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DIN 1986-100

Notentwässerung von Flachdächern: ein unbedingtes Muss

Bild 1 Notentwässerungen schützen Flachdächer bei Verstopfungen in der Hauptentwässerung und bei der Überlastung durch einen Jahrhundertregen.

Geberit

Bild 1 Notentwässerungen schützen Flachdächer bei Verstopfungen in der Hauptentwässerung und bei der Überlastung durch einen Jahrhundertregen.

Die Häufungen von Starkregen-Ereignissen und die daraus resultierende erhöhte statische Belastung für Flachdachkonstruktionen machen Notentwässerungen und die separate Ableitung des Niederschlagwassers auf eine schadlos überführbare Fläche auf dem Grundstück notwendig. Die wichtigsten Anforderungen legt DIN 1986-100 fest.

Der Artikel kompakt zusammengefasst
■ Nach DIN 1986-100 muss jede Dachfläche über eine Notentwässerung verfügen, sofern sie nicht planmäßig zur Regenrückhaltung eingesetzt wird und dafür ein statischer Nachweis erbracht ist.
■ Da es in der Vergangenheit andere Regelungen gab und auch die anzusetzende Regenspende mehrfach angepasst wurde, ist bei einer Sanierung von Dachflächen eine sorgfältige Prüfung der Leistungsfähigkeit der Primärentwässerung sowie der Notentwässerung nach den aktuellen Anforderungen erforderlich.
 

In der Vergangenheit benötigten nur Flachdächer und innen liegende Rinnen eine Notentwässerung. Nach DIN 1986-100 [1] muss heute aber jede Dachfläche über eine Notentwässerung verfügen. Ausgenommen von dieser Vorschrift sind lediglich Dächer, die planmäßig zur Regenrückhaltung eingesetzt werden. Diese benötigen aber einen statischen Nachweis darüber, dass sie den auftretenden Lasten durch einen Jahrhundertregen standhalten. In der Regel sind dies Dächer aus Beton. Nur in diesem Fall kann auf eine Notentwässerung verzichtet werden.

Bei Flachdächern in Leichtbauweise muss dagegen jeder Tiefpunkt über eine Notentwässerung verfügen, damit bei einer Verstopfung der planmäßigen Entwässerung oder bei einem Starkregen die zulässige Dachlast nicht durch sich sammelndes Niederschlagswasser überschritten wird. Die Notentwässerung kann durch eine ausreichende Öffnung in der Attika oder über ein separates Leitungssystem erfolgen. Sowohl die Größe der Öffnung als auch die separate Notentwässerung müssen errechnet werden.

Notentwässerung immer separat

Die Notentwässerung darf nach DIN 1986-100 nicht über das öffentliche Kanalnetz erfolgen. Anfallende Wassermengen müssen auf eine „schadlos überführbare Fläche“ auf dem Grundstück abgeleitet werden. Diesem Punkt muss große Beachtung geschenkt werden, da nur so erkannt werden kann, ob die Hauptentwässerung unterbrochen ist, beispielsweise durch eine Verstopfung in der Grundleitung. Die Notentwässerung führt das Niederschlagswasser nur im Falle eines Starkregen-Ereignisses ab oder falls die Hauptleitung nicht richtig ableitet.

Bild 2 Der modulare Pluvia-Dachwassereinlauf erlaubt die Entwässerung vielfältiger Dachkonstruktionen. Mit dem Notüberlauf-Set (rechts) wird er für die Funktion

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Bild 2 Der modulare Pluvia-Dachwassereinlauf erlaubt die Entwässerung vielfältiger Dachkonstruktionen. Mit dem Notüberlauf-Set (rechts) wird er für die Funktion "Notentwässerung über das Unterdruck-Dachentwässerungssystem Pluvia" umgerüstet.

Das über die Notentwässerung abgeleitete Niederschlagswasser darf dabei nicht auf andere Dachflächen oder Dachterrassen geführt werden (Kaskadenentwässerung). Zudem müssen die Notüberläufe so angeordnet sein, dass die zulässige maximale statische Belastung der Dachfläche bei Überflutung nicht überschritten wird. Von Notüberläufen als freien Auslauf durch die Attika verursachte Beschädigungen oder eine Durchfeuchtung der Fassade gelten dabei als hinnehmbar. Wer dies vermeiden möchte, muss auf ein Notentwässerungssystem mit separater Ableitung setzen.

Notentwässerung bei Sanierung

Bei einer geplanten Sanierung einer Dachfläche muss als erstes die Regenspende nach Kostra-DWD-2010R [2] berechnet werden. Als nächstes muss das Ablaufvermögen der bestehenden Leitung überprüft und mit der berechneten Regenspende abgeglichen werden. Weicht die berechnete Regenspende von der alten Regenspende ab, muss das Leitungssystem angepasst werden.

