen Vorteile. Berlin: Studie der enervis energy advisors GmbH im Auftrag von Green Planet Energy eG, April 2025

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