Bild 3 Das flexible Pluvia-Befestigungssystem kommt mit einer geringen Anzahl an Befestigungspunkten aus.

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Bild 3 Das flexible Pluvia-Befestigungssystem kommt mit einer geringen Anzahl an Befestigungspunkten aus.
Bild 4 12-l-Pluvia-System: Durch den Dachwassereinlauf wird das Niederschlagswasser bis zu einer Wasserstandhöhe von max. 55 mm über das Primär-Entwässerungssystem abtransportiert. Bei einer Wasserstandhöhe über 55 mm tritt der separate Notüberlauf in Aktion. Dann erreichen Primär- und Notüberlaufsystem zusammen ihre Höchstleistung von bis zu 24 l/s bei einer Stauhöhe von 80 mm. Analog dazu wird beim 25-l-Pluvia-System Niederschlagswasser bis zu einer Wasserstandhöhe von max. 65 mm über das Primär-Entwässerungssystem abtransportiert, dann tritt der separate Notüberlauf in Aktion; Primär- und Notüberlaufsystem erreichen ihre Höchstleistung von bis zu 50 l/s bei einer Stauhöhe von 95 mm.

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Bild 4 12-l-Pluvia-System: Durch den Dachwassereinlauf wird das Niederschlagswasser bis zu einer Wasserstandhöhe von max. 55 mm über das Primär-Entwässerungssystem abtransportiert. Bei einer Wasserstandhöhe über 55 mm tritt der separate Notüberlauf in Aktion. Dann erreichen Primär- und Notüberlaufsystem zusammen ihre Höchstleistung von bis zu 24 l/s bei einer Stauhöhe von 80 mm. Analog dazu wird beim 25-l-Pluvia-System Niederschlagswasser bis zu einer Wasserstandhöhe von max. 65 mm über das Primär-Entwässerungssystem abtransportiert, dann tritt der separate Notüberlauf in Aktion; Primär- und Notüberlaufsystem erreichen ihre Höchstleistung von bis zu 50 l/s bei einer Stauhöhe von 95 mm.

Die anzusetzende Regenspende hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach geändert. In der Vergangenheit wurden als pauschale Werte zunächst 150 l/(s ∙ ha) später 300 l/(s ∙ ha) angenommen. Seit 2002 wurde die Regenspende nach Kostra-DWD-2000 und seit 2016 wird die Regenspende nach KOSTRA-DWD-2010R festgelegt. Des Weiteren muss geprüft werden, ob eine Notentwässerung vorhanden ist und wie diese ausgelegt worden ist. Eventuell muss auch hier das bestehende Leitungssystem angepasst werden. Ist schon eine Notentwässerung vorhanden, muss die Leitungsführung darauf geprüft werden, ob diese an das örtliche Abwassernetz angeschlossen ist, was nicht mehr zugelassen ist.

War bis dato keine Notentwässerung vorgesehen, muss dies nun nach DIN 1986-100 zwingend eingeplant werden. Vorhandene Einlaufkörper müssen, sollten sie weitergeführt werden, auf einen ordnungsgemäßen Zustand hin kontrolliert werden. Wichtig ist dabei die Anbindung der Abläufe zur Dachhaut. Dabei darf die Statik der Dachfläche zu keinem Zeitpunkt der Sanierung außer Acht gelassen werden. Durch zusätzliche Dämmung, größer dimensionierte oder neu gelegte Leitungen können größere Lasten als zuvor auf das Dach einwirken. Ebenfalls darf die Schneelast nicht vernachlässigt werden. Zudem muss bei der Modernisierung überprüft werden, ob die vorhandene Grundleitung die anfallenden Wassermengen abführen kann.

Unterdruck-Dachentwässerung

Bei dem Unterdruck-Dachentwässerungssystem Pluvia (Geberit, www.geberit.de/pluvia) erfolgt die Notentwässerung durch ein separates Leitungssystem. Geberit Pluvia besitzt ein eigens entwickeltes Notüberlauf-Set, mit dem ein herkömmlicher Pluvia-Einlauf zu einem Notüberlauf umgerüstet werden kann (Bild 2). Der Aufwand einer erhöhten Montage der Noteinläufe entfällt damit vollständig.

Durch den Einsatz des Notüberlauf-Sets muss sich das Niederschlagswasser auf dem Dach, je nach System (12 l oder 25 l) zwischen 55 mm und 65 mm hoch anstauen, bis der Notüberlauf in Betrieb geht. Dann sorgt die Pluvia-Notentwässerung zusammen mit dem Hauptentwässerungssystem für eine Ablaufleistung von bis zu 24 l/s in Verbindung mit dem 12-l-System, alternativ von bis zu 50 l/s mit dem 25-l-System (Bild 4).

Sowohl die Hauptentwässerung als auch die Notentwässerung werden beim Einsatz des Dachentwässerungssystems Pluvia als kostenlose Dienstleistung von Geberit dimensioniert. Der Kunde bekommt die Isometrien der Leitungsführung, die Hydraulikliste und einen Materialauszug mit geschätzten Montagezeiten. Die Berechnung durch den Hersteller hat Tradition: Von Anfang an wurden die Pluvia-Anlagen als Dienstleistung von Geberit gerechnet, seit 1988 bietet der Sanitärhersteller eine eigene Softwarelösung und hat damit mehr als 34 Jahre Erfahrung in diesem Bereich.

Erfahrungen mit der Unterdruck-Dachentwässerung gibt es bei Geberit schon seit 1981. Darauf basierend bietet Pluvia für alle Bausituationen auf dem Flachdach die passende Lösung. Die drei Systemkomponenten Pluvia-Dachwassereinlauf, Entwässerungssystem Geberit PE und das Pluvia-Befestigungssystem (Bild 3) haben in der Praxis überzeugende Montagevorteile gegenüber einer konventionellen Dachentwässerung.

Mit der Unterdruck-Dachentwässerung lassen sich Kalt- und Warmdächer sowie Umkehrdächer und unterschiedlich begrünte Dachflächen entwässern: Pluvia bietet die doppelte Ablaufmenge an Niederschlagswasser bei halbierten Rohrdurchmessern und reduziert die Anzahl der Fall- und Grundleitungen. Das System ermöglicht so wesentlich mehr Freiraum bei der Planung von Halle und Dach, bei der Nutzung des Raums und bei der Abstimmung unter den Gewerken (Bild 5).

Bild 5 Nach DIN 1986-100 muss jede Dachfläche über eine Notentwässerung verfügen. Bei dem Unterdruck-Dachentwässerungssystem Geberit Pluvia erfolgt die Notentwässerung über ein separates Leitungssystem.

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Bild 5 Nach DIN 1986-100 muss jede Dachfläche über eine Notentwässerung verfügen. Bei dem Unterdruck-Dachentwässerungssystem Geberit Pluvia erfolgt die Notentwässerung über ein separates Leitungssystem.

Entwässerung von Dachflächen

Bei der Installation ist zu beachten, dass nach DIN 1986-100 der maximale Abstand der Ablaufkörper 20 m nicht überschreiten darf, wenn alle Abläufe in einem linearen Tiefpunkt liegen. Der Abstand zur Attika bzw. zur Fassade darf maximal 10 m betragen. Bei größeren Höhenunterschieden in der Dachfläche sind entsprechend kleinere Abstände zu wählen.

Entstehen aufgrund der Dachkonstruktion – beispielsweise wegen großer Trägerabstände – mehrere Tiefpunkte, sind an jedem Tiefpunkt ein Haupt- und Notüberlauf vorzusehen. Dächer mit unterschiedlichen Höhen größer 1 m dürfen nicht in eine gemeinsame Fallleitung abgeleitet werden. Das gleiche gilt für Dachflächen mit unterschiedlichen Abflussbeiwerten.

Die Unterdruck-Dachwassereinläufe des Pluvia-Systems werden direkt unter dem Dach mit einer Sammelleitung ohne Gefälle zusammengeführt. Große Dachflächen mit bis zu 5000 m2 können somit über eine einzige Fallleitung mit der doppelten Ablaufmenge an Niederschlagswasser bei halbierten Rohrdurchmessern entwässert werden. Die Flachdach-Planung wird dadurch einfacher und die Bauzeit reduziert. Kostenintensive Grundleitungen entfallen und die gestalterischen Möglichkeiten des Architekten und die Nutzung des Gebäudes werden um ein Vielfaches erhöht.

Fachberichte mit ähnlichen Themen bündelt das TGA+E-Dossier Entwässerung

Literatur

[1] DIN 1986-100 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke – Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 752 und DIN EN 12056. Berlin: Beuth Verlag, Dezember 2016

[2] KOSTRA-DWD-2010R: Koordinierte Starkniederschlags-Regionalisierungs-Auswertungen (Basiszeitraum 1951 bis 2010). Weitere Informationen: www.dwd.de/kostra

Johannes Demischew
ist Produktmanager Rohrleitungssysteme bei der Geberit Vertriebs GmbH in 88630 Pfullendorf, www.geberit.de

